Das „Augsburger Hohe Friedensfest“ wird seit 1650 alljährlich am 8. August begangen, es erinnert an die langen konfessionellen Konfliktezwischen Protestanten und Katholiken in der Stadt.
Im Verlaufe der Reformation wurde eine Mehrheit der Bürger der freien Reichsstadt Augsburg protestantisch. Auf dem Reichstag in Augsburg 1530 wurde dort die lutherische „Confessio Augustana“, das Augsburger Bekenntnis proklamiert. 1536 schloss sich Augsburg dem protestantischen Schmalkaldischen Bund an. Durch dessen Niederlage im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 wurden die Protestanten auch in Augsburg geschwächt, so dass sich die Stadt 1548 zur „Paritätischen Reichsstadt“ erklärte: Die Stadtverwaltung etc. wurde paritätisch von Protestanten und Katholiken durchgeführt. 1555 wurde dann auf dem Reichstag der Augsburger Reichs- und Religionsfrieden verabschiedet, der eine friedliche und dauerhafte Koexistenz beider Konfessionen im Reich gesetzlich vorschrieb.
Im Gefolge der anfänglichen katholischen Erfolge im Dreißigjährigen Krieg ging die Gleichberechtigung der Konfessionen auch in Augsburg wieder verloren. Am 6. März 1629 erließ Kaiser Ferdinand II. (ohne Einverständnis der evangelischen Reichsstände) das Restitutionsedikt, das den geistlichen Besitz im Reich wieder auf den Stand von1552, vor dem Augsburger Religionsfrieden bringen sollte.
In der Stadt Augsburg wurden deshalb am 8. August 1629 alle 14 evangelischen Prediger entlassen, bald darauf wurden die evangelischen Kirchen geschlossen bzw. sogar abgerissen. Die evangelischen Gläubigen wurde die Ausübung ihres Glaubens untersagt, sie mußten in der Folge Jahre lang ihre Gottesdienste im Freien abhalten.
Unterbrochen wurde diese Zeit des Ausübungsverbot des lutherischen Bekenntnisses allerdings 1632 durch die Einnahme der Reichsstadt Augsburg durch die protestantischen Truppen des schwedische Königs Gustav Adolf II. (1594 – 1632). Der König ließ sich einerseits von der Augsburger Bürgerschaft die Treue schwören und veranlasste andererseits die Ablösung der katholischen Ratsmitglieder und städtischen Bediensteten. Ersetzt wurden sie durch Protestanten. Augsburg blieb bis zum März 1635 schwedisch besetzt.
Erst mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde die Gleichstellung von Evangelischer und Katholischer Kirche in Augsburg gesetzlich wiederhergestellt, die schon im Augsburger Religionsfrieden 1555 festgeschriebene Parität wurde bestätigt. Die Protestanten erhielten Kirchen zurück: St. Anna und Zu den Barfüßern wurden protestantisch, St. Moritz sowie St. Ulrich und Afra blieben katholisch.
Zwei Jahre später, am 8. August 1650, dem Jahrestag der Unterdrückung von 1629, feierten die Protestanten Augsburgs zum erstmals in allen ihren städtischen Kirchen mit Dank- und Friedensgebeten ihre Gleichstellung sowie die Erhaltung ihres Glaubens. Seither wird das „Hohe Friedensfest“ alljährlich am 8. August in Augsburg gefeiert.
Seit 1651 entwickelte sich der Brauch, den protestantischen Augsburger Schuljugend zum Friedensfest Kupferstiche mit Bildern und Texten, genannt „Friedensgemälde“ zu übereignen. Zum Teil waren es Gebete, Predigten, Erzählungen aus der Bibel, der Kirchengeschichte etc., die durch Abbildungen illustriert wurden. Oft waren die Texte polemisch und antikatholisch, sie stammten von den evangelischen Pfarreien der Stadt. Es gibt auch eine Reihe von katholischen Predigtrepliken auf diese sog. Friedensgemälde. Die Tradition wurde bis 1789 fortgesetzt, die erhalten gebliebenen 138 Kupferstiche sind wichtige konfessionshistorische Dokumente.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wird das Augsburger Friedensfest abgeschafft.
1950 wurde das Augsburger „Hohe Friedensfest“ durch das Bayerisches Feiertagsgesetz (Art. 1 Abs. 2) im Stadtkreis Augsburg gesetzlicher Feiertag Erst seit 1984 feiert auch die katholische Kirche Augsburgs das Friedenstag mit.
In den 70-er Jahren des 20. Jhdts. wurde die Tradition des „Friedensbildes" modifiziert wieder aufgenommen: Eine ökomenisch zusammengestellte Jury wählt alljährlich ein Kinderbild zum offiziellen Friedensbild (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Augsburger_Hohes_Friedensfest)
Seit 1985 verleiht die Stadt Augsburg alle drei Jahre den Augsburger Friedenspreis. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Michail Gorbatschow, Richard von Weizsäcker, der koptische Papst Schenuda III. von Alexandrien, und Christian Führer (von der Leipziger Nikolai-Kirche).
Zum Gedenken an „450 Jahre Augsburger Religionsfrieden" gab die Deutsche Post 2005 eine Sonderbriefmarke zu 55 Euro-Cent [1] heraus, die einen Jubel- oder Friedensengel von der Kanzel der evangelischen St. Anna-Kirche in Augsburg zeigt. Die aus Eichenholz geschnitzte Kanzel der Kirche schuf Heinrich Eichler d. Ä. (1637 – 1719) 1682/83. Bekrönt ist die Kanzel von Sankt Anna von einem Friedensengel, der an das Ende des Dreißigjährigen Krieges und die erneute Gleichberechtigung der protestantischen Christen in der Stadt erinnertn sollte.
Der Engel hält in der Linken einen besiegelten Vertrag in der Hand, es soll jedoch das Buch mit Sieben Siegeln aus der Offenbarung dastellen. Der Engel bläst die Posaune und hat zudem einen Palmzweig, als Symbol des Friedens in der rechten Hand.
Abb. einfügen….
(unveränderlich, immer am 8. August nach dem Gregorianischen Kalender; der Tag ist der weltweit einzige gesetzliche Feiertag, der sich nur auf ein Stadtgebiet bezieht)
[1] Die Marke wurde von dem Grafiker Paul Effert entworfen und mit einer Auflage von 10 Millionen Stück gedruckt.