Burggrafenfest in Loket / Elbogen (CZ)
Im 15. Jhdt. fanden Bauern auf ihren Feldern bei Loket / Elbogen (in Nord-Böhmen, westlich von Karlovy Vary / Karlsbad im Tal der Ohře/Eger gelegen) einen Meteoriten, den sie ins Rathaus brachten. „Auf dem hiesigen Rathause wird ein Klumpen in der Größe eines Pferdekopfes aufbewahrt, den man hier Orts insgemein den verwünschten Burggrafen nennet, wozu vielleicht die allzugroße Strenge eines ehemaligen Burggrafen zu Ellbogen den Anlaß gegeben haben mag. Er ist schwarz und klinget wie Metall. Einige wollen ihm sogar eine Zauberkraft beylegen, daß er zu gewisser Zeit leichter, zu anderer wieder schwerer wäre, und sich weder durch den Hammer noch durch das Feuer treiben lasse" (Jaroslaus Schaller, 1785, zit. n. Schacherl, S. 67, a.a.O.).
Eine Sage berichtet von der angeblichen Entstehung des "merkwürdigen Steins" von Loket: Auf der Burg zu Loket lebte einst ein hartherziger und grausamer Burggraf, der mit Bedürftigen kein Erbarmen hatte. Die abhängigen Bauern lebten so in großem Elend.
Eine arme kranke Witwe mit einigen Kindern lebte in der Nähe der Burg und hatte viele Schulden bei dem Burggrafen. "Da entschied sich die Witwe, zu ihm zu gehen und um Erbarmen zu betteln. Mit einem vor Hunger weinenden Kind auf dem Arm begab sie sich eines Sonntags zur Burg Loket. Sie kniete sich vor dem Burggrafen hin. Sie flehte ihn an. Doch der grausame Burggraf ließ sich weder von der kranken Witwe noch von dem lauten Weinen des Kindes erweichen ... Wenn sie nicht bezahle, sagte er, käme sie ins Gefängnis. Die Witwe fing an zu weinen und flehte aufs neue den grausamen Burggrafen an. Es war, als würde sie einen Stein anflehen. Da drohte die kniende Frau dem Burggrafen mit der Hand und schrie: 'Du hast ein steinernes Herz, verwandle dich zu einem Stein!' Der Himmel wurde dunkel, über Loket senkte sich plötzlich die Nacht herab. Aus der Finsternis schoß ein Blitz. Als die Dunkelheit vergangen war, klaffte neben der Burgmauer eine nach Schwefel stinkende Grube, und auf dem Grund dieser Grube lag ein glitzernder Stein. Wie schön wäre es auf der Welt, wenn alle, die ein steinernes Herz haben, dasselbe Schicksal wie der Burggraf von Loket erleiden würden" (Petiška, 1994, S. 98 / 99, a.a.O.).
Natürlich besichtigte auch Johann Wolfgang Goethe 1823 bei seinem Besuch in Elbogen im dortigen Rathaus den "Meteorstein". Heute befindet sich in der Burg zu Loket eine Replik des Meteors, das Original befindet sich zum Teil in Wien bzw. in der nahegelegenen Kreisstadt Sokolov / Falkenau. Seit einigen Jahren findet auf der Burg zu Loket das Burggrafenfest statt, mit mittelalterlichen Vorführungen, Musik etc. als Erinnerung an der hartherzigen Burggrafen.
(veränderlich nach dem Gregorianischen Kalender, am ersten Wochenende im August)
© Christian Meyer