Die italienische Post veröffentlichte im Jahre 2001 zum Gedenken an den 600. Geburtstag des Masaccios eine Briefmarke mit 0,41 Euro-Cent bzw. 800 Lire. Die Marke zeigt ein Fresko von Masaccio (1401 – 1428) aus der Brancacci-Kapelle von Santa Maria del Carmine zu Florenz. Der italienische Text lautet: „St. Petrus heilt die Kranken durch seinen eigenen Schatten“ (vgl. Abb. oben)
22. Februar
Katholisches Fest „Petri Stuhlfeier" (Cathedra Petri), mit örtlich stark differierenden Benennungen und oft „heidnisch" verwurzeltem Brauchtum.
Die Zeit vom 13. – Parentalia - bis 21. Februar - Feralia - war im vorchristlichen Rom der Erinnerung an die verstorbenen Angehörigen geweiht. Dabei wurden an den Gräbern der Familien Opfer dargebracht.
Die Feralia gehörten im alten Rom zu den öffentlichen Festen (feriae publicae), welche Rituale staatlicherseits den Manen zu Ehren durchgeführt wurden, ist nicht gesichert.
In Wilhelm Vollmer's „Mythologie aller Völker“ (a.a.O.) wird jedoch angeführt, dass zu diesem Datum versucht wurde, alle Familienzwistigkeiten und jeden Streit zu schlichten. Bei der Feier wurden für die Toten neben Speisen u.a. auch ein Stuhl (lat. „cathedra“) bereitgestellt.
Die frühe christliche Gemeinde gedachte in dieser Zeit des Apostels Petrus, der als Vaters des Glaubens betrachtet wurde. Da ein Totenmahl seit dem 4. Jahrhundert immer stärker kirchlich abgelehnt wurde, interpretierte man den Stuhl des Petrus nun als Lehrstuhl, als Symbol des Lehramts.
Wirklicher Gegenstand des katholischen Festes war aber nicht etwa der Stuhl, sondern die (angebliche) Übernahme des römischen Bischofstuhls durch den Hl. Petrus bzw. die Berufung des Petrus zum Lehramt.
Das Fest geht auch zurück auf eine legendäre Episode im Leben des Petrus, die sich in Antiochia (dem heutigen Antakya, im türkischen Hatay) abgespielt haben soll. Der dortige römische Statthalter Theophilus ließ Petrus ins Gefängnis werfen, jedoch erreichte Paulus, dass Petrus gewissermaßen auf Probe freigelassen wurde, um dem Statthalter seine Macht zu demonstrieren. Petrus erweckte daraufhin den längst verstorbenen Sohn des Theophilus zum Leben. Theophilus wurde Christ und setzte Petrus „auf einen hohen Stuhl"; als Bischof soll Petrus sieben Jahre in Antiochia geblieben sein (vgl. Keller, S. 476, a.a.O.).
Ein zweites Fest der Kathedra des Petrus wurde seit dem 6. / 7. Jhdt. in Gallien am 18. Januar gefeiert und dann auch von der römischen Kirche übernommen.
Papst Johannes XXIII. hat beide Feste zu einem gemacht und auf den 22. Februar festgelegt.
In Tirol wird der Petritag z. T. noch heute als „Tag des Kornaufweckens" gefeiert. Bauern ziehen mit Schellengeläut, Peitschenknallen oder auch Böllerschüssen auf die Äcker, um ihnen anzuzeigen, daß die Herrschaft des Winters sich dem Ende zuneigt. Junge Männer werfen in der Dämmerung glühende Holzscheite durch die Luft, die symbolisch die Kraft der Sonne herbeilocken sollen. Traditionell geht der Hausherr abends mit einem Hammer durch Haus und Stall und klopft Pfosten und Bretter ab: Dadurch sollen milchstehlende Hexen vertrieben werden. Die Kinder bekamen zu dem Fest einen besonders guten Milchbrei.
In der christlichen Kunst finden sich eine Reihe von Darstellungen des „Petrus in cathedra", z.B. im „Zwiefaltener Martyriolog" (12. Jhdt.) oder von Masaccio (1427) in der Brancacci - Kapelle der Chiesa Santa Maria del Carmine zu Florenz (vgl. Procacci, a.a.O.).
In der Apostelgeschichte wird eine Episode aus Jerusalem – nach der wundersamen Befreiung des Petrus – berichtet: „Es wurden aber immer mehr hinzugetan, die da glaubten an den Herrn, Männer und Weiber, also dass sie die Kranken auf die Gassen heraustrugen und legten sie auf Betten und Bahren, auf dass, wenn Petrus käme, sein Schatten etliche überschattete. Es kamen auch herzu viele von den umliegenden Städten gen Jerusalem und brachten die Kranken und die von unsauberen Geistern gepeinigt waren; und wurden alle gesund“ (Apg 5, 14-16)
(unveränderlich nach dem Gregrianischen Kalender)
© Christian Meyer
In dem Freskenzyklus zum Leben Petri in der Brancacci–Kapelle der Kirche Santa Maria del Carmine zu Florenz malte Masaccio auch die Szene „San Pietro in cathedra“ – Der Hl. Petrus auf dem Stuhl (Abb. unten aus Procacci, S. 22, a.a.O.)