Mongolisches Neujahrsfest
Weißer Monat, achttägiges mongolisches Neujahrs- und Frühlingsfest (mong. „tsagaan sar“ = weißer Mond / Monat). Während dieser Zeit gibt es in den Mongolei dreiwöchige Schulferien.
Für das Neujahrsfest wird bereits im Herbst "airag" (kas. "kumys"), das leicht alkoholhaltige Getränk aus Stutenmilch vorbereitet und im Winter tiefgefroren.
Am letzten Tag des traditionellen Mondjahres putzt man das ganze Haus, alles muß sauber sein. Beschädigtes Geschirr wird fortgeworfen.
An diesem Tag geht man auf die Friedhöfe, zu den Gräbern der Angehörigen [1]. Die Gräber werden nach dem Winter wieder instand gesetzt. Dann opfert man dort Wodka, indem man ihn mit dem Ringfinger der rechten Hand zuerst in die Luft, dann auf die Gräber spritzt. Desgleichen bringt man Kuchen, Milch, Reis und gekochten Reis an die Gräber.
Am 1. Tag steht man früh, mit Sonnenaufgang auf, man begrüßt die Eltern mit einem blauen [2] Ehrentuch (mong. „chatak" ). Die Tücher werden viermal gefaltet, dann auf den buddhistischen Hausaltar zu den Heiligen- und auch Ahnenbildern gelegt [3]. Alle Familienmitglieder kommen am Familienaltar zusammen, es wird Weihrauch verbrannt.
Schon am Abend zuvor wird der Tisch für ein festliches Essen geschmückt, z.B. ißt man ein ganzes, in einer Metalltonne (oder großen Milchkanne) gegartes Schaf (Chorchog).
Charakteristisch sind auch flache Kuchen, die zusammen mit Käse, getrocknetem Quark (mong. „aarul“) oder anderen Milchprodukten gebacken werden und mit Ornamenten / Mustern aus Butter, Mehl oder Zucker geschmückt sind. Diese Kuchen werden in mehreren Schichten übereinander gelegt, jedoch immer in ungerader Zahl, denn gerade Zahlen rufen den Teufel herbei.
Jeder Gast muß an diesem Tag ein Geschenk erhalten, zum Beispiel eine Tüte mit Schnupftabak [4] . Zu diesem Fest werden die Gäste nicht eingeladen, auch Unbekannte kommen von selbst. Insbesondere ältere Leute freuen sich, viele Gäste zu haben. Man ißt und trinkt und freut sich gemeinsam des Lebens.
(variabel
, am 1. Tag des 1. Monats des traditionellen mongolischen Lunisolarjahrs, immer bei Neumond)
[1] Am 49. Tag nach dem Tode eines Angehörigen geht man auf die Friedhöfe und vollzieht ähnliche Opferriten, wie oben beschrieben. Dieser Tag gilt als Tag der Tugend, man muß an diesem Tag besonders tugendhaft sein. Hunde und Kinder müssen an diesem Tage besonders gefüttert werden.
Die 7 gilt als Zahl des Teufels (7 x 7), man jagt durch die Riten den Teufel fort.
© Christian Meyer