Gregorios von Nyssa, Mosaik in der Theotokos Pammakaristos-Kirche (Kirche der Gottesgebärerin, heute Fethiye Cami, Museum) in Istanbul, 13./14. Jhdt.
10. Januar: Gedenktag an Gregor von Nyssa, Heiliger, Bischof und Kirchenlehrer
Gregor von Nyssa (oder Gregorios, * um 335/340; in Caeserea, dem heutigen Kayseri, † nach 394) wird zusammen mit seinem älteren Bruder Basilius von Caesarea und Freund Gregors von Nazianz als die
„Drei kappadokischen Väter“ besonders in den orthodoxen Kirchen verehrt.
Gregor wurde 372 Bischof von Nyssa und 380 Metropolit von Sebasteia (dem heutigen Sivas). An beiden Orten hatte er heftige Auseinandersetzungen mit „häretischen“ christlichen Gruppen, v.a. mit
Arianern.
381 nahm Gregorios am 2. Ökume-nischen Konzil, in Konstantinopel unter Kaiser Theodosius I. teil, das in der Irenenkirche tagte. Er verteidigte dort das Bekenntnis von Nicäa gegen die Arianer.
Gregors Theologie stellt einen ersten Höhepunkt der antiken Syntheseversuche von christlichem und (neu-)platonischem Denken dar. Gregor wird vielfach als bedeutendster christlich-philosophischer
Denker seiner Zeit betrachtet. Zugleich zeigte er deutliche mystische Tendenzen.
Auf Inspektionsreisen kam er u.a. auch nach Syrien und Jerusalem, wo er vom Besuch der als heilig angesehenen Stätten tief berührt gewesen sein soll, wie Gregor in erhalten gebliebenen Briefen
äußerte.
Gregor verfasste eine ganze Reihe von theologischen Schriften, so u.a.
• „Über die Jungfräulichkeit",
• „Über die Erschaffung des Menschen",
• „Über das Hexaëmeron" (die sechs Schöpfungstage),
• „An Eustathius über die heilige Trinität": Bis 373 war Eustathius, Bischof von Sebasteia einer der Protagonisten der häretischen Pneumatomachen („Kämpfer
gegen den [heiligen] Geist“), die die Wesensgleichheit des Heiligen Geistes mit Vater und Sohn leugneten,
• „Über den heiligen Geist",
• „Über die Seele und die Auferstehung", eine Auseinandersetzung mit Platons „Phaidon"; in dieser Schrift stellte Gregorios seine älteste Schwester Makrina (die
Jüngere) als Lehrerin und Erzieherin dar, als eine Art zweite Diotima.(aus Platons „Symposion“) Die als Heilige verehrte, asketisch und demütig lebende Makrina (+ 379) wurde für die Entwicklung
des Nonnenwesens bedeutsam. Gregor schilderte das Leben seiner Schwester in der Schrift „Leben der Makrina“.
• „Gegen Eunomius", eine antiarianische Kampfschrift (Eunomius war einer der Protagonisten der kleiasiatischen Arianer), in der Gregor 381 / 383 das Nicänische
Glaubensbekenntnis verteidigte: Gottes Wesen (in allen drei wesensgleichen Personen der Trinität) sei vollkommen, unerkennbar und unbegreiflich, unbegrenzt und unendlich; Christus habe
sowohl eine vollständige göttliche als auch eine vollständige menschliche Natur; der Glaube wird als endloser Aufstieg zu Gott verstanden.
• „Der Große Katechismus“ (Logos katechetikos ho megas), vermutlich 385 verfasst. Darin hieß es u.a.:
„Hast du die Unterscheidung in ihnen (den Personen der Trinität) erkannt, so gestattet wieder die Einheit der Natur die Zerteilung nicht, so dass weder die Macht der Alleinherrschaft zerspalten
wird durch Zerlegung in verschiedene Gottheiten, noch mit der jüdischen Auffassung unsere Lehre zusammentrifft, sondern mitten durch beide Ansichten die Wahrheit hindurchgeht. … Denn gleichsam
ein Heilmittel ist für die bezüglich der Einheit Irrenden die Dreizahl, für die in die Vielzahl Zersplitterten aber die Lehre von der Einheit“( vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/ Gregor
_von_Nyssa).
Letztmals erwähnt wurde Gregor 394 als Teilnehmer einer Synode in Konstantinopel.
Wann genau Gregor starb, und wo er begraben wurde, ist unbekannt; Jedoch wird bis heute im Ivironkloster / Athos sein(angeblicher) Kopf als Reliquie gezeigt.
Gregors Attribut ist das Buch.
Die antike Stadt mit Bischofssitz Nyssa lag in der römischen Provinz Cappadocia prima. Heute liegt dort – wird vielfach angenommen - die zentraltürkische Stadt Nevşehir.
Heute ist der untergegangene Bischofssitz Nyssa noch ein Titularbistum der katholischen Kirche.
(unveränderlich, nach dem Gregorianischen Kalender wird Gregor von Nyssa am 10 Januar verehrt von der katholischen, orthodoxen und armenischen
Kirche; die anglikanische Kirche verehrt ihn am 19. Juli, die syrisch orthodoxe Kirche am 1. Januar und die koptische Kirche am 16. Januar, 14. Oktober und 22. November)
© Christian Meyer
Reliquienschrein mit einem (angeblichen) Kieferknochen des Hl. Gregor von Nyssa, 4. Jahrhundert, im Kloster Visoki Dečani bei Peć / Kosovo (Abb. aus http://www. heiligenlexikon.de/BiographienG/Gregor_von_Nyssa.htm')