27. Juni:Siebenschläfer-Tag 

 

Der Siebenschläfer-Tag ist dem Gedenken an die sieben Märtyrer Maximianus, Malchus, Martinianus, Dionysius, Johannes, Serapion und Constantinus gewidmet. Diese sieben christlichen Jünglinge waren der Legende nach Trabanten des römischen Kaisers Decius (reg. 246 – 251). Vor den Christenverfolgungen dieses Kaisers im Jahre 251 flüchteten sie in einen höhlenartigen Stollen in den Bergen bei Ephesos (heute: Efes, Ruinenstätte in der westlichen Türkei ), den Häscher des Kaisers zumauerten. Daraufhin fielen die Sieben in einen wundersamen 195 Jahre währenden Schlaf, aus dem sie erst am 27. Juni 446 bei einer zufälligen Öffnung der Höhle geweckt wurden. Die Sieben sollen das Wunder noch vor dem Bischof Martin von Ephesos und dem Kaiser Theodosius II.(reg. 408 – 450) bezeugt haben und dann für immer entschlafen sein.

Eine angebliche Höhle der Siebenschläfer zeigt man sich noch heute am Bülbül Dağı nahe bei Ephesos.

Wenige Kilometer südöstlich von Amman befindet sich ein zweiter Ort, auf den die Siebenschläfer-Legende lokalisiert wird, das Siebenschläfer-Grab „Ahl al-Kahf“ (ar. „die Leute der Höhle“).

 

Im Süden Tunesiens, in den Bergen nahe dem Berberdorf Chenni, gibt es eine Moschee zu den sieben Schläfern und einen Friedhof auf dem in riesigen Gräbern die Schläfer ruhen sollen – ein dritter Ort!

 

Die Siebenschläfer - Legende ist zwar christlich - byzantinischen Ursprungs muß aber im gesamten Orient verbreitet gewesen sein, denn sie wurde auch in den Koran aufgenommen. Die 18. Sure, „Al - Kahf“ (ar. „die Höhle“) erzählt die Legende, wobei allerdigs die Zahl der Schläfer ganz offen gehalten wird [1]: „Glaubst du wohl, daß die Bewohner der Höhle und Er - Rakîm [2] zu unseren Wunderzeichen gehören ? Da die Jünglinge in die Höhle einkehrten, sprachen sie:’ O unser Herr, gewähre uns Barmherzigkeitvon dir und lenke unsere Sache zum besten’.  Und wir schlagen sie auf die Ohren in der Höhle für viele Jahre....  Und du hättest sie für wach gehalten [3], wiewohl sie schliefen; und wir kehrten sie nach rechts und links. Und ihr Hund [4] lag mit ausgestreckten Füßen auf der Schwelle. Wärest du auf sie gestoßen, du würdest dich vor ihnen zur Flucht gewendet haben und wärest mit Grauen vor ihnen erfüllt. Und so erweckten wir sie.... Und sie verweilten in ihrer Höhle dreihundert Jahre und noch neun [5] dazu“ (18, 9 – 24  ).

Von daher sind beide oben angesprochenen mit der Legende verbundenen Orte auch muslimische Pilgerstätten. 

Sa’dis „Rosengarten“ bezieht sich in einer Partie des „Ersten Zugangstors“ auf den Hund der Siebenschläfer:

                                               „Nur wen’ge Tage folgt er nach der Höhle

                                                den Guten, und zum Menschen ward der Hund“ (Sa’di, S. 39, a.a.O.).

 

Bischof Gregor von Tours übersetzte die Legende über die „siben slaffer“ im 6. Jhdt. aus dem Syrischen und popularisierte sie so im Abendland.

Bauern verknüpften schon immer ihre Wetterbeobachtungen mit religiösen Feiertagen und Legenden.

Nach einer alten deutschen Bauernregel soll sich am Siebenschläfertag [6] zeigen, wie der Sommer wird:

               „Regnet es am Siebenschläfertag, der Regen sieben Wochen nicht weichen mag“

Heutige Meteorologen halten durch einiges von vielen der Bauernregeln. Professor Horst Malberg, der ehemalige Leiter des Meteorologischen Instituts der FUB betonte, dass Bauernregeln oft einen realen meteorologischen Hintergrund hätten (vgl. „Berliner Zeitung“, 4. Juli 2006, S. 22).

Für Berlin haben Meteorologen eine hohe Trefferquote für die Bauernregel vom Siebenschläfer errechnet: in 55 der letzten 80 Jahre stimmte die Regel, d.h. in  68,75 % der Fälle. Die Trefferquote der Regel ist allerdings schon innerhalb Deutschlands regional sehr verschieden. In München zum Beispiel trifft sie mit sogar ca. 80% zu, in Hamburg hingegen kann man die Regel vergessen: an der „Waterkant“ folgt das Wetter anderen Gesetzen (vgl. Malberg, a.a.O.).   

Das Wetter in Europa wird durch den Gegensatz von polarer Kaltluft und subtropischer Warmluft bestimmt. Die Frontlinie zwischen beiden erzeugt die berüchtigten Tiefdruckgebiete: sie fallen um so stärker aus, je mehr die Temperaturen auseinanderklaffen. Über dieser Linie, in 5 - 10 km Höhe, weht der sogenannte Jetstream, ein starker Wind von West nach Ost und schiebt unter sich ein Tief nach dem anderen vom rauhen Nordatlantik herbei („Islandtiefs“).

Wenn der Jetstream relativ weit im Norden verläuft, gerät Mitteleuropa unter den Einfluß der Azorenhochs: diese verlagern sich nach Südosteuropa und unser Wetter wird von warmen Südostwinden bestimmt (wie im Sommer des Jahres 1994).

Wenn hingegen der Jetstream ein paar hundert Kilometer weiter südlich verläuft, gelangen die Tiefs über die Nord- und Ostsee, ihre Ausläufer bestimmen unser Wetter. 

Als sicher kann man von der meteorologischen Erkenntnis ausgehen, daß sich Ende Juni / Anfang Juli in der Regel entschieden hat, auf welchem Breitengrad der Jetstream verläuft, ob Deutschland während der Sommermonate unter den Einfluß einer westlichen Strömung mit kühler Meeresluft und Regen gerät, oder ob das Wetter von sommerlich warmen Luftmassen aus dem kontinentalen Osteuropa geprägt wird. Von daher hat die Siebenschläfer - Regel eine relativ hohe Trefferquote.

Allerdings wies Malberg darauf hin: „Die Sieben ist eine mythologische Zahl und steht hier für einen längeren Zeitraum“ (vgl. „Berliner Zeitung“, 4. Juli 2006, S. 22).

 

(unveränderlich, nach dem Gregorianischen Kalender)

©  Christian Meyer


[1] Im Koran wird im Zusammenhang mit der Siebenschläferlegende auf eine Episode im Leben des Propheten Muhammad angespielt: Nach der Überlieferung wurde er von einer Gruppe von Juden nach der genauen Zahl der Schläfer befragt. Der Prophet versprach ihnen, am folgenden Tag eine Offenbarung darüber zu bringen. Jedoch erhielt er keine Offenbarung zu diesem Sachverhalt und wird im Koran wegen seiner Anmaßung getadelt: „Und sprich von keiner Sache: ‚Siehe, ich will das morgen tun’, es sei denn (du setztest hinzu:) ‚So Allah will’“ (18, 23). Auf diese Koranepisode geht die unter Muslimen weit verbreitete Sitte zurück, von zukünftigen Dingen nie ohne den Zusatz „Inschâ Allah“ = wenn Gott will, zu sprechen. Zudem gilt diese Episode als Beleg dafür, dass der Prophet die Offenbarungen nicht willkürlich hervorrufen konnte.

[2] Die Bedeutung von Er - Rakîm ist ungeklärt. Einige Exegeten gehen davon aus, daß Er - Rakîm der Name des Bergs mit der Siebenschläfer - Höhle sei, andere nehmen an, es wäre der Name des Hundes der Siebenschläfer, wieder andere halten es für eine Bleitafel, in der die Namen der Siebenschläfer eingegraben stünden. 

[3] Nach muslimischer Tradition schliefen die Siebenschläfer mit offenen Augen.

[4] Der Hund gilt Muslimen (wie das Schwein) traditionell als unrein: die Nähe eines dieser Tiere macht das fünffache tägliche Pflichtgebet ungültig. Nach islamischer Vorstellung sei der Hund in einen guten Menschen verwnadelt worden.  Goethe hat in dem „Buch des Paradieses“ im „West – Östlichen Divan“ nicht nur ein Gedicht den „Siebenschläfern“ gewidmet, unter „Begünstigte Tiere“ beschäftigte er sich auch mit dem Hund:

                                               „Nun, immer wedelnd, munter, brav,

                                               Mit seinem Herrn, dem braven,

                                               Das Hündlein das den Siebenschlaf

                                               So treulich mitgeschlafen“ (Goethe, 1972, S. 109, a.a.O.). 

[5] Nach der christlichen Legende würde der Zeitraum des kollektiven Schlafes der Siebenschläfer knapp 150 Jahre umfassen. 

[6] Durch die Umstellung vom Julianischen auf den Gregorianischen Kalender im Jahre 1582 und die dadurch „ausfallenden“ 10 Tage hätte das Datum für den Siebenschläfer eigentlich vom 27. Juni auf den 8. Juli verlegt werden müssen. Tatsächlich würde die oben genannte Bauernregel nach Berechnungen von heutigen Meteorologen noch besser gelten, wenn der Siebenschläfertag in die Zeit vom 7. - 10. Juli verschoben würde.