14. Dezember: Japanischer Gedenktag an die 47 Ronin
In der Nacht des 14. Dezember 1702 übten 47 Ronin („herrenlosen“ Samurai) Rache an dem Fürsten, der ungerechterweise den Tod ihres Lehnsherren herbeigeführt hatte.
Der Herr der 47 Samurai war Asano Naganori, der Daimyō (Fürst) der Provinz Ako. Alle regionalen Fürsten mussten sich in dieser Zeit der Kontrolle wegen phasenweise am Hofe des Shōguns – damals Tokugawa Tsunayoshi - in Edo, dem heutigen Tokio, aufhalten. Asano geriet dort im Jahre 1701 in Streit mit einem hohen Beamten des Shōguns, dem Zeremonienmeister Kira Kozuke. Als dieser Asano öffentlich beleidigte, zog er voller Wut sein Schwert und verwundete Kira leicht.
Jedoch galt damals das Ziehen einer Waffe am Hofe zu Edo als eine mit der Todesstrafe zu ahndende Straftat. So wurde Asano nahegelegt, Seppuku (rituellen Selbstmord) zu begehen. Nach Asanos Selbstmord wurden die ihm unterstehenden Samurai zu „herrenlosen“ Rōnin, denn die Provinz Ako ging direkt an den Shōgun über. Asano wurde auf dem Friedhof des Sengakuji – Tempels beerdigt.
Der Anführer der 47 Ronin und die Seele des Racheaktes war Oishi Yoshio. Listig gingen die Ronin - um harmlos zu wirken – zur Täuschung bürgerlichen Tätigkeiten nach und schienen den Samuari – Tugenden völlig abgeschworen zu haben. So wiegte sich Kira in trügerischer Sicherheit. Nach 2 Jahren geheimer Planung organisierte Oishi in der Nacht vom 14. zum 15. Dezember 1702 den Angriff auf Kiras Residenz in Edo. Im Kampf mit Kiras Gefolgsleuten kam von den 47 Ronin nur ein Mann ums Leben. Kira selbst kämpfte tapfer und sollte zuerst – ehrenvoll - durch Seppuku sterben. Dann jedoch wurde er enthauptet, da die Gefahr eines Gegenangriffs durch Kiras Samurai bestand. Die Ronin brachten Kiras Kopf zum Grab ihres Herren.
Oishi und den Ronin war dabei klar, dass der Shōgun den Racheakt nicht einfach hinnehmen könnte und so mussten sie sich zwei Monate nach der Aktion ebenfalls durch Seppuku töten.
Die Geschichte der 47 Ronin diente als Beispiel für die militärischen Tugenden der Samurai (Mut, Opferbereitschaft, Loyalität und Besonnenheit) und für die Wichtigkeit, den Gegner in trügerischer Sicherheit zu wiegen und dann zu überraschen. So ließ bereits das Shogunat im 18. Jhdt. die Geschichte der 47 Ronin als vorbildhaft in ganz Japan verbreiten.
Die Erzählung „Das Schatzhaus der getreuen Siebenundvierzig“ („Kana – dehon Chushinguru“) gilt vielfach als das „Nibelungenlied“ Japans; es ist eine Apotheose von unverbrüchlicher Ehre und Treue, ist aber doch ganz anders geartet als das Nibelungenlied. Die 47 Ronin gelten noch heute oft als Inbegriff von größter Loyalität. Viele Japaner sehen bis heute in den 47 Ronin Opfer der tyrannischen Herrschaft der Tokugawa – Shogune.
Im Sengakuji – Tempel [1] wurde die 47 Ronin nahe dem Grab ihres Herrn ihrem Rang nach geordnet bestattet.
Bis heute werden an den sorgfältig gepflegten Gräbern der 47 Ronin zu ihren Ehren von den vielen Besuchern täglich hunderte von Räucherstäbchen angezündet. Im angeschlossenen Tempelmuseum befinden sich Erinnerungsstücke, Waffen und hölzerne Bildnisse der 47 Ronin.
Bis heute blieb die Geschichte der 47 Ronin für viele Japaner vorbildhaft, sie gilt noch immer als Beispiel für die Treue des idealen Japaners und wird vielfach weiter verbreitet. In vielen Romanen, unzähligen Manga und Filmen findet man deshalb Anspielungen auf die 47 Ronin. Auch wird die Geschichte der 47 Ronin in Japan sehr häufig als Kabuki – Theaterstück aufgeführt, wurde Gegenstand von Puppentheatern etc.
(unveränderlich, nach dem Gregorianischen Kalender)
© Christian Meyer