Abb.: Die Weltenesche Yggdrasil; Illustration in einem isländischen Manuskript mit Edda-Gedichten aus der Zeit um 1680; Detail einer Postkarte der Universität Kopenhagen.In der altnordischen Vorstellung war die Weltenesche der erste, älteste und größte Baum überhaupt, der die gesamte Welt umspannte. In und um Yggdrasil leben einige Tiere. Ein (nicht benamster) Adler sitzt im Geäst, zwischen seinen Augen der Habicht Vedrfölnir (dargestellt oben in der Baumkrone). Das Eichhörnchen Ratatösker (dargestellt, grün, unten links) klettert am Stamm auf und ab und verbreitet üble Nachreden. Eine Ziege, Heidrun, lebt in den Ästen der Weltenesche: ihre Milch ernährt die Krieger Odins. Vier Hirsche (Dain, Dwalin, Dunneir und Duvathner) fressen die Triebe und Knospen Yggdrasils ab (abgebildet in der Mitte, rechts und links). Zwei Schlangen (Goin und Moin) nagen an den Wurzeln des Baums (dargestellt ganz unten??). Am Fuße der Weltenesche sitzen die drei Nornen am Urdbrunnen und bestimmen das Schicksal der Menschen. Wenn Yggdrasil zu welken oder zu wanken beginnt, naht das Weltenende, Ragnarök.    

 

 

Abb. Logo des Jahres der Wälder (aus „Berliner Waldzeitung“, 2/2010, S. 1), entwickelt von dem Waldforum der Vereinten Nationen (UNFF).

 

Das Logo soll die Vielfalt der Wälder symbolisieren: Als Basis des Logos dient ein Baumstamm, als Symbol für den Wald als Lebensgrundlage für viele Regionen und Menschen. Der Mensch steht in der Mitte des Logos und soll die Verbundenheit der Menschen mit den Wäldern andeuten. Der Hirsch (oben links im Logo) soll die Jagdtiere und die Jagd symbolisieren, sowie auf ihre Bedeutung für die Ernährung des Menschen hinweisen. Der Apfel (oben im Zentrum des Logos) steht für die Wildfrüchte der Wälder: viele der heutigen Fruchtsorten stammen von Wildformen des Waldes ab. Die Regenwolke (oben rechts) steht für die zentrale Bedeutung der Wälder für das Klima der Erde. Die senkrecht stehenden Wellenlinien darunter stehen für die Gewässer und die Bedeutung der Wälder für den Wasserkreislauf. Das Haus (rechts in der Mitte) steht für die Bedeutung des Holzes als regenerativer Werkstoff (für Möbel, Häuser, Werkzeuge etc.) und nachhaltig nutzbare Energiequelle.

Der Nadelzweig (rechts unten) symbolisiert die borealen Nadelwälder, die umfangreichsten Waldgebiete der Erde. Das Laubblatt (links in der Mitte) steht für die Wälder der gemäßigten Zonen. Die Eidechse (unten links) soll die Tiere in den Wäldern symbolisieren: Wälder sind die Heimat der meisten landlebenden Tiere. Die Ente (unten links außen) steht für die domestizierten Tiere, die meist von im Wald lebenden Vorformen abstammen. Die Medizinflasche (linke Mitte) weist auf die Bedeutung des Waldes als Herkunftsort vieler Arzeneipflanzen hin, sowie auf die heilende Wirkung der Wälder (vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, S, 27 – 29, a.a.O.).

Abb.: Der Wald in „Corona“-Zeiten:

„In Frankreich sind die Wälder zugänglich“. „In Brasilien auch“ (Karikatur von Plantu aus der „Le monde“ vom 19. Mai 2020, S. 1).

 

In Brasilien wurden seit dem Amtsantritt des autoritären Präsidenten Jair Messias Bolsonaro (*1955) große Flächen tropischen Regenwaldes abgeholzt bzw. fielen Waldbränden zum Opfer. Nach Berechnungen von Greenpeace waren es allein in den ersten vier Monaten des Jahres 2020 ca. 120 000 ha Regenwald, die in Brasilien zerstört wurden.

 

 

 

 

 

 

Abb.: „Wald ist Klimaschutz – Gefahren des Klimawandels“; deutsche 80-Cent-Briefmarke von 2021

 

25. April: Tag des Baumes - 21. März: Tag des Waldes

 

                                                                                      Arbora ante alia (Plinius [1]

  

Unter dem Begriff Baum wird eine  ausdauernde, verholzende Samenpflanze verstanden, die aus einem Wurzelbereich, einem daraus emporsteigenden, hochgewachsenen Stamm mit sekundärem Dickenwachstum und einer sich verzweigenden, belaubten/benadelten Krone besteht.Bäume gelten vielen Wissenschaftlern als Erfolgsmodell oder sogar die Krone der Evolution, schon seit Jahrmillionen bestimmten sie das Gesicht der Kontinente der Erde.

Zudem würden Bäume – gesetzt den Fall, der menschliche Einfluss entfiele plötzlich – verhältnismäßig rasch die menschlichen Siedlungsgebiete wieder in Besitz nehmen, zumindest in den gemäßigten und tropischen Zonen der Erde. Belege dafür sind z.B. die antiken Maya-Städte Mesoamerikas, die Wüstungen des Dreißigjährigen Krieges in Deutschland oder die Stadt Pripjat nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl

 

In vielen Kulturen, Mythen und Religionen weltweit spielen Bäume eine bedeutsame Rolle, sei es als Weltenbäume, Lebensbäume, Paradiesbäume, heilige Haine oder eben auch als Weihnachtsbäume (vgl. Bartels, S. 25, a.a.O.); sie stehen in der Regel für Leben, Fruchtbarkeit, Hoffnung und Zukunft. Vielfach werden Bäume (ähnlich wie Berge) als natürliche Verbindungen der Menschen zum Himmel betrachtet. Der Berliner Alt-Historiker Alexander Demandt formulierte deshalb: „Kein anderes Wesen ist mit dem Geschick der Menschheit so vielfältig verknüpft wie der Baum“ (Demandt, S. 16, a.a.O.).

 

In der Hebräischen Bibel, der Thora, werden Bäume als Geschenk Gottes angesehen. So heißt es z.B. bei Jesaja, Gott wolle „… in der Wüste geben Zedern, Akazien, Myrten und Kiefern; ich will auf den Gefilden geben Tannen, Buchen und Buchsbaum miteinander“ (Jesaja 41, 19).

Schon am dritten Tag schuf Gott – nach der biblischen Überlieferung - die Bäume: „Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das sich besame, und fruchtbare Bäume, die ein jeglicher nach seiner Art Frucht trage“ (1. Mose 1, 11). In Gottes Absicht habe es gelegen, dass die Bäume der Nahrung der Menschen dienten: „Du sollst essen von allerlei Bäumen im Garten“ (1. Mose 2,16), - bekanntlich außer von dem Baum der Erkenntnis … 

In den vorchristlichen Glaubensvorstellungen der Germanen spielte die Weltesche Yggdrasil (altord. „Odins Pferd“ [2]) eine bedeutsame Rolle (vgl. Donnerstag). 

Yggdrasil galt als Ursprung der Welt, tief in der Erde verwurzelt, aber auch bis in den Himmel strebend, zart verästelt, aber auch robust. Das Wurzelwerk erstrecke sich nach drei Seiten: unter einer wohnten die Menschen, unter der zweiten die Riesen und unter der dritten befände sich Hel, die Unterwelt.

Yggdrasil galt als Thingstätte der Götter und der Ort des mythischen Selbstopfers Odins, durch das er die Kunst der Runenbeherrschung erwarb und ein Auge opfern musste.

Die immergrüne Weltenesche – glaubte man – sei um vieles älter als das Menschengeschlecht.   

 

Auch später wurden immer wieder legendäre Ereignisse mit Bäumen verbunden, so z.B. der Apfelbaum, unter dem Isaac Newton gesessen haben soll.

Was wären die Märchen der Gebrüder Grimm ohne den Wald….

 

Die allermeisten Waldbäume (und nach Schätzungen bis zu 90 Prozent aller Landpflanzen) leben in Symbiose mit Pilzen. Sie sind die größten und vielleicht auch ältesten Lebewesen in unseren Wäldern – führt die Forstwissenschaftlerin Rodica Pena von der Universität Göttingen (vgl. www.spektrum.de/news/die-vernetzte-welt-der-pflanzen/1598658) aus. Nur im Herbst wachsen die für uns eigentlichen Pilze (die Vermehrunsgorgane) aus dem Waldboden, aber das ganze Jahr über leben sie unsichtbar, unterirdisch mit den Wurzeln der Bäume bzw. anderer Pflanzen. Der schon seit Jahrzehnten bekannte  Zusammenschluss von Pilz und Wurzel wird  Mykorrhiza genannt, eine Komination der beiden griechischen Wörter für Pilz (mykes) und Wurzel (rhíza).

Das Pliz-Mycel – feine, lange, weiße Fäden im Boden – ummantelt empfindliche Wurzelspitzen, webt sich regelrecht in die Spitzen der Pflanzenwurzeln hinein,  schützt sie vor Schädlingen und führt dem Baum wichtige benötigte Nährstoffe zu.

Das Mycel kann viele Kilometer lang sein und viele Quadratkilometer umfassen. Es verbindet viele Bäume im Wald und wird zuweilen mit dem Internet verglichen. Denn es verbindet, es werden Nachrichten und Nährstoffe ausgetauscht. Die Pilze erhalten Zucker, den die Pflanzen mittels Photosynthese herstellen. Die Pilze können nicht komplexe Kohlenhydratmoleküle abbauen. Die Pflanzen umgekehrt erhalten Phosphor und Stickstoff geliefert, die die Pilze effektiv aus dem Erdboden herausziehen können.

Bei der Symbiose der Mykorrhiza handelt es sich um Mutualismus – eine besondere zwischenartlicher Kooperation, von der beide Partner profitieren, aber doch weitgehend getrennt voneinander leben.

 

Neuere Forschungen zum Verhalten der Pflanzen legen nahe, dass verschiedene Pflanzen …

  • kommunizieren können, z.B. durch Duftstoffe als Warnsiganle, um beispielsweise verteidigende Insekten herbei zu locken; ein Beispiel sind Bohnenpflanzen, die ihrer benachbarten Verwandten signalisieren, wenn sie von Blattläusen heimgesucht werden
  • gezielte, auf Orientierungen beruhende Suchbewegungen z.B. der Wurzel oder Ranken vollführen; über ihre Wurzelspitzen können sie chemisch-physikalische Parameter im Boden erfassen: winzige Mineralstoffmengen aufspüren, den Feuchtigkeitsgehalt messen. 
  • Bäume im Wald durch ihr dichtes, vernetztes Wurzelwerk in Verbidung stehen, sich austauschen - ohne über ein zentrales Nervensystem zu verfügen.
  • bei Bestäubungsproblemen die Blütengestalt verändern und alternativen Bestäubern anpassen
  • eine Art von Brutpflegeverhalten zeigen, indem sie Jungpflanzen der eigenen Art über ihr Wurzelwerk Nährstoffe etc. zukommen lassen.

 

Beipiele für diese Verhaltensforemn wurden z.B. im Film „Vernetzte Pflanzenwelt“  von Erna Buffie, gesendet auf 3Sat am 5. September 2019, 20.15 Uhr.   

 

 

Der spätere internationale „Tag des Baumes“ basiert auf einer Anregung des US-amerikanischen Journalisten Julius Sterling Morton. Er beantragte 1872 bei der Regierung von Nebraska die Einführung eines „Arbor Day“, an dem alljährlich Büsche und Bäume als Erosionsschutz gepflanzt werden sollten. In den nächsten zwanzig  Jahren wurde dieser Tag - ursprünglich der 10. April - in den ganzen USA eingeführt. An dem Tag des Baumes wurden und werden Baumpflanzungen und Feierstunden veranstaltet, mit denen die Bedeutung des Waldes, der Bäume für den Menschen ins Bewusstsein gerufen werden sollen.

Der „Internationale Tag des Baumes“ wurde dann am 27. November 1951 von den Vereinten Nationen bzw. der FAO („Food and Agriculture Organisation“) beschlossen und auf den 25. April festgesetzt.  

Bereits zuvor hatte die „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald(SDW) beschlossen, alljährlich einen „Tag des Baumes" in (West-) Deutschland zu begehen, dessen Ziel es war, möglichst in jeder Gemeinde, jedem Forstamt, jeder Schule etc. durch Pflanzungen und Veranstaltungen die Bedeutung der Bäume und Wälder zu betonen.
Erstmals am 25. April 1952 wurde der deutsche „Tag des Baumes“ gefeiert: Bundespräsident Theodor Heuss und der Präsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (1947-1956), Bundesinnenminister Robert Lehr, pflanzten im Bonner Hofgarten symbolisch einen Ahorn. Dieser erste „Tag des Baumes" war noch ganz durch die Nachkriegssituation bestimmt und verurteilte die damalige Übernutzung der Wälder, beispielsweise durch die sogenannten „Reparationshiebe" der Alliierten.

 

Nach einer Berechnung [3] aus dem Jahre 2015 gibt es auf dem Planeten Erde ca. 3,04 Billionen Bäume, „... das sind mehr, als die Milchstraße Sterne enthält“ (Albrecht, 2015, a.a.O.). Auf jeden Menschen kommen – statistisch – mehr als 400 Bäume.

Der Umweltforscher der Yale Universität und der ETH Zürich, Dr. Thomas Crowther (*1986), führte in einem Interview mit Reuters aus, dass zur Zeit weltweit in jedem Jahr zwischen 15 und 10 Mrd. Bäume verloren gehen.

Die Zahl von gegenwärtig (2015) ca. 3.04 Billionen (am. „trillions“) Bäumen weltweit ist zwar deutlich höher, als zuvor angenommen– stellte Crowther fest – ist aber der niedrigste Wert seit Anbeginn der menschlichen Zivilisation.  Vermutlich habe sich der ursprüngliche Baumbestand seither bereits auf ca. die Hälfte vermindert.

Ca.  1,39 Billionen Bäume wachsen z. Zt. in tropischen und subtropischen Wäldern,  0,74 Billionen in borealen Regionen und 0,61 Billionen in gemäßigten Zonen.

Allerdings sind in den vergangenen ca. 12 000 Jahren – v.a. seit der Erfindung der Landwirtschaft – durch den Menschen ca. die Hälfte aller irdischen Baumbestände gerodet, abgeholzt worden, ein Prozess, der auch heute noch abläuft: Jedes Jahr werden auf der Erde ca. 15 Mrd. Bäume gefällt, vornehmlich in den äquatorialen Regenwäldern (Albrecht, 2015, a.a.O.), die jedoch immer mehr umfangreichen Rodungen und Zerstörungen anheimfallen.

Zudem stellten Forscher um den Biologen Roel Brienen (Universität Leeds/GB) fest, dass im Amazonas-Gebiet die Bäume – durch den höheren CO2-Gehalt in der Luft zwar schneller wachsen, allerdings auch wieder früher absterben. Die dortige Baumsterblichkeitsrate wuchs in den letzten 20 Jahren um ca. 30% an. Die Ursachen für diese Entwicklung sind noch ungeklärt.

Schließlich produzieren die Regenwälder einen Teil der Niederschläge, die sie zum Leben benötigen, durch die Verdunstung in ihren Kronen selbst. „Es fällt nicht schwer, ein Szenario auszumalen, nach dem die Regenwälder an einen Punkt gelangen, wo sie so geschrumpft sind, dass der Kreislauf zum Stillstand kommt. Dann würde sich das regionale Klima dort ähnlich radikal ändern, wie das vor zehntausend Jahren in der Sahara geschah, als sich die fruchtbare Savannenlandschaft allmählich wieder in eine Wüste verwandelte“ (vgl. Jörg Albrecht, 2015, a.a.O.).

 

Für viele indigene Völker der Anden-Region ist Pachamama, die Mutter Erde, die Schöpferin allen Lebens, insbesondere auch der Wälder. Die Bäume dürften von daher nur angerührt werden, wenn es unbedingt notwendig war. Traditionell galt die Regel, für jeden gefällten Baum müsste man zwei neue pflanzen (vgl. „Tagesspiegel“, 21. Februar 2016, S. R1).

Faktisch aber werden auch z.B. in Ekuador immer größere Teiel des Regenwaldes zerstört; auch Indigene fällen Bäume, um das Holz zu verkaufen.

Durch die Erdölförderung und das Goldschürfen im Nordosten des Landes sind die dortigen Flüsse z. T. mit Quecksilber kontaminiert und weite Regenwaldregionen zerstört. Der hauptsächliche Verursacher, Texaco, wurde schon 2009 von einem ekuadorianischen Gericht zu einer Schadensersatzzahlung von 9 Mrd. US-$ verurteilt, aber bis heute ist nicht ein Cent gezahlt worden.

Im artenreichen Nationalpark Yasuni, am Oberlauf der Rio Napa und seit 1989 Weltnaturerbe der UNSECO wurde wiederum Erdöl gefunden. Der ekuadorianische Präsident Rafael Correa bot im Jahre 2007 an, „… auf die Ausbeutung der Vorkommen zu verzichten und den REgenwald intakt zu erhalten, wenn die Weltgemeinschaft Ecuador für die Hälfte der entgangenen Einnahmen entschädigt. Das wären rund 5 Mrd. Dollar gewesen, die in einem Treuhandfonds hätten eingezahlt werden sollen. Doch die Zusagen beliefen sich nur auf einen Bruchteil der Summe, auf 13,3 Millionen“ (vgl. „Tagesspiegel“, 21. Februar 2016, S. R1). Durch den Plan wäre der Ausstoß von ca. 400 Mio t des klimaschädlichen CO2 verhindert worden.Noch im Jahre 2016 soll mit der Förderung begonnen werden, wieder zulasten auch des Regenwaldes. 

 

Das baumreichste Land der Erde ist Russland mit ca. 640 Mrd. Bäumen (vgl. „Bild der Wissenschaften“, H.12/2015, S. 8). Auch verfügt Russland mit 8,1 km2 über die größten irdischen Waldflächen, es folgen Brasilien mit 4,9 Millionen km2 und Kanada mit 3,5 Millionen km2 Wald. Durch Pflanzungen und Wiederaufforstungen sinkt der jährliche Verlust an Bäumen auf ca. 10 Mrd. Exemplare.

 

Schon Tacitus (ca. 55 – ca. 120) charakterisierte in seiner „moralistischen“ Schrift „Germania“ als ein Land, dass „… mit seinen Wäldern einen schaurigen, mit seinen Sümpfen einen widerwärtigen Eindruck“ mache (tacitus, S. 5, a.a.O.).

Keiner der Wälder im heutigen Deutschland - in den letzten Jahrtausenden zumindest - war ein „natürlicher“ Wald.. Der gegenwärtige Wald ist eine Art Sekundärwald, ein menschlich angelegter und bewirtschafteter oft monokultureller Forst zur Holzproduktion. Aber auch ein dichter unbewirtschafteter urwaldartiger Wald wie er in den Nationalparks im Entstehen begriffen ist, wäre kein natürlicher Wald. Dazu bedurfte es der Herden großer Pflanzenfresser, die den Wald licht, hell, sonnendurchflutet und artenreich – im ökologischen Gleichgewicht - halten  könnten. Diese Tiere aber haben unsere Vorfahren schon vor vielen Jahrhunderten ausgerottet. 

 

In Robert Musils 1913 handelndem Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ (verfasst von ca. 1919  - 1942) gibt es eine bezeichnende Szene zur Entlarvung der populären Wald-Romantik. Ulrich und seine Cousine Diotima unternehmen gemeinsam eine Fahrt durch die waldreiche Umgebung Wiens, und Diotima zitiert die Eichendorff-Verse „Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch da droben…“ und Ulrich („materialistisch“ eingestellt) entgegnet: „… Die Niederösterrreichische Bodenbank. Das wussten Sie nicht…, dass alle Wälder hier der Bodenbank gehören? Und der Meister, den Sie loben wollen, ist ein bei ihr angestellter Forstmeister. Die Natur hier ist ein planmäßiges Produkt der Forstindustrie, der reihenweise gesetzten Speicher der Zelluloseproduktion, was man ihr auch ohne weiteres ansehen kann“ (Musil, S. 280, a.a.O.). 

 

Am „Tag der Baumes“ 1996 wurden in einer zentralen Baumpflanzaktion - mit Hilfe des Modemachers Bogner - mehr als 10000 Spitz- und Bergahorne an der Wahnbachtalsperre (in der Nähe von Bonn) gepflanzt.

Tatsächlich wurden in den letzten Jahren am Tag des Baumes jeweils über 1 Million Bäume gepflanzt, auch durch viele helfende Hände und durch finanzielle Unterstützung von Sponsoren und Spendern.

Laut dem „Waldbericht 2008“ hat sich der Zustand des Waldes in Deutschland nur geringfügig verbessert. Im Durchschnitt leiden immer noch ca. 20 % der Bäume an einer Kronenverlichtung. Den Buchen geht es etwas besser, inzwischen tragen weniger als ein Drittel der Buchen einen um 25% verringerten Laubbestand. Bei den Eichen hat rund die Hälfte der Exemplare derart wenig Laub“ (vgl. „Berliner Zeitung“, 21./22. Februar 2009, S. 16).

Im Jahr 2006 beschloss die Vollversammlung der Vereinten Nationen 2011 zum Jahr der Wälder zu erklären.

Es gibt mehr als 90 verschiedene Definitionen von Wald (vgl. FWA 2008, S. 722).

Nach der Definition der FAO ist Wald eine von Bäumen dominierte Vegetationsform mit einer Mindestfläche von 0,5 ha, bei der die Bäume ausgewachsen mindestens 5 m groß sein und 10 % der Bodens überschirmen müssen (vgl. FWA 2008, S. 722).

Nach dieser Definition gab es 2005 weltweit knapp 3,95 Mrd. ha Waldflächen, was ca. 30 % der (eisfreien) irdischen Landfläche entspricht. Pro Kopf der Weltbevölkerung wären das 0,62 ha Wald, mit sinkender Tendenz (vgl. FWA 2008, S. 722).

Die Wälder sind auf der Erde aber sehr ungleich verteilt. In 25 Staaten gibt es praktisch keine Wälder mehr, umgekehrt entfallen auf die 10 waldreichsten Länder (Russland, Brasilien, Kanada, USA, China, Australien, Kongo, Indonesien, Peru und Indien) ca. zwei Drittel aller irdischen Wälder.
Allein Russland verfügt mit ca. 815 Mio. ha über mehr als 20 % der weltweiten Waldflächen (vgl. Greenpeace-Rundbrief vom 28. August 2018).

In Deutschland sind zurzeit (2010) ungefähr 31 %, der Oberfläche mit Wäldern bedeckt, mit leicht steigender Tendenz.

Für ca. 1,6 Mrd. Menschen ist der Wald „…. unverzichtbare Existenzgrundlage“ (vgl. „Berliner Waldzeitung“, 2/2010, S. 1).

Jedes Jahr allerdings werden weltweit durchschnittlich ungefähr 13 Mio. ha Wald zerstört.

Der Wald spielt für das irdische Klima eine zentrale Rolle. Da die Waldflächen bei ihrem Wachstum das Treibhausgas CO2 binden und zumindest zeitweise dem CO2 – Kreislauf entziehen, folgt aus der Abholzung von Waldflächen ein zusätzlicher (anthropogener) Anstieg des atmosphärischen Kohlendioxids: Der Beitrag der Entwaldungen wird auf ca. 5,9 Mrd. t CO2 im Jahr geschätzt (vgl. FWA 2008, S. 714) – ungefähr soviel, wie die USA pro Jahr emittieren!

Alle Wälder und Waldböden der Erde enthalten zusammen ungefähr 283 Gigatonnen Kohlenstoff – 50 % mehr als die Erdatmosphäre (vgl. FWA 2008, S. 722).

Vom Menschen freigesetztes CO2 verbleibt bis zu 200 Jahren in der Atmosphäre, bis es durch biologische und chemische Prozesse (wie der pflanzlichen Photosynthese) wieder angebaut worden ist (vgl. FWA 2008, S. 714).

 

Der „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ (BUND) führte 10 gute Gründe an, Bäume  zu schützen:

  1. Bäume sind Klimaschützer: eine ausgewachsene Buche entlastet an einem einzigen Sonnentag die Atmosphäre um ca. 18 kg von dem Treibhausgas CO2.
  2. Bäume sind Staubfilter: sie reduzieren die gesundheitsgefährdenden Staubbelastungen (Feinstäube, Bakterien, Sporen etc.) der Atemluft insbesondere in Städten; so filtert eine 40 Jahre alte Buche durch die Blätter ihre Baumkrone wie durch ein Sieb ca. 2 kg Staub ab einem Tag aus der Luft.
  3. Bäume sind Lärmschlucker: insbesondere in den schluchtartigen Straßen der Städte, in denen die Häuserwände die Geräusche reflektieren, wirken die belaubten Baumkronen schalldämpfend. Eine 80jährige Buche mit sommerlichen ca. 800 000 Blättern hat eine Gesamtblattoberfläche von ungefähr 1600 m2, die vor Schall schützen.
  4. Bäume sind Schattenspender: Alte Bäume mit ihrem großen Laubdach spenden nicht nur Schatten und (durch die Verdunstungskälte) angenehme Kühlung, sie schützen auch vor intensiverer UV- Strahlung. Ein Baum mit einem Kronendurchmesser von 15 m beschattet eine Fläche von ca. 160 m2. Die dichteste Krone mitteleuropäischer Straßenbäume ist die Rosskastanie.
  5. Bäume sind Luftbefeuchter: ein größerer Baum verdunstet pro Tag bis zu 400 l Wasser und erhöht so die Luftfeuchtigkeit und kühlt seine Umgebung um einige Grade ab. Deshalb wirken Bäume – insbesondere im Hochsommer – abkühlend und erfrischend.
  6. Bäume sind Artenschützen: Große Bäume sind Ökotope für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Je älter und größer ein Baum ist, desto größer ist auch die Zahl seiner „Untermieter“ und damit sein ökologischer Wert für die Artenvielfalt.
  7. Bäume sind Bodenschützer: Durch die Wurzeln der Bäume wird der Boden aufgelockert und durchlüftet, sie verleihen ihm auch Halt vor der Erosion. Zudem hält das Wurzelwerk an steilen Hängen den Erdboden fest, verhindert Erdrutsche und bremst Lawinen ab. Das Laub der Bäume wird (wenn es liegenbleibt) von verschiedensten Mikroorganismen zu neuem, fruchtbaren Boden verarbeitet.
  8. Bäume sind Wasserspeicher: Bäume speichern mit ihrem Geflecht von Wurzeln das Regenwasser und führen es dann langsam durch Verdunstung wieder dem Wasserkreislauf zu. In Städten mit ihrer Kanalisation und Bodensiegelung ist diese Funktion der Bäume besonders wichtig. Zudem filtern die Wurzeln der Bäume Schmutz und viele Schadstoffe aus dem Wasser und geben es geeinigt wieder ab. 
  9. Bäume sind Gestalter des Stadtbilds: Berlin hat z.B. ca. 416 000 Straßenbäume, die das Stadtbild prägen und schmücken. Besonders gilt dies für große und alte Bäume. „Leider ist es für viele Bezirke leichter und Kosten sparender, die alten Bäume zu fällen, als sie erhaltungsgerecht zu pflegen“ (vgl. BUND, „10 gute Gründe, Bäume zu schützen“, Berlin, o.J.)
  10. Bäume sind „Wohlfühlspender“: Bäume vermitteln Gefühle von Freude und Beruhigung, gelten vielfach als Trostspender; sie laden ein zum Spielen, Ausruhen, Verweilen und zur Kommunikation. Sie vermitteln auch in den von der Natur entfremdeten Städten das Erlebnis der Jahreszeiten (vgl. BUND, „10 gute Gründe, Bäume zu schützen“, Berlin, o.J.)

Einige wichtige Gründe, Bäume zu schützen, führte der BUND nicht an, so die nährende Funktion von Bäumen: Sie produzieren Früchte, Holz (den wichtigsten traditionellen Werkstoff des Menschen und bedeutenden Grundstoff der Papierherstellung), Harz, Borke und Bast. Das unter Bäumen versickernde Regenwasser vermehrt das Grundwasser, speist Quellen und vermindert so die Gefahr von Überschwemmungen (vgl. Demandt, S. 16 f., a.a.O.).

Überraschenderweise führte der BUND zudem den m.E. wichtigsten Grund, Bäume zu schützen, nicht an: Bäume, Wälder, alle grünen Photosynthese betreibenden Pflanzen sind die unverzichtbaren Lieferanten von Sauerstoff in der irdischen Atmosphäre. Ohne diesen Sauerstöff würde praktisch alles tierische Leben absterben, auch wir Menschen würden in kurzer Zeit ersticken.

Um die Stoffwechselleistung einer hundertjährigen Buche zu ersetzen, muss man 2500 junge Buchen pflanzen (Bartels, S. 25, a.a.O.).

Der italienische Philosophiehistoriker Emanuele Coccia (*1976) beschreibt deshalb die Welt als v.a. von Pflanzen belebt. Keineswegs der Mensch steht im Zentrum, sondern die Pflanzen : „Die Luft, die wir atmen, … ist tatsächlich der Atem anderer Lebewesen…. Wir ernähren uns tagtäglich von den gasförmigen Ausscheidungen der Pflanzen, wir können nur vom Leben der Anderen leben….“ (Coccia, …..a.a.O.). 

Circa 90% der irdischen Biomasse sind pflanzlicher Herkunft.

In den letzten Jahrzehnten wuchs weltweit die Nachfrage nach Holz an: „Kamine wurden modern, Parkett und Laminat, Holzheizkraftwerke und Biogasanlagen entstanden, die Holzhackschnitzel brauchten. Investoren aus der ganzen Welt suchten neue Anlageformen … Sie entdeckten den Wald“ (vgl. „Tagesspiegel“, 14. Februar 2016, S. 8). In der Folge kam es auch immer wieder zu „illegal loggings“, zu Wald- und Holzdiebstahl. In Deutschland werden jährlich ca. 30 000 bis 40 000 m3 Holz gestohlen, z.T. werden ganze Waldstücke illegal gefällt. Für die rund 2 Mio. deutschen Waldbesitzer ist das aber ein „eher marginales Problem“ (vgl. „Tagesspiegel“, 14. Februar 2016, S. 8). Ein Sprecher des Brandenburger Waldbesitzerverbandes meinte: „Wir betreiben Forstwirtschaft nicht, um Kohlendioxid zu reduzieren, aber das kriegen wir als Geschenk dazu“ (vgl. „Tagesspiegel“, 14. Februar 2016, S. 8).

 

 

Selbst die Entstehung des Begriffs Nachhaltigkeit hängt eng mit dem Wald zusammen. Denn der sächsische Oberberghauptmann Carl von Carlowitz (1645 – 1714), der 1713 den Begriff prägte [3a], hatte erkannt, dass für die Schmelzöfen des erzgebirgischen Silberbergbaus nur soviel Holz verbrannt werden dürfe, wie nachwachsen kann. Er forderte von daher eine „nachhaltende Nutzung“ der Wälder.  

Carlowitz verfasste das erste deutschesprachige Werk zur Forstwirtschaft: „Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht“. Im Buch wird der Gedanke der Nachhaltigkeit ausformuliert. Bei der Rodung von Wäldern müsse man „bedencken, ... wo ihre Nachkommen Holtz hernehmen sollen" (Carlowitz, Reprint, S. 76, a.a.O.). Denn „wenn die Holtz und Waldung erst einmal ruinirt / so bleiben auch die Einkünffte auff unendliche Jahre hinaus zurücke / und das Cammer=Wesen wird dadurch gäntzlich erschöpffet / daß also unter gleichen scheinbaren Profit ein unersetzlicher Schade liegt“ (Carlowitz, Reprint, S. 87, a.a.O.).

Nun folgt die Partie, die vielfach als die Entstehung des Nachhaltigkeitsbegriffs angesehen wird:
„Wird derhalben die größte Kunst/Wissenschaft/Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse (Wesen, C.M.) nicht bleiben mag“ (Carlowitz, Reprint von 1713, S. 150, a.a.O.).

 

Ähnliche Vorstellungen sind allerdings in der Philosophie vieler Kulturen ähnlich anzutreffen. Bei den nordamerikanischen Irokesen gab es die Vorstellung von dem „Sieben-Generationen-Prinzip“, ausfomuliert in dem „Großen Gesetz des Friedens“ (engl.: „The Great Law of Peace“) der Irokesen-Liga. Bei allem menschlichen Handeln müsse immer bedacht werden, wie es sich auf die nächsten sieben Generationen auswirken wird, auf Pflanzen. Tiere,  Wasser, Land, Luft und die Menschen.  

 

Im Grundgesetz wird im Art. 20a festgestellt, dass der Staat „… auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere“ zu schützen verpflichtet ist.

 

Bereits 1987 forderte der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt eine „nachhaltige Entwicklung“. Eine nachhaltige Entwicklung definierte die Kommission auf zwei Arten:

„1. Dauerhafte Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (Volker Hauff, S. 46, a.a.O.).

Diese intergenerative ökologische Gerechtigkeit (Generationengerechtigkeit) wurde Bestandteil aller später vereinbarten Umweltabkommen, im Unterschied zu dem zweiten Aspekt der Definition:

„2. Im wesentlichen ist dauerhafte Entwicklung ein Wandlungsprozeß, in dem die Nutzung von Ressourcen, das Ziel von Investitionen, die Richtung technologischer Entwicklung und institutioneller Wandel miteinander harmonieren und das derzeitige und künftige Potential vergrößern, menschliche Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen“ (Volker Hauff, S. 49, a.a.O.). Diese seltener zitierte weiterführende Definition umfasst auch die Forderung einer geseschaftlichen Verhaltensänderung und fand deshalb politisch weniger Anerkennung.

 

Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO aus dem Jahre 2015  sind das Kernstück der „Agenda 2030“ für nachhaltige Entwicklung. Diese globalen Ziele umfassen fast die wichtigen Entwicklungsthemen, vom Zugang zu Bildung, sauberem Wasser und erneuerbarer Energie über Infrastruktur, Industrie und Landwirtschaft bis hin zum Schutz der Biodiversität und der Bekämpfung  von Armut und Klimawandel.

 

Der deutsch-US-amerikanische Philiosoph Hans Jonas (1903 – 1993) formulierte seinen „Ökologischer Imperativ“: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden“ (Hans Jonas, 1990 S. 36, a.a.O.).  


Heute ist „nachhaltig“ allerdings oft zu einem inhaltsleeren werbenden, qualitätsverheißendes Schlagwort verkommen.

 

Die Stiftung „Menschen für Bäume“ wählte den Berg–Ahorn zum Baum des Jahres 2009. Im Jahre 1995 war bereits der Spitzahorn Baum des Jahres gewesen.

Der Berg – Ahorn (Acer pseudoplatanus L., oder weißer, stumpfblättriger Ahorn; in Schlesien früher auch "Urle") ist ein schnellwachsender, bis zu 20 – 20 m hoher großer, schöner Baum.  Seine größte Höhe erreicht der Baum im Alter von ca. 80 – 100 Jahren, er wird aber bis zu ca. 500 Jahre alt. Die Rinde ist bei jungen Bäumen hellbraun bis grau und glatt. Älter geworden verändert sich die Rinde: sie wird dunkelgrau, geschuppt, schwachborkig und blättert in Platten ab. Der Stamm sieht dann einer Platane ähnlich (daher der Name).

Der Berg-Ahorn hat langstilige, fünffingrige Blätter, wie gespreizte Finger. Die Blattform ist unverkennbar und ziert  die Fahne von Kanada.

Auch die Früchte des Ahorn sind unverwechselbar: die propellerartigen Doppelflügel werden leicht vom Wind erfasst und wirken wie eine Art von Hubschrauber, mit bis zu 16 Umdrehungen pro Sekunde. So können die Ahornsamen über größere Entfernungen verbreitet werden. Da die gespaltene Samenfalte klebrig ist, werden die Früchte von Kindern oft als „Nasenhorn“ genutzt.

Das helle, beinahe weiße Holz der Berg – Ahorns ist u.a. für den Instrumentenbau gefragt, so für Flöte oder Fagott. Bei Saiteninstrumenten, (insbesondere bei Guitarre, Cello, Bratsche und Violine) soll Ahornholz eine wunderbare Resonanz bewirken. Berühmt wurden die Geigenböden, die aus so genanntem „Riegelahorn“ gefertigt wurden.

Im regionalen Volks(aber)glauben hat Ahornholz als Türschwelle eine ganz besondere Eigenschaft: Zauberer und Hexen könnten eine solche Schwelle nicht überschreiten.

Beheimatet ist der Berg – Ahorn in Europa und Westasien, im kühl-feuchten Bergklima. In Mitteleuropa ist er die häufigste Ahornart. V.a. findet er sich in der Mittelgebirgen, den Alpen, Karpaten und Pyrenäen. In den Zentralalpen steigt der Berg – Ahorn bis in eine Höhe von fast 2.000 m. Der anspruchslose Baum gilt als Pionier zur Bodenerschließung.

Früher wurde der Berg – Ahorn oft als schützender Hausbaum in der Nähe von Gehöften gepflanzt.

 

Berühmt wurde der Schwurbaum, ein riesige Berg- Ahorn bei dem Schweizer Ort Trun(Truns); unter seiner Krone gründete man im Jahre 1424 den „Grauen Bund“, aus dem später der Kanton Graubünden hervorging. Vertreter Graubündens trafen sich noch jahrhundertelang alljährlich unter diesem Berg - Ahorn, um den Bund zu erneuern. Im Jahre 1870  aber wurde der ehrwürdige Baum von einem heftigen Sturm umgerissen. Der geborstene Stamm wurde von Graubündenern in einer regelrechten Trauerprozession in den Gerichtssaal zu Chur getragen. Teile des alten Stamms sind bis heute im Museum Sursilvan in Trun ausgestellt. Heute steht an gleicher Stelle ein neuer Berg - Ahorn, der aus einem Steckling des Schwurbaums nachgezogen wurde.  Benachbart dazu steht die barocke St. Anna – Kapelle mit Darstellungen zu graubündischen Geschichte.

Der Zuckergehalt im Saft des Berg-Ahorns [4] liegt  (vor dem Blattaustrieb im Frühjahr) mit 1 – 3 % relativ hoch. In Nordamerika allerdings wächst ein naher Verwandter, der Zuckerahorn (Acer saccharinum Wangenh.). Er  erreicht einen Saccharosegehalt bis zu 8 %. Ein Baum des Zucker-Ahorns liefert jährlich ca. 150 Liter Saft.

Allein im Jahre 2008 wurden in Kanada 14 000 t Ahornsirup („maplesyrup“) aus den Bäumen gezapft. Er soll viel gesünder sein als Zucker, viele Vitamine und nützliche Mineralstoffe enthalten. 

Der Saft des Berg - Ahorns enthält jedoch mehr Zucker als die meisten heimischen Bäume. Im Frühsommer scheiden zahlreiche Blattläuse  „Honigtau“ aus, partiell verdauten Zuckersaft: Unter der Krone  eines befallenen Berg-Ahorns wird alles besonders stark mit einem klebrigen süßen Film überzogen.

 

Insbesondere in dem nördlichen Dürrejahr 2018 spielten Waldbrände u. a. in Schweden, Portugal, Griechenland, Deutschland oder Kalifornien  eine verhängnisvolle Rolle.

Katastrophal waren insbesondere die Waldbrände in Russland. Allein im Juli 2018 sollen russlandweit Wälder auf ca. 2,8 Mio. ha gebrannt haben, ein „… Flammenmeer …, das die Brände in Schweden, Griechenland und Deutschland um ein Vielfaches überstieg“  (vgl. Greenpeace-Rundbrief vom 28. August 2018).

In den ersten sieben Monaten des Jahres 2018 sollen – nach Angaben russischer Greenpeace-Kolleg*innen – in ganz Russland ungefähr 12 Mio. ha Wald den Flammen zum Opfer gefallen sein, das ist mehr als die gesamte Fläche deutscher Wälder.

Auch in Russland dürfte die überwiegende Zahl der Waldbrände menschengemacht sein, durch…

·         weggeworfene Zigaretten

·         durch Brandstiftung: für Spekulanten ist Brandstiftung (keineswegs nur in Russland) ein einträgliches Geschäft, um an Bauland zu gelangen.

·         durch Anzünden der Felder im Frühjahr vor der Aussaat; diese traditionelle Praxis ist zwar seit längerem verboten, wird aber dennoch immer wieder angewandt: Feuer greifen dabei oft auf umliegende Wälder über.

·         vielfach melden russische Regionalbehörden Waldbrände nicht, um die Statistik zu schönen; oft werden so eigentlich harmlose Feuer zu gefährlichen Großbränden. „Informationen über neue Waldbrände werden bewußt ignoriert und zurückgehalten, das Ausmaß der Feuer verschleiert“ (vgl. Greenpeace-Rundbrief vom 28. August 2018).

 

Zudem investiert der russische Staat zu wenig in die technische und personelle Ausstattung der permanent unterfinanzierten Feuerwehren. Vielmehr wurden 70 000 Waldaufseher-Stellen gestrichen, eine angemessene Überwachung der riesigen Waldflächen ist so völlig unmöglich.

 

Mit Recht wird argumentiert, dass es Waldbrände schon immer gab, solange es Wälder gibt, und die Wald-Ökosysteme sich an (gelegentliche) Waldbrände angepasst hätten. „Aber inzwischen brennt es so häufig, dass Russlands Baumbestände kaum eine Chance haben, sich zu erholen“ (vgl. Greenpeace-Rundbrief vom 28. August 2018). Die Wälder würden artenärmer, anfälliger für Hitzewellen und Dürren. Die geschädigten Wälder speicherten weniger Wasser und würden so leichter Opfer von weiteren Bränden – ein Teufelskreis.

Immer wieder – z.B. im Jahre 2021 -  kam es durch lange Phasen sehr hoher Tenperaturen z.T. über 40° C und Dürren im Mittelmeerraum aber auch in Kalifornien, Kanada und Rußland zu verheerenden Waldbränden, zu „Metafeuern“ mit besonderen physikalischen Eigenheiten.   

Klimatologen betonen die große Bedeutung von Waldbränden für das Klima: Ca. 20% der weltweiten Treibhausgasemissionen sind Folge von Wald-, Wiesen- und Feldbränden (vgl. Greenpeace-Rundbrief vom 28. August 2018; vgl. auch Tag der Umwelt).  Einige Forscher plädieren deshalb deshalb nicht für die Bezeichnung "Anthropozän" sondern für "Pyrozän", Zeitalter der Feuer, der Metafeuer.  

 

Seit Jahren drängt Greenpeace den Russischen Staat dazu, das wirkliche Ausmaß der Waldbrände zuzugeben und in wirksame Brandschutzmaßnahmen zu investieren. Russische Greenpeace-Aktivisten helfen seit jahren in vielen russischen Regionen Waldbrände zu bekämpfen (vgl. obige karte).

Schließlich stellen die riesigen Waldbrände auch eine gesundheitliche Gefährdung v.a. für Kleinkinder und ältere Menschen dar, denn der Rauch enthält giftiges CO und Ruß – schwere Atemwegserkrankungen können die Folge sein.

 

Der Widerstand gegen die Zerstörung der Wälder hat eine lange Tradition.

Martin Luther soll geäußert haben: „Wenn morgen die Welt untergeht, würde ich noch heute ein Apfelbäumchen pflanzen“ – der erste schriftliche Belg für die Aussage stammt allerdings erst aus dem Jahre 1944.   

John Muir (1838 - 1914), ein Naturforscher und –philosoph sowie früher Umweltaktivist, kämpfte gegen den rabiaten Kahlschlag vieler Waldregionen in den USA, v.a. in Kalifornien. Eine berühmte Sentenz besagte,  Bäume vernichten kann jeder Narr. Muir gilt in den USA als der Vater der Nationalparks.

Julia („Butterfly“) Hill (*1974), die „Baumfrau“,  verbrachte als Akt zivilien Ungehorsams schon Ende der 90er Jahre des 20. Jhdts. ca. zwei Jahre auf einer ca. 4 m2 großen Plattform auf einem kalifornischen Mammutbaum in 60 m Höhe, um ihn vor dem Fällen zu bewahren. Der Baum wurde – trotz verschiedener Anschläge der Holzfirma – gerettet.

Schon in den 70er und 80er Jahren des 20. Jhdts. umarmten indische Bäuerinnen der Chipko-Bewegung [5] Bäume in der Himalaya-Region, um die kommerzielle Rodung zu verhindern und der Erosion bzw. der Überflutung des Bodens zu begegnen. Vielfach gelang es den Dorfbewohnerinnen, die Abholzungen dauerhaft zu verhindern.  

 

Schon 1982 wurde „Robin Wood“ begründet, eine Naturschutzorganisation, die sich weltweit, vom Gezi-Park, über die kalifornischen Mammutbäume, den Amazonas-Urwald und die sibirische Taiga bis zum Hambacher Forst, insbesondere für den Schutz von Wäldern einsetzt.

Unter dem Baum als universellem Symbol des Lebens engagieren sich weltweit Millionen Menschen gegen die Abholzung der Wälder.

 

Im April 2012 ersetzten Aktivist*innen von Greenpeace im Spessart 2000 junge Setzlinge von schnellwachsenden, Profit versprechenden Douglasien durch junge Buchen. Die kleinen Nadelbäume wurden eingepflanzt und vor dem Bayerischen Forstministerium aufgereiht. Die EU bestätigte die Rechtmäßigkeit der Aktion, da in dem Spessart mit seinen alten Buchenwäldern die Anpflanzung von Nadelbäumen gegen die europäischen Schutzziele der Natura-2000-Gebiete von 1992 verstoße (vgl. „Greenpeace Nachrichten“ 01/2019, S. 17).  

 

Im Herbst 2018 wurde der Widerstand gegen die Abholzung des Restes des Hambaches Waldes („Hambi“, zwischen Köln und Aachen) und für ein Ende der Braunkohleverstromung zu einem Symbol für den Kampf gegen die Umweltzerstörung und den Klimawandel. Insbesondere fand die Protestform der Baumhäuser („Oaktown“) viel Unterstützung durch die Öffentlichkeit. Diese Protestform gilt als besonders effektiv, da besetzte Bäume nur schwer zu räumen sind. Unbesetzte Bäume werden sehr rasch gefällt.

 

Einige Aktivist*innen lebten bereits seit bis zu 6 Jahren in rund 60 (z.Z. winterfesten) Baumhäusern, unterstützt von einem breiten Netzwerk von Sympathisant*innen. Die Baumhäuser waren zum Teil in den Baumkronen durch Stege miteinander verbunden.

Im September 2018 wurden die Baumhäuser „mangels Brandschutz“ von der Polizei zerstört wurden.

Einige der Aktivist*innen lebten Jahre lang in den Bäumen, eine besonders unmittelbare Naturerfahrung: „Es ist ein unglaubliches Gefühl in einer Baumkrone zu leben, wo du morgens nur von einer vorbeihuschenden Haselmaus geweckt wirst… Das hat seinen Zauber“ (zit. n. Tagesspiegel, 24. Dezember 2018, S. 25).

Mehr als 50 000 Menschen engagierten sich für den Erhalt des Waldes (vgl. „Greenpeace Nachrichten“ 01/2019, S. 17). Vorläufig wurde die Abholzung des Hambacher Forsts gerichtlich gestoppt.    

 

Nach dem besonders trockenen Jahr 2018 und dem trockenen Frühjahr 2019 brauchen insbesondere die Berliner Stadtbäume Wasser.

 

Ganz speziell benötigen Jungbäume viel Wasser, täglich 20 bis 40 l Wasser pro Baum. Bei anhaltender Regenmangel drohen die Jungbäume durch Vertrocknung abzusterben. Die Bezirksämter Berlins baten immer wieder die Anwohner, die Straßenbäume zu gießen (vgl. „Die Stadtteilzeitung für bürgerschaftliches Engagement und Stadtteilkultur“, Berlin, Ausgabe Nr. 16/Mai 2019, S. 1). 

 

(Tag des Waldes am 21. März; Tag des Baumes am 25. April; unveränderlich nach dem Gregorianischen Kalender)


© Christian Meyer

 


[1]„Arbora ante alia“ „Bäume vor (allem) anderen“, Cajus Plinius Secundus (23 – 79 n. Chr) in der Einleitung des XII. Buches („Von den Bäumen“) seiner Naturgeschichte, im Zusammenhang mit der Bedeutung der Natur, insbesondere der Wälder für das Leben der Menschen.  Alexander Demandt stellte diese Sentenz von Plinius d. Ä. seinem Essay (a.a.O.) voran.  

[2]Yggr“ (altnord. „der Schreckliche“) ist ein alter Beiname Odins (vgl. Simek, S. 484, a.a.O.). Bei seinem Selbstopfer soll Odin an dem Baum (Galgen) gehangen haben. „Odins Pferd“ meinte wohl den „Galgen“ an dem er gehangen haben soll (vgl. Simek. S. 313 & 482, a.a.O.).  


[3] Die Wald-Bestandsaufname einer Forschergruppe um den Ökologen Thomas Crowther (Yale/New Haven; USA) kombinierte Satellitenaufnahmen und Computerberechnungen mit den Daten von weltweit 400 000 Beobachtungsstellen (vgl. Bild der Wissenschaften“, H. 12/2015, S. 8). Veröffentlicht wurde der Bericht am 10. September 2015 in der „Nature“ (Nr. 525, S. 201 – 205).

 


[3a] Der Gedanke war allerdings bereits zuvor in England 1664 von John Evelyn und in Frankreich 1669 von Jean Baptiste Colbert entwickelt worden, ohne jedoch einen entsprechenden Begriff zu verwenden.

 


[4] Früher wurde auch in Europa der austretende Saft des Berg–Ahorns geerntet und daraus Sirup, Zucker und Essig hergestellt. Allerdings erwies sich die Gewinnung als umständlich, die Bäume sind empfindlich: Viele Berg–Ahorn–Exemplare „verbluteten“, sie können – im Gegensatz zum Feld- und Spitz – Ahorn - Verletzungen schlecht wieder schließen. Im Elsaß wird der Baum deshalb auch „Milchahorn“ genannt. Pro Berg-Ahorn können pro Jahr bis zu 50 Liter Saft geerntet werden. Der Berg – Ahorn - Saft wird auch heute noch regional zu einem mostähnlichen Getränk vergoren. Vor allem in der Zeit der französischen Revolution und der Napoleonischen Kontinentalsperre stieg der Rohr-Zuckerpreis stark an und man experimentierte mit allerlei Ersatzstoffen, so auch mit einer Ahorn-Zuckerproduktion (z.B. im Berliner Tiergarten oder im Wiener Prater). Letztlich setzte sich jedoch die neu gezüchtete Zuckerrübe durch, die eine deutlich höhere Zuckerausbeute versprach.


[5] Der Name „Chipko“ rührt her von dem Hindi-Wort für „festhalten“, „dranbleiben“. 

 

 

Abb.: Die Deutsche Bundespost gab im Jahre 2017 eine 0,90 € Briefmarke heraus, die eine alte Eiche im hessischen Reinhardswald zeigt.

 

Abb. aus „Meyers Konversationslexikon“, Bibiliographisches Institut Leipzig / Wien, 1890, Bd. 1, S. 236a

 

Abb. Waldbrände 2018 in Russland (Abb. aus Greenpeace-Rundbrief vom 28. August 2018)

 

Abb. oben: „Räumung des Hambacher Waldes“ – Oaktown (September 2018, Photo von Matthias Jung – mail@jungfoto.de)

Abb. unten: „Strickleitern aus einem zerstörten Baumhaus“, Oaktown (September 2018, Photo von Matthias Jung – mail@jungfoto.de)

So geht das leider nicht …

 

Abb.: „Die Baumschule – ein Bildbericht von Stephan Rürup“ (*1965) dem Gewinner des Deutschen Cartoon-Preises 2018

(aus: Das Magazin, Heft Juni 2020, S. 8/9)  

 

 

 

 

Abb.: Im Jahre 2003 zum 100. Geburtstag von Hans Jonas erschien eine deutsche Gedenkbriefmarke mit dem Text des Ökologischen Imperativs.