13. - 15. Juli: Japanisches Bon-Fest (auch Obon, Ullambana, Ulambana)

 

Das Fest ähnelt Allerseelen: für die Verstorbenen werden Laternen entzündet, die als Wegweiser für die Seelen gelten. Vor den buddhistischen Familienaltären wird ein „Geisteraltar“ (shoryodana) aufgebaut, um die Seelen der Ahnen willkommen zu heißen. Ein buddhistischer Priester liest eine Sutra vor dem Altar. Ein Gebt zum Bon - Fest ist zum Beispiel: „Amida Buddha umgibt alle Menschen und alle Lebensformen mit unendlicher Liebe und Mitleid. Insbesondere gibt er liebende Gedanken jenen, die leiden und in Sorge sind, denen, sie in Zweifel und Unwissenheit verharren, denen, die nach Wahrheit streben. Und denjenigen, die nahe der großen Veränderung sind, die die Menschen Tod nennen: Amida Buddha gibt Ozeane von Weisheit, Barmherzigkeit und Liebe. Namu Amida Butsu“ (übersetzt nach Lahaina Jodo Mission, a.a.O.).

Zu der Bon - Zeremonie werden oft die seit dem letzten Bon - Fest geborenen Kinder mitgebracht, die „Hatsubon“, die zum ersten Mal am Bon - Fest teilnehmen.

Nach buddhistischer Vorstellung kommen am ersten Tag des „O-Bon[1] - Festes die Seelen der Verstorbenen aus Amida Buddhas „Reinem Land“ (jap. „jodo“), um ihre Familien in dieser Welt zu besuchen. Um die Seelen der Verstorbenen zu begrüßen, entzünden alle Familien vor ihren Häusern ein Feuer, das „mukaebi“ gennat wird. Diese Begrüßungsfeuer ziehen die Seelen der Verstorbenen an, so daß sie sicher zu ihrem früheren irdischen Heim gelangen können. Anläßlich der Rückkehr der Seelen der Verstorbenen wird in den Tempeln eine Zeremonie mit Gebeten und den berühmten Bon - Tänzen durchgeführt. Auch werden den Verstorbenen Speisen angeboten.

Am letzten Tag des Bon-Festes wird ein weiteres Feuer entzündet, eine Art Rückkehrfeuer (jap. „okuribi“). Es soll die Seelen der Verstorbenen ins Reine Land zurückgeleiten. Bei der Zeremonie der schwimmenden Laternen (jap. „toro nagashi“) läßt man brennende Laternen zum Meer / zum Fluß schwimmen. Die brennenden Kerzen sollen die rückkehrenden Seelen geleiten. Während die leuchtenden Laternen schaukelnd auf den Wellen schwimmen, rufen sich die Angehörigen liebe Erinnerungen an die Verstorbenen ins Gedächtnis zurück und beten für eine sichere Rückkehr der Seelen der Verstorbenen. Die Zeremonie der schwimmenden Laternen ist eine der schönsten und farbenfrohesten des traditionellen japanischen Buddhismus. 

Die Wurzel des Bon-Festes geht auf die Lehren des Gautama Buddha zurück. Gemäß der Ullumbana-Sutra wurzelte dieser Brauch in der tiefen Liebe von Maudgalyayana (jap. Mokuren [2]) zu seiner Mutter. Nach seiner Erleuchtung soll er bemerkt haben, dass seine verstorbene Mutter in der Hölle Qualen litt. Sie war ganz hager und knochig geworden, hatte einen Hals so eng wie eine Stecknadel. Maudgalyayana war entsetzt und brachte ihr sogleich eine Schale mit Essen. Seine Mutter war hocherfreut, ihren Sohn wiederzusehen. Auch über die Nahrung freute sie sich, als sie jedoch versuchte aus der Schale zu essen, verwandelte sich der Inhalt in züngelnde Flammen.

Als Maudgalyayana dies sah, war er untröstlich und eilte sofort zu Gautama Buddha. Er fragte ihn nach den Möglichkeiten zur Erlösung seiner Mutter. Der Buddha empfahl ihm, zusammen mit allen Mönchen eine große, besondere Gedächtniszeremonie für seine Mutter zu veranstalten.

Dies geschah - nach japanisch - buddhistischer Tradition - an einem 15. Juli: Maudgalyayana und alle anderen Mönche und Jünger beteten gemeinsam für sieben Ahnengenerationen und für alle Leidenden. Auch boten sie ihnen Speisen, Getränke und andere lebensnotwendige Dinge an.

Nach der Zeremonie empfanden alle Mönche der Überlieferung nach ein Gefühl von Frieden und Glück. Maudgalyayanas Mutter wurde von Qualen, Hunger und Isolation in der jenseitigen Welt erlöst, Maudgalyayana war von einer großen Sorge befreit.

Shakyamuni aber befahl, die Ullumbana-Zeremonie für alle Zukunft jährlich zu wiederholen, was bis heute weltweit in den buddhistischen Gemeinden beachtet wird.   

Das Sanskrit - Wort „ullumbana“ bedeutet „gerettet aus dem Zustand, umgekehrt aufgehängt zu sein“. Das Wort wurde ins Chinesische als „Urabon“ übernommen. In Japan wurde „ura“ fortgelassen und so zu „Bon“.

Zum Fest wird die Ullumbana – Sutra rezitiert. Die Tänze, die in Japan zum Bon - Fest aufgeführt werden, sollen an die große Freude erinnern, die Maudgalyayana empfand, als seine Mutter erlöst war.

Historiker fanden heraus, daß sich die Bon - Tänze in Japan zwischen dem 10. und 15. Jhdt. unter dem Einfluß von Shinto - Tänzen entwickelten.

In Sri Lanka wird das buddhistisches Ullumbana - Fest  als (veränderliches) Vollmondfest am 15. Tag des 7. Monats nach dem Mondkalender gefeiert.

 

(meist unveränderlich, nach dem Gregorianischen Kalender)

 

 © Christian Meyer



[1] Das vorgestellte „O“ ist im Japanischen ein Ehrfurcht und Prestige ausdrückendes Partikel.

[2] Maudgalyayana war einer der bedeutendsten zehn Jünger Shakyamunis in Indien. Nach jahrelangen Übungen soll auch er die Erleuchtung erlangt haben.