22. November: Tag der Hl. Cäcilie, die Heiligen der Musik
Johann Wolfgang von Goethe besuchte während seines Rom-Aufenthaltes am Cäcilien-Tag unter anderem die Cäcilien-Kirche. In seiner „Italienischen Reise“ schreibt er dazu u. a.: „Viele Worte würde ich brauchen, um die Auszierung der ganz mit Menschen angefüllten Kirche zu beschreiben. Man sah eben keinen Stein der Architekten mehr. Die Säulen waren mit rothem Sammt überzogen und mit goldenen Tressen umwunden, Capitäle mit gestickten Sammt in ohngefährer Capitälform, so alle Gesimse und Pfeiler behangen und bedeckt. Alle Zwischenräume der Mauern mit lebhaft gemalten Stücken bekleidet, dass die ganze Kirche mit Mosaik ausgelegt schienen, und über 200 Wachskerzen brannten um und neben dem Hochaltar, so dass die ganze Eine Wand mit Lichtern besetzt, und das Schiff der Kirche vollkommen erleuchtet war. Die Seitengänge und Seitenaltäre ebenso geziert und erhält. Gegen dem Hochaltar über unter der Orgel zwei Gerüste, auch mit Sammt überzogen, auf deren Einem die Sänger, auf dem andern die Instrumente standen, die anhaltend Musik machten. Die Kirche war voll gedrängt. Eine schöne Art musikalischer Aufführung hört ich hier. Wie man Violin- und andere Concerte hat, so führten sie Concerte mit Stimmen auf, dass die eine Stimme, der Sopran zum Beispiel, herrschend ist, und Solo singt, das Chor von Zeit zu Zeit einfällt und ihn begleitet, es versteht sich, immer mit dem ganzen Orchester. Es thut gute Wirkung“ (Goethe, „Italienische Reise“, S. 118/119, a. a. O.).
Abb.: Carlo Dolci: „Die Heilige Cäcilie“, 1671; heute in der Galerie Alte Meister, Dresden; Photo: Christian Meyer, 1989
© Christian Meyer
(unveränderlich, nach dem Gregorianischen Kalender)