Abb. Taufe Christi; Äthiopische Ikone
Abb. Taufe Christi; Äthiopische Ikone
Abb.: Weihnachtsmarke der Deutschen Post 2010
Abb.: Weihnachtsmarke der Deutschen Post 2010

Abb.: „Die Anbetung der Könige“, Krippe mit hölzernen Figuren von Jakob Brandl (1864 - 1919), in der Frauenkirche zu München;  Weihnachtsmarke der Deutschen Post 2010

Der Traum der Könige"
Der Traum der Könige"

Abb.: „Der Traum der Könige“; „Und Gott befahl ihnen im Traum, dass sie sich nicht sollten wieder zu Herodes lenken; und sie zogen durch einen andern Weg wieder in ihr Land“ (Mt, 2,12). Die Könige ruhen auf einem gemeinsamen Kissen, unter einer Decke, mit ihren Kronen auf dem Kopf. Der Traum wird in dieser Darstellung von einem Engel übermittelt, der einen der Könige sanft an der Hand berührt und an den über ihnen stehenden Stern erinnert. Kapitell in der romanischen Kathedrale Saint-Lazare (12. Jhdt.) in Autun, Burgund/Frankreich; heute im „Salle capitulaire“; möglicherweise ist das Kapitell eine Schöpfung des Bildhauers Gislebert (Abb. aus „Lukas-Gemeindebrief“ der Lukas-Gemeinde Berlin-Steglitz, 12/2013-1/2014, S. 1).

 

6. Januar

 

Christliches Epiphanias- Fest; auch Dreikönigstag, Tag der Heiligen Drei Könige; Feiertag u.a. in Baden - Württemberg, Bayern, Sachsen - Anhalt, Finnland, Griechenland, Italien, Österreich, Schweden und Spanien. U. a. im Erzgebirge wird der Festtag auch als „Hoch–Neujahr“ bezeichnet.  

Im 3. Jahrhundert wurde es im östlichen Christentum üblich, die Stationen des Heilwirkens Jesu liturgisch nachzuvollziehen. Es kam zur Herausbildung eines unbeweglichen Festzyklus im Kirchenjahr.

Das älteste dieser Feste war das Fest der Theophanien, bei dem in einer nächtlichen Feier vom 5. zum 6. Januar aller Ereignisse im Leben Jesu gedacht wurde, „… in denen sich seine Gottessohnschaft geheimnisvoll manifestierte und er solcherart als der verheißene Messias und Christus (der Gesalbte des Herrn) geoffenbart worden war“ (Hotz, S.1, a.a.O.).

Der Name Epiphanias kommt vom gr. „“ „Erscheinung", einem religionsgeschichtlichen Begriff, der das plötzlich auftretende und wieder verschwindende Sichtbarwerden einer Gottheit unter den Menschen bezeichnet. In der christlichen Kirche gilt die Epiphanie als der „historisch greifbare Einbruch des persönlichen Gottes" in die Welt (vgl. Rahner, a.a.O.). Theologisch unterschieden werden Theophanien, Christophanien, Pneumatophanien und Angelophanien.

„Epiphanias Domini", latinisiert, das Fest der „Erscheinung des Herrn", wird am 6. Januar gefeiert. Die Fixierung des Datums soll aus Ägypten stammen. Weil in Cäsars seit 46 v. Chr. geltendem Julianischen Kalender das Jahr am 1. Januar begann, setzten die frühen Christen diesen Tag mit dem ersten Schöpfungstag gleich: am sechsten Tage aber wurde - nach der Genesis - der Mensch geschaffen, deshalb erschien an diesem Tag der „göttliche Menschensohn". Außerdem galt der 6. Januar in der Antike als der Geburtstag des Gottes Dionysos: auch er galt als ein sterbender und wieder auferstandener, Leben und Fruchtbarkeit spendender Gott.

Schließlich wurde in der Nacht vom 5./6. Januar nach dem ägyptischen Kalender während des Späthellenismus die Geburt des Aion [1] ausgelassen gefeiert, - ein typisches Beispiel dafür, wie „heidnische“ Feste durch christliche überlagert und schließlich ersetzt wurden.

Zum ersten Mal wurde das christliche Epiphanias-Fest vermutlich im antiken Alexandria gefeiert (vgl. Süddeutsche Zeitung, 5./6. Januar 1983). In weiten Teilen des christlichen Orients wurde das Fest schon im 3. Jhdt. begangen, v.a. war es hier dem Andenken an die Taufe Jesu im Jordan gewidmet. „Und da Jesus getauft war, stieg er alsbald heraus aus dem Wasser; und siehe, da tat sich der Himmel auf über ihm. Und er sah den Geist Gottes gleich einer Taube herabfahren und über ihn kommen. Und siehe, eine Stimme sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe" (Matth 3, 16/17; vgl. Mark 1, 10/11). Theophanie auch hier, in Griechenland heißt der gesetzliche Feiertag bis heute „Fest der Theophanie". Den frühen Christen war die Erscheinung von Christi göttlicher Wesenheit bei der Taufe wichtig, nicht die biologische Geburt. Die Geburt zu feiern erschien den frühen Christen wohl als eine eher „heidnische" Sitte.

Christi Taufe wegen war das Epiphanias-Fest ein vorzugsweiser Tauftag der „Katechumenen" (altkirchl. Bezeichnung für „Taufbewerber").

 In den ersten Jahrhunderten des Christentums wurde Jesu Geburt nicht gefeiert. Mit der Durchsetzung des Geburtsfestes wurde es im Orient ebenfalls am 6. Januar gefeiert und verschmolz mit Epiphanias. Im „Abendland" hingegen wurde seit dem späten 3. Jhdt. Weihnachten am 25. Dezember gefeiert. Schon im 4. Jhdt. waren beide Geburtsfeste [2], das östliche wie das westliche weitgehend eingebürgert.

Das Erscheinungs- oder auch Dreikönigsfest erinnert an die Anbetung des Jesuskindes durch die drei Weisen oder Könige aus dem Morgenland, deren Geschichte allerdings nur bei Matthäus erwähnt wird. Ihre Namen wurden außerhalb der kanonischen Schriften mit Balthasar, Melchior und Kaspar tradiert.

Im Abendland entwickelte das Fest Epiphanias deshalb eine andere, zusätzliche Bedeutung: Es wurde zum Fest der Offenbarung Christi an die „Heiden", als deren Symbol die Anbetung Christi durch die Weisen aus dem Morgenland galt. Gemeint sind die Männer, die nach Matth 2, 1-12 durch einen Stern veranlasst worden sollen sein, aus dem Morgenland zu kommen, um dem neugeborenen König der Juden ihre Ehrfurcht zu erweisen. In Jerusalem wurden sie von König Herodes (reg. 37 – 4 v. Chr.) und den Schriftgelehrten, die bei der Nachricht erschraken - entsprechend den traditionellen Überlieferungen - nach Bethlehem gewiesen. Herodes aber forderte die Weisen auf, dass sie – wenn sie durch fleißige Forschung das Kindlein gefunden hätten – so ihm zurückkehren, dass er auch Kommen könne „und es anbete“ (Matth 2, 8).

In Bethlehem fanden die Weisen das Kind, denn der Stern „… ging vor ihnen her, bis dass er kam und stand oben über, da das Kindlein war“ (Matth 3. 9). Die Weisen beteten es an und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe [3]. Diese Gaben können als Beleg für die „Messianität“ Jesu gedeutet werden, Gold als ein Geschenk für den neugeborenen König, Myrrhe als Heil- und Arzneipflanze und Weihrauch als charakteristische Tempelgabe, für den zukünftigen Hohenpriester Israels.

Dann verschwinden die Weisen aus dem Morgenland aus dem Evangelium nach Matthäus: Nachdem ihnen im Traum befohlen wurden, nicht komplizenhaft zu Herodes zurückzukehren (vgl. Abb. oben), werden sie nicht mehr erwähnt.  

 

Das Evangelium besagt weder, dass es Könige waren, noch dass es drei waren: unbestimmt ist in der Lutherbibel nur von „morgenländischen Weisen" (gr. „" Magier), d.h. östlichen Astrologen die Rede.

Für den Evangelisten Matthäus aber war nicht die genaue Herkunft wichtig – wichtig war ihm, dass sei als bedeutende Repräsentanten des Heidentums das neugeborene Kind verehrten. Die Weisen aus dem Morgenland fragten nach dem „König der Juden“, einem Titel, den auch in der Passionserzählung „Heiden“ benutzten, Juden sprachen vom „König Israels“.

Astronomen versuchten immer wieder, bestimmte Kometen oder konkrete historische Sternkonstellationen mit dem Stern von Bethehem in Verbindung zu bringen, aber vermutlich ist der Stern nur ein symbolischer, wegdeutender Stern zu dem Kinde. Es ist ein weitverbreiteter Topos, historische Ereignisse mit (angeblichen) ankündigenden astronomischen Erscheinungen zu verbinden.

Bald aber machte sie der Volksglaube und die nachträgliche Interpretation von Ps 72,10 und Jes 60,6 zu Königen. Aus den drei Geschenken schloss man nun auf ihre Dreizahl (deshalb auch „Dreikönigsfest").

Vermutlich als erster nannte Origines (185 – 254) die Zahl drei Weise.

In den römischen St. Domitilla – Katakomben (1. - 3. Jhdt.) wurden vier anbetende Könige dargestellt (vgl. Abb. unten).

 

Schon der angelsächsische Kirchenhistoriker Beda („Venerabilis", * 674, + 735) nennt sie Kaspar, Melchior und Balthasar. Die Könige wurden als Vertreter der drei Weltteile Europa, Asien und Afrika angesehen (deshalb wurde einer der drei, Kaspar, in der christlichen Kunst oft schwarz, als Afrikaner dargestellt).

Balthasar ist ein Name babylonischen Ursprungs. „Beltschazzar" „Gott schütze sein Leben", diesen chaldäischen Namen gab der oberste Kämmerer des Königs Nebukadnezar dem Propheten Daniel (Dan 1,7). Die hebräische Form des Namens ist Balthasar. Der Name Balthasar wurde durch die Verehrung der Hll. Drei Könige sehr bekannt und bis in die Neuzeit beliebt (z.B. Balthasar Neumann, Balthasar Gracián).

Melchior bedeutet auf Hebräisch „König des Lichts". Als männlicher Vorname ist er heute sehr selten.

Kaspar gilt als der jüngste der Hll. Drei Könige. In älteren Quellen hieß er noch „Gathaspar", in syrischen Quellen hieß einer der Magier „Gudophorhem", worin der Name des mächtigen indisch-parthischen Königs Gondophares zu erkennen sein könnte. Er wurde der Legende nach von dem Apostel Thomas getauft.

Nach anderen Legenden wurde die drei von Thomas zu Bischöfen geweiht, die große Missionserfolge aahebt hätten. Sie seien dann kurz nacheinander gestorben und gemeinsam in einem Grab beerdigt worden.

In den vielfältigen „Dreikönigsspielen" brachte der „Mohr", Kaspar, oft lustige Einlagen. Allmählich wurde er so zur lustigen Figur, der Kasper des Kasperletheaters hat hier seine namentliche Wurzel.

Durch die damit verbundene Abwertung des Namens ist er heute nur noch sehr selten (in der Vergangenheit ganz und gar nicht: Kaspar im Freischütz, Caspar David Friedrich, Kaspar Hauser).

 

Nach einer mittelalterlichen Legende soll bereits die heilige Helena (vgl. 18. August), die Mutter Kaiser Konstantins, die Begräbnisstätte der drei Weisen aufgespürt haben: Eine findige Frau, das Heilige Kreuz (vgl. 14. September) fand sie desgleichen. Helena soll die sterblichen Überreste der Hll. Drei Könige nach Konstantinopel gebracht haben, von dort gelangten sie später nach Mailand.

Im Jahre 1164 ließ der Kölner Erzbischof und Kanzler des Reiches, Rainald von Dassel, die Reliquien der Hll. Drei Könige als Kriegsbeute (ein Geschenk Kaiser Friedrich Barbarossas) nach der Eroberung von Mailand (1162) nach Köln bringen [4]. In der Folge entwickelte sich Köln zu einer vielbesuchten Wallfahrtsstätte („det hillige Kölln"), zu den Reliquien der Hll. Drei Könige pilgerten unzählige Menschen. Vor allem das Rheinland wurde zu einem Zentrum der Verehrung der Hll. Drei Könige.

Umberto Eco schilderte in seinem historischen Roman „Baudolino“ u.a die Herkunft der Reliquien, ihre Überführung nach Köln und die Frage der Dreizahl (Eco, 2001, S. 135 – 138, a.a.O.).

Auch hinsichtlich der Hll. Drei Könige gab es im Mittelalter absurde Pseudo-Reliquien, so z.B., einen Strahl von dem Stern, der den Weisen aus dem Morgenland leuchtete ... (vgl. v. Corvin, a.a.O., S. 106).  

Um 1184 begannen Nikolaus von Verdun und andere den Kölner „Dreikönigsschrein" zu erstellen, das größte Reliquiar der Christenheit und einen der kostbarsten mittelalterlichen Reliquienschreine, eines der Meisterwerke der Goldschmiedekunst. Der Schrein hat die Form einer romanischen Basilika. Dargestellt sind u.a. an der Stirnseite die Anbetung der Hll. Drei Könige (mit einem vierten König, dem Stifter, König Otto IV., 1198 - 1215; er wollte auf diese Weise die Gottesunmittelbarkeit seiner Herrschaft demonstrieren), die Taufe Christi und oben Christus als Weltenrichter.

Der Stoff, der die Reliquien bis heute umhüllt, stammt nach neueren Untersuchungen aus dem 3. Jhdt. Der Dreikönigsschrein ist heute ein Hauptanziehungspunkt im Kölner Dom. 

Im April 1248 kam es in der alten Kölner Domkirche zu einem Brand [5]. Schon am 15. August 1248 [6] erfolgte durch den damaligen Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden die Grundsteinlegung zum (heutigen) gotischen Kölner Dom Er sollte nach dem Verständnis der Zeit eine „Königskathedrale der Hll. Drei Könige" werden und das himmlische Jerusalem repräsentieren („Kathedrale für das Diebesgut" titelte die „Kirche", Nr. 32/1998, S. 10). Der Kölner Dom, mit 157 m Höhe, 144 m Länge und 407 000 m3 umbautem Raum ist die berühmteste und größte Kirche im deutschsprachigen Raum; sie wurde 1996 auf die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen: Ursprünglich wurde sie als architektonischer Schrein für die Reliquien der Heiligen Drei Könige errichtet.

Der erste Dombaumeister namens Gerard stammte aus Amiens, war von daher der nordfranzösischen Gotik verpflichtet. Die Steine zum Dombau stammten vom Drachenfels, 40 km rheinaufwärts. 1998 beschäftigte die Kölner Dombauhütte ständig ca. 100 Mitarbeiter und gab jährlich ca. 9,5 Mio. DM zur Erhaltung des Doms aus.

Heinrich Heine träumte in seinem Zyklus „Deutschland. Ein Wintermärchen“ im Caput VII u.a. von dem Kölner Dreikönigsschrein einen besonderen Traum:

                                               „Wir kamen endlich zu einem Ort,

                                                Wo funkelnde Kerzenhelle

                                                Und blitzendes Gold und Edelstein;

                                                Das war die Drei–Königs–Kapelle.

 

                                                Die Heil’gen Drei Könige jedoch,

                                                Die sonst so still dort lagen,

                                                O Wunder! Sie saßen aufrecht jetzt

                                                Auf ihren Sarkophagen.

 

                                                Drei Totengerippe, phantastisch geputzt,

                                                Mit Kronen auf den elenden

                                                Vergilbten Schädeln, sie trugen auch

                                                Das Zepter in knöchernen Händen.

 

                                                Wie Hampelmänner bewegten sie

                                                Die längstverstorbenen Knochen;

                                                Die haben nach Moder und zugleich

                                                Nach Weihrauch gerochen.

 

                                                Der eine bewegte sogar den Mund

                                                Und hielt eine Rede, sehr lange;

                                                Er setzte mir auseinander, warum

                                                Er meinen Respekt verlange.

 

                                                Zuerst weil er ein Toter sei,

                                                Und zweitens weil er ein König,

                                                Und drittens weil er ein Heil’ger sei –

                                                Das alles rührte mich wenig.

 

                                                Ich gab ihm zur Antwort lachenden Muts:

                                               „Vergebens ist deine Bemühung!

                                                Ich sehe, daß du der Vergangenheit

                                                Gehörst in jeder Beziehung.

 

                                                Fort! fort von hier! im tiefen Grab

                                                Ist eure natürliche Stelle.

                                                Das Leben nimmt jetzt in Beschlag

                                                Die Schätze dieser Kapelle“

                                                                      (Heinrich Heine, 1973, S. 26/27, a.a.O.)     

 

Zur Ikonographie:  Bis zum Mittelalter wurden die Hll. Drei Könige als persische Magier dargestellt, oft mit Hosen und phrygischer Mütze [7] (so z.B. in Ravenna)

Seit dem 14. Jhdt. wurde die Darstellung der „Anbetung der Könige" zu einem Standardthema christlicher europäischer Kunst. Wohl unter dem Einfluss geistlicher Schauspiele wurde die Darstellung dramatisiert und exotisiert: z.B. traten oft Elefanten hinzu etc.

Besonders berühmt sind z.B. die Darstellung von Benozzo Gozzoli im Palazzo Medici - Riccardi zu Florenz oder Stephan Lochners „Anbetung der Könige" im Kölner Dom.

In einigen Fällen erhielten auf Dreikönigsdarstellungen die Könige die Züge der Stifter des Bildes.

 

Zum Brauchtum:

Seit Jahrhunderten ist es ein weitverbreiteter Brauch, dass von den Weihnachtstagen bis zum Dreikönigstag Sternsinger auftreten. Kinder, aber auch Erwachsene zogen mit einem goldpapierenen Stern an einer Stange, als die Weisen, die Könige aus dem Morgenland verkleidet von Haus zu Haus. Die Sternsinger sangen Weihnachts- und Dreikönigslieder, zeigten und drehten ihren Stern oder zeigten einen Kasten mit Puppen. Auch sagten sie Segenssprüche auf und erhielten dafür eine Gabe [8].

Hier nun ein Auszug aus einem Sternsingerlied eines unbekannten Verfassers:

                               „Wir wünschen dem Herrn einen goldenen Hut,

                               er trinke keinen Wein, er sei denn gut ...

                               Der Frau wolln wir wünschen ein goldene Kron,

                               und übers Jahr einen jungen Sohn ...

                               Dem Sohn wolln wir wünschen ein grünes Kleid,

                               und übers Jahr ein junges Weib ...

                               der Tochter wollen wir wünschen eine goldne Kann,

                               und übers Jahr einen jungen Mann.

                               Wir wünschen der Großmutter eine kupferne Pfann,

                               aufs andere Jahr einen puckligen Mann.

                               Wir wünschen der Magd einen Besen in die Hand,

                               damit soll sie kehren die Spinnen von der Wand ...

                               Wir wünschen dem Kleinknecht ein rotes Leibchen,

                               aufs andere Jahr ein junges Weibchen.

                               Wir wünschen euch allen einen goldnen Wagen,

                               damit ihr könnt ins Himmelsreich fahren.

                               Wir wünschen der Köchin ein fröhliches Jahr,

                               dass all ihr Unglück zum Schlot hinaus fahr!

                               Wir hören sie mit den Schlüsseln nun klingeln,

                               sie wird uns wohl eine Gabe bringen".

                                                              (vgl. Borchers, 1975, a.a.O., S. 273 f.)                          

 

Aus der Schweiz sind spezielle Sternendreherlieder und - märsche überliefert (vgl. Natalis, a.a.O., S. 44 & 199). Viele der Lieder stammen jedoch aus dem Rheinland, einem Zentrum der Dreikönigsverehrung. Das Kölner katholische Gesangbuch von 1623 beinhaltete das Lied „Es führt Drei König Gottes Hand", in dem es u.a. heißt:

                               „... aus Morgenland in aller Eil,

                               kaum dreizehn Tag viel hundert Meil,

                               Berg auf, Berg ab, durch Reif und Schnee,

                               Gott suchten sie durch Meer und See.

                               'Zu Dir, O Gott, kein Pilgerfahrt

                               noch Weg noch Steg laß werden hart'...

                               Sobald sie kamen zu dem Stall,

                               auf ihre Knie sie fielen all;

                               dem Kind sie brachten alle drei

                               Gold, Weihrauch, Myrrhen, Spezerei.

                               'O Gott, nimm auch von uns für gut

                               Herz, Leib und Seel, Gut, Ehr und Blut'.

                               Mit Weihrauch und gebognem Knie

                               erkannten sie die Gottheit hie,

                               mit Myrrhen seine Menschheit bloß

                               und mit dem Gold ein König groß.

                               'O Gott, halt uns bei dieser Lehr,

                               kein Ketzerei laß wachsen mehr'..."

                                                                               (vgl. Natalis, a.a.O., S. 163)

 

Aber es gab z.B. auch englische Dreikönigslieder, - in denen die Anreise der Hll. Drei Könige nach Bethlehem unbefangen mit Schiffen erfolgt: „I saw three ships come sailing by" (vgl. Natalis, a.a.O. ,S. 170).

Oft wird auch heute noch von den Sternsingern oder von katholischen Geistlichen mit Kreide ein Segensspruch an die Haustür von Katholiken geschrieben:

 

            19 + C + M + B + 94

 

Das bedeutet: „1994 - Christus mansionem benedicat" = Christus segne dies Haus 1994 (z.T. auch als die Abkürzung von „Caspar, Melchior, Balthasar“ gedeutet). In der Niederlausitz wurden  (werden?) die Großbuchstaben jedoch gelesen als: „Catholisch Muss Bleiben“ (vgl. Wander, Bd. 2, S. 1167, a.a.O.).

Schon Wilhelm Hauff berichtete 1827: „So schreiben viele Leute C. M. B. (Caspar, Melchior, Balthaar) über ihre Thüren und glauben, die drei Könige aus Morgenland werden sich bemühen, ihre schlechte Hütte gegen die Hexen zu schützen“ (vgl. Hauff, S. 226, a.a.O.).

In einem Sternsingerlied heißt es hinsichtlich des Haussegens:

 

                               „...wir bitten dich: Segne nun dies Haus

                                 und alle, die gehen ein und aus!

                                 Verleihe ihnen zu dieser Zeit

                                 Frohsinn, Frieden und Einigkeit"

                                                                              (vgl. Natalis, a.a.O., S. 157).  

Johann Wolfgang von Goethe thematisierte in seinem Gedicht „Epiphaniasfest" aus dem Jahre 1781 die Sternsinger ironisch:

                                               Die heiligen drei Kön'ge mit ihrem Stern,

                                               sie essen, sie trinken und bezahlen nicht gern;

                                               sie essen gern, gern, sie trinken gern,

                                               sie essen, sie trinken und bezahlen nicht gern.

 

                                               Die heiligen drei Kön'ge, sie kommen allhier,

                                               es sind ihrer drei und nicht ihrer vier,

                                               und wenn zu drein der vierte wär,

                                               so wäre ein heiliger drei König mehr.

 

                                               Ich erster bin der weiß und auch der schön

                                               bei Tage solltet ihr mich erst sehn!

                                               Doch ach, mit allen Spezereien

                                               werd ich mein Tag kein Mädchen mehr erfreun.

 

                                               Ich aber bin der braun und bin der lang,

                                               bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang;

                                               ich bringe Gold statt Spezereien,

                                               da werd ich überall willkommen sein.

 

                                               Ich endlich bin der schwarz und bin der klein

                                               und mag auch wohl einmal recht lustig sein.

                                               Ich esse gern, ich trinke gern,

                                               ich esse, trinke und bedanke mich gern.

 

                                               Die heiligen drei König sind wohlgesinnt,

                                               sie suchen die Mutter und das Kind;

                                               der Joseph fromm sitzt auch dabei,

                                               der Ochs und Esel liegen auf der Streu.

 

                                               Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold,

                                               dem Weihrauch sind die Damen hold,

                                               und haben wir Wein von gutem Gewächs,

                                               so trinken wir drei so gut wie ihrer sechs.

 

                                               Da wir hier nun schöne Herrn und Fraun,

                                               aber keine Ochs und Esel schaun,

                                               so sind wir nicht am rechten Ort

                                               und ziehen unseres Weges weiter fort.

                                                                              (zit. n. Borchers, 1973, a.a.O., S.115/116).  

 

Bis zur Reformation gab es auch in Norddeutschland eine Fülle von Dreikönigsspielen, die die Geschichte von Matth 2, 1-12 nacherzählten und ausschmückten. Daher rührt auch die große Zahl von Dreikönigsliedern (vgl. Natalis a.a.O.).

In Dänemark, in der süd-jütländischen Region Sønderborg, lebt bis heute der Brauch von Dreikönigsumzügen: Man verkleidet sich, zieht in Gruppen von Haus zu Haus wird mit Schnaps bewirtet etc.

Ebenfalls in Dänemark gibt es die Tradition der „Hellig Tre Kongerslys“ (Heiligedreikönigslichter). Aus Resten geweihter Kirchenkerzen werden aparte dreiarmig geformte Kerzen hergestellt und am Dreikönigstag entzündet. Die Kerzen werden von der Dänischen Missionsgesellschaft seit vielen Jahren hergestellt und vertrieben.

Besonders lebendig aber blieb der Brauch des Sternsingens im Alpenraum.

Auch das „Neujahransingen" z.B. im Schwarzwald hatte einen deutlichen Bezug zum Dreikönigsgeschehen. So heißt es z.B. in einem Neujahrslied aus dem Durbachtal im nördlichen Schwarzwald:

                               "...Wir steigen alle drei am Bergelein hinauf,                                              

                                                am Bergelein hinauf,

                               da sahen wir ein Sternlein wohl oben auf dem Haus,

                                               wohl oben auf dem Haus.

                               Der Stern, der war schön, und dem gingen wir nach,

                                               dem gingen wir nach,

                               da kamen wir nach Bethlehem, wohl in die schöne Stadt,

                                               wohl in die schöne Stadt.

                               Die Bethlehemer Stadt ist gar eine schöne Stadt,

                                               ist gar eine schöne Stadt,

                               wo Maria ihr Kindlein geboren hat,                               

                                               geboren hat.

                               Sie hat es geboren, und das ist wahr,

                                               und das ist wahr.

                               Wir wünschen euch allen ein neues gutes Jahr,

                                               ein neues gutes Jahr ..."

                                                                                                (vgl. Gmeiner, a.a.O., S. 196).

Auch hier wurden die Sänger bewirtet und erhielten eine Gabe.

 

Vor allem in katholischen Regionen lebte der Brauch der Sternsingerumzüge nach dem 2. Weltkrieg wieder auf, es wurden sogar neue Lieder dazu entwickelt (z.B. Natalis, a.a.O., S. 157).

Seit längerer Zeit hat das Päpstliche Missionswerk der Kinder in Deutschland den Brauch wiederaufgenommen und auf eine neue Grundlage gestellt. In der nach eigenen Aussagen "weltweit größten Aktion von Kindern für Kinder" wird nun von Tausenden von Sternsingern Geld für Hilfsprojekte in der III. Welt gesammelt. Im Jahre 1992/93 beteiligten sich ca. 420 000 Sternsinger aus 11000 deutschen Pfarreien an der Aktion. Sie erhielten knapp 39 Mio. DM, mit denen ca. 2500 Projekte in 90 Ländern unterstützt wurden (vgl. Tagesspiegel, 30. XII. 1993). 

In dem „Armenischen Kindheitsevangelium", einer apokryphen Schrift, wurden aus den Magiern drei königliche Brüder: Melquon, König von Persien, Balthasar, König von Indien, und Gaspar, König von Arabien (vgl. Weidinger, S. 455, a.a.O.).

Die Dreikönigshexe aus Italien heißt Befana. Sie ist eine unglückliche Hexe mit einer Knollennase, die die Kinder beschert, wie sie bei uns zu Weihnachten beschert werden. Wohl hat sie von den Hirten die Botschaft von der Geburt Christi vernommen, und sie ist auch dem Stern gefolgt. Aber da sie zu spät aufgebrochen ist, hat sie den Stern verfehlt. Seitdem sucht die Befana noch nach dem göttlichen Kind. Das ist der Grund, warum sie in jedes Haus Geschenke bringt: Es könnte ja gerade das mit dem Jesuskind sein. Die Befana reitet als Hexe auf einem Besen durch die Luft und kommt  durch den Kamin in die Häuser. Deshalb stellen die Kinder erwartungsvoll die Schuhe davor bzw. hängen ihre Strümpfe vor ihm auf. Bösen Kin­dern wird nur Kohle in den Strumpf gefüllt. Tatsächlich aber ist es niemals echte Kohle, sondern „carbone dolce“ (süße Kohle), eine schwarz gefärbte, die Kohle aussehende Zucker­mas­se.

 

In dem italienischen Film von 2018 „La Befana vien di notte“ (deutscher Titel: „Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe“) ist Paola (gespielt von Paola Cortellesi) eine Lehrerin in Südtirol/Alto Adige, doch nächtens verwandelt sie sich in die Befana und beschert die Kinder.

Eines Nachts aber schafft sie es nicht, einem Kind, das gewünschte Geschenk zu bringen, viele Jahre später will der nun Erwachsene sich rächen und entführt die Befana. Eine Schülergruppe beschließt ihre Lehrerin - von deren Doppelrolle sie nichts ahnen – zu befreien…. 

 

In Spanien sollen – nach der traditionellen Vorstellung – die Heiligen Drei Könige in der Nach auf den 6. Januar an jedem haus vorbeiwandern. Die Kinder stellen deshalb ihre Schuhe vor die Tür oder auch aufs Fensterbrett und füllen sie mit Heu oder Hafer, - für die erschöpften Kamele der Heiligen Drei Könige. Die Kinder hoffen dann (in der Regel zu recht), dass ihre Gabe gegen Geschenke eingetauscht wird. Der Dreikönigstag selbst wird dann mit der ganzen Familie festlich begangen.

 

In u.a. der Auvergne (Zentralfrankreich) werden zum Dreikönigstag «Galette des rois», Dreikönigskuchen gebacken: flache, süße, mit Mandelcreme (frangipane) gefüllte Kuchen, die manchmal auch mit Früchten bedeckt sind. Die Kuchen werden von den Bäckern immer mit einer goldenen Papierkrone geschmückt und verkauft. Immer ist in die Kuchen eine «fève» (eigentlich: Saubohne) eingebacken, eine kleine, heute in der Regel aus Porzellan bestehende Figur. Die Figur kann einen der Heiligen Drei Könige, das Jesuskind o. ä.. darstellen. Wer diese Figur beim Essen des Kuchens findet, dem soll sie Glück bringen.

In Le Puy  wird bis heute meist eine kleine Figur der als wundertätig angesehenen «Schwarzen Madonna» aus der Kathedrale von Le Puy eingebacken.

 

Zum Dreikönigstag gibt es in Deutschland die auf empirischer Erfahrung beruhende Bauernregel: „Ist bis Dreikönig kein Winter, folgt auch keiner dahinter“.

Meteorologen errechneten, dass diese Regel in 70% der Fälle für den restlichen Januar stimmt und in 60%

der Fälle für den Februar. Eine andere Bauernregel lautet:

                                               „War Heiligdreikönig kalt und klar,

                                               gibt es viel Wein in diesem Jahr“.

 

Das evangelische Kirchenjahr zählt die nächsten Sonntage bis Septuagesimä und bezeichnet sie als 1., 2. usw. Sonntag „post Epiphanias". Ihre Anzahl wechselt, je nach dem Osterdatum (zwischen 2 und 6 Sonntagen).

Die protestantische Kirche gedenkt heute am Dreikönigsfest vornehmlich der "Heidenmission".

In „klassischen Dreikönigspredigten" wird der „Tugend- dem Sündenweg" gegenübergestellt. Die von den Magiern dargebrachten Gaben sollen im Nachvollzug des christlichen Gläubigen „Verstand, Willen und Gedächtnis" symbolisieren (vgl. Welker, a.a.O., S. 35/36).

Gesetzlicher Feiertag ist Epiphanias u.a. in Bayern, Baden - Württemberg, Österreich, Schweden, Finnland (gefeiert aber am 12. Januar, vermutlich wegen der früher russischen Weihnachtstradition?), Griechenland und Spanien.

 

(unveränderlich nach dem Gregorianischen Kalender)

 

© Christian Meyer



[1] Aion wurde im Hellenismus (vermutlich durch iranische und orientalische Einflüsse) zu einer komplexen Gottheit von Zeitdauer und Ewigkeit. Er wurde als Sohn des Chronos betrachtet, seine Erscheinung wurde zu Neujahr, u.a. in Alexandria gefeiert.

[2] Der ganze Zeitraum von der Nacht zum 25. Dezember bis zum Abend des 6. Januar wurden seit dem späten Mittelalter in Deutschland als „wîhen nachten" (seit dem Ende des 13. Jhdts. nachgewiesen) bezeichnet.

[3] Myrrhe (vom aram. „mura" über gr. „"), Baumharz (bes. des Balsamodendron myrrha), das als Räuchermittel und für Arzneien verwendet wird. Die Myrrhe fließt aus der Rinde der Bäume, ist gelblich-bräunlich. Sie riecht angenehm „balsamisch", schmeckt bitterlich. Sie löst sich in Alkohol und wird so z.B. zur medizinischen Myrrhentinktur verarbeitet. In der Antike wurde Myrrhe auch zu gottesdienstlichen Zwecken benutzt. Gewonnen wird Myrrhe u.a. in Nordafrika, in Somalia, im Jemen und an der Schwarzmeerküste.

[4] Die Einwohner von Breisach sollen beim Transport der Reliquien auf dem Rhein den Fluss gesperrt haben und eine der Königsreliquien für sich behalten und im Münster St. Stephan bestattet haben. Genau genommen befinden sich von daher höchstens 2 Reliquien der Hll. Drei Könige in Köln (vgl. „Tagesspiegel", 9. August 1998, S. 28). 

[5] Der Vorgängerbau, eine karolingisch - ottonische Großkirche an derselben Stelle, wurde abgerissen.

[6] Am 15. August 1998 jährte sich die Grundsteinlegung des Kölner Doms zum 750. Mal, Anlass für Jubiläumsfeierlichkeiten (auch mit politischer Prominenz aus Land und Bund) sowie einer großen Domwallfahrt. Zurzeit besuchen jährlich ca. 6 Mio. Menschen den Kölner Dom und den Dreikönigsschrein. 

[7] Die phrygische Mütze hat eine nach vorne geneigte ausgestopfte Kuppe, wie sie die antiken Phryger getragen haben sollen. In der Antike wurde deshalb Paris oft mit phrygischer Mütze dargestellt. Im 18. Jhdt. wurde sie zum Vorbild der Jakobinermütze.

[8] Gewisse Ähnlichkeiten hat dieser Brauch auch mit den Currendesängern (von lat. „currere" laufen). Ein Chor armer Schüler zog zu bestimmten Festen, Beerdigungen etc. von Tür zu Tür und trug geistliche Lieder vor. Die Currendesänger trugen kleine schwarze Radmäntel und flache Zylinderhüte. Der berühmteste aller Currendeschüler war ohne Zweifel Martin Luther, der auf einem 50 - Pfennig - Notgeldschein der Stadt Eisenach aus dem Jahre 1921 als Currendesänger abgebildet ist.  In Sachsen und Thüringen sielt sich der Brauch der Currendesänger bis ins 19. Jhdt.  

 

Anbetung der Vier Weisen in den römischen Katakomben
Anbetung der Vier Weisen in den römischen Katakomben

Die Abb. stellt die Vier anbetenden Weisen in den römischen St. Domitilla-Katakomben dar; Fresko um 300.

Albrecht Dürer: Anbetung der Könige
Albrecht Dürer: Anbetung der Könige

Albrecht Dürer: „Die Anbetung der Könige“, ca. 1504

(Abb. aus Dürer, a.a.O.)