1. April: All Fools Day (Großbritannien und anderswo)

 

Karl–Heinz Göttert meinte zu Aprilscherzen: „Am 31. März präpariert sich manch einer für den nächsten Tag. Vorsicht bei Aufträgen! Selbst das öffentliche Fernsehen leistet sich die eine oder andere Nachricht, mit der sich Leichtgläubige anschließend blamieren” (vgl. Göttert, S. 207, a.a.O.).

Der erste überlieferte „öffentliche“ Aprilscherz in Deutschland stammt aus dem Jahre 1774: Damals informierte eine Zeitung ihre Leser über eine Methode zur Züchtung bunter Hühner (vgl. „audimax“, Nr. 5/2016, S. 15).  

Woher die in vielen europäischen Ländern verbreitete Sitte des „in den April schickens” kommt ist ungewiß und umstritten.

Vermutet wurde, dass die Sitte der Überrest eines alten „heidnischen” Frühlingsfests der Kelten sei, mit Possen, Scherzen und Schwänken.

Das altrömische Narrenfest der Quirinalia wurde bereits als Ursprung vermutet, wie auch der Selbstmord des Judas Ischariot, der sich am 1. April erhängt haben soll. 

Auch wurde angenommen, dass die Sitte des In–den–April–Schickens von dem veränderlichen, trügerischen Aprilwetter herrühre.

Vor der Einführung des Gregorianischen Kalenders wurde zeitweise Neujahr am 25. März beginnend acht Tage lang gefeiert, mit dem Höhepunkt am 1. April. Mit dem neuen Kalender wurde der 1. Januar zum Neujahrstag. Aber es dauerte viele Jahre bis sich das neue Datum durchsetzte. Diejenigen, die an dem 1. April festhielten wurden als Toren („fools”) angesehen und lächerlich gemacht.

In Fankreich wurde durch eine Verordnung König Karls IX. das Neujahrsfest 1564 vom 1. April auf den 1. Januar verlegt. Die an Neujahrsgeschenke gewöhnten Personen wurden nun oft im Scherz am 1. April auf den 1. Januar und umgekehrt vertröstet.

In Frankreich spricht man vom „Donner le Poisson d’avril”; der Aprilfisch ist die Makrele, die sich im April an den französischen Küsten einfindet.

Im Italienischen sagt man neben “il pesce d’aprile” auch “far Calandrino”, nach dem Namen eines in Boccaccios Zeiten bekannten, einfäligen, gefoppten Malers.

Auch in den englischsprachigen Ländern ist es weit verbreitet, Aprilscherze zu machen, aber normalerweise nur bis 12.00 Uhr mittags. Bei einem gelungenen Scherz ruft man dann “April fool” („April, April”). 

Traditionell macht auch der BBC Aprilscherze. So veröffentlichte der Sender am 1. April im Jahre 1989 eine Dokumenatation über den Spaghetti-Anbau in Italien (vgl. „audimax“, Nr. 5/2016, S. 15).

Heute ist der Tag ein Tag des Auf–den–Arm–Nehmens, des Einfältige Täuschens, des Verbreitens von falschen Nachrichten, von Scherzen und Vergnügungen. 

 

Zum 1. April fing man früher in der Türkei sehr häufig (heute wohl nur noch selten) mit großen flachen Schüsseln und Eimern möglichst viel des Regenwassers des ersten Apriltages auf. Generell sollte jede „ebr-i nisan“ (pers./osman. „Aprilwolke“) Segen und Fruchtbarkeit bringen. 

Man trank dieses „Nisan suyu“ (trk. Aprilwasser) badete mit diesem Wasser, wusch sich damit die Haare etc. Das Wasser galt als gesund, segens- und fruchtbarkeitsbringend. Zum Beispiel sollten die Haare von dem Nisan suyu stark und gesund werden.

In der osmanischen Zeit wurde das Wasser für viel Geld an die Sarails verkauft, dort aufbewahrt und auch der Padischah trank davon, wie in der der Diwanliteratur oftmals berichtet. 

Darüber hinaus glaubte man, dass aus den Tropfen des Nisan suyu Perlen entstünden.

Nach der Legende kämen die Austern, wenn die Sonne in das Zeichen des Widders eintritt, an die Meeresoberfläche und öffeneten sich. Wenn dann Aprilregentropfen in sie fallen, entstünden bis zum Eintritt in das Sternzeichen des Krebses Perlen aus den Tropfen.

Nach einer anderen traditionellen anatolischen Vorstellung allerdings würden aus den Aprilregentropfen im Munde der Schlangen Gift.     

In Odessa wird (seit 1974) der 1. April als „Tag des Humors“ (“Humorina”) begangen; eine Art halboffizieller Feiertag: Die Schulen schließen früher, die Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben frei.

Viele Odessiten treffen sich v.a. am Puschkin–Denkmal und erzählen sich Anekdoten, lustige Geschichten und Witze. Darüber hinaus ist es ein großes Stadtfest, mit Verkleidungen, Buden, viel Musik und Alkohol.

Manche Odessiten sollen es unterdessen vermeiden, am Humorina-Tag das Stadtzentrum Odessas zu betreten, es kämen nur Ausländer, Touristen und Provinzler.

 

(unveränderlich, nach dem Gregorianischen Kalender)

 

© Christian Meyer