16. Juni: Martyrium von Guru Arjan Dev 1606 (sikh.)

 

Der 5. Guru Arjan (1581 – 1606) war der Sohn des 4. Guru Ram Das (vgl. 9. Oktober). Während seiner Guruschaft wuchs die Sikh – Gemeinschaft an, ihr politischer Einfluss nahm zu. Er soll erstmals Steuern von seinen Anhängern erhoben haben und wie ein Fürst gelebt und Hof gehalten haben.

Er ließ die religiösen Gedichte, Hymnen und Texte v.a. Guru Nanaks aber auch Kâbirs sammeln, sichten und zu der ersten Fassung  des heiligen Buches der Sikhs, des „Adi Granth“ (i.e. „ursprüngliches Buch“) zusammen stellen.  Im Jahre 1604 (???) erfolgte durch den Guru Arjan die feierliche Einsetzung des Granth im Goldenen Tempel zu Amritsar.  

Zwei Jahre nach der Einsetzung des Heiligen Buches wurde der Guru auf Befehl des Moghulherrschers Jahangir verhaftet und zu Tode gefoltert [1]. Guru Arjan wurde beschuldigt, den rebellischen Sohn des Herrschers, Kusro, beherbergt zu haben. Falls er dies tatsächlich getan haben sollte, wad das sicher kein politischer Akt, sondern ein mildtätiger. Denn Guru Arjan war – der Überlieferung nach – ein Mann großer Gelehrsamkeit und an Spiritualität interessiert, nicht an der Politik.

Durch das Martyrium verwandelte sich eine bis dahin friedliche Erneuerungs- und Reformbewegung in eine der militantesten Organisationen der indischen Geschichte.   

An diesem Wendepunkt der Geschichte der Sikhs wurde das Konzept des Märtyrertums ein neuer Bestandteil des traditionellen Bewusstseins der Sikhs: der standhafte Kampf gegen Ungerechtigkeit und tyrannische Herrschaft wurde ein beharrliches Element im Selbstbild des Gläubigen.

Kurz vor seinem Tode sandte er seinem Sohn und Nachfolger einen Brief, in dem er ihm empfahl auch auf dem Thron stets gerüstet zu bleiben und eine Armee zu unterhalten. Gur Hargobind tat genau, indem er die Miltarisierung der Gemeinde einleitete.

 

(unveränderlich, nach dem Nanakshahi Kalender am 3. Tag des 4. Monats Harh, nach dem Gregorianischen Kalender am 16. Juni)

 

 © Christian Meyer

 


[1] Nach einer Überlieferung soll sich der Guru im Flusse Ravi selbst ertränkt haben, um einer als schmipflich empfundenen Hinrichtung zu entgehen.