Henrich Heine (1797 – 1856), der neben Goethe wohl bedeutendste, beliebteste, aber auch umstrittenste und bekämpfteste deutsche Dichter, wurde am 13. Dezember 1797 in einer jüdischen Familie in Düsseldorf geboren.
Nach verschiedenen demütigenden Erfahrungen ließ sich Heine 1825 in Göttingen protestantisch taufen.
In einem Brief an Varnhagen v. Ense schrieb Heinrich Heine im Jahre 1833 klarsichtig: „Daß ich einst die Waffen ergriff, dazu war ich gezwungen durch fremden Hohn, durch frechen Geburtsdünkel – in meiner Wiege lag schon meine Marschroute für das ganze Leben“ (Heine, zit. n. Franz Mehring, in Heine, o.J. Bd. 1, S. 6, a.a.O.).
Der Literaturwissenschaftler Hermann Pongs (1889-1979), ein früheres NSDAP-Mitglied, meinte noch in seinem 1954 erschienenen Lexikon zur Weltliteratur, dass sich Heine seit 1831 in Paris dem „deutschen Wesen …. entfremdet“ habe (vgl. Pongs, S. 733, a.a.O.). Natürlich erwähnte Pomgs auch nicht, dass die deutschen Nationalsozialisten den Namen Heine (so wie Mendelssohn oder Gustav Mahler) versuchten „auszumerzen“.
Seine Heimatstadt Düsseldorf wehrte sich jahrzehntelang (bis 1988) die Universität nach Heinrich Heine zu benennen. Wolfgang Neuss spottete bereits in den 60er Jahren, ob es nicht etwas früh wäre eine Universität nach einer so jungen Sportlerin (Jutta Heine) zu benennen …
Als ich 1966 in West-Berlin die Abiturprüfung absolvierte und Heinrich Heine als Deutsch-Schwerpunkt-Thema wählte, wurde ich von dem Prüfer gefragt, warum ich denn einen solchen „undeutschen“ Dichter gewählt hätte.
Auch das Berliner Heine-Denkmal, 1954 von Waldemar Grzimek (1918-1884) geschaffen, war jahrelang umstritten. Es sei – meinten DDR-Kulturpolitiker – nicht heroisch genug. Es wurde erst 2002 am Kastanienwäldchen hinter der Humboldt-Universität, an deren Vorläufer Heine von 1821-23 studierte, aufgestellt (vgl. Abb. unten).
Woher kommt diese Ablehnung, dieser Hass?
Ist es nicht die Tendenz in Heines Texten, die romantische Empfindung, durch kritische, ironische Wendungen zu verfremden, zu parodieren, aufzuheben?
Friedrich Nietzsche hielt Heine für den größten Lyriker deutscher Sprache: „Er besaß jene göttliche Bosheit, ohne die ich mir das Vollkommene nicht zu denken vermag“.
Wie heißt es in „Deutschland – Ein Wintermärchen?“: „Denk ich an Deutschland in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht…“
(unveränderlich nach dem Gregorianischen Kalender)
© Christian Meyer
Heine-Denkmal an der Humboldt-Universität (Photo: Christian Meyer, April 2016)