29. Oktober: Tag des Internets

 

       

                                                     „Alles, was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der

                                           wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien"

                                                                           (Niklas Luhmann; vgl. Luhmann, S. 9, a.a.O.).

Zur Geschichte

 

Nach den allerdings nahezu unbeachtet gebliebenen Vorarbeiten von Konrad Zuse führte die Zeit um 1968 auch für die Datenverarbeitung, den Computer und das zukünftige Internet zu einer Reihe von bedeutsamen Ereignissen:

  • 1968 wurde Intel gegründet, heute der vom Gewinn und Umsatz her größte Chip-Hersteller der Welt
  • Zwei befreundete Jungen namens Bill Gates (*1955) und Paul Allen (1953-2018) begannen sich mit dem Programmieren zu beschäftigen und gründeten 1975 zusammen die Firma Microsoft.

·         Am 9 Dezember 1968 stellte der US-amerikanische Ingenieur und Erfinder Douglas Engelbart [1] (1925– 2013) auf einer Konferenz in San Francisco [2] eine Reihe von technischen Neuentwicklungen vor: „Zum Beispiel Text, den man tippen und gleichzeitig sehen und auch ganz ohne Tipp-Ex korrigieren, verschieben, neue ordnen kann… Dazu kam die erste – hölzerne – Computer-Maus…“ (vgl. Friebe, a.a.O.).Allerdings zerfiel die Forschungsgruppe von Engelbart in der Folge; 1973 aber präsentierte Xerox - nach der Mitarbeit von einigen früheren Mitarbeitern von Engelbarts Institut - einen PC nach Engelbarts Vorbild samt einer funktionstüchtigen Computer-Maus.

 

Die ersten bescheidenen Anfänge des Internets gehen zurück in das Jahr 1969. In einer Vorform des Internets wurde in Kalifornien am 29. Oktober 1969 die erste elektronische Botschaft versandt; deshalb gilt dieser Tag als  „Tag des Internets“. 1994 waren bereits 16 Mio. Menschen weltweit online, 1995 schon 36 Mio. und 2012 circa. 2 Mrd. Menschen (vgl. Leisegang, S. 103, a.a.O.).

Seit den 80er Jahren wurde die E-mail zur ersten Massenanwendung des Internets. Im Jahre 1971 verwendete der US-amerikanische Software-Ingenieur Ray Tomlinson (1941- 2016) – der auch als Erfinder der E-mail gilt - das @-Zeichen erstmals für die digitale Kommunikation, mit durchgreifendem Erfolg: heute ist das Zeichen ein grundlegender Bestandteil von E-mail-Adressen, zwischen dem Benutzernamen und der Domain. 

Das @-Zeichen wurde 2010 in die Designsammlung des New Yorker Museums for Modern Art aufgenommen (vgl. Zeit-Magazin, Nr. 43, 16. Oktober 2014, S. 47).

Das @-Zeichen wurde bereits seit Jahrhunderten verwendet, um einen Preis anzugeben. Die Wurzel des Zeichens ist umstritten. Seit dem späten 19. Jhdt. war es auch auf englischen Schreibmaschinen-Tastaturen zu finden.

Die E-Mail wird – wie der traditionelle Brief – versendet, unabhängig davon, ob der Empfänger sie sofort entgegennehmen kann oder erst später (ein asynchrones Kommunikationsmedium).

 

Die Sozialen Netzwerke verbreiteten sich „explosionsartig“ seit Anfang der 90er Jahre. Blogs gibt es in Deutschland seit 1996.

Ursachen für das rasche Wachstum waren u.a. eine Reihe von technischen und ökonomischen Voraussetzungen:

  • die Miniaturisierung elektronischer Geräte, die Durchsetzung den Digitalkameras (erste kommerziell vertriebene Digitalkameras seit 1976), die Schaffung benutzerfreundlicher Bildschirmoberflächen (Windows 1.0, seit November 1985), die rasante Entwicklung von Speicherelementen (von Lochkarten und Magnetbändern, dann seit 1972 die beschreibbare Floppy, über die Diskette (seit 1981) und die Festspeicher (1991: erste 2,5-Zoll-Festplatte mit 100 MB Speicherkapazität; schrankgroße Vorläufer seit 1956) zum Stick (im Jahre 2000 mit einer Speicherkapazität von 8 MB eingeführt), die Durchsetzung von Flachbildschirmen (seit der Jahrtausendwende) und die kommerzielle Nutzung des GPS-Systems (seit 2000). Das i-Phone von Apple wurde 2007 eingeführt, es wird weitgehend über einen Multi-Touch-Bildschirm gesteuert.
  • der fortschreitende Verfall der Preise der benötigten elektronischen Geräte, der Programme [3] und Apps sowie des Zugangs zum Internet.

 

Durch das Internet kam es zu der Möglichkeit eines raschen, billigen Austauschs von Informationen, Texten, Bildern etc., durch die Sozialen Medien gezielt auf Einzelne, kleine oder große Gruppen auch zu einer Vernetzung von Interessengruppen. 

Die Entwicklung und rasante Verbreitung der Smartphones bewirkte, dass Milliarden von Menschen innerhalb von Sekunden das geballte Weltwissen anzapfen, Fakten und Informationen abrufen können.

Der Mensch, Arnold Gehlens „Mängelwesen“ hat mit dem Smartphone ein Werkzeug, das das menschliche Gedächtnis erweitert, „… das Fassungsvermögen der grauen Zellen in atemberaubender Weise ergänzt“ (vgl. Boeing, S. 56, a.a.O.).    

 

Das Vermittlungsmonopol der herkömmlichen Massenmedien [4] für Informationen, Texte, Bilder etc. wird unterdessen teilweise durch das Internet und dabei besonders durch Soziale Medien durchbrochen. Die im Entstehen begriffene „digitale Öffentlichkeit“ wirkt in die „analoge Welt“ hinein.

Mehrfach bereits gelangten bestimmte Fragestellungen, Konflikte. Probleme oder Skandale (z.B. die Konflikt um den Gezi-Park in Istanbul, oder die #aufschrei-Debatte 2013 [5]) erst nach ihrem Auftauchen im Internet, in den Sozialen Medien in die herkömmlichen Massenmedien, und wurden dadurch auf die „Agenda“, die Tagesordnung von Öffentlichkeit und Politik gesetzt.

Das Internet bewirkte eine tendenzielle Demokratisierung von Öffentlichkeit, durch die schnelle und billige Publikation und Verbreitung von Texten, Blogs etc. Die Schaffung von einer Gegenöffentlichkeit („Graswurzeljournalismus“) erweist sich insbesondere in autoritär regierten Gesellschaften von besonderer Bedeutung.

 

Eine ganze Reihe „neuer“ Medien, wie das Kino, das Fernsehen, Comics, Videospiele oder auch das Internet wurden (und werden z.T. bis heute) von großen Teilen der „seriösen“, traditionellen Medien misstrauisch betrachtet, miss- oder sogar verachtet, mit dem Verdikt, sie machten grundsätzlich apathisch, dumm und asozial (vgl. z.B. der Kulturphilosoph Christian Demand, S. 972, a.a.O.). 

Misstrauen erregte wohl auch der quantitative Erfolg dieser Medien, ihre Sogwirkung und Suggestivkraft. Dabei zeigen alle diese „neuen“ Medien eine ausgeprägte innere Differenziertheit, beim Fernsehen z.B. von Big Brother über Porno-Filme bis zu ARTE-Dokumentationen.

 

Soziale Netzwerke

 

Soziale Netzwerke sind Internetplattformen, die es erlauben, rasch, preisgünstig und weltweit Informationen, Texte, Bilder, Filme, Musikstücke etc. an Einzelne, an selbstbestimmte Gruppen von Empfängern oder an alle innerhalb der (losen) Verbindung von Menschen in der Online-Community.zu senden.

Soziale Netzwerke sind darüber hinaus durch ihre Interaktivität gekennzeichnet, durch die Rückkanalfähigkeit, d.h. durch eine technische Eigenschaft, die einfachen und kontinuierlichen Rollentausch zwischen Sendern und Empfängern ermöglicht. Bieber/Leggewie (a.a.O.) betrachten Interaktivität als die Schlüsselfähigkeit der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, die Möglichkeit, die viele Anwendungen im Internet von z.B. dem (einkanaligen) Medium Fernsehen. unterscheidet.

 

Die meisten Anbieter von Netzwerk-Plattformen finanzieren sich über Werbung, da die Bereitschaft der Nutzer zu einer Bezahlung der Dienste gering ist.

In den verschiedenen Ländern haben die Netzwerke in Abhängigkeit zu dem jeweiligen politischen Freiheitsspielraum eine unterschiedliche Bedeutung. Z.B. in der Türkei wurden Netzwerke (Twitter oder YouTube) mehrfach bereits gesperrt, da in ihnen politisch missliebige Nachrichten verbreitet wurden.

Zudem erwiesen sich verschiedene Netzwerke als generationsabhängig, insbesondere sehr junge Nutzer suchten sich „eigene“ Netze, in denen sie nicht auf z.B. ihre Elterngeneration stießen. 

Jeder Nutzer stellt (z.B. bei Facebook) mit seiner Anmeldung ein persönliches Profil ins Netz, das allen Mitgliedern der Community oder generell im Internet öffentlich ist, z.T. auch kommentiert werden kann. Ziel des Profils soll es sein, Mitglieder mit ähnlichen Interessen zu finden. Das Profil lässt sich nicht völlig löschen, sondern nur deaktivieren, Teile der Informationen bleiben zur Verfügung der Plattform.

Die Plattformen bieten ihren Nutzern die Möglichkeit, Adressbücher, Kontaktlisten zu erstellen, und üblicherweise auch eine Suchfunktion an. :

 

Das weltweit größte soziale Netzwerk mit im Dezember 2014 mehr als 1,39 Mrd. Menschen als Nutzern ist  Facebook. Das Netzwerk wurde erst 2004 gegründet und ist in weltweit 49 Sprachen aktiv.

Die Anzahl von Facebook-Fans wird vielfach als eine Art Sympathie-Barometer für Prominente angesehen: Z. B. wurde der Marktwert von Elyas M’Barek („Fack ju Göthe“) durch seine ca. 2,15 Mio. Facebook-Fans massiv gesteigert (vgl. „Zeit-Magazin“, Nr. 43, 16. Oktober 2014, S. 19). 

 

Bei dem Microblogging-Dienst Twitter (2006 in Kalifornien gegründet) werden die „Follower“ gezählt, d.h. ein Nutzer, der Tweets eines anderen Nutzers „folgt", die Tweets „abonniert“. Die abonnierten maximal 140 Zeichen langen „Tweets“ genannten Nachrichten werden als abwärts chronologische Liste von Einträgen gezeigt. Der „Sender“ entscheidet selbst, ob er seine Tweets allen „Followern“ zugänglich macht oder den Zugang auf eine Gruppe beschränkt. Die meisten Twitter- „Followers" hatte 2013 Lady Gaga mit ca. 24 Mio. Menschen.

 

In den letzten Jahren wuchs die Zahl der Nutzer, die Soziale Netzwerke verließen. Eine Studie der Universität Wien aus dem Jahre 2013 am Beispiel von Facebook Kritikpunkte dieser Nutzer untersucht. unter den Gründen wurden genannt:

  • Sorgen um die Privatsphäre (48 %)
  •  allgemeines Missfallen an sozialen Netzwerk-Seiten (14 %)
  • negative Erfahrungen mit Freunden auf der sozialen Netzwerk-Seite (13 %)
  • das Gefühl, süchtig auf die soziale Netzwerk-Seite zu werden (6 %).

 

In Österreich ist eine Sammelklage von ca. 25 000 Facebook-Nutzern anhängig: Facebook wird vorgeworfen, Datenschutzrichtlinien zu verletzen, indem das Netzwerk z.B. Gewohnheiten seiner Nutzer ausspähe und persönliche Daten weitergebe. Facebook behauptet hingegen, das Landesgericht Wien sei für das Verfahren nicht zuständig (vgl. „Tagesspiegel“, 10 April 2015, S. 15).

 

Innerhalb der Sozialen Netzwerke sind Live-Streaming-Plattformen wie YouNow, die mit Twitter verknüpfte kostenlose App Meerkat oder Ustream besonders wachstumsträchtig. Charakteristisch für sie ist die Möglichkeit in Echtzeit, sofort mit dem Smartphone oder einer Webcam Bilder, Filme. Texte ins Internet zu übertragen: „Ein Knopfdruck und Du bist auf Sendung“ (Fiedler, a.a.O.). Die „Follower“ werden benachrichtigt, so dass sie sich hinzuschalten können. Auch Kommentare, Ergänzungen etc.  sind – interaktiv – möglich.

Das 2014. gegründete Meerkat ist z.B. für Journalisten geeignet, die live von einer Veranstaltung, einer Demonstration etc. berichten können. Diese Praxis widerspricht allerdings dem „Recht aufs eigene Bild“, Anonymisierungs- oder Verpixelungsmöglichkeiten gibt es bei Meerkat jedoch nicht.

Bei Meerkat wird nur dann aufgezeichnet, wenn der Sender selbst es wünscht. Allerdings können es alle Empfänger, wenn sie es wollen, die jeweilige Sendung speichern. Die Sendung erfolgt mit einer Verzögerung von jeweils 10 bis 20 sec. Am unteren Bildschirmrand sieht bei Meerkat sowohl der Absender als auch die Zuschauer einlaufende Reaktionen.

 

YouNow (2011 gegründet und seit 2014 in Deutschland verfügbar) – ist eher auf eine jugendliche Zielgruppe ausgerichtet, die sich selbst präsentieren möchte und die Präsentation üben möchte: Die Selbstdarstellung wird unmittelbar, ungeschnitten und ungefiltert ins Internet gestellt. Die Unmittelbarkeit sei für viele Jugendliche faszinierend, ein Kick, meint die Schweizer Medienpsychologin Sarah Genner. Für die (nicht nur jugendlichen) Zuschauer seien die Präsentationen zuweilen ein voyeuristisches Erlebnis (vgl. Fiedler, a.a.O.). Einige Nutzer verzichten für Aufmerksamkeit gerne auf Teile ihrer Privatsphäre – es sind die „Pfauen unter den Menschen“, die Extrovertierten, die Aufmerksamkeit anderer – mit Klicks und Likes – als Kick mit Suchtpotential empfinden, meinte die Medienpsychologin Sarah Genner. 

YouNow hat zurzeit (Frühjahr 2015) weltweit mehr als 100 Mio. Nutzersitzungen im Monat. Im Januar 2015 zählte YouNow in Deutschland 16 Mio. Nutzungen. Sie werden hier unter den Hashtags #deutsch-girl und #deutsch-boy gesammelt.

Jugendlichen sind sich jedoch oft der Reichweite und möglichen Konsequenzen ihrer Selbstdarstellungen nicht bewusst, von Fällen von Cybermobbing und sexueller Belästigung und Stalking bei oder infolge von YouNow wurde z.B. in der JAMES-Studie aus dem Jahre 2012 berichtet:

17 % der befragten Schweizer Jugendlichen gaben dabei an, dass sie in Chats oder auf Facebook schon „fertiggemacht“ wurden. 3 % hatten erlebt, dass im Internet öffentlich über sie Falsches oder Beleidigendes verbreitet wurde. 39 % der Jugendlichen hatten erlebt, dass Fotos ohne ihre Zustimmung ins Internet gestellt wurden, und 41 Prozent von ihnen empfanden dies als störend (vgl. www.psychologie.zhaw.ch/JAMES).

 

Generell gilt für alle „User-Generated-Contents“ (Nutzergenerierte Inhalte), dass nur ca. 1% der Nutzer „Creators“ sind (also selbst Bilder, Texte, Musikstücke, Filme etc. kreieren und ins Internet stellen), 90 % aber sind „Lurkers“ (engl. „Lauscher. im Hintergrund), die nur konsumieren, zusehen, hören lesen. Ca. 9 % der Nutzer schreiben regelmäßig Kommentare oder Ergänzungen (vgl. Fiedler, a.a.O.) – die Interaktivität des Mediums ist also meist nur eine theoretische Möglichkeit.

 

Dating-Portale

 

Immer weiter verbreiten sich seit Jahren Online-Dating-Portale. Voraussetzungen dafür waren ein verhältnismäßig preiswerter Zugang zum Internet und zu geeigneten mobilen Geräten. Es scheint seit langem einen sozialer Bedarf, z.B. nach Dating-Portalen zu geben.

Schon 2003 ergab eine Emnid-Studie dass das Internet und Partner- (Single-) Börsen nach dem Arbeitsplatz und Bekanntenkreis der drittwichtigste Bereich für die Partnersuche in Deutschland wurde.

2006 besuchten ca. 7 Mio. Menschen in Deutschland eine Singlebörse im Internet, 2011 hatte die Branche einen Umsatz von mehr als 200 Mio. €.

„Bang with friends“ ( „Bums mit Freunden“) ist ein kostenloses Dating-Facebook App, mit einem schlechten Ruf. 

Das App für Mobil-Telefone „Tinder“, 2012 gegründet, hatte 2014 ca. 600 Mio. Nutzer (in Deutschland ca. 2 Mio. Nutzer), es ist eine Art „Flirt-App“; arbeitet nach dem „Wischprinzip“ (rechts/links) und ist auch in Deutschland erfolgreich; 

Das Portal „Minder“ ist nach ähnlichen Prinzipien aufgebaut wie das Vorbild „Tinder“, aber seriöser, abzielend auf Muslime; mit einer Art „Religiositätsbarometer“. Bisher gibt das Portal nur  in den USA und Großbritannien. 

Das muslimische Partner-Portal: „Muslimlife“ ist betont seriös, mit Anmeldung, Photo, Beruf, Hobbys, aber auch speziellen Angaben zur religiösen Praxis. Es existiert seit 2008 und wird auf Deutsch, Englisch und Türkisch angeboten.

Auch z.B. die iranische Regierung plant ein staatlich kontrolliertes Dating-Portal einzurichten.

In vielen Ländern ist das „Romance Scam“ (dtsch. Romanzen–Schwindel, Betrug) ein Problem. Dabei nähern sich Kriminelle über Single-Börsen, Social Dating Portale (meist älteren) Männern oder Frauen, spiegeln diesen Liebe vor, geben Heiratsversprechen etc., Sie planen einen Besuch – der dann aber an einem plötzlichen finanziellen Missgeschick zu scheitern droht, wenn nicht sofort Geld geschickt wird, um der (behaupteten) Not abzuhelfen. Diese Betrugsform richtet weltweit hohe Schäden an, nach Schätzungen über 100 Mio. Euro. In England schätzte man 2011 eine Zahl von 200 000 Opfern von Romance Scam.

Im Jahre 2011 bezifferte das FBI offizielle Schadensmeldungen von US-Bürgern auf über 50 Mio. US-$. Die Opfer waren zu ca. 80% Frauen und überwiegend über 40 Jahre alt. Auch in Deutschland sind „Romance Scammer“ seit Jahren aktiv, Daten zur Schadenshöhe und Opferzahl liegen allerdings nicht vor.

 

Das Internet - ein gesellschaftlicher Beschleunigungsfaktor

 

Durch die rasante technische Entwicklung leben wir alle in einem Zeitalter der Beschleunigung. Die Massenmedien, insbesondere die pausenlosen Sendungen im Radio, Fernsehen und im Internet führen zu einer enorm beschleunigten Verbreitung von Informationen und Bildern. Die gewinnorientierten, privaten Medien mit ihrer Jagd nach Aktualität bewirken die permanente Beschleunigung, da sie die Informationen als Ware verkaufen wollen. Unter profitorientierten Medien herrscht zwangsläufig untereinander Konkurrenz, ein Kampf um Marktanteile, ein Kampf um Aufmerksamkeit; denn die Ware Information wird rasch obsolet, und durch neuere, aktuellere verdrängt. Die größten Marktanteile versprechen die höchsten Gewinne. Um den dauernden Kampf um Aufmerksamkeit zu gewinnen, kommt es auf Mittel wie Sensationen, Effekte und Schnelligkeit an. 

Zunehmender Beschleunigungsdruck erzeugt permanente Hetze, Reizüberflutung  und Stress, die ihrerseits die „Kurzatmigkeit, die hyperschnellen politischen Entscheidungen“ fördern (Mückenberger, S. 5, a.a.O.). 

Auf Seiten der Konsumenten bewirkt die „Dauerberieselung“ durch die Massenmedien vielfach eine Zerstreutheit, „Verunaufmerksamung“: Der Medienpädagoge Thorsten Lorenz urteilte hinsichtlich der Massenmedien: „Unaufmerksamkeit ist das Paradigma der Neuzeit“ (Lorenz, S. 37, a.a.O.). 

Aufmerksamkeit und Zeit sind dagegen eine Voraussetzung für die Entwicklung hin zu der vielfach geforderten „deliberativen [6] Demokratie“. „Ohne Aufmerksamkeit ist deliberative Politik nicht vorstellbar“ (Mückenberger, S. 7, a.a.O.). So titelte das (2003 gegründete) „Zeitpolitische Magazin“ (ZpM, Heft 22/Juli 2013) „Demokratie braucht Zeit“.

Deliberation“ als ein zentraler Bestandteil jeder Demokratie braucht, wie alle Bildungsprozesse, Muße [7], Zeit für Reflexion, Zeit fürs Argumentieren, Nachdenken, Pausen, Zuhören, für den Diskurs, Zeit für Kommunikation und Distanzerfahrungen zur Hinterfragung von angeblichen Sachzwängen oder behaupteter Alternativlosigkeit (vgl. Mückenberger, S. 5 & 8, a.a.O.).

 

Auswirkungen aufs Alltagsleben

 

Durch das Internet und die Digitalisierung hervorgerufen oder verstärkt wurde eine ganze Fülle von Auswirkungen auf das Alltagsleben: 

  • Z.B. Auswirkungen auf die menschliche Wahrnehmung durch die unermessliche Bilderfülle, die tagtäglich aus den Medien auf uns einstürmt: Der französische Philosoph Ives Michaud (*1944) wies darauf hin, dass in der Gegenwart durch die modernen Bildmedien die menschliche Wahrnehmung durch eine Mischung von Hyperemotionalität und Abstumpfung, durch Wiederholung und Gleichgültigkeit durch die Überfülle der Impulse gekennzeichnet sei (n. Demand, S. 979, a.a.O.).
  • Durch den sich rapide ausweitenden Buchversandhandel, insbesondere den Online-Händler Amazon wurde der internationale Büchermarkt grundsätzlich umgestaltet. Im Jahre 1994 gegründet expandierte Amazon in kurzer Zeit weltweit, v.a. wegen der bequemen Bestellmöglichkeit von zu Hause aus, der bislang großzügigen Umtauschregelung, der raschen Zustellung und dem sehr umfangreichen Angebot an Büchern. Allerdings ist Amazon auch gekennzeichnet von ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen mit einer äußerst rigiden Regelung und scharfen Kontrolle der Arbeitenden. Unterdessen dominiert Amazon in weiten Teilen den globalen Online-Handel (Leisegang, S. 103, a.a.O.), vertreibt unterdessen neben Büchern z.B. auch DVDs, CDs, Spülmaschinen, Duschvorhänge, Modeschmuck oder Fahrradschläuche; 2/3 seines Umsatzes macht Amazon im Jahre 2013 mit Nicht-Medien-Produkten. In Deutschland nutzten in der Vorweihnachtszeit ca. 32 Mio. Besucher das Portal von Amazon.de (vgl. Leisegang, S. 101, a.a.O.). Der Büchermarkt wird zudem durch e-books umgestaltet.
  • Durch die Internetnutzung und insbesondere den Gebrauch der Sozialen Medien wird die Tendenz zur gesellschaftlichen Segmentierung, zur sozialen Segregation [8] verstärkt. Immer seltener treffen –real und digital - Vertreter unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen zusammen, sie isolieren sich stärker voneinander. Da sich auch der Medienkonsum immer deutlicher individualisiert, kommt es klarer zu homogeneren Interessenvereinigungen im Internet, v.a. gleichgesinnte treffen dort zusammen und organisieren sich dort digital. Die Praxis von Suchmaschinen, Ergebnisse anzuzeigen, die zum jeweiligen individuellen, personalisierten Internetprofil passen (Eli Pariser: „Filter-Bubble“ [9], a.a.O.), verhindert zudem oft, dass der Suchende auf etwas Neues stößt (vgl. Sauerbrey, a.a.O.). Faktisch wird der Suchende intellektuell isoliert, mit negativen Folgen für den Diskurs der Zivilgesellschaft. „Sage mir, welche Medien Du nutzt, und ich sage Dir, wer Du bist“.
  • Die digitale Kommunikation (auch die Sozialen Netzwerke) verändern auch den menschlichen Umgang mit Zeit. Europäische Jugendliche zwischen 15 und 16 Jahren verbrachten 2013 durchschnittlich 2-3 Stunden täglich im Netz (chatten, surfen, rumklicken,…). Der private Alltag, die Freizeit und die Arbeitszeit sind unterdessen mehr und mehr, überall und jederzeit durch die prinzipielle Erreichbarkeit auf Smartphone oder Tablet in sozialen Netzwerken gekennzeichnet (vgl. ZpM, Nr. 25, Dezember 2014).
  • tendenziell nimmt das Prestige von Wissen und Informiertheit ab, denn immer mehr Informationen können jederzeit „gegoogelt“ werden. 
  • Einige traditionelle Kulturtechniken scheinen verloren zu gehen, so das Verfügen über eine „kognitive Karte“ zur Orientierung in der Umgebung. Navigations-Apps führen längerfristig dazu, dass Kinder kaum mehr lernen, „… als einen ‚Such‘-Button auf einem Gerät zu drücken, um irgendwohin zu gelangen“ (vgl. Boeing, S. 56, a.a.O.). 

 

Internet-Werbung des IS

 

Experten des IS, von der Ajnad Medien-Stiftung, verbreiten v.a. von Rakka aus verschiedenste Werbungsarten im Internet, v.a. über Soziale Netzwerke: so z.B. Videos (so die berüchtigten Hinrichtungsbilder), Online-Zeitschriften, Blogs, selbst entwickelte Video-Spiele (v.a. Ballerspiele gegen die westlichen „Kreuzfahrer“), Nashid (Kampfgesänge [10]), Gebete oder Anleitungen, wie man aus Putzmitteln eine Bombe baut etc. Dabei finden ca. 90 % der Online-Aktivitäten des IS in den Sozialen Netzwerken statt. Die technische Machart der IS-Propaganda ist – auch nach Einschätzung von Spezialisten des deutschen Verfassungsschutzes – „hochprofessionell“ (vgl. Elflein, S. 35, a.a.O.).

Auch ist die Zustimmungsrate zum IS auf Twitter in verschiedenen Ländern überraschend hoch: in Belgien 31%, in Deutschland 16%, in Israel 13 %, in Frankreich 20 %, in den USA 21%, in Pakistan 35% und in Katar sogar 48% (vgl. Elflein, S. 36, a.a.O.). Die Zielgruppe der IS-Propaganda sind männliche und auch weibliche Jugendliche zwischen 18 und 29 Jahren. Nach Expertenschätzungen werden ca. 90% der IS-Kämpfer und –Anhänger über das Netz und hier v.a. über Soziale Netzwerke angeworben (vgl. Elflein, S. 36, a.a.O.).

Experten des IS müssen Facebook und andere Netzwerke auf der Suche nach weiblichen und männlichen Sympathisanten des IS durchforsten. Gezielt werden diese über das Netzwerk kontaktiert, zunächst zurückhaltend und vorsichtig, später direkt werbend. Allein auf Facebook wies der IS 2014 ca. 80 000 „Freunde“ auf (vgl. Elflein, S. 38, a.a.O.).

Der IS benutzt für seine Propaganda „… die gleichen Methoden wie Kampagnen gegen Sexismus, für ein Grundeinkommen oder für einen neuen Blockbuster aus Hollywood … Über vernetzende Markierungen wie Hashtags erreichen auch neue User schnell ein Millionenpublikum auf der ganzen Welt“ (vgl. Schwarz, 2015, a.a.O.). Dagegen brauchen Facebook, Twitter etc. bestenfalls Stunden, um z.B. IS-Konten zu finden und richtliniengemäß zu löschen. Das Video mit der Ermordung des US-Journalisten James Foley z.B. konnte im August 2014 ca. 2 Stunden lang bei Twitter von mehr als 10 000 „Followern“ gesehen und weiterverbreitet werden.

Mit dem Format „Mujatweets“ (Mujaheddin – Tweet) suggeriert der IS seit 2014 in Videofolgen eine heile Welt; IS-Kämpfer verteilen Eis an Kinder oder planschen im Pool: „Alles ist ein wenig disneyhaft und soll gezielt Abenteuerlust und Wohlgefühl wecken“ (vgl. Elflein, S. 39, a.a.O.).

So schnell wie der IS seine Werbung über verschiedene Internet-Kanäle verbreitet, versuchen die jeweiligen Anbieter sie wieder zu löschen, aber dann beginnt das Spiel von Neuem: IS-Sympathisanten richten sehr rasch reihenweise neue, in der Regel kostenlose Konten ein (vgl. Schwarz, 2015, a.a.O.). Allein Twitter soll bereits ca. 40 000 IS-nahe Accounts/Nutzerkonten gesperrt oder gelöscht haben.

Auf Facebook sollen Experten eine IS-Homepage schon 108mal entfernt haben, aber immer wieder wurde täglich neu angemeldet und die Inhalte erneut und ergänzt ins Netz gestellt. Ein hoher deutscher IT-Fachmann meinte: „Es ist ein Hase-und-Igel Wettlauf. Und wir sind die Hasen“ (vgl. Elflein, S. 39, a.a.O.). Als eiserne Regel gilt, dass sich eine im Netz verbreitete Nachricht nie wieder gänzlich „einfangen“ lässt.

 

Chronologie:

  

2014: Ca. 8 Billionen Textnachrichten und 7 Billionen WhatsApp-Mitteilungen jagen durch das weltweite Netz (vgl. Boeing, S. 58, a.a.O.).

 

2015: Ca. 2 Mrd. Menschen weltweit nutzen Smartphones, in der Kombination von Computer und Multikommunikationsgerät ist es ein Werkzeug, das keinen Vorläufer in der Geschichte hat (vgl. Boeing, S. 55, a.a.O.).  

 

Ökologische Kosten des Internets

 

Nach Berechnungen belastet das Internet die Umwelt mehr als der gesamte Flugverkehr, wobei berücksichtigt werden muss, dass ca. 69 % der Dateimengen für Unterhaltungszwecke genutzt werden.

Festzuhalten ist jedoch, dass Streamingdienste, „soziale“ Medien und Internetplattformen sehr energieintensiv sind und in deutlichem Umfang zur Klimakatastrophe beitragen (vgl. Tag der Umwelt).  

 

Zu der Ausstellung „Von Luther zu Twitter“ im DHM zu Berlin im Herbst 2020 präsentierte die Künstlerin und Forscherin Joana Moll [11] (*1982) eine erschreckende Berechnung:

Google.com wird weltweit in jeder Sekunde ca. 52 000mal aufgerufen, es ist die meistbesuchte Internetseite überhaupt. Alle diese Aufrufe führten durch ihren Energieverbrauch in jeder Sekunde weltweit zu ca. 500 kg zusätzlichen CO2-Emissionen.

Ein „erwachsener“ Baum dagegen absorbiert jährlich im Durchschnitt ca. 21,7 kg CO2. Also benötigt man ca. 23 Bäume ein Jahr lang, um die erzeugten CO2-Emissionen der sekündlichen Google-Aufrufe auszugleichen.    

 

Ad Künstliche Intelligenz (KI)

 

Der erfolgreiche britische Schriftsteller Ian McEwan (*1948) lässt in seinem Roman einer alternativen Gegenwart „Maschinen wie ich“ (2019) den dort noch lebenden Alan Turing (1912 - 1954) zur künstlichzen Intelligenz forschen und ein menschliches Gehirn nachzubauen versuchen: „Aber jedes winzige Problem, das wir lösten, warf eine Million neuer Probleme auf. Haben Sie eine Ahnung, was alles nötig ist, um einen Ball zu fangen, eine Tasse an die Lippen zu heben oder auf Anhieb ein Wort, eine Redewendung oder einen mehrdeutigen Satz zu verstehen? Wir nicht, jedenfalls nicht zu Beginn. Das Lösen mathematischer Probleme ist nur ein winziger Bruchteil dessen, was die menschliche Intelligenz leistet. Wir lernten aus einer neuen Perspektive, was für ein Wunderding das Gehirn ist: ein flüssiggekühlter, dreidimensionaler, Ein-Liter-Computer. Unglaubliche Rechenleistung, unglaublich komprimiert, unglaublich energieeffizient, kein Überhitzen. Und das Ganze läuft mit 25 Watt –gerade mal genug, um eine funzlige Glühbirne zum Leuchten zu bringen“ (McEwan, S. 399, a.a.O.).

 

Fazit

 

Das Internet und die Sozialen Medien sind ein weiteres Beispiel für die Ambivalenz, die Janusköpfigkeit von technischen Innovationen: Zum Beispiel bewirkte die synthetische Herstellung von Kunstdünger (durch die Ammoniaksynthese 1913) zwar einerseits eine enorme Steigerung landwirtschaftlicher Produktion und trug zur Bekämpfung von Hunger bei, andererseits aber ermöglichte sie auch die synthetische Herstellung von Sprengstoffen, denen seither Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind. 

Auch das Internet weist diese Ambivalenz auf. Es erlaubt einerseits den sekundenschnellen, kostengünstigen Zugriff auf anwachsende Teile des gesamten menschlichen Wissens, andererseits kann es zur völligen Transparenz und zur Kontrolle jedes Einzelnen führen und damit zum Verlust von Freiheit und Demokratie. 

Die Zukunft dürfte vielfach durch eine „Industrie 4.0“ und das „Internet der Dinge“ bestimmt sein, was die gesellschaftlichen Gefährdungen noch verstärken dürfte.   

Der dystopisch –düstere Science Fiction–Roman „The Circle“ des US-Autoren Dave Eggers (*1970), im Jahre 2013 publiziert, 2014 in deutscher Übersetzung „Der Circle“ (a.a.O.) erschienen, zeigt eine Internetgesellschaft der vollständigen Vernetzung und völliger Kontrolle. 

Der „Circle“ ist im Roman ein weltweit dominierendes (kalifornisches) Internet-Unternehmen, das die vorherigen Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter übernommen hat. Der „Circle“-Mensch ist immer online, er lebt in dem „Internet der Dinge", in dem Kameras alles übertragen und Chips in Kinder implantiert werden, um diese z.B. vor Entführungen zu schützen.

Alle werden gedrängt, ihr Leben völlig  „transparent“ zu machen; mit einer elektronischen Minikamera wird das gesamte Leben per Livestream verbreitet. Die Firma propagiert Slogans wie „Geheimnisse sind Lügen“, „Alles Private ist Diebstahl“, „Teilen ist Heilen“. Als Endziel will die Firma die gesamte Bevölkerung mit einer einzigen Internetidentität versehen, was zu umfassender sozialen Kontrolle und Sicherheit führen soll.

Der Roman wurde in Deutschland ein Bestseller. 

Dave Eggers Roman sei eine düstere Warnung ohne allzu großen Tiefgang, sei zwar ganz unterhaltsam, tauge aber nicht zum großen Roman über unser Leben in der Umklammerung der Netzkonzerne, meinte der „Spiegel“.

Der Blogger und Autor Sascha Lobo (*1975) nannte den Roman eine „Dämonisierung der Internetkonzerne“. Die Dämonisierung wirke kontraproduktiv, denn tatsächlich sei fundierte Kritik an der Macht der Netzkonzerne und ihrem Machtmissbrauch überfällig. Auch fehlten in dem Roman Vorschläge etwa zu einer intelligenten Regulierung (vgl. Spiegel-online, 27.08.2014). 

 

© Christian Meyer

 

[1] Engelbart wurde 1997 für sein Lebenswerk mit dem renommierten „Turing Award“ ausgezeichnet.

[2] Die Präsentation wurde 1994 von dem Technik-Redakteur und Autor  Steven Levy als „The Mother of All Demos“ bezeichnet.

[3] Gimmick sind Produktzugaben, kleine Werbegeschenke (so das Überraschungsei); der Begriff aus dem Englischen wird seit dem Ende der 70er Jahre auch im Deutschen verwendet. Im engeren Sinne werden auch kleine Computer-Zusatzfunktionen ohne nennenswerten Nutzen (Uhr, Wetteranzeige, kleine Spiele etc.) Gimmick genannt.

[4] Der Publizist Paul Sethe (1901 – 1967) meinte dazu in einem Leserbrief im „Spiegel“ vom 5. Mai 1965: „Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“

[5] Auf #aufschrei wurde eine breite Debatte über Alltagssexismus (z.B. „Herrenwitze“) geführt. Am 21. Juni 2013 wurde #aufschrei als erster Hashtag mit dem „Grimme Online Award“ ausgezeichnet.

Das Hashtag(aus engl. „hash für das Doppelkreuzzeichen -„#“ - und engl. „tag für „Markierung) besteht aus einem Wort/einer Zeichenfolge und einem vorangestelltem Doppelkreuz. Es fungiert als Schlagwort innerhalb des Textes bei Sozialen Netzwerken (so bei Facebook oder Twitter). Das Finden des so gekennzeichneten Begriffs innerhalb des Netzwerks wird so erleichtert.

[6] „Deliberation“ abgeleitet vom gleichbedeutenden lat. „deliberatio“   Überlegung, Beratschlagung, Erwägung

[7] Unser Wort „Schule“ kommt bekanntlich aus dem Griechischen, von σχολή (skolé) Muße.

[8] Schichtübergreifende Kontakte und Beziehungen werden zudem durch die fortschreitende Verstädterung vermindert. Sie bewirkt – schon durch die reine Quantität möglicher Beziehungen – dass die soziale Segregation, die Tendenz zu einer sozialen Entmischung fortschreitet (z.B. hinsichtlich von Spielplätzen, Kitas, Schulen, Wohnvierteln, Peergroup, Medienkonsum oder Partnerwahl).

[9] Der US-Politologe und Internetspezialist Eli Pariser prägte den Begriff „filter bubble“ (dtsch. Filterblaseoder Informationsblase) und bezeichnete damit die Erscheinung, dass z.B. Facebook oder Google aus den früheren Anfragen und Aktivitäten des jeweiligen Benutzers (z.B. aus seiner Suchhistorie, seinen daraus vermuteten Interessen und Ansichten, seinem Klickverhalten oder seinem Standort) Algorithmen ableiten, die voraussagen, welche Informationen für den Benutzer wichtig sein dürften, nur diese anzeigen - und andere nicht. Dadurch werde der User in einer „informationellen Blase“ isoliert, abweichende Informationen werden ausgeschlossen (vgl. Pariser, a.a.O.).

Berühmt ist ein Beispiel, das Pariser selbst anführt: Das Nutzerprofil eines Google-Users zeigt auf den Suchbegriff „BP“ hin, Informationen über Investitionen bei British Petroleum an. Einem zweiten User, mit einem anderen Nutzerprofil, werden hingegen bei dem gleichen Suchbegriff Informationen über die Ölpest im Gefolge der Deepwater Horizon-Katastrophe angeboten – völlig verschiedene Ergebnisse bei der gleichen Anfrage (Pariser, S. 10/11, a.a.O.).  

Allerdings bezweifeln einige Beobachter die Wirksamkeit der „filter bubble“ oder halten sie für behebbar. 

[10] Das IS-Lied „Dawlat al-Islam Qamat wurde im Dezember 2013 im Internet veröffentlicht und seitdem unerhört beliebt, auch bei Nicht-Anhängern des IS. Im Text heißt es „Der islamische Staat ist auferstanden durch den Heiligen Krieg der wahrhaft Gläubigen … Meine Gemeinde, die Morgendämmerung ist bereits angebrochen“ (vgl. Marshall, a.a.O.). Es ist ein zeitlos wirkendes Nashid, in traditioneller arabischer Melodik, a-capella, von männlichen Stimmen gesungen, mit eingefügten gesprochenen Partien. Das Lied „Dawlat al-Islam Qamat“ entwickelte sich zu einer Art inoffiziellen Hymne des IS. Simon R. Gardner von dem US-amerikanischen Politmagazin „New Republic“ (30. Dezember 2014) hielt das Lied für das einflussreichste des Jahres 2014. 

[11] Joana Moll führte auf ihrer Homepage zudem aus, dass jeder einzelne Besuch auf ihrer Seite zu einer zusätzlichen CO2-Emission von 0,17 g führe.    

 

(unveränderlich, nach dem Gregorianischen Kalender)

 

© Christian Meyer