11. Mai - 15 . Oktober

 

Beginn des Kormoran - Fischfangs (ukai), u.a. im Nagara - Fluß (in der japanischen Präfektur Gifu, nördlich von Nagoya) oder bei Isakuni in der Präfektur Yamaguchi.

Der Fischfang mit zahmen Kormoranen ist eine sehr alte Fangmethode, die vermutlich aus China [1] übernommen wurde. In Japan ist die Kormoran-Fischerei seit dem 6. Jhdt. bekannt. Im Nagara - Fluß werden v.a. „ayú“ gefangen, eine Art Bachforelle.

Den abgerichteten Kormoranen wird der Schlund mit einem Ring um den Hals verengt, so dass sie ihre Beute zwar fangen, aber nicht verschlingen können. Die Fischer fahren mit ihren Booten auf den Fluss hinaus. Am Bug der Boote werden brennende Fackeln oder Feuerkörbe befestigt, von denen die Fische angelockt werden. Der „Meister“ (usho) lenkt mit einer Leine die abgerichteten Kormorane, die rasch einen Fisch fangen. Zurück in den Booten speien sie ihre nicht verschlungene Beute wieder aus. Jeder Vogel vermag pro Nacht bis zu 50 Fische zu fangen.  Heute ist der Kormoran - Fischfang auf dem Fluss, mit brennenden Fackeln etc. eine vielbesuchte Touristenattraktion.

 Schon der Dichter Fujiwara Toshinari (Shunzei, 1114 – 1204) erwähnte in einem Gedicht diese Fangmethode:

 

                                               „Nächtlicher Forellenfang auf dem Ooi - Fluss

                                               In dem Schein der Feuer stromab gleitende Boote

                                                               mit Kormoranen

                                                       wieviel seichteren Fischgrund

                                                    die Sommernacht euch noch gönnt?“ (zit. n. Gundert, S. 449, a.a.O.)

 

Die Kormoranfischerei in Indien und Südostasien ermöglicht es dortigen Hindus und Buddhisten, die   sich aus religiösen Gründen überwiegend vegetarisch ernähren, Fisch zu essen: die Fische würden ja nicht von Menschen, sondern von Tieren getötet.

 

(unveränderlich nach dem Gregorianischen Kalender, allabendlich, außer bei Vollmond)

 

 © Christian Meyer



[1] Zum Beispiel wird bis heute auch am Li - Fluss, bei den Karstbergen in Guilin / Südchina mit abgerichteten Kormoranen gefischt (vgl. „China - Shanghai und der Süden“, Merian, 11/XLIX, S. 25/26). 

 

 

 

 

Abb. Japanische Kormoran-Fischerei: Man erkennt die Fischerboote mit den Feuerkörben und einen Kormoran im Wasser. Im Hintergrund sieht man  die berühmte Kintai- Holzbogenbrücke (jap. 錦帯橋, Kintai-kyō, dt. „Brokatschärpen-Brücke“) über den Fluss Nishiki zur Stadt Iwakuni im Südwesten der Insel Hondschu; die Brücke wurde im 17. Jhdt. errichtet und 1950 nach der Zerstörung durch den Taifun Kezio wieder aufgebaut; (Japanische Postkarte aus dem Gregorianischen Jahre 1988 Showa 63)