9. Dezember: Internationaler Tag der Korruptionsbekämpfung
Der Begriff „Korruption“ ist seit dem 17. Jhdt. im Deutschen mit den Bedeutungen von „Bestechung, Käuflichkeit, moralischer Verfall“, seit dem 16. Jhdt. mit der Bedeutung „Verderben, Verfall“ nachgewiesen.(vgl. Pfeiffer Bd. II, S. 915, a. a. O.).
Entlehnt wurde der Begriff aus dem Lateinischen, von „corumpere“ ≙ „verderben“. (zu. lat. „rumpere“ ≙ „zerbrechen, zerreißen, zerspringen“), und dem. Dazu gehörigen Partizip Perfekt lat. „corruptus“ ≙ bestechlich, moralisch verdorben).
Daneben existiert als Neubildung seit dem 18. Jhdt. auch das Verb „korrumpieren“ ≙ „bestechen, moralisch verderben“.
Deutlich älter ist der Begriff „bestechen“ ≙ „durch Geschenke zu einer unerlaubten, kriminellen Handlung verleiten“ (vgl. Pfeiffer, Band I, S. 159, a.a.O.). Das Wort. soll aus der Bergmannssprache. entlehnt worden sein, „durch stechen, prüfen/untersuchen“. Circa am 15. Jhdt. entwickelte sich die heutige Bedeutung des Begriffs, mit ‚Bestechung‘ in der ersten Hälfte des 16. Jhdts. und dem Adjektiv „bestechlich, der Bestechung zugänglich, käuflich sein“ im 18. Jahrhundert.
Korruption ist so alt und so vielfältig wie die Menschheit (vgl. Alemann, a.a.O.). So heißt es schon im ‚Alten Testament‘: "Du sollst nicht Geschenke nehmen; denn Geschenke machen die Sehenden blind und verkehren die Sachen der Gerechten" (2. Mose 23,8).
Im alten China sollte nach der konfuzianischen Tradition der Beamte ein Vorbild an sittlicher Vollkommenheit sein. Korruption wurde nicht so sehr wegen der materiellen Schäden bekämpft, sondern weil sie das moralische Ansehen des Staates beeinträchtigte. Schon seit der Zhou-Dynastie (1046 – 256 v. Chr.) gab es deshalb einen Zensor-Rat, der die Beamten überwachte, u.a. auf ihre Unbestechlichkeit. "Der gerechte, unbestechliche Beamte war in China stets ein Idealbild" (vgl. Heberer, a.a.O.).
Auch im antiken Griechenland war Bestechlichkeit [1] und Stimmenkauf bei Wahlen weit so verbreitet, dass z.B. in Athen zeitweise Ämter durch Losentscheid an Bürger vergeben wurden, um Bestechungen und Patronage zu begegnen.
Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) ging davon aus, dass der Mensch ein „staatliches Wesen“ , ein zoon politikon sei, die Gerechtigkeit aber postulierte er als den „ … Inbegriff aller Moralität“ (Aristoteles 1943, 1253a; S. 4/5, a.a.O.). Er befürchtete einen Niedergang des Gemeinwesens infolge der materiellen Ungleichheit, deren Umverteilung aber nichts ausrichte, wenn nicht bei der Vergabe staatlicher Ämter tugendhafte und zur Muße befähigte Personen zum Zuge kämen. Durch die Ungleichheit unter den Bürgern aber würde die Tugend immer wieder gefährdet (vgl. Aristoteles 1943, 1329a; S. 250 f., a.a.O.).
In der Römischen Republik entstand eine mehrfach verschärfte Gesetzgebung gegen die Wählerbestechung; auch kam es zu spektakulären Prozessen in Korruptionsfällen und der Richterbestechung. Im römischen Recht gab es die Klage wegen Korrumpierung eines Sklaven (actio servi corrupti), wenn ein Sklave moralisch korrumpiert (z. B. zu einem Diebstahl überredet), oder zum Geschlechtsverkehr verführt wurde. Die Klage führte zu einer Entwertung des Sklaven bzw. der Sklavin; die Buße betrug den doppelten Wert der entsprechenden Sklaven (vgl.. Huchthausen., S. 157 und S. 440, a.a.O.).
In dem Roman „Überleben“ [2] der simbabwischen Autorin Tsitsi Dangaremba (*1959) erscheint an mehreren Stellen eine sozusagen urtümlich-traditionelle Form der Korruption.
Geschenke an die Verantwortlichen im Shona-Dorf in Simbabwe sind ganz selbstverständlich, sie gelten als eine Art „Mundöffner“ für Verhandlungen Geschäftsabschlüsse etc. (vgl. Dangaremba, S. 316, a. a. O.
Der Dorfvorsteher „… wird wollen, dass wir ihm mit etwas den Mund öffnen, aber es ist nicht gut, den Mund zu öffnen und das Herz auszulassen. Da wird es noch etwas anderes brauchen‘. Du bist vorbereitet. Du öffnest deine Tasche“ mit den Geldscheinen (Dangaremba, S.319, a. a. O.).
Ein Paket, dass die Autorin eigentlich für ihre Mutter mitgebracht hatte, soll sie jedoch behalten: „‘Behalte es und gib es der Vorsitzenden‘ sagt Mai (i.e. Mutter; traditionelle Anrede für eine verheiratete Frau auf Shona). ‚Sie wird auch wollen, dass man ihr den Mund öffnet‘“ (Dangaremba, S. 320, a. a. O.).
Karl Marx beschäftigte sich am 20. August 1852 mit der englischen „Wahlkorruption“: „Wahltage sind in England von jeher Bacchanalien trunkener Ausschweifung, eine Art traditionell gewordener Börsentermine, an denen politische Überzeugungen diskontiert werden und die Kneipwirte reichste Ernte einheimsen“ (vgl. MEW, Bd. 8. S. 351-357, a.a.O.). Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels -, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 8, 3. Auflage 1972, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1960, Berlin/DDR.
Transparency International (TI), die weltweit führende Nichtregierungsorganisation im Kampf gegen die Korruption, wurde 1993 gegründet, mit dem Sitz des Internationalen Sekretariats in Berlin.
Im Oktober 2009 beklagte der Literaturnobelpreisträger Günter Grass, Deutschland sei „…. mittlerweile ein von Korruption verseuchtes Land“, in dem „…das Parlament, der eigentliche Souverän, umlagert ist von von einer Lobby, die mitregiert“ (Grass, zit. n. „Tagesspiegel“, 17. Oktober 2009, S. 21).
Transparency International definierte: Korruption ist der Missbrauch. anvertrauter Macht zum privaten Nutzen oder Vorteil.
Nach dem deutschen Strafgesetzbuch §§ 331 - 334 steht die aktive und passive Bestechung, auch die versuchte Bestechung und die Vorteilsgewährung unter Strafe.
(unveränderlich nach dem Gregorianischen Kalender)
[1] Der altgriechische Begriff für „bestechen“ lautete „διαϕϑείρει“ oder „νώροις“, für „bestechlich „δωροδόκος“ und für „Bestechlichkeit“ „ή δωροδόκία“ (abgeleitet von „δωρον“ ≙ das Geschenk. Im heutigen Griechischen bezeichnet der Begriff „rusfeti“ ≙ „Bestechung, kleine Gefälligkeit“ – ein Begriff der übrigens aus dem gleichbedeutenden Türkischen („rüşvet“) und Persischen („rišwa“) entlehnt wurde.
[2] Die englische Originalausgabe des Romans erschienen 2018 in den USA