Abb. Chinesische Bronzefigur mit Öllampe aus der Han-Zeit (s.u.)
16. Mai: Internationaler Tag des Lichts [1]
Nach dem Internationalen Jahr des Lichts 2015 hat die UNESCO im November 2017 einen entsprechenden jährlichen „Feiertag“, jeweils den 16. Mai, beschlossen. Am 16. Mai 2018 wird er erstmals begangen. es gab eine Festveranstaltung in Paris mit u.a. Präsentationen von Nobelpreisträgern und weiteren Wissenschaftlern, Künstlern etc.
Der Tag des Lichts soll alljährlich das Bewusstsein für die Bedeutung des Lichts schärfen, das im Leben jedes Menschen sowie in der
Wissenschaft, Kultur, Kunst, Bildung, Medizin, Kommunikation etc. eine so hervorragende Rolle spielt.
Der 16. Mai wurde gewählt, weil am 16. Mai 1960 das Laser-Licht „Geburtstag“ hatte. An diesem Tag gelang dem US-amerikanischen Physiker Theodore Maiman (1927
– 2007) die erste erfolgreiche Laser-Emission.
Zur Etymologie des Wortes „Licht“
„Licht“ ≙ „Helligkeit, heller Schein, Tageslicht, Beleuchtung, Kerze“ (schon im 8. Jhdt. im ahd. und asächs. „licht“) ist eine Substantivierung des Adjektivs
„licht“ ≙ „hell, leuchtend, strahlend, klar, dünn, gelichtet, mit weiten Zwischenräumen“, ebenfalls im 8. Jhdt. im ahd. und asächs. belegt.
Etymologisch verwandt ist „Licht“ mit gr. „leukos“ (λευκός) ≙ „Leuchtend, glänzend, weiß“, gr. „lychnos“ (λύχνος) ≙ „Leuchte, Lampe“, lat. „lux“ ≙ „Licht“,
lucere“ ≙ „hell sein, leuchten, glänzen strahlen“ und „lumen“ ≙ „Licht, Leuchte“ und lit. „laukas“ ≙ „Lichtung, Land, Feld“ (Pfeifer, Bd. II, S. 1013,
a.a.O.).
„Licht“ bedeutete zuerst „die Helligkeit, der Glanz, der von einem Gegenstand ausgeht“, dann erst seit dem 15. Jhdt. bezeichnete das Wort auch „die brennende, Licht
abgebende Kerze. „Belichten“, dem Licht aussetzen, wurde bereits im 15. Jhdt verwendet. Der Begriff „Lichtjahr“, in der Astronomie die Maßeinheit für die
Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt, kam im 19. Jhdt auf.
Hinsichtlich des Lichts wäre zu unterscheiden zwischen einer kulturgeschichtlichen Ebene, einer symbolisch-metaphorischen Ebene sowie einer
technisch-naturwissenschlichen Ebene.
Zur Kulturgeschichte des Lichts
Die eigentliche Voraussetzung für künstliches Licht war die Beherrschung der Feuererhaltung und –nutzung durch den Menschen vor ca. 500 000 Jahren, eine Technik, die keine andere irdische Spezies erreichte (vgl. Mumford, S. 144, a.a.O.).
Durch die Beherrschung des Feuers konnte der anatomisch moderne Mensch seinen Lebensbereich entscheidend aus dem urprünglichen tropischen Bereich erweitern, das Feuer spendete Wärme, nächtlichen Schutz vor Raubtieren und nicht zuletzt – Licht. Ohne die Erfindung der Tranlampe wäre das Überleben z.B. der Tschuktschen (s.d.) in der winterlichen Arktis unmöglich gewesen.
Künstliche Beleuchtungsgeräte wurden entwickelt, wie Lager- oder Herdfeuer, Kienspan, Fackel, Kerze, Talg-, Öl-, Tran- und Petroleumslampe, offene Gaslampe, Azetylenbrenner, Karbidlampen bis hin zu elektrischem Licht.
Eine sehr alte, weitverbreiete Art künstlicher Beleuchtung war das Herdfeuer. So traf nach Homer der Gott Hermes die Nymphe Kalypso [2] am Herdfeuer webend an:
„…. bis er kam zur weiten Grotte der Nymphe
Mit schön wallenden Locken und fand die Nympge zu Hause.
Vor ihr brannt‘ auf dem Herd ein großes Feuer, und fernhin
Wallte der liebliche Duft von brennedem Holze der Zeder
Und des Zitronenbaumes. Sie sang mit melodischer Stimme
Emsig, ein schönes Gewebe mit goldener Spule zu wirken“
(Odyssee, VI, 57-62, S. 54, a.a.O.).
In der „Odyssee“ wird beschrieben, wie die Freier im Palast in Ithaka als der Abend herabsank den Saal beleuchten ließen:
„Als den Lustigen nun der dunkle Abend herabsank,
Setzten sie alsobald drei Feuerfässer im Saale,
Ihnen zu leuchten, umher und häuften trockene Splitter,
Welche sie frisch mit dem Erz aus dürrem Holze gespalten,
Und Kienstäbe darauf. Die Mägde des Odysseus
Gingen von einem zum anderen und schürten die sinkende Flamme“
(Odyssee, XVIII, 305-310, S. 211, a.a.O.).
Johann Heinrich Voss benutzte in seiner Übertragung de Begriff „Feuerfässer“. Es handelte sich vermutlich um große Pfannen aus Ton oder Kupfer, die auf Postamenten erhöht standen. In den Pfannen wurde sehr trockenes Holz verbrannt, wahrscheinlich vermischt mit harzigem Holz (gr. δαϊς) . Von dem Begriff δαϊς wurde der gr. Begriff für Fackel, δας, abgeleitet.
Später benutzte man z.B. in Tiryns Fackelträger (φανός) aus Ton, wie sie von Schliemann ausgegraben wurden (vgl. Neuburger, S. 230, a.a.O.).
Der deutsche Begriff „Fackel“ stammt von lateinisch „facula“, einer Verkleinerungsform von lateinisch „fax“≙ „brennendes Holz“. Aus dem Kienspan wurde die Fackel entwickelt: „Man umkleidete einen oder mehrere zusammengebundene derartige Späne mit Pech, Asphalt oder Harz. Später flocht man Weinreben zusammen, die man in gleicher Weise tränkte“ (Neuburger, S. 239, a.a.O.). Zum gleichen Zweck verwendete man Textilfasern.
Altassyrische Darstellungen aus dem 9. Jhdt. v. Chr. zeigen umwickelte, brennende Fackeln. die allerdings nicht als Lichtquelle, sondern als Feuerbrand, als Kriegsfackeln dienten.
Ein Relief aus einem Palast bei Ninive zeigt assyrische Soldaten, die gegnerische Brandfackeln mit großen Schöpflöffeln zu löschen versuchen. Es handelt sich um die älteste Darstellung des Feuerlöschens.
In der Bibel, dem AT und dem NT, taucht die Fackel mehrfach auf, in ziviler Beleuchtungsbedeutung, wie auch in metaphorischer und militärischer Bedeutung. Benutzt werden die hebräischen Wörter
„lappid“ ≙ „Fackel“ oder „lappid eš“ ≙ „Feuerfackel“, z.B. bei Gideons Kriegslist (Ri 7, 18 ff.) oder Simsons Brandangriff auf die Philister (Ri 15, 4/5). Hier übersetzte Luther
mit „Brand“. In Jes 62, 1 wird Fackel in metaphorischem Sinne verwendet, die Gerechtigkeit und das Heil mögen aufgehen „wie eine Fackel“. Ganz ähnliches gilt für Nah 2, 5 oder für die Schilderung
des Leviathan in Hi 41, 11: „Aus seinem Munde fahren Fackeln , und feurige Funken schießen heraus“.
In der Makkabäer-Zeit wird ein Gesandter in Jerusalem „mit Fackeln und großem Triumph“ empfangen (2 Makk 4,22). Beim Evangelisten Johannes wird Jesus in Gethsemane „mit Fackeln, Lampen und
mit Waffen“ gefangengenommen (Joh 18, 3).
Benutzt werden in der Bibel aber auch die hebräischen Begriffe „ziq“ bzw, pl. „ziqqim“ ≙ „Wurffackel(n)“: Luther übersetzte jedoch: „Wie ein Unsinniger mit Geschoß und Pfeilen schießt
und tötet“ (Spr 26,18)
Wurffackeln waren Brandpfeilen vergleichbare Waffen, die jedoch nicht mit einem Bogen abgeschossen, sondern mit der Hand geworfen worden.
Aus Fackeln – meinte Albert Neuburger – hätten sich dann sowohl Lampen als auch Kerzen entwickelt.
Kerzen entstanden vermutlich dadurch, dass man bei Fackeln das brennbare Material vermehrte, das Fasermaterial hingegen verringerte. Im antiken Griechenland scheint es Kerzen erst zur römischen Kaiserzeit gegeben zu haben (vgl. Neuburger, S. 240, a.a.O.).
Lampen scheinen dadurch entstanden zu sein, dass man Fackelpfannen statt mit harzigem Holz mit brennbarem Öl und einem Docht füllte. Obwohl Talglampen schon in der Altsteinzeit bekannt waren (vgl. unten), scheinen sie in der Zeit Homers noch nicht verbreitet gewesen zu sein. Sie treten in Kleinasien und Griechenland erst im 6. Jhdt. v. Chr. auf (vgl. Neuburger, S. 240, a.a.O.). Auch das deutsche Wort „Lampe“ rührt her vom gr. „lampas“ ≙ „Fackel, Leuchte“ (vgl. Irmscher, S. 312, a.a.O.).
Die Erstellung von Kunstwerken in unzugänglichen Höhlen wie Altamira oder Lascaux setzte bereits viel früher die Nutzung von transportablen Lichtquellen voraus. Verwendet aber wurden nicht etwa nur Fackeln oder Kienspäne. Bereits 1898 wurde die – eiszeitliche – Lampe der Höhle von La Mouthe [3] aufgefunden: Ein ausgehöhlter grauer ca. 17 cm langer Sandstein, in der Vertiefung befand sich Tierfett [4], als Docht diente wahrscheinlich der Darm eines Tieres. Auf der Rückseite war die Lampe mit der Gravierung eines Steinbocks verziert (vgl. Herbert Kühn, in Wendt/Noack, Bd. II, S. 228, a.a.O.).
„Schmelzende tierische Fette wie Talg brennen an einem Docht länger und steter als ein dürrer Ast oder ein Kienspan. So ließ sich das Licht fortan überallhin mitnehmen“ (vgl. de Beaune, S. 82, a.a.O.).
Die Lampe wies deutliche Brandspuren auf und entstammt dem Magdalenien, dem Jungpaläolithikum, ca. 13 000 – 9000 v. Chr.
Unterdessen wurden ca. 170 ähnliche eiszeitliche Lampen [5] (flache, konkave und konkave mit Griff) v.a. in Südwestfrankreich aufgefunden, deren älteste wohl aus der Zeit vor ca. 40 000 Jahren stammen. Allein in Lascaux sind 70 eiszeitliche Lampen ausgegraben worden.
Umstritten ist m. E. der Fund eines Steines mit flachgedellter Oberfläche mit Brandspuren auf dem mittelpaläolithischen Neandertaler-Fundpaltz Bohlen, nahe der Netze bei Edertal/Nordhessen. Das ca. 100 000 Jahre alte Objekt wurde von dem (emeritierten) Marburger Steinzeit-Archäologen Lutz Fiedler als „die älteste Lampe der Welt“ angesehen.
Die offene Schalen-Lampe aus Ton (oder später Metall) mit einer Ausbuchtung für den Docht (aus Werg, Bindenmark oder Königskerzenstengeln) wurde zum Standard. Als Brennmaterialien bald auch pflanzliche Öle, wie Rizinusöl oder Olivenölpressrückstände.
Olivenöl spielt auch schon bei Homer eine Rolle, allerdings nicht als Brennmaterial für Lampen, sondern in metaphorischer Bedeutung und als Mittel zur Körperpflege. Im 2. Gesang der Ilias, bei der Flottensammlung in Aulis/Böotien für den Trojanischen Krieg wird der thessalische Stamm der Eniëner angeführt,
„ …. welche des lieblichen Titaresos [6] Ufer bewohnten,
der die schönhinwallenden Wellen hinab in den Peneios [7]
Stürzet und nicht sich vermengt mit Peneios Silbergestrudel,
Sondern gleitet wie Öl auf seinen obersten Wellen;
Denn er entfließet dem Styx, dem Strome der furchtbaren Wasser [8]“
(Homer, Ilias, II, 752-756, S. 49, a.a.O.)
Als Nausikaa (im 6. Gesang der Odyssee) zum Strand, zum Waschen und Baden fahren wollte (und dort Odysseus treffen wird) gab ihr die Mutter u.a….
„… auch geschmeidiges Öl in goldener Flasche,
daß sie sich nach dem Bade mit ihren Gehilfinnen salbte“.
(Homer, Odyssee, VI, 79/80, S. 69 , a.a.O.).
Im 5. Jhdt v. Chr. aber waren in griechischen Städten Öllampen so verbreitet, dass die Lampenmacher und Lampenverkäufer unterschiedliche Berufe waren.
Auch im antiken Vorderen Orient waren Olivenöllampen üblich. In der hebräischen Bibel, bei 2 Mose 27, 20-21 heißt es: „Gebiete den Kindern Israel, dass sie zu dir bringen das allerreinste, lautere Öl von Ölbäumen, gestoßen, zur Leuchte, dass man täglich Lampen aufsetze in der Hütte des Stifts, außen vor dem Vorhang, der vor dem Zeugnis hängt. Und Aaron und seine Söhne sollen sie zurichten des Morgens und des Abends vor dem Herrn. Das soll auf eine ewige Weise sein auf eure Nachkommen unter den Kindern Israel“.
Bekannt geworden ist auch das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen, die ohne Ölreserven des Bräutigams harrten (vgl. Mat 25, 3-4).
Lampen wurden auch am anderen Ende der Welt entwickelt. In dem Grab der chinesischen Prinzessin Dou Wan
( 竇綰,der Frau eines Bruders von Kaiser Wu ti) wurde im Jahre 1968 als Grabbeigabe eine vergoldete Bronzefigur (Höhe 48cm) mit einer in der
Öffnung verstellbaren Öllampe aufgefunden. Die Figur („Ein junges Mädchen trägt die Lampe der ewigen Treue“) ist das Produkt einer luxuriösen Hofkultur der westlichen Han-Dynastie aus der Zeit um
100 v. Chr (vgl. Abb. oben; Schmidt-Glintzner, S. 38, a.a.O.).
Von dem Dichter der Tang-Zeit Han Yü ( 韩愈, 768-824) wird berichtet, dass er für die Prüfungen so eifrig lernte und dabei, um seine Arbeitszeit zu verlängern, eine Öllampe brannte, deren Gebrauch zu diesem Zweck damals noch unüblich gewesen sein soll (vgl. Forke, S. 287, a.a.O.).
Da fest installierte Straßenbeleuchtungen im alten Vorderen Orient noch unbekannt waren, musste man zur Be-leuchtung außerhalb des Hauses Fackeln mit sich tragen, während man im Haus kleine Öllampen benutzte.
(unveränderlich, nach dem Gregorianischen Kalender)
© Christian Meyer
[1] Ganz unabhängig davon wird in der Schweiz am 15. November 2018 bereits zum 12. Mal ein «Tag des Lichts» durchgeführt. An diesem Tag wird die Schweizer Öffentlichkeit daran erinnert, dass in der dunklen Jahreshälfte im Verkehr ein höheres Unfallrisiko herrscht – insbesondere für dukel gekleidete, unbeleuchtete Personen.
[2] Die – heute geschlossene – Höhle liegt in der Dordogne, nahe dem Tal der Vézère.
[3] Als Brennmaterial diente noch nicht Öl, sondern Talg, das ausgelassene Fett, das z.B. die Nieren schützt.
[4]
Der Name Kalypso kommt von gr. „kalypto“ ≙ „verhüllen, verbergen“, vielleicht war sie eine Art
Totengöttin. Nach Homer lebte Kalypso auf der Insel „Ogygia“, vielleicht war es Malta.
[7] Der Peneios (heute: Pinios) ist mit 267 km Länge der wichtigste Fluss Thessaliens. Er mündet in den Thermaischen Golf der Ägäis.
[8] Die Erscheinung, dass die Wasser ineinander mündender Flüsse noch einige Zeit von einder unterscheidbar sind, kann öfter beobachtet warden, so beim Zusammenfluss von Main und Rhein oder vom Weißen und Blauen Nil. Das Wasser des Titaresios soll dunkleres Wasser, der Peneios hingegen helleres Wasser gehabt haben. Homer sah den Grund wohl darin, dass der erstere Fluß ein Arm des Styx, des Flusses der Unterwelt sei.
Abb.: Die Lampe von La Mouthe; aus https://www.google.com/search?q=Lampe+von+la+mouthe&client)
Abb. Belagerungsszene: Assyrische Soldaten greifen mit 2 Rammböcken eine Stadt ab. Die Belagerten versuchen mit zahlreichen zusammengebundenen Brandfackeln die Rammböcke zu entzünden. Soldaten auf den Rammböcken löschen die drohenden Brände mit Wassergüssen aus großen Schöpflöffeln (Abb. aus: http://www.kfv-mol.de/Wordpress/wp-content/uploads/2011/03/Aus-der-Chronik-des-Kreisfeuerwehrverbandes.pdf)
Abbn. oben und unten: Die Bewohner von Lachisch bewerfen die assyrischen Angreifer mit brennenden Fackeln (Relief der Eroberung der jüdischen
Stadt Lachisch im Jahre 701 v. Chr. aus dem Südwestpalast König Sanheribs in Ninive).
Das Relief zeigt deutlich die Ereignisse der Belagerung: Vor den Mauern wird gekämpft und auf einer Belagerungsrampe werden gepanzerte Sturmböcke gegen die Stadtmauer geschoben. Die
Verteidiger versuchen, mit Fackeln die Sturmböcke in Brand zu schiessen. Gleichzeitig übergiessen Assyrer die Sturmböcke mit Wasser, um das Feuerfangen zu verhindern. Einige Verteidiger verlassen
währenddessen durch ein Tor die Stadt. Die Alabaster-Reliefs der Eroberung von Lachisch befinden sich heute im Britischen Museum in London.