Panathenäische Preisamphore; Griechische 10 – Lepta – Briefmarke anlässlich der Olympiade
ca. 22. August: Beginn der viertägigen antiken Panathenäen in Athen
Die Panathenäen ("kleine Panathenäen") waren in der Antike (zumindest seit Peisistratos 566/65 v. Chr. belegt) das alljährliche Geburtstagsfest der Schutzgöttin der Stadt Athen. Alle vier Jahre fanden die aufwendigeren "Großen Panathenäen" statt.
Der Legende nach wurden die Panathenäen von Theseus gestiftet, auch als ein „Vereinigungsfest“ der attischen Bürgerschaft (vgl. Burckhardt, 1919, Bd. 1, S. 37/38, a.a.O.).
Anlässlich der Panathenäen wurden an den ersten Festtagen Tänze aufgeführt, gefolgt von musikalischen, dramatischen und sportlichen Wettkämpfen, - die im Laufe der Jahrhunderte immer bedeutsamer wurden.Zumindest seit ca. 520 v. Chr. ist die Rezitation der bzw. aus der Ilias anlässlich der Panathenäen belegt.
Die Panathenäische Prozession zog am letzten Tag des Festes (des Geburtstages der Göttin Athene) auf dem Panathenäischen Straße (auch Heiliger Weg genannt) vom Kerameikos zum Erechtheion mitten durch die Akropolis von Athen. Ausgangspunkt der Prozession war das Dipylon, das Haupttor des Kerameikos. Die benachbarte Stoa des Attalos war ein beliebter Treffpunkt wohlhabender Athener, um einen guten Blick auf die Panathenäische Prozession zu haben. Die Prozession nahm ihren Weg über den Panathenäischen Weg zur Akropolis.
An der Spitze des Zuges wurden die Opfertiere geführt, es folgten Jungfrauen, die Rhytonen trugen, Trinkgefäße in Hornform. Daraufhin folgten Fanfarenbläser und die aristokratischen Mädchen (die „Ergastinen“), denen die besondere Ehre zuteil geworden war, das als heilig angesehene safranfarbene Peplos -Gewand für die Göttin zu tragen. Oft waren in das kostbare Gewand kunstvolle Darstellungen zum Beispiel der Gigantomachie eingewebt. Traditionell wurden das Gewand und seine Trägerinnen auf einem Schiff mit Rädern [1] zur Akropolis transportiert.
Den Schluß der Prozession bildeten ausgewählte alte Männer, die Olivenzweige trugen (Anmerkung dazu).
Im Erechtheion [2] schließlich wurde der Ebenholz - Statue der Göttin Athene Polias [3] (der Schutzgöttin der Stadt Athen) feierlich der neue peplos angelegt.
Anschließend wurden an den Athene – Altären hunderte von Rindern und Schafen für die Göttin geopfert. Das Opferfleisch wurde in einem großen gemeinschaftlichen Festschmaus verzehrt (vgl. Wegner, S. 47, a.a.O.).
Die sportlichen Wettkämpfe der Panathenäen fanden seit dem 4. Jhdt. v. Chr. in dem Panathenäischen Stadion aus pentelischem Marmor mit ca. 70 000 Plätzen statt. Jahrhundertelang seit der Späantike verfiel das Stadion, bis es gegen Ende des 19. Jhdts. von dem reichen griechischen Mäzen Georgios Averofes für die 1. Olympischen Spiele der Neuzeit 1895 rekonstruiert wurde. Auch bei der Athener Sommerolympiade im Jahre 2004 fanden einige Wettkämpfe im dem rekonstruierten Stadion statt.
Die Siegespreise bei den Wettkämpfen bestanden - neben der Ehre – aus ca. 36 kg Olivenöl von den heiligen Athener Ölbäumen. Übergeben wurde das Öl in den besonderen Gefäßen, den Panathenäischen Amphoren (mit Deckel). Jede von ihnen trug eine Abbildung der Athene Promachos (die gerüstete Göttin, mit Helm, Aigis und Speer). Zudem war jede Amphore mit einer Inschrift mit dem Namen des jeweiligen Archonten versehen.
Eine größere Zahl der Panathenäischen Amphoren ist erhalten geblieben, allein das Archäologische Nationalmuseum in Athen stellt 6 dieser Amphoren aus, einige von ihnen stammen aus der Zeit des Archonten Kallimedes, 360/359 v. Chr.
Auf der Panathenaia – Straße – und der Agora – wurden nicht nur Tribünen für Schaulustige errichtet, sie war auch „… Schauspielbühne, Wettkampfbahn und Parlament. Außerdem säumen Statuen und Bildnisse die Straße und verwandeln sie in einen gesitigen Reflexionsraum. Hier wird das Gemeinwesen an sich selbst erinnert. Hier wandelt Sokrates mit nichts anderem beschäftigt als philosophischem Disputieren. Aber mit den Festen und Turnieren ergreift auch ein Phänomen von der Agora Besitz, das dem Redner Demosthenes zu wütenden Appellen anstachelt: der Müßiggang. Diogenes, der in einem Faß auf dem Marktplatz lebt, wird zum Verfechter der trägen Lebensart, die Gaukler, Musiker und Trunkenbolde in die Stadt lockt.
236 Jahre nach Demosthenes’ Tod (323 v. Chr., C.M.) marschieren römische Kohorten die Panathenaia – Straße entlang. Roms langer Arm bedient sich der Straße nicht mehr als philosophischen Spielplatzes“ (vgl. Kai Müller, a.a.O.).
Außen um die Cella des Parthenons auf der Athener Akropolis herum lief ein langer Fries mir Darstellungen der großen Prozession am Panathenäen – Fest: „In zwei Strömen von der Südwestecke her ergießt sich der Zug, um sich im Osten, wo sich die Götter niedergelassen haben, wieder zu vereinigen. Zu Roß oder zu Wagen eilen die Jünglinge vorwärts, vor ihnen Männer mit Ölzweigen, Musiker mit Zithern und Flöten, sodann die Opfertiere, von Jünglingen mit Krügen und Schüsseln und von Mädchen mit Opfergerät umgeben. Im Osten, in der Mitte der Darstellung, ist ein Priester damit beschäftigt, das Weihegeschenk für die Göttin, den kunstreich gewebten Peplos, zu falten“ (vgl. Luckenbach, S. 46, a.a.O. und Abb. unten).
In Heliodors Roman "Die äthiopischen Abenteuer von Theagenes und Charikleia" (entstanden um 240 v. Chr.) erzählt Knemon, ein junger Athener von den Panathenäen: "An den großen Panathenäen, wenn die Athener zu Lande der Athene das Schiff senden, gehörte ich zu den Epheben. Nachdem ich der Göttin das alte Preislied gesungen und den feierlichen Zug mit eröffnet hatte, kehrte ich ...... im Festgewand, mit dem Kriegsmantel und dem Kranz geschmückt, nach Hause zurück ........ Als es Abend geworden war, ging mein Vater ins Rathaus zum Bankett und wollte, wie bei einem solchen Volksfest und Gelage üblich, die ganze Nacht über ausbleiben" (vgl. Heliodor, S. 13/14, a.a.O.).
(variabel nach dem antiken attischen Mondkalender, mit dem Höhepunktam 28. Tag des Monats Hekatombaion, im Juli /August; also am 28. Tag nach dem Neumond am 25. Juli 2006; angesichts des altgriechischen Kalenderwirrwarrs wäre somit der 22. 8. 2006 als Datum möglich)
[1] Um ca. 400 v. Chr. wurde zwischen dem Dipylon und dem Heiligen Tor (nach Eleusis, ð Eleusinsische Mysterien) das Pompeion errichtet, ein Vorbereitungsgebäude mit säulenumstandenen Innenhof. Dort fanden die Prozessionsvorbereitungen statt, wurde das Schiff geschmückt etc. Im Pompeion soll eine Bronzestatue des Sokrates von Lysippos aufgestellt gewesen sein. Auch der kynische Philosoph Diogenes soll sich oft im Pompeion aufgehalten haben. Außerhalt der Festzeiten diente das Gebäude als Gymnasium.
[2] Im Bereich des Erechtheions hatte der legendären Überlieferung nach Athene den heiligen ersten Olivenbaum gepflanzt.
© Christian Meyer
Grundriss des Parthenons mit Angaben zum bildnerischen Schmuck (Abb. aus Luckenbach, S. 43, a.a.O.).
Nordwestecke des Parthenon - Frieses (Abb. aus Luckenbach, S. 46, a.a.O.).