Papst Silvester I.
Papst Silvester I.

In der Münchener Pfarrkirche St. Quirin befindet sich eine frühbarocke Statue des Hl. Silvester. Man beachte den kleinen Stier zu seinen Füßen.

 

Silvester und der Kaiser
Silvester und der Kaiser

Papst Silvester zeigt dem Kaiser Abbildungen der Apostel Petrus und Paulus, Fresko aus der Silvester – Kapelle in der Kirche Quattro Coronati

31. Dezember

 

Silvester [1] , Gedenk- und Todestag  des Papstes Silvester I., letzter Tag des Gregorianischen Sonnenjahres

 

Silvester I. (auch: Sylvester) war ein aus Rom stammender Papst, während dessen Pontifikat (314 – 335) die Bekehrung Kaiser Konstantins zum Christentum erfolgte.

Eine ganze Reihe von Legenden berichten von seiner Standhaftigkeit während der letzten römischen Christenverfolgungen. Der aussätzige Kaiser wurde angeblich von Silvester geheilt und bekehrt, von dem Gifthauch eines Drachens, der die Stadt Rom bedroht, befreite er die Stadt.

In dem „Passional“ von 1492 wurde Silvester als edler, schöner und reicher Christ in Rom beschrieben. Im Rahmen der Christenverfolgungen wurde auch Silvester gefangen genommen und von einem „heidnischen“ Richter mit dem Tode bedroht, falls er nicht „…den Abgöttern opfern“ würde. Silvester antwortete ihm: „Du törichter Mann, du stirbst, eh dass der Morgen kommt, und fährest zu der Ewigen Höll“ (zit. n. „Leben der Heiligen“, S. 261, a.a.O.). Tatsächlich erstickte der Richter noch in jener Nacht nach einem Fischmahl an einer Gräte, - Silvester kam aus dem Kerker frei.

Später wurde Silvester seines Ansehens und seines tugendhaften Lebenswandels wegen zum Papst gewählt. Zu dieser Zeit begann Kaiser Constantinus – der Legende nach – die Christen zu „… fahen, martern und töten… Da ward der Kaiser aussätzig, und was man ihm auch gab, das half alles nichts“ (zit. n. „Leben der Heiligen“, S. 262, a.a.O.). Nun wurde dem Kaiser empfohlen, er solle, um gesund zu werden, im warmem Kinderblut baden: deshalb ließ Constantinus „… mehr als tausend Kindlein zu einem Bade (sammeln). Da kamen der Kinder Mütter auch mit ihnen und schrieen und weinten jämmerlich. Und liefen zu dem Kaiser mit hängendem Haar und mit bloßen Brüsten. Da erschrak der Kaiser sehr und erbarmet sich über die Frauen und Kinder, und sprach zu den Herren: ‚Wir haben all festiglich geglaubet, wer einem sein Kind töte, der müsse selber sterben; darum wär es ein großes Ding, wenn wir die Bosheit an den Kindern töten, die nie ein Übel getan haben. Es ist viel besser, ich sterbe, als die reinen Kindlein’. Und er gab den Frauen ihre Kinder wieder und erfreuet die, so er betrübt hätt. Und gab ihnen Geldes davon und bereitet ihnen Wägen, dass sie heim führen. Da die Mütter des Kaisers Tugend hörten, da wurden sie froh, und drangen all hinein und nahmen ihre Kinder wieder“ (zit. n. „Leben der Heiligen“, S. 262, a.a.O.).

In derselben Nacht noch erschienen auf Gottes Weisung dem Kaiser die Apostel Petrus und Paulus im Schlaf und empfahlen ihm, nach dem Papst Silvester zu senden, der ihn mit einem Wasser gesund machen würde. Silvester und seine Priester glaubten zuerst, die kaiserlichen Boten wollten sie zu neuen Martern abholen. Stattdessen wurden sie jedoch vor den Kaiser geführt, der sie freundlich empfing und ihnen seinen Traum erzählte. Schließlich fragte Konstantin Silvester und seine Begleiter: „Lieben Brüder, saget mir, wer sind die Götter Sankt Peter und Sankt Paulus?“ (zit. n. „Leben der Heiligen“, S. 263, a.a.O.). Silvester lehrte den Kaiser, dass diese keine Götter, sondern zwei der „Zwölfboten“ Christi seien. Nach einem Vergleich mit Abbildungen der Apostel auf einem „gemalten Tuch“ sprach der Kaiser: „Also waren sie heut Nacht gestaltet, da ich sie sah“ (zit. n. „Leben der Heiligen“, S. 263, a.a.O.). Nun wurde der Kaiser gläubig, nach einer Fastenzeit von sieben Tagen wurde er von Silvester getauft: das Wasser der Taufe ließ ihn vom Aussatz gesunden!

Für Dante war diese Legende eine Tatsache: Im XXVII. Gesang der „Hölle“ heißt es:

                               „Wie Konstantin Silvester rufen ließ,

                               Er mache ihn von seinem Aussatz rein…“ (Dante Alighieri, S. 122, a.a.O.).

 

In der „Legenda aurea“ wird berichtet, dass Kaiser Konstantin als Dank für die Heilung durch die Taufe geboten habe: „… wie der Kaiser ist das Haupt der Welt, … sollte der Papst von Rom das Haupt aller Bischöfe sein“ (Voragine, S. 85, a.a.O.).

Auf dieser Legende basiert auch die frühmittelalterliche Fälschung von der „Konstantinischen Schenkung“ (Constitutum Constantini). Die vorgebliche Urkunde behauptet, dass Kaiser Konstantin als Dank für die wundersame Heilung dem Papst Silvester (und dem päpstlichen Stuhl) das „Imperium“ über das Abendland sowie den Primat der „sedes romana Petri“ über alle Bischöfe und auch die orientalischen Patriarchen verliehen habe.

Der Zweck der zwischen 750 und 850 erfolgten Fälschung scheint die Lösung von Papsttum und Kirche aus der Bevormundung durch das fränkische König- und Kaisertum gewesen zu sein [2]. 

Nach dem „Passional“ war Helena, des Kaisers Mutter, Jüdin. Als sie hörte, dass ihr Sohn zum Christentum und nicht zum Judentum übergetreten sei, forderte sie ihn auf, einen religiösen Wettstreit um den wahren Glauben zu veranstalten. Dabei sollten zwei unparteiische „Heiden“ Schiedsrichter des Disputs sein. 164 jüdische gelehrte Meister disputierten mit Silvester, aber immer urteilten die Schiedsrichter, Silvester habe obsiegt. Schließlich trat einer der jüdischen Gelehrten hervor und sagte, dass er den Namen Gottes kenne, den keine Kreatur ertragen könne; er ließ einen starken Stier herbeibringen: „Und da man den Stier bracht, da ging der Meister zu ihm und raunet dem Stier die Worte heimlich zu. Da brüllet das Tier mit lauter Stimme, und glüheten ihm seine Augen und fiel darnieder und starb also“ (zit. n. „Leben der Heiligen“, S. 265, a.a.O.). Nun glaubten die jüdischen Gelehrten gesiegt zu haben. Silvester aber meinte, dass sein Gott nicht nur töten, sondern auch das leben wieder geben könne. Also sprach der Papst: „Du toter Stier, ich gebeu dir in dem Namen Christi, dass du gesund und lebendig werdest und auf stehest“ (zit. n. „Leben der Heiligen“, S. 266, a.a.O.). Wunderbarerweise stand der tote Stier der Legende nach sanft wie ein Lamm auf. Helena aber und dreitausend Juden und dreitausend Heiden bekehrten sich zum Christentum und ließen sich taufen.      

 

Dieser Legende wegen wurde Silvester zum Schutzpatron der Haustiere. Am Hochaltar Michel und Gregor Erharts in der Klosterkirche Blaubeuren (1493/94) liegt der Stier zu Füssen Silvesters.

Szenen aus der Silvester – Legende sind auf den Fresken von 1246 in der Cappella di San Silvestro der Kirche Santi Quattro Coronati [3] (zwischen San Giovanni in Laterano und dem Collosseum) in Rom erhalten (vgl. Abbn. oben und unten).

 

In der Realität weiß die historische Forschung nichts von einem Aussatz des Kaisers, Konstantin ließ sich erst spät in seinem Leben (arianisch) taufen und Helena war wohl keine Jüdin. Konstantin (und nicht etwa Silvester) berief das 1. Allgemeine Konzil nach Nicäa (heute: Iznik, in der Türkei) ein [4], eine Primatstellung des Papstes scheint er niemals anerkannt zu haben. Tatsächlich tritt der Papst Silvester zu seiner Zeit völlig hinter der beherrschenden Figur Konstantins  (+ 337) zurück. „Die so genannte Silvesterlegende hat aus dem Papste etwas gemacht, was er zu keinem Augenblick seines Lebens gewesen ist“ (Kühner, S. 22/23, a.a.O.). 

In der Zeit Silvesters wurden die erste Peterskirche, die Lateranskirche sowie Santa Croce in Gerusalemme in Rom erbait, vermutlich aber auch auf Befehl des Kaisers.  

 

Am 31. Dezember 335 verstarb Papst Silvester und wurde in der Priscilla-Katakombe in Rom beigesetzt. Silvester ist der erste als heilig angesehene Papst, der nicht als Märtyrer starb.

Silvester I. gilt als der Patron der Haustiere, Patron für eine gute Futterernte und für „ein gutes neues Jahr“.

 

Eine Fülle von Brauchtum zu Silvester ist bis heute lebendig, - keineswegs nur das Vertreiben der bösen Geister durch Feuerwerkskörper. Was man in der Silvesternacht träumt, soll in Erfüllung gehen. Wenn der Bauer oder der Gärtner in der Silvesternacht hinausgeht und seinen Bäumen ein gutes neues Jahr wünscht, bewirkt das Fruchtbarkeit im ganzen Jahr. Ähnlich soll es wirken, wenn man die Obstbäume in dieser Nacht mit Stroh (noch mit vollen Garben) oder Strohseilen umwickelt, denn Fruchtbarkeit bringe Fruchtbarkeit.

In Deutschland ist das das Verschenken von Silvester – Glücksklee populär, er wird in einigen Varianten angeboten.

Anderenorts soll man in der Silvesternacht die Obstbäume rütteln und schütteln, um den im Baum wohnenden Baumgeist zu wecken und an seine Aufgaben zu erinnern. Ähnliches sollte wohl auch der Brauch bewirken, durch die Kronen der kahlen Bäume zu schießen.

In vielen Ländern ist das „Bleigießen“ als angeblich die Zukunft deutendes Gesellschaftsspiel verbreitet, auch zum Beispiel in der Türkei („kurşun dökmek“ = Blei gießen).    

Eine deutsche Bauernregel zum Silvestertag  lautet:

                                               „Ist Sankt Silvester hell und klar,

                                               folgt stets darauf ein gutes Jahr“

 

Eine immer zutreffende Bauernregel zum Silvestertag besagt:

 

                                                "Gefriert's an Silvester zu Berg und Tal,

                                                  geschieht es dies Jahr zum letzten Mal"

 

(unveränderlich am 31. Dezember, nach dem Gregorianischen Kalender; die orthodoxe Kirche erinnert am 2. Januar an ihn)


© Christian Meyer



[1]  Der Name „Silvester“ bedeutet „Waldbewohner“, was vielleicht darauf anspielt, dass er sich vor den Verfolgungen zeitweise in Wälder zurückzog.

[2] Seit dem 16. Jhdt. galt die Konstantinische Schenkung für protestantische Philologen aufgrund historisch – philologischen Untersuchungen als Fälschung. Seit Mitte des 19. Jhdts. galt der Inhalt der Konstantinischen Schenkung auch für die katholische Kirche als Fälschung.

[3] Die hier verehrten Märtyrer waren vier legendäre pannonische Bildhauer, die weigerten „Götzenbilder“ anzufertigen.

[4] Tatsächlich entschied wohl auch Konstantin über die Lehre von der Wesensgleichheit von Vater und Sohn; der  Begriff „homo - usios“ = „wesensglaich“ im Athanasianischen Gleubensbekenntnis, dem Symbolum Nicaenum, wurde nachweislich von dem Kaiser in die Debatte des Konzils eingebracht (vgl. Haller, Bd. I, S. 50, a.a.O.). 

Silvester und der aussätzige Kaiser
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Papst Silvester heilt der kranken Kaiser, Fresko aus der Silvester - Kapelle in der Kirche Quattro Coronati zu Rom

Silvester erhält die Tiara von Konstantin
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Kaiser Konstantin übergibt Silvester die Tiara, Fresko aus der Silvester - Kapelle in der Kirche Quattro Coronati zu Rom