Palästinensische Weihnachtsbriefmarke
Palästinensische Weihnachtsbriefmarke

Abb. oben: „Bethlehem 2000“ – 500 Fils Weihnachtsbriefmarke, herausgegeben von der Palästinensischen Autonomiebehörde; der Arabische Text auf der Marke lautet: „Al-milad ( Geburt) lil djamia“ „Weihnachten für Alle“;  „Beit – Lahm 2000“ und „As – Sulta al – Falestiniya“ = Palästinensischen Autonomiebehörde

(Abb.oben, aus dem West-Berliner "Extra-Dienst")
(Abb.oben, aus dem West-Berliner "Extra-Dienst")
Weihnachtslied von Erich Kästner
Weihnachtslied von Erich Kästner
Beate Heim: Noch leuchtet der Stern; 1995
Beate Heim: Noch leuchtet der Stern; 1995

Die Christrose (Abb. oben; bot. Helleborus niger [0], zur Familie der  Hahnenfußgewächse - Ranunculaceae gehörend) ist eine wintergrüne, mehrjährige krautige Pflanze, in botanischer Hinsicht - entgegen Mörike - keine „Lilienverwandte“; andere Bezeichnungen sind Weihnachtsrose, Schneerose, Orakelblume. 

Der volkstümliche Name „Schneerose“ bezieht sich auf die sehr frühe Blüte, „Christrose“ hingegen auf einige Legenden sowie die Gärtnertradition, sie so zu pflanzen, dass sich die Blüten möglichst zu Weihnachten entfalten,

Aufgrund der frühen Blütezeit ist eine Insekten- Bestäubung manchmal unmöglich. Deshalb bleiben die Narben der Christrose sehr lange zu befruchten. Im ungünstigsten Fall können auch den eigenen Pollen für eine Selbstbestäubung aufgenommen werden.

Einst galt die Christrose v.a. auf dem Land als Orakelblume, mit der Aussagen über die Zukunft gemacht werden könnten. Einige Bauern stellten in der Weihnachtsnacht zwölf Blütenknospen der Christrose ins Wasser. An den 12 Tagen zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag beobachtete man die zwölf  Blütenknospen. Jede einzelne Blütenknospe stand für einen Monat, und man las das Wetter des kommenden Jahres an der Art und Weise ab, wie sich die Knospen öffneten. Die geschlossenen Knospen bedeuteten im kommenden Jahr in den entsprechenden Monaten schlechtes Wetter oder Unglück, die offenen gutes und Glück

Man bezeichnet die Christrose auch als schwarze Nieswurz, da sie schwarzbraune Wurzelstöcke besitzt, aus denen man früher ein Niespulver herstellte.

Ihre Heimat sind die Alpen. Die beste Pflanzzeit ist das Frühjahr, während der Blüte der Frühherbst. Die Pflanzen lieben Orte im lichten Schatten.

Die alte Gartenpflanze ist schon im 16. Jhdt. in Gärten anzutreffen und wurde auch als Heilpflanze genutzt.

Alle Pflanzenteile der Christrose sind giftig, v.a.  im Wurzelstock finden sich starke Konzentrationen von Helleborin, aber auch andere Inhaltsstoffe wie Saponin und Protoanemonin. Mögliche Symptome einer Vergiftung sind Schwindel, Durchfall oder Kreislaufkollaps. Schwere Vergiftungen können schon nach dem Verzehr von drei reifen Samenkapseln eintreten.

 

Im Altertum wurde die Pflanze bei der Behandlung des Wahnsinns verwendet (gr. helleborio  verrückt).

So soll der mythische griechische Seher und Heiler Melampos (gr. „Schwarzfuß“) drei Königstöchter aus Argos mit Helleborus-Wurzeln vom Wahnsinn geheilt haben.

Der Philosoph und Naturforscher Theophrast von Eresos (ca. 371 – 287 v. Chr.) und  der Arzt und Pharmakologe Pedanias Dioskurides (1. Jhdt.) schrieben  ebenfalls über ihre Wirkungen.

Der berühmteste antike Arzt Hippokrates von Kos (ca. 460 – 370 v. Chr.) verabreichte die Christrose als abführendes und harntreibendes Mittel, war sich aber ihrer Giftigkeit wohl bewusst.

Um 585 v. Chr. wurde das Gift der Christrose sogar als „chemische Waffe“ im Kriegsfall eingesetzt: U.a. der antike Historiograph Pausanias berichtet von einer Belagerung der Stadt Kirrha im 1. Heiligen Krieg wegen eines Konflikts mit Delphi. Die Belagerer entdeckten die versteckte Wasserleitung in die Stadt und ließen Kirrha Trinkwasser mit Helleborus-Wurzeln zuleiten. Die Bewohner wurden so durch Durchfall und Wahnvorstellungen geschwächt, dass die Belagerer leicht die Stadt einnehmen und zerstören konnten.

Den Rat zu dieser kriegsentscheidenen Maßnahme soll der Arzt Nebros gegeben haben. Dieser war der Überlieferung nach ein Vorfahr von Hippokrates, der sich deshalb so mitschuldig fühlte, dass er den Hippokratischen Eid formuliert haben soll. 

 

Schon lange wurde aus dem Wurzelstock der Christrose ein Niespulver hergestellt. Allerdings rieten schon die Kräuterbücher der 16. und 17. Jhdts. zu Vorsicht, da leicht Vergiftungserscheinungen auftreten können.

Berühmt war der „Schneeberger Schnupftabak“, eine Mischung aus gepulverten aromatischen Kräutern, Wurzeln und Blüten (grüner besonders aus Angelica Archangelica , weißer aus Convallaria majalis ), der  in und bei Schneeberg im Erzgebirge bereitet und zum Schnupfen benutzt wurde.

Auch Johann Wolfgang von Goethe kannte durch seine  Beschäftigung mit Helleborus der Toxizität der Pflanze und kritisierte skeptisch den sorglosen Genuss ohne ärztlichen Rat: „Welch ein Gedränge nach diesem Laden! Wie emsig wägt man, empfängt man das Geld, reicht man die Waare dann! Schnupftabak wird hier verkauft. Das heißt, sich selber erkennen! Nieswurz holt sich das Volk, ohne Verordnung und Arzt." (zit. n. Rolf Giebelmann , S. 59, a.a.O.).

Abb.: Maryam und Isa; persische Miniatur (Abb. aus Strotmann, a.a.O.). Auch der Koran kennt eine "Weihnachtsgeschichte", mit vielen auffälligen Parallelen zur christlichen, aber auch deutlichen Unterschieden: Ohne Joseph. die Hirten und die Engelschöre, vor allem aber ohne den Anspruch auf Gottessohnschaft Jesu.

 

 

25. / 26. Dezember

Christliches Fest der Geburt Christi,  Weihnachten; Feiertag u.a. in allen Staaten der EU;

 

Weihnachten ist - zusammen mit Ostern - eines der Hauptfeste der christlichen Kirchen.  Es ist das Fest zur Erinnerung an die Geburt Jesu.  In der Bibel wird die Geburt Jesu bei Lukas im 2. Kapitel und bei Matthäus im 1. und 2. Kapitel beschrieben. Vieles Märchenhafte, romantisiernde kommt aber in diesen Texten nicht vor, so der böse Herbergsvater oder Ochs und Esel.

In welcher Stadt Jesus geboren wurde, ist umstritten: in Bethlehem (ar. Beit – Lahm = „Haus des Fleisches“; hebr. „Bet Lechem“ = „Haus des Brotes“) im heutigen Autonomiegebiet Palästinas, ca. 15 km von Jerusalem entfernt, behaupten die Evangelisten Matthäus und Lukas. Diese Annahme erfolgte aber offensichtlich aus theologischen Gründen, „damit die Schrift erfüllet ward“. Denn Bethlehem galt nicht nur als die Stadt Davids, sondern war nach dem Propheten Micha auch der Ort, aus dem der Messias kommen sollte: "Und du, Bethlehem Ephrata, die du klein bist unter den Städten Juda, aus dir soll mir kommen, der in Israel Herr sei, welches Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist“ (Micha 5,1).

Für die meisten (deutschen) protestantischen und katholischen Leben–Jesu-Forscher [1] ist es seit Jahrzehnten klar, dass Nazareth vermutlich die Geburtsstadt Jesu ist.

 

Wo in Bethlehem Jesus genau geboren sein soll, ist unbekannt. Im 4. Jahrhundert ließ Kaiser Konstantin über einer Felsenhöhle, die als Geburtsstätte Jesu betrachtet wurde, eine große Kirche erbauen.  Sie existiert noch heute, als ältester Teil der großen Geburtskirche in Bethlehem.

Die Mutter von Jesus war Maria.  Das Christentum (vgl.  Matthäus 1, 18 f.) wie auch der Islam (vgl. 3. Sure, 40 f.) gehen davon aus, dass Maria Jungfrau  war, als Jesus geboren wurde.

 

Auch ist es unklar, wann Jesus wirklich geboren wurde.  Wahrscheinlich war es im September der  Jahre 7 oder 4 vor  Christus. Denn die Festlegung der Jahreszählung seit der Geburt Christi erfolgte vermutlich erst 525 nach Christus in Konstantinopel (u.U. durch den Mönch Dionysius Exiguus).  Die Errechnung des Geburtsjahres Jesu - des Jahres Eins angeblich - war jedoch sehr ungenau: so wurde Jesus vermutlich einige Jahre vor seinem später errechneten Geburtsjahr geboren.

Eine wichtige Rolle im weihnachtlichen Geschehen spielt der „Stern von Bethlehem“, den (nur) der Evangelist Matthäus beschrieben hat: „Und siehe, der Stern, den sie (die Weisen, C.M.) im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis daß er kam und stand oben über, da das Kindlein war“ (Matth 2,9).

Bereits ein alt-testamentarischer Seher – Spruch besagte: „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Szepter aus Israel aufkommen und wird zerschmettern die Fürsten der Moabiter und verstören alle Kinder des Getümmels“ (4. Mose 24,17). Diese Aussage wurde messianisch gedeutet [2] , wahrscheinlich beruhte auf ihr auch die Erwartung des Stern der Weisen aus dem Morgenland.

Ob eine, und wenn ja welche astronomische Erscheinung mit dem Stern von Bethlehem verbunden werden kann, bleibt umstritten.

Lange Zeit wurde der Halleysche Komet als Kandidat für den Weihnachtsstern angesehen. Auf vielen bildlichen Darstellungen der Geburt Christi ist es auch ein Komet mit Schweif, dem am Himmel über dem Stall zu sehen ist. Jedoch erschien der Halleysche Komet bereits im Jahre 12 vor Christi Geburt und scheidet deshalb aus.

Bereits Johannes Kepler hatte vermutet, dass es sich bei dem Weihnachtsstern um eine Dreifachkonjunktion, das nahe Zusammentreten der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische am Firmament handeln könne. Diese drei Konjunktionen ereigneten sich am 27. Mai, 6. Oktober und 1. Dezember des Jahres 7 v. Chr.. Dieses Datum korrespondiert gut mit dem heute vielfach angenommenen Jahr 7 als dem Geburtsjahr Jesu. Tatsächlich beobachteten damalige babylonische Astronomen / Astrologen auch diese Konjunktion, wie Tontafeln im Britischen Museum belegen (vgl. p.m. – Magazin, 3/2001, S. 74).

Auch die astrologische Deutung der Konjunktion konnte auf die Geburt eines Königs in Israel hinweisen. Jupiter galt als Stern der Könige, Saturn als Beschützer Israels und das Sternbild der Fische wurde als himmlischer Ort des Judenkönigreiches angesehen.

Der Evangelist Matthäus wusste vermutlich von der Dreifachkonjunktion [3] und ihrer astrologischen Bedeutung, auch richtete sich sein Evangelium vornehmlich an Judenchristen.

 

Im Jahre 2013 wurde der Komet ISON vielfach als „Advents- oder Weihnachtskomet“ angesprochen.

Der Komet ISON wurde erst im September 2012 entdeckt, da er mit ca. 1,5 km Durchmesser nur sehr klein ist. Er erreichte am 28. November seine sonnennächste Position (Perihelion). Da er in sehr großer Nähe (ca. 1,2 Mio km) bei Temperaturen von bis zu 2700 ° C  und mit sehr hoher Geschwindigkeit die Sonne umrundete, war es auch den astronomischen Spezialisten unklar, ob ISON diese höllische „Achterbahn“ überhaupt als ein intakter Körper überstehen würde oder er von der enormen Gravitation der Sonne förmlich zerrissen würde. Genau das aber geschah: Ison wurde in zwei oder mehr Teile zerbrochen, sehr wahrscheinlich existierte er nicht mehr als „etwas Festes“. So kann er auch kein „Lichtspektakel am vorweihnachtlichen Himmel“ veranstalten (Tagesspiegel, 4. Dezember 2013, S. 16). Der Komet Hale Bopp dagegen, der „Große Komet von 1997“ war 18 Monate lang mit bloßem Auge sichtbar. Kometenschweife können bis zu 100 Mio. km lang werden (vgl. „Tagesspiegel“, 28. November 2013, S. 29).

Zu Weihnachten 2013 gab die Sonderbriefmarke (mit Zuschlag) zum „Stern von Bethlehem“ heraus. Der Entwurf zu der Briefmarke stammt von der Malerin und Designerin Kitty Kahane (*1960). Die Briefmarke zeigt die „Heiligen Drei Könige“ (vgl. 6. Januar), die mit ohren Geschenken dem Stern nach Bethlehem folgen (vgl. Abb. 2 unten)

 

In frühchristlicher Zeit wurde Weihnachten nicht gefeiert. Ganz im Gegenteil, viele bedeutende frühe christliche Theologen lehnten es ausdrücklich ab, irgendwelche Geburtstage zu feiern. Der Grund dafür war, dass damals viele heidnische  Göttergeburtstage gefeiert wurden.

Auch enthält die Bibel keinerlei Gebot, Jesu Geburt als Feiertag zu begehen.

 

Abb. einfügen: "Die Geburt Jesu", Miniatur aus Äthiopien

 

Der 25. Dezember ist das Datum der historischen Wintersonnenwende, einer der bei der Julianischen Kalenderreform festgelegten Quartalstage. Im Römischen Reich galt der 25.  Dezember außerdem als der Geburtstag des Sonnengottes, des offiziellen Reichsgottes in der Spätzeit.  Bereits zu diesem Fest beschenkte man sich gegenseitig. Wahrscheinlich legten die christlichen Gemeinden das Fest der Geburt Jesu ebenfalls auf den 25.  XII., damit Jesus so zur „wahren Sonne“ würde.

Auch wurde in der Spätantike am 25. Deztember die Geburt des Mithras begangen. 

Die Feier des Weihnachtsfestes soll unter der Regierung des römischen Kaisers Constantius II. (reg. 337 - 361) im Jahre 354 zuerst in Ägypten begonnen haben. Von hieraus verbreitete es sich rasch über die ganze christliche Welt.  Offiziell wurde durch ein Gesetz des Kaisers Justinian (482 - 565) der 25.  Dezember als Fest der Geburt Christi festgelegt.

 

Interessant ist es, dass auch eine Reihe antik – heidnischer „Quellen“ angeblich auf die Geburt Jesu hinweisen sollen.

Nach der „Legenda Aurea“ hatte eine Sibylle geweissagt, wenn ein Brunnen mit Öl entsprünge, dann würde der Weltenerlöser geboren werden; genau dies aber sei in Rom zur Zeit der Geburt Jesu geschehen (vgl. Voragine, S. 51, a.a.O.).

Nach einer anderen Legende soll die Tiburtinische Sibylle [4] dem Kaiser Augustus auf dem Kapitolshügel in Rom die Geburt des Gottessohnes prophezeit haben.

Die „Legenda aurea“  überlieferte, dass der römische Senat Octavian schon zu seinen Lebzeiten als Gott verehren wollte, was dieser allerdings ablehnte. Denn „… der weise Kaiser erkannte, dass er ein sterblicher Mensch war, und wollte den Namen eines unsterblichen Gottes nicht an sich nehmen; aber da sie nicht aufhörten, ihn mit Ungestüm zu drängen, rief er Sybilla die Weissagerin herbei, und begehrte durch ihre Kunst zu wissen, ob je ein Mensch auf Erden würde geboren werden, der größer sei als er. Nun geschah es, dass der Kaiser auf den Tag der Geburt unseres Herrn seinen Rat gesammelt hatte ob dieser Sache, und war die Sibylla allein in der Kammer des Kaisers bei ihrem Orakel; da erschien um Mittentag ein güldener Kreis um die Sonne, und mitten in dem Kreis die allerschönste Jungfrau, die stand über einem Altar und hielt ein Kind auf ihrem Schoß. Das wies die Sibylle dem Kaiser. Und da der Kaiser über das Gesicht sich sehr verwunderte, hörte er eine Stimme, die sprach ‚Dies ist ein Altar des Himmels’. Und Sibylla sprach zu ihm ‚Dies Kind, Kaiser, ist größer denn du, darum sollst du es anbeten’. Die Kammer ward darnach geweiht in unsrer Frauen Ehre, und heißet noch jetzt Sancta Maria Ara Coeli“ (Voragine, S. 52, a.a.O.). 

 

An der Stelle, an der das Wunder und die Vorhersage erfolgt sein sollen, wurde später die Kirche Santa Maria d’Ara Coeli errichtet. Die Kirche wurde auf den Grundmauern des antiken Tempels der Juno Moneta („der Warnenden“) errichtet. Der Name der Kirche geht auf eine Legende aus dem 12. Jhdt. zurück, nach der Kaiser Augustus nach der Prophezeiung der Sibylle am höchsten Punkt des Kapitolhügels einen „Altar des Himmels“ errichten ließ. 

Christliche Autoren wollten Vergil prophetische Fähigkeiten zuordnen. V.a. in dem 4. Hirtengedicht (4. Ekloge) habe Vergil in dem dort angesprochenen Knaben den neu geborenen Jesus gemeint.

 

Der deutsche Name Weihnachten (Mittelhochdeutsch „wihe naht“ =  „geweihte, heilige Nacht“) ist seit der 2. Hälfte des 12. Jhdts. bekannt.  Wahrscheinlich aber wurde der Name schon vorher für die den Germanen heilige Wintersonnenwende (vgl. dort)  benutzt.

 

Die Wintersonnenwende am 21. Dezember war für die Germanen der Feiertag ihres Sonnengottes Freyr : sie feierten in dieser Zeit die „Geburt der neuen Sonne“, den Beginn des neuen Lebens.  Das Sinnbild des Sonnengottes war das Rad  (altnordisch „jol“ = Rad).  Daher kommt auch der Name Jul, in Skandinavien der Name für Weihnachten.  Auch die Bezeichnung Julklapp kommt daher.  Bei dieser ursprünglich skandinavischen Weihnachtssitte bleibt dem Beschenkten der Schenkende unbekannt.

Das finnische Nationalepos „Kalevala“ ( ð 28. Februar, Kalevala – Tag) enthält in der 50. Rune eine besondere Fassung der Geschichte von der Geburt Jesu und der unbefleckten Empfängnis der jungen, schönen „Marjatta“ [5]. Das Mädchen entdeckt eines Tages eine wundersame Preiselbeere:  

                                                               „Marjatta, die schöne Jüngste,

                                                               Ging, die Beere anzuschauen;

                                                               Sieht die Beere an dem Berge,

                                                               Preiselbeere auf dem Hügel:

                                                               Ist zu hoch, sie zu erreichen,

                                                               Ist zu niedrig, um zu klettern.

 

                                                               Nahm ein Stäbchen von der Heide,

                                                               Schlägt die Beere gleich zu Boden;

                                                               Von dem Boden steigt die Beere

                                                               Hin auf ihre schönen Schuhe,

                                                               Von den schönen Schuhen steigt sie

                                                               Hin auf ihre keuschen Knie,

                                                               Von den keuschen Knien steigt sie

                                                               Auf den klaren Saum des Kleides;

                                                               Steigt dann zu des Gürtels Streifen,

                                                               Von dem Gürtel zu den Brüsten,

                                                               Von den Brüsten zu den Lippen,

                                                                Dringet dann in ihren Mund ein,

                                                                Gleitet nieder in den Magen.

 

                                                                Marjatta, die schöne Jüngste,

                                                                Schwoll davon und wurde schwanger,

                                                                Ward der Leib ihr voller Schwere“ (Kalevala, S. 343, a.a.O.). 

 

                     Die Mutter Marjattas ist empört:

                                                                              „Wehe dir, du Hiisi [6] – Hure!

                                                                              Neben wem hast du gelegen,

                                                                              War’s der Unbeweibten einer

                                                                              Oder der beweibten Männer?

                                                                             

                                                                              Marjatta, die schöne Jüngste,

                                                                              Gibt zur Antwort diese Worte:

                                                                              „Weder bei dem unbeweibten

                                                                              Noch auch beim beweibten Manne.

                                                                              Ging zum beerenreichen Berge,

                                                                              Ging die Preiselbeere pflücken,

                                                                              Nahm ein Beerlein mit Gefallen,

                                                                              Legte es auf meine Zunge,

                                                                              Rasch glitt es in meinen Magen.

                                                                              Davon schwoll ich, wurde schwanger,

                                                                              Daher ward mir meine Fülle“ (Kalevala, S. 344, a.a.O.).          

 

Herodes wird in dem Kalevala zu dem bösen Großbauern Ruotos, der sich weigert, Marjatta zu helfen.

Nach der Geburt des vaterlosen Kindes, „des Hüters aller Mächte“, verlässt der alte Kulturheros mit einem kupfernen Boot die Welt. Jedoch lässt er den Seinen die die finnische Zither Kandele zurück,

                                                                              „Seinem Volke ew’ge Freude,

                                                                               Die Gesänge seinen Kindern“

                                                                       (Kalevala, S. 348, a.a.O., Kalevala - Tag).                                                       

 In dem Französischen heißt Weihnachten „Noël“, es kommt vom lat. „natalis“ die Geburt. Auch im Türkischen wird Weihnachten Noel bayramı genannt.

 

Zur Messe im Petersdom zu Weihnachten (wie auch zu Ostern) spendet der Papst alljährlich den Segen "Urbi et orbi" (der Stadt und dem Erdkreis), der sich seit dem 13. Jhdt. entwickelt haben soll. seit vielen Jahrzehnten wird der Segen von der Loggia des Petersdomes ("Benediktionsloggia") zum Petersplatz hin zelebriert. Nach offizieller Lehre der katholischen Kirche erwirbt der Zuhörer "in frommer Gesinnung" durch den Segen eine völlige Sündenvergebung, auch wenn er den Segen nur im Radio, Fernsehen oder im Internet hört.

 

Im Laufe der Jahrhunderte entstanden verschiedene Weihnachtsgebräuche:

  • die Herstellung besonderer Festspeisen, z.B. Christstollen, Plätzchen etc.
  • der Besuch eines Gottesdienstes am 'Heiligen Abend', dem Abend des 24. Dezember, dem Tag vor Weihnachten: dieser Tag ist heute übrigens der Tag. an dem die meisten Deutschen in eine Kirche gehen.   
  • häusliche Weihnachtsfeiern mit Beschenken der Kinder kamen seit dem 16. Jhdt. in Deutsch­land vor.  Allgemein verbreiteten sich diese Feiern aber erst seit dem 19. Jhdt.

 

„Die Geburt Christi“, von Paolo di Giovanni Fei (ca. 1369 - ­1411, im Lindenau­ - Museum, Altenburg / Sachsen

 

  • die Aufstellung einer Krippe, einer bildlichen Darstellung der Geburt Jesu, mit Stall, den Hirten, Ochs und Esel etc.. Oft sind die Weihnachtskrippen aus Holz geschnitzt, aus Ton oder Pappmaché geformt.  Die erste Krippe soll Franz von Assisi (ca. 1181 - 1226), der berühmte christliche Heilige, zur Feier des Weihnachtsfestes im Jahre 1223 errichtet haben (vgl. Hl. Franziskus)
  • Eine besondere Form der Krippe ist die Weihnachtspyramide, die im Erzgebirge entstand.
  • die Entstehung einer Vielzahl von Weihnachtsliedern, die recht populär geblieben sind.  Sie werden auch heute noch oft zu Hause am Heiligen Abend gesungen.

 

Im Gefolge der Deutsch - Dänischen Krieges von 1864 strickten dänische Frauen Pulswärmer mit der Danebrog - Flagge für ihre Soldaten. Im Gefolge entstand in Dänemark auch Weihnachtsbaum - Schmuck mit dem Danebrog - Motiv.

 

Auch in Süd - Korea ist Weihnachten ein gesetzlicher Feiertag. Zwar sind nur ca. 20% der Bevölkerung Christen verschiedener Konfessionen, aber es gibt überall auffällig viele Kirchen, oft mit einem rot - leuchtenden Kreuz auf dem Dach bzw. dem Turm.

 

In Europa entstand eine große Zahl weihnachtlicher Kunstmusik, so z. B. das berühmte „Weihnachtsoratorium“ (WSO, vgl. Abb. 1 unten) von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750). Das Werk (BWV 248) entstand 1734/35 und wurde in 6 Kantaten konzipiert, die während der Gottesdienste an den damals noch drei Weihnachtsfeiertagen, zu Neujahr, dem Sonntag nach Neujahr und dem Epiphanias-Fest am 6. Januar aufgeführt werden sollten. Das Weihnachtsoratorium wurde zwischen Weihnachten und Epiphanias 1734/35 in Leipzig unter der persönlichen Leitung Bachs (vermutlich in der Thomas- und der Nikolaikirche) uraufgeführt. In dieser Form wird das WSO heute allerdings nur noch sehr selten zu Gehör gebracht. 

 

Für die (zahlreichen) frommen Bachverehrer stellt das Weihnachtsoratorium zudem auch ein Ärgernis dar, denn Bach hat die nahezu alle Musikstücke – auch die beeindruckendsten wie das „Jauchzet, frohlocket“ des Eingangchors (Nr. 1) oder die anrührendsten wie das „Bereite Dich Zion“ (Nr. 4) – nicht für das Weihnachtsoratorium komponiert. Vielmehr entstammt die Musik verschiedenen älteren Bach – Kantaten, überwiegend weltlichen, z. B. den „Huldigungskantaten“ für längst vergessene wettinische Familienmitglieder [7].

Für das Weihnachtsoratorium selbst komponierte Johann Sebastian Bach einzig die Hirten – Sinfonia (Nr. 10), eine Arie („Schließe, mein Herze, diese selige Wunder“, Nr. 31), die Rezitative und einige Choralsätze, alles andere wurde von ihm nach dem damals üblichen Parodie – Verfahren [8] recycelt und ist von daher chronologisch älter. Steffen Georgi (der Musikschriftsteller und Dramaturg des Berliner Rundfunksinfonieorchesters RSO) sprach daher sogar von „Bachs Weihnachtsparodie“.  

 

Nach Bachs Tod wurde das Werk jahrzehntelang nicht mehr aufgeführt, weitgehend vergessen. Die erste Wiederaufführung erfolgte erst 1857 durch die Singakademie in Berlin.

Im 19. Jahrhundert gelangte das Bachsche Originalmanuskript des Weihnachtsoratoriums in den Besitz der Berliner Königlichen Bibliothek, der heutigen Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz.

In Mitteleuropa rangiert das Werk unterdessen unangefochten auf dem 1. Rang der Aufführungshäufigkeit aller Werke der gesamten abendländischen Musikliteratur. In den Monaten Dezember / Januar wird das Weihnachtsoratorium jährlich allein in Berlin ca. 35-mal aufgeführt!  

 

Schon 1725 hatte J. S. Bach die Weihnachtskantate „Unser Mund sei voll Lachens“ (BWV 110) für Soli, Chor und Orchester komponiert und aufgeführt. Für den Eingangschor der Kantate gestaltete er den fugierten Mittelteil der Ouvertüre von der Suite Nr. 4 D-Dur (BWV 1069) im Parodieverfahren um.  Erstmals aufgeführt wurde die Kantate am 25. Dezember 1725 in Leipzig.  

 

Am populärsten unter allem Weihnachtsbrauchtum aber sind unterdessen weltweit der Weihnachtsmann und -baum geworden.

Der Weihnachtsmann entstand im 19. Jhdt. als Symbol  des weihnachtlichen Schenkens: ein weißbärtiger Mann mit pelzbesetztem roten Mantel, Pelzmütze und Gabensack.

 

Wissenschaftler sehen heute zwei historische Wurzeln für die Figur des Weihnachtsmanns. Die eine Wurzel ist der Heilige Nikolaus, der Gabenbringer. Dieser sagenhafte Bischof von Myra (in der heutigen Türkei, bei Finike in der Provinz Antalya gelegen) soll sehr kinderlieb gewesen sein und sehr oft Kinder beschenkt haben.

Seit dem 16. Jhdt. ist der Brauch  überliefert, am 6. XII., dem Todestag von Nikolaus, für die Kinder Schuhe vor die Tür zu stellen.  Nachts legte Nikolaus mit seinem Begleiter, dem „Knecht Ruprecht“, Geschenke hinein.

Eine zweite Wurzel für die Entstehung des heutigen Weihnachtsmannes ist in den Gebräuchen um den altgermanischen Gott Wotan / Odin zu sehen. 

Dieser soll um die Wintersonnenwende mit seinem Gefolge gejagt und die Menschen in Angst sind Schrecken versetzt haben. Die Stuben wurden mit grünen Zweigen geschmückt, um die Dämonen, die zwischen Weihnachten und Neujahr in den „Rauhnächten[9] , den „zwölf Nächten“, ihr Unwesen trieben, abzuwehren. Im Erzgebirge glaubt man z. T. noch heute, daß es Unglück bringe, in den zwölf Nächten Geschirr zu zerbrechen oder Wäsche zu waschen.

Nach alter ostpreußischer Vorstellung brauste während der zwölf Nächte der „wilde Ritter in den Lüften“. Man dürfe dann „ .,, keine Wäsche raushängen, sonst stirbt einer. Kein Silber putzen, keine Bösen Worte in den Mund nehmen, denn darüber könnte der wilde Ritter erschrecken“ (vgl. Surminski, S. 18, a.a.O.). 

 

In Island spielen zu Weihnachten traditionell die 13 Weihnachtstrolle (Jólasveinar  Weihnachtsgesellen) eine bedeutsame Rolle.

Die Mutter der Weihnachtstrolle ist die uralte, riesige, erschreckende Trollfrau Grýla[9a], die Hörner, Hufe und vor allem ein drittes Auge am Hinterkopf zum Rundumblick hat. Zudem soll sie fortwährend unersättlichen Appetit auf Kindereintopf haben, allerdings einen Eintopf, der nur aus frechen, faulen, unerzogenen Kindern besteht.   

Sie lebt mit ihren 13 Söhnen in einer Lavahöhle in den Bergen.

 Zu den Hausgenossen der Weihnachtstrolle gehört auch die Weihnachtskatze Jólakötturinn, die mit Vorliebe faule Leute (d.h. die, die nicht die ganze herbstliche Schafswolle verarbeitet hatten) frisst. Fleißige bekommen zu Weihnachten Jólaföt (i. e. Weihnachtskleidung) von der Katze.

Die Weihnachtstrolle dürfen die Lavahöhle in den Bergen nur in der Weihnachtszeit verlassen: Zu Lande oder zur See, nacheinander in den 13 Tagen vor dem Fest, nacheinander kehren sie dann in den 13 Tagen nach Weihnachten wieder in die Höhle zurück, - nachdem sie auch allerlei Schabernack betrieben haben. Jedoch bringen sie – heute – fleißigen und wohlerzogenen Kindern kleine Geschenke. Die Kinder stellen dazu ihre Schule auf das Fenstersims. Faule und freche Kinder erhalten allerdings höchstens eine Kartoffel.

 

Liste der  Namen der Weihnachtstrolle (vgl. auch https://de.wikipedia.org/wiki/Jólasasveinar)

Kommt

Geht

Isländisch

Deutsch

12.Dezember

25.Dezember

Stekkjastaur

Schafsschreck, ist dürr und steif, klaut Milch der Mutterschafe im Stall

13.Dezember

26.Dezember

Giljagaur

Schaumschuft, nascht vom Milchschaum im Kuhstall

14.Dezember

27.Dezember

Stúfur

Knirps, der Kleine liebt die angebrannten Reste in der Pfanne

15.Dezember

28.Dezember

Þvörusleikir

Kochlöffellecker, vergreift sich am Kochgeschirr

16.Dezember

29.Dezember

Pottaskefill

Topfschaber, leckt die Kochtöpfe leer

17.Dezember

30.Dezember

Askasleikir

Essnapflecker, versucht die stehengelassenen Essnäpfe zu mopsen

18.Dezember

31.Dezember

Hurðaskellir

Türenknaller, ärgert die Leute durch nächtliches Knallen von Türen, erfreut sich auch am Knarren und Quietschen alter, ungeölter Scharniere (vgl. Pilkington, S. 18. Dezember, a.a.O.).

19.Dezember

1. Januar

Skyrgámur

Skyrschlund, labt sich am isländischen Magermilchyoghurt [9b]

20.Dezember

2. Januar

Bjúgnakrækir

Wurststibitzer, angelt die geräucherten Würste aus dem Rauchfang

21.Dezember

3. Januar

Gluggagægir

Fensterglotzer, späht mit großen Augen in die warmen Stuben, maust gerne etwas

22.Dezember

4. Januar

Gáttaþefur

Türschlitzschnüffler, ihn erkennt man an seiner langen Nase

23.Dezember

5. Januar

Ketkrókur

Fleischkraller, holt sich seinen Teil vom Weihnachtsbraten

24.Dezember

6. Januar

Kertasníkir

Kerzenschnorrer, hat es auf die Talgkerzen abgesehen, v.a. auf die dreiarmigen „Königskerzen“, die an die 3 Könige erinnern

(vgl. auch Pilkington, a.a.O.)

 

Im Jahre 1746 erließen die dänischen Behörden in Island ein Dekret folgenden Inhalts: „Der dumme, hier und da im Lande getätigte Brauch, Kinder mit Weihnachtsmännern oder Geistern Angst zu machen, wird abgeschafft“ (zit. n. Pilkington, o. S., a.a.O.). 

Heutzutage bringen die 13 eher groben Weihnachtstrolle aber auch Geschenke und tragen rote Mäntel. Die Weihnachtskatze bringt nun zu Weihnachten neue Kleidungstücke.

Die Christrose galt früher als eine geheimnisvolle Pflanze, da sie ihre zarten (weißen, roten, rosanen oder auch grünen) Blüten mitten im Winter, zu Weihnachten öffnet (vgl. Abb oben). Die Blume ist mit allerlei Legenden und literarischen Bearbeitungen verbunden. 

Die ältesten Legenden sind noch vorchristlich, aus dem germanischen Sagenkreis herrührend. Eine Legende besagt, dass ein Mädchen von seiner bösen Tante in den Schnee hinausgejagt worden sei. Es irrte tagelang frierend im Wald umher, bis die germanische Liebesgöttin Freya Mitleid hatte und es in diese Blume verwandelte; in der Pflanze wohne so die Seele eines Kindes (vgl. Nitz, S. 15, a.a.O.).

 

Eine andere Legende bezieht sich direkt auf Lukas 2 und die Hirten, die mit Geschenken zu dem Neugeborenen nach Bethlehem eilten. Aber ein junger Hirte hatte nichts zum Schenken. Er suchte vergebens auf der winterlichen Weide nach einer Blume. Traurig weinte er, die Tränen fielen hinab auf den hart gefrorenen Boden. Wunderbarerweise sprossen nun dort aus den Tränen Blumen, Blüten wie Rosen. Voller Freude pflückte der Hirte einige Blumen und brachte sie dem  Kind in der Krippe im Stall. Das Kind aber soll segnend das Händchen auf die Blumen gelegt haben. Seither blühe die Blume jedes Jahr um die Weihnachtszeit und wird Christrose genannt.

 

Eine andere Geschichte berichtet von Helga, der Tochter eines Germanenfürsten, die ihren Vater zum Christentum bekehren wollte. Der Fürst aber verachtete einen König, der sich freiwillig kreuzigen ließ. So knurrte er in seinen Bart: „Eh’ ich dem Christengott mich beugte und unterm Kreuze sollte knien, eh’ müssten hier vor meinen Augen die Rosen unterm Schnee erblühn.“ Und wunderbarerweise trug in der folgenden Nacht ein Engel Christrosen herbei und pflanzte sie unter dem Fenster des schlafenden Vaters, der sich dann morgens zu Helgas großer Freude zum Christentum bekehrte.

Der Legende nach soll der Hl. Martin (4. Jhdt.) sich im Exil an der Christrose vergiftet, kraft des Gebetes aber überlebt haben.

Eine weitere Legende über die Christrose bezieht sich auf den Trierer Mönch Laurentius. Er soll im Winter 1587 beim Stapfen durch den Schnee im Klostergarten (oder im Wald) und angesichts einer Christrose zu den ursprünglich zwei, später bis zu  dreiundzwanzig Strophen von „Es ist ein Ros’ entsprungen“ inspiriert worden sein - einem der  beliebtesten Weihnachtslieder (vgl. Milstein; S. 116, a.a.O.).   

 

Eduard Mörike (1804-1875) dichtete 1841, vielleicht angeregt von einer Christrose, die er auf einem Grabe gefunden hatte: „Auf eine Christblume“. Darin heißt es u.a.:

 

„Tochter des Walds, du Lilienverwandte,

So lang von mir gesuchte, unbekannte,

Im fremden Kirchhof, öd und winterlich,

Zum erstenmal, o schöne, find ich dich!

Von welcher Hand gepflegt du hier erblühtest,

Ich weiß es nicht, noch wessen Grab du hütest;

Ist es ein Jüngling, so geschah ihm Heil,

Ists eine Jungfrau, lieblich fiel ihr Teil.

Im nächtgen Hain, von Schneelicht überbreitet,

Wo fromm das Reh an dir vorüberweidet,

Bei der Kapelle, am kristallnen Teich,

Dort sucht ich deiner Heimat Zauberreich.

Schön bist du, Kind des Mondes, nicht der Sonne…“  (vgl. Mörike, a.a.O,  Bd 1, S. 119 f.

 

Auch Selma Lagerlöf (1858-1940) – die erste weibliche Nobelpreisträgerin für Literatur – griff den mythischer Stoff in ihrer „Legende von der Christrose“ auf (vgl. Lagerlöf 2017, a.a.O.).   

 

Auch der Weihnachtsbaum, ein immergrüner Baum mit Lichtern, kann aus vorchristlichen Traditionen abgeleitet werden: immergrüne Zweige / Bäume wurden bereits in der Antike von z.B. den Kelten in Frankreich und England als Schmuck zur Wintersonnenwende verwendet.

Sie galten als Symbol des wiederkehrenden Lebens.  Bis heute wird in England ein Zweig der Mistel als Weihnachtsschmuck verwendet.

Ein eigentlicher Weihnachtsbaum tauchte wahrscheinlich erstmals im späten Mittelalter in Süddeutschland auf. Über ganz Deutschland verbreitete er sich im 19. Jhdt. Erst um 1818 wurde in Berlin der erste Weihnachtsbaum aufgestellt. In den letzten Jahrzehnten hat der Weihnachtsbaum - wie auch der Weihnachtsmann - einen wahren Siegeszug um die Welt angetreten !

 

Halina Birenbaum, die als Gefangene in Auschwitz überlebte, beschreibt in ihren Erinnerungen, dass auch in Birkenau ein Weihnachtsbaum aufgestellt wurde: "Am Neujahrstag strahlte der Weihnachtsbaum, der wie zum Hohn vor dem Krematorium aufgestellt war, in seinem Schmuck aus bunten Glühbirnen. An diesem Tag bekamen wir ein Festmahl: Kohl mit mikroskopisch kleinen Wurststückchen und am Abend Milchgrieß anstelle des Kräutergebräus" (vgl. Birenbaum, S. 174, a.a.O.).

 

Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller (* 1953) beschrieb in ihrem Roman „Atemschaukel“ (2009) das Weihnachtsfest in der Baracke eines sowjetischen Zwangsarbeiterlagers für rumäniendeutsche Deportierte in der Ukraine Ende der 40er Jahre: „In drei Tagen war Weihnachten – ein Wort, das grüne Tannen in die Zimmer stellt. Ich hatte nur die zerrissenen grünen Wollhandschuhe von meiner Fini-Tante im Koffer. Der Advokat Paul Gast war seit zwei Wochen Maschinist in einer Fabrik. Ich bestellte Draht. Er brachte mir ein Bündel handlang geschnittene Drahtstücke, an einem Ende zusammengeschnürt wie eine Quaste. Ich baute einen Drahtbaum, zog die Handschuhe auf und knüpfte grüne Wollfäden so dicht wie Nadeln an die Äste.

Der Weihnachtsbaum stand auf dem Tischchen unter der Kuckucksuhr. Der Advokat Paul Gast hängte zwei braune Brotkugeln dran. Wieso er Brot zum Schmücken übrig hat, fragte ich mich damals nicht, weil ich sicher war, er wird die Brotkugeln am nächsten Tag essen, und weil er beim Kneten von zu Hause erzählte“ (Herta Müller, S. 136/137, a.a.O.).

Heute werden nur noch relativ wenige wenige Weihnachtsbäume den regionalen Wäldern direkt entnommen. Hingegen gibt es regelrechte Weihnachtsbaumplantagen, in denen die jungen Bäume ca. 5 - 9 Jahre heranwachsen.

Allein in Deutschland wurden zu Weihnachten 2015 ca. 30 Mio. Tannen, Fichten [9c] etc. als Weihnachtsbäume abgesägt, getötet. Faktisch stehen in vielen Wohnzimmern zum Weihnachtsfest viele Millionen sterbender Bäume, - ökologisch eine Sünde! Die allermeisten dieser Bäum wandern nach wenigen Tagen auf den Müll bzw. in die Verbrennungsanlagen. 

Weihnachten wurde in den letzten Jahrzehnten zu dem größten Geschäft des Jahres.  Es wird mit riesigem Werberummel ausgeschlachtet.  Künstlich wird versucht, in vielen Menschen eine gefühlvolle „Weihnachtsstimmung“ zu erzeugen - zur Steigerung der Gewinne ! (vgl. Abb. oben aus dem Extradienst)

Christbäume kamen erst im 17.Jh. auf.

 

Schon ım Jahre 1967 schrieb der französische Philosoph und Künstler Guy  Debord über Feste in der „Gesellschaft des Spektakels“ sicher v.a. in Hinblick auf Weihnachten: „Ihre vulgarisierten Pseudofeste, Parodien des Dialogs und der Gabe, regen zwar zu einer wirtschaftlichen Mehrausgabe an, bringen aber nur die stets durch das Versprechen einer neuen Enttäuschung kompensierte Enttäuschung wieder“ (vgl. Debord, a.a.O., S. 137).

 

In verschiedenen Ländern gibt es noch regional differenzierte  Weihnachtsbräuche.

 

In Deutschland gehören seit Jahrhunderten Pfefferkuchen [10] zu den Weihnachtsspezialitäten. So backen z. B. in der „Pfefferkuchenstadt“ Pulsnitz in der Oberlausitz die letzten acht „Pfefferküchler“ Deutschlands verschiedenste Pfefferkuchen, und das während des ganzen Jahres.

Der Innungsbrief vom 1. Januar 1588 gestattete den Pulsnitzer Pfefferküchlern: „…. und soll ein jeder Meister so viel Rockens packen, als die gemeine notturft erfordert, desgleichen pfefferkuchen“ (zit. n. „Tagespiegel“, 29. Oktober 2006, S. R4). Bis heute produziert man in Pulsnitz nach geheimen Rezepten (mit mehr als 8 Gewürzen) verschiedenste Pfefferkuchen, Honigkuchen, Schokoherzen, „Pflastersteine“, Schokospitzen, „Alpenbrot“ etc. 

 

In Frankreich  kann man das Fest als "große Schlemmerei" bezeichnen. Das typische Weihnachtsmahl ist Puterbraten in allen Varianten. Weitere Weihnachtsspeisen sind: Austern, getrüffelte Gänseleberpastete und der "bûche de Noel", der Weihnachtsstollen. In manchen Gegenden, z. B. in der Provence, ist es noch Sitte, einen dicken Klotz von einem fruchttragenden Baum vom ältesten und jüngsten Familienmitglied im offenen Kamin anzünden zu lassen. Der Hausvater gießt ein Glas Wein darüber und spricht den Segen. Die Asche davon wird dem Vieh ins Futter und den Hühnern in den Stall gestreut. Dieser Klotz soll eine heilende Wirkung haben.

Italien: Das Fest ist auch in Italien ein Fest der Familie. In den allermeisten Kirchen werden z. T. kunstvolle Krippen („presepi“) aufgebaut und auch in den Wohnungen vieler italienischer Familien nimm die Krippe einen Ehrenplatz ein. Heute werden die traditionellen Krippen immer mehr vom Tannenbaum - vor einigen Jahren vom Papst noch als "heidnisches Symbol" bezeichnet - verdrängt.

Der Heilige Abend (24. Dezember) zählt traditionell noch zur adventlichen Fastenzeit, deshalb fällt an deinem Tag das Essen oft eher bescheiden aus: typisch sind Gericht mit Fisch und Gemüse.

Die Geschenke bringt italienischen Kindern das Christkind („Bambinello Gesu“), die Kinder finden sie morgens am 25. Dezember vor der Schlafzimmertür oder neben der Krippe. 

Die ganze Familie trifft sich am 25. Dezember zum Festmahl, dem „Pranzo di Natale“. Ein klassisches Gericht ist z.B. ein Kapaun, der mit grüner Sauce serviert wird. Berühmt ist auch der Weihnachtskuchen Panettone, ein Hefeteig mit Zuckerguss überzogen und mit kandierten Früchten dekoriert. 

 

Nur zu Weihnachten wird alljährlich in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore die silberne Urne mit einem (angeblichen) hölzernen Fragment der Krippe Jesu von der Krippe in Betlehem aus der Krypta ins Kirchenschiff gebracht und den Gläubigen präsentiert. Die größte Marienkirche verzeichnete so in den letztem Jahren einen wachsenden Zustrom zu den als heilig angesehenen Reliquien im "Betlehem des Westens" (vgl. Focus, H. 52/2007, S. 52/54).

Spanien: Hier ist Weihnachten ein lustig – ausgelassenes Fest. .......

 

Griechenland: Obwohl das Osterfest eine noch größere Bedeutung in der orthodoxen Kirche hat als Weihnachten, wird dieses ausgiebig gefeiert. Es dauert mindestens eine Woche. Die Geschenke werden erst in der Silvesternacht verteilt, da sie fürs ganze folgende Jahr Glück bringen sollen. Auch der Tannenbaum ist Tradition, dies soll jedoch verboten werden, da die endgültige Vernichtung der Wälder verhindert werden soll. Ansonsten ist für die Griechen Weihnachten ein Fest des Essens, des Trinkens und des Schlafens.

Vor allem auf den griechischen Inseln und den langen Küstengebieten Griechenlands wurden traditionell schon kurz vor Weihnachten „Weihnachtsboote“ aufgestellt: Modelle aus Holz, geschmückt mit Ornamenten und Lichtern. Auf den Bergen hingegen wurden hingegen traditionell immergrüne Zweige aufgestellt.

Heute werden auch in Griechenland die Weihnachtsboote immer mehr durch Weihnachtsbäume verdrängt.

In manchen Regionen Griechenlands spielen in der Zeit zwischen Weihnachten und Epiphanias die „Kallikantzaroi  im traditionellen Brauchtum ein große Rolle. Es handelt sich um eine Art schwarzer, hässlicher Trolle oder Wichtelmänner, die Unglück, Ärger und Probleme für die Menschen aushecken.

Nach traditioneller Vorstellung leben sie unterirdisch, unter dem Gipfelbereich des Weltenbaumes, an dessen Spitze sich die Erde befindet. Ausgerüstet mit kleinen Sägen, zersägen sie das ganze Jahr über den Weltenbaum bis sie kurz vor Weihnachten nahezu fertig mit ihrem Zerstörungswerk sind. Zu Christi Geburtsfest wird der Weltenbaum jedoch wiederbelebt, die Kallikantzaroi aber treiben nun auf der Erde ihr Unwesen. Sehr selten nur zeigen sie sich den Menschen, meist bleiben sie versteckt, nur an den Folgen bemerkt man ihr Wesen: sie zerbrechen zum Beispiel Gläser, Tassen, Stühle etc. Da die Kallikantzaroi schwarz sind, lieben sie es, durch den Schornstein in menschliche Behausungen einzudringen. Um das zu verhindern, legen viele Hausfrauen in der Zeit zwischen Weihnachten und dem 6. Januar allerlei Süßigkeiten neben die Haustür: die Kallikantzaroi begnügen sich dann oft mit den Süßigkeiten und dringen nicht in das entsprechende Haus ein.

Hilfreich gegen die Kallikantzaroi sind auch Mehl und Besen.

Nach dem 6. Januar beginnen die Kallikantzaroi im Erdinnern erneut ihr unterirdisches Zerstörungswerk am Weltenbaum. 

Schweden: Im Land der Mitternachtssonne geht die Lucia - Braut zu Weihnachten als Lichtbringerin um, sie trägt ein oder mehrere Lebenslichter auf dem Kopf in einem Kranz von Preisselbeerblättern, dazu ein weìßes Gewand. Die Hauptsache der Feiertage ist jedoch die Festtafel. Schon wochenlang vorher wird für das Fest gebraten gesotten und gebacken. In den Restaurants werden die Tische zum "Julbord" bereitgestellt. 60 Gerichte, darunter allein 15 Herings - Variationen sind keine Seltenheit. Etwas genügsamer sind die alten Schweden: sie essen "Lutfisk", eingeweichten Stockfisch, und hartes Brot, das in Schinkenbrühe getaucht wird.

Vor allem in der multikulturellen Einwanderungsgesellschaft der USA werden zu Weihnachtsaufführungen in Schulen heute ganz heterogene Elemente miteinander verbunden.

In England ist der Mistelzweig über der Tür ein traditioneller Weihnachtsbrauch. Wer darunter hindurch geht, darf seine Begleitung küssen, allerdings nur solange, wie Beeren an dem Zweig vorhanden sind (vgl. ND, 24. XII. 2003, S. 22). Vor allem bei den jüngeren Generationen ist der Brauch unterdessen in vielen Ländern verbreitet.

Die immergrüne Mistel mit den im Dezember reifenden perlweißen Beeren zählt zu den Halbparasiten, die auf Baumstämmen und Ästen anderer Pflanzen wachsen. Sie entzieht ihrer Wirtspflanze durch ihre Wurzeln Wasser und Nährsalze, kann aber auch selbst Photosynthese betreiben, um sich zu ernähren. Die Samen der Mistel werden durch Vögel verbreitet.

Bei den antiken Kelten galt die Mistel [11] als heilige Pflanze, die nur von Druiden mit einer goldenen Sichel zeremoniell geerntet werden durfte. Die Begegnung unter einem Mistelzweig sollte Feinde versöhnen.

  

Während der Weihnachtsmesse am 25. Dezember 1999 öffnete der Papst mit drei Hammerschlägen symbolisch die Heilige Pforte (des Hl. Petrus [12] ) des römischen Petersdomes: damit begann das letzte von der katholischen Kirche als heilig angesehene Jubiläumsjahr des 2. Gregorianischen Jahrtausends. Die Heilige (oder Goldene) Pforte, das letzte Tor rechts in der Vorhalle des Petersdomes, ist normalerweise zugemauert und wird nur in Jubeljahren geöffnet.

Das erste Jubeljahr hatte Papst Bonifaz VIII. (Pontifikat: 1294 - 1303)  im Jahre 1300 von der Loggia des Laterans herab verkündet [13] .

Die Einführung des Heiligen Jahres erfolgte auch aus finanziellen und politischen Gründen. 1291 war nach den mißlungenen Kreuzzügen mit Akko die letzte christliche Bastion in Palästina gefallen. Anstelle der Jerusalemfahrt sollte die Romfahrt treten, die mit einem bedeutendem Ablaß verbunden wurde. Pilger, die während des Heiligen Jahres 14 Tage lang ihre Andacht in der Peterskirche verrichteten, erhielten vollständigen Ablaß. 

Schon das erste Jubeljahr war ein Erfolg, ca. 30 000 Pilger sollen 1300 nach Rom gekommen sein: die Händler in Rom verzeichneten Rekordumsätze. Durch die ungewöhnlich große Zahl von Pilgern kam es in Rom zu Unruhen. Mehrere unbotmäßige Pilger wurden von den päpstlichen Sbirri erschossen.

Seit 1475 wird das Jubeljahr alle 25 Jahre gefeiert, zuletzt also im Jahre 1975.

Die römischen Behörden erwarten während des kommenden Heiligen Jahrs einen Ansturm von 20 - 30 Millionen Besuchern. Für die Vorbereitung ist die "Agenzia per la preparazione de giubileo" zuständig, eine Agentur, in der der Vatikan, die Stadt Rom und mehrere italienische Ministerien vertreten sind. Der italienische Staat hat allein für Restaurierungsmaßnahmen in Rom ca. 500 Mio. DM bereitgestellt (vgl. Berliner Zeitung, 9. Juni 1998).

Am 6. Januar 2001 wurde die Heilige Pforte wieder vermauert, - bis zum Jahre 2025.

 

Das Weihnachtsgeschehen nach Lukas 2 ist das vermutlich häufigste Motiv christlich inspirierter Kunst.

Eine besondere Traditionslinie innerhalb der Geburtsdarstellungen bildet der Bildtypus, bei dem das Licht von dem neugeborenen Jesuskinde ausgeht, als Symbol für das in die Welt gekommene Heil. Erstmals scheint dieses Bildtypus von Hugo van der Goes (ca. 1440 – 1482) realisiert worden zu sein.

Das berühmteste dieser Bilder ist sicher die „Heilige Nacht“ von Correggio [14], heute in den Alten Meistern der Dresdner Gemäldegalerie. Das Licht, dass hier von dem Kinde ausgeht, ist so stark, dass die Frau vor der Säule sich wie geblendet die Hand vors Auge hält.

Heute sind die Werke von Correggio teilweise recht umstritten, z.T. gelten sie als süßlich, gekünstelt oder banal (vgl. Alpatow, S. 11, a.a.O.). Im 18. und 19. Jhdt. hingegen wurde Correggio hochverehrt und partiell über Raffael gestellt. Ein russischer Besucher Dresdens schrieb zu Beginn des 19. Jhdts: „Correggios ‚Heilige Nacht’ dient als hervorragendes Beispiel für die Wiedergabe von Licht und Schatten. Das ganze Bild ist erleuchtet vom hellen Schien des Knaben, aber dieses Licht des Ruhms ist nicht übernatürlich. Der große Künstler gibt, indem er das Licht auf wundervolle Art abschwächt, die Strahlen des Glanzes so, dass alle übrigen Gegenstände ganz natürlich beleuchtet sind .... Worte sind zu kraftlos, um es wiederzugeben“ (zit. n. Alpatow, S. 370, a.a.O.).

 

                                                        Abb. Correggio

 

Stendhals Lieblingsmaler war Correggio. Auf einer Italienreise machte er extra einen Umweg, um den Ort Correggio/Emilia, die Geburtsstadt des Malers, zu besuchen. Stendhal meinte: „Correggios Anmut ist berückend, er beherrscht die Technik des Hell – Dunkel und der Verkürzungen; seine Seele war geschaffen, das antike Ideal neu zu erfinden; nachgeahmt hat er es kaum. Seine Gemälde, Meisterwerke edler Sinnenfreude, sind in Parma und Dresden“ (zit. n. Alpatow, S. 390, a.a.O.). Stendhal war von dem Typus weiblicher Schönheit bei Correggio derart bezaubert, dass er sich die Clelia aus der „Kartause von Parma“ wie von Correggio gemalt vorstellte.  

 


Deutsche Bauernregeln zu Weihnachten lauten:

                               „Wenn die Christnacht fällt in den wachsenden Mond,

                                       so gibt’s ein Jahr, das sich lohnt“.

                                „Ist es grün zur Weihnachtsfeier,

                                 fällt der Schnee auf Ostereier“

                            „Je dicker das Eis um Weihnacht liegt

                              je zeitiger der Bauer Frühjahr kriegt“.

 

 

(unveränderlich nach dem Gregorianischen Kalender)

 

© Christian Meyer


[0] Im Griechischen hieß die Pflanze helléboros (έλλεβόρου). Die dazu gehörigen griechischen Wortstämme „helein“ ( morden) und „bora“ ( Speise, Nahrung) deuten auf die Giftigkeit der Pflanze hin. Das lat. Artepitheton „niger“ bezieht sich auf das schwarze Rhizom der Pflanze. Der Name Schwarze Nieswurz verweist gleichzeitig auf das schwarze Rhizom als auch auf Niespulver-Nutzung (vgl. Genaust, a.a.O.).   

[1] Der Göttinger Neutestamentler Hans Conzelmann schrieb bereits 1959: „Die Kirche lebt praktisch davon, daß die Ergebnisse der wissenschaftlichen Leben – Jesu – Forschung in ihr nicht publik sind“ (zit. n. Spiegel, Nr. 21/1999, S. 221).

[2] Aufgrund dieser messianischen Deutung prägte Rabbi Akiba für Simeon, den Anführer des jüdischen Aufstands 132 – 135 n. Chr., den Ehrennamen Bar – Kochba (hebr. „Sternensohn“).

[3] Die letzte dieser Dreifachkonjunktionen von Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische ereignete sich 1980/81, die nächste erst im Jahre 2238 (vgl. p.m.-Magazin, 3/2001, S. 74).

[4] Die Sibyllinischen Orakel sollen unter Tarquinius Priscus oder Tarquinius Superbus von Cumae nach Rom gekommen sein, wo sie „öffentliche Auctorität erhielten“ (vgl. Lange, Bd. I, S. 435, a.a.O.).  

[5] Der Name „Marjatta“ hängt vermutlich einerseits mit der Jungfrau Maria zusammen, andererseits mit dem finnischen Wort „marja“ „Beere“. Eine Preiselbeere spielt in der Geschichte auch eine besondere Rolle. 

[6] Hiisi ist in der finnischen Mythologie ein böser Waldgeist, der auch generell das Böse repräsentiert.

[7] Es handelt sich bei den Huldigungskantaten um BWV 213, „Herkules auf dem Scheideweg“ (kompon. September 1733), BWV 214, „Tönet ihr Pauken“ (kompon. Dezember 1733) und BWV 215, „Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen“ (kompon. Oktober 1734). Mit diesen Huldigungskantaten wollte sich Bach vermutlich bei den Wettinern in Erinnerung bringen, denn er erhoffte sich aus Dresden den prestigeträchtigen Titel eines Hofkompositeurs. 

[8] Das Parodie – Verfahren bedeutete im 17./18. Jahrhundert in der Musik, dass z.B. zu einer bereits fertig komponierten Arie ein neuer Text unterlegt wurde, oder dass eine Stimme in einem Satz einer Suite später als Singstimme ausgefertigt wurde, oder umgekehrt.

[9] In den traditionellen Bauerkalendern gaben die Lostage Auskunft über das Wetter (Und das allgemeine Geschick) der darauf folgenden Zeitspanne. Sie waren im bäuerlichen Leben wichtige Merktage, wobei man sich statt des Datums den Namen des entsprechenden Heiligen oder Patrons merkte.

Ursprünglich kannte man nur 12 Lostage, das waren die Rauhnächte  (auch Zwölfnächte, Zwischennächte, Unternächte, Rauchnächte) zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar. Sie umfassen also die letzten 6 Tage im alten und die ersten 6 Tage im neuen Jahr. Allgemein verbreitet war einst der Gedanke, dass diese 12 Tage das Wetter (und das Geschick) der kommenden 12 Monate anzeigten, wobei jeder Tag für 1 Monat steht:

  • 1. Lostag (26. 12.): Es wird ein glückliches, neues Jahr werden.
  • 2. Lostag (27. 12.): Preiserhöhungen stehen an.
  • 3. Lostag (28. 12.): Streitigkeiten kommen auf.
  •  4. Lostag (29. 12.): Fieberträume werden Familienmitglieder plagen.
  •  5. Lostag (30. 12.): Es wird eine gute Obsternte.
  • 6. Lostag (31. 12.): Auch alle anderen Früchte gedeihen prächtig.
  •  7. Lostag (  1.  1.): Die Viehweiden tragen saftige Kräuter.
  •  8. Lostag (  2.  1.): Fische und Vögel sind zahlreich.
  • 9. Lostag (  3.  1.): Gute Kaufmannsgeschäfte stehen ins Haus.
  •  10. Lostag (  4.  1.): Unwetter kommen hernieder.
  •  11. Lostag (  5.  1.): Nebeltage treten vermehrt auf.
  •  12. Lostag (  6.  1.): Zwist und Hader kommt auf.

 

Neben den Lostagen sind Schwendtage („schwindende, verworfene Tage", also Unglückstage) bekannt. An den Schwendtagen sollte nichts Neues begonnen werden, man sollte sich weder verloben, noch gar nicht heiraten. Desgleichen sollten Reisen, alle Geschäfte, neue Arbeiten oder Vorhaben nicht an diesen Tagen angefangen werden.

Die Schwendtage durften aber nicht nutzlos verstreichen, es waren günstige Tage für das Aufräumen, Putzen, Reinigen, das Pflügen der Äcker - damit kein Unkraut nachwüchse, das Roden von Bäumen und Sträuchern, Unkrautjäten etc. Auch konnte an diesen Tagen ggf. die Trennung von einem Menschen, angeblich ohne großen Kummer oder Schmerz für alle Beteiligten vollzogen werden.

Da die Bauern jedoch seit Jahrhunderten das Wetter beobachteten und z.B. versuchten Regelmäßigkeiten festzustellen, wurden  inzwischen über 100 Lostage - dem Bauernkalender hinzugefügt, „gute” wie auch „schlechte” Tage.

[9a] „Grýlukerti“ „Grýlas Kerze“ ist das isländische Wort für Eiszapfen.

[9b] Früher gab es auf jedem isländischen Bauernhof mehrere große Holzfässer, die Skyr verschiedener Reifestadien enthielten (vgl. Pilkington, S. 19. Dezember, a.a.O.). 

In vielen Kulturen gilt der Baum als kultisch verehrtes Symbol des Lebens und Wachstums. Im indogermanischen Baumkult beispielsweise wurden grüne Zweige als Schutz vor gefährlichen Geistern zur Zeit der Wintersonnenwende ( in den zwölf "Rauhnächten") betrachtet, z.B. sind die Mistelzweige zur Weihnacht im keltischen Traditionsbereich in diesem Zusammenhang zu sehen.

[9c] Insgesamt wurden im Jahre 2015 ca. 29, 3 Mio. Weihnachtsbäume in Deutschland verkauft, etwa 100 000 mehr als im Jahr zuvor. Der Zuwachs wird mit der größeren Zahl von Single-Haushalten sowie einem „Trend zum Zweitbaum etwa auf Balkon oder Terrasse“ erklärt. Der Umsatz lag bei ungefähr 700 Mio. € (vgl. „Tagesspiegel“, 24. Dezember 2015, S. 17).  

 

[10] Pfefferkuchen haben mit Pfeffer nichts zu tun, durchaus aber mit vielerlei Gewürzen. Da aber im späten Mittelalter der Pfeffer das bekannteste und teuerste Gewürz war, nannte man die Gewürzkuchen auch Pfefferkuchen.

[11] Die Mistel ist eine Heilpflanze, sie wird bei Bluthochdruck und ihn manchen Krebstherapien eingesetzt. Teilweise wird die Mistel auch als Aphrodisiakum angesehen. 

[12] Papst Alexander VI. machte die - auch ökonomisch nützliche - Erfindung der "Goldenen Pforte" der Peterskirche: "Wer durch diese Pforte einging, war seiner Sünden ledig; ja für eine bestimmte Summe konnte man auch im Auftrag eines Entfernten hindurchgehen und diesen von seinen Sünden befreien. Diese Maßregel brachte viel Geld ein" (vgl. Corvin, S. 116 /117, a.a.O.).

[13] Ein kleines Freskofragment Giottos in der Lateranbasilika erinnert an dieses Ereignis.

[14] Correggio (eigentlich Antonio Allegri, ca. 1489 – 1534) malte die „Heilige Nacht“ um 1527 / 30 ursprünglich als Altarbild einer Kirche in Modena. 

Deutsche Weihnachtsbriefmarke 2010
Deutsche Weihnachtsbriefmarke 2010

Die Weihnachtsmarke der Deutschen Post aus dem Jahre 2010 zeigt "Maria mit dem Kind" aus der Weihnachtskrippe der Münchener Frauenkirche.  Die Krippe stammt von dem Bildhauer Otto Zehentbauer (1880 - 1961)

Titelseite der Partutur des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach
Titelseite der Partutur des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach
Weihnachtsmarke 2013
Weihnachtsmarke 2013