Traditionelle türkische Darstellung von Yunus Emre

10. August: Gedenktag an Yunus Emre in der Türkei

 

Der türkische Dichter Yunus Emre wird vielfach als der bedeutendste aller türkischen Lyriker angesehen. Er lebte im 13./14. Jhdt., wurde recht alt, über seine eigentliche Biographie ist nur wenig bekannt, zum Teil ist sie auch von legendenhaften Zügen überwuchert.

 

Wegen der häufigen Verehrung, die Ali in seinen Dichtung genießt, zählen die türkischen Aleviten Yunus Emre zu ihren als heilig verehrten Dichtern. Offiziell wird nicht allerdings nicht den Aleviten zugerechnet.

Er gilt er in der Türkei als ein Anhänger  des Sufismus, ein Derwisch, speziell des Bektaschi-Orden.

 

Yunus Emre war vermtlich ein Schüler des Hacı Bektaş Veli, der ein toleranter, anti-orthodoxer Mystiker war und vielleicht zum eher heterodoxen Sufiorden der Qalandar gehörte. Als wandernder Derwisch popularisierte Yunus Emre in seinen Gedichten.die Lehren von Hacı Bektaş Veli in den anatolischen Dörfern und Städten. 

 

Sein Grabmal in Sariköy ist neuzeitlich. Mehrere Ort in der Türkei streiten sich um die Ehre Geburts- bzw. Sterbeort von Yunus Emre gewesen zu sein.

Auch in Karaman soll er geboren worden sein, gelebt haben  und gestorben sein. In der Yunus-Emre-Moschee in Karaman soll sich ein Grab Yunus Emres befinden.

 

In der Türkei gibt es allerdings insgesamt 15 Orte, zwei weitere in Aserbaidschan, die von sich behaupten, der wahre Begräbnisort von Yunus Emre zu sein.

 

Ca. 40 km von der mittelanatolischen Stadt Sivrihisar liegt das Dorf Yunusemre, einer der Begräbnisorte des Dichters. Ursprünglich hieß der Ort Sariköy, wurde aber später in Yunusemre umbenannt. Bereits während des Osmanischen Reiches wurde durch die Regierung in Istanbul ein Wächter des (angeblichen) Grabes bestallt und besoldet.

 

Beim Bau der 749 km langen Anatolischen Eisenbahn von Haydarpascha nach Konya wurde ca. 1895 die Trasse nahe dem Grab des als Heiligem verehrten Dichters angelgt. Deshalb wurden die Gebeine erstmals umgebettet, in den 70er Jahren des 20. Jhdts. erfolgte eine zweite Umbettung in eine Türbe, eine offene Säulenhalle, in der der Sarkophag steht. Auf der Rückseite des seit 2009 im Imlauf befindlichen 200-Lira-Schein sind Yunus Emre selbst und die Säulenhalle mit dem Sarkophag abgebildet.

 

Nahebei befindet sich auf dem Gelände auch ein Kulturzentrum, ein Gästehaus und ein kleines Yunus - Emre - Museum.

Von Teilen der lokalen Bevölkerung wird vor allem das ursprüngliche Grab am Bahndamm bis heute hoch verehrt. Um Beistand, Hilfe und Schutz in verschiedensten Lebenslagen wird Yunus Emre v.a. von Frauen der Umgebung angegangen. Sie stellen zu seiner Verehrung Kerzen auf, hängen Wunschzettel an Bäume nahe dem Grab oder bringen kleine Steine mit, die sie am Grab aufschichten.

 

Durch die zentrale türkische Religionsbehörde DIYANET in Ankara wurden an den drei Begräbnisorten in Yunusemre Schilder aufgehängt, die die Verehrer darauf aufmerksam machen, dass die oben angesprochenen traditionellen Verehrungsformen unislamisch und deshalb nicht erlaubt seien. Wie der örtliche DIYANET-Vertreter jedoch bedauernd anmerkte, kümmerten sich viele Gläubige nicht um die Vorschriften und hielten an den alten Sitten fest.

 

Die UNESCO erklärte das Jahr 1990 zum Yunus-Emre-Jahr (Jahr des Friedens und der Liebe).

 

(festliegend, nach dem Gregorianischen Kalender)

 

 © Christian Meyer

 

 

200,- TL -Schein

 

Neben einer Abbildung des Dichters und der Säulenhalle des Grabes sind Friedenstauben und eine Zeile („Sevelim sevilelim“ „ Lasst uns lieben und geliebt werden“) aus seinem vielleicht berühmtesten Gedicht angeführt:

 

„Gelin tanış olalım

Işin kolayın tutalım

Sevelim sevilelim

Dünya kimseye kalmaz”

 

Auf Deutsch:

 

„Komm, wir wollen uns kennenlernen

Uns das Leben erleichtern

Lasst uns lieben und geliebt werden

Diese Welt bleibt doch keinem“ (vgl. Schimmel, 1991, a.a.O.).

 

"Sevelim sevivelim" und Friedenstaube, Details aus der Rückseite des 200,-TL-Scheines; die Vorderseite zeigt - wie immer - Atatürk.