Der Chinesische Kalender
Der traditionelle chinesische Kalender ist in ganz Ostasien (z.B. auch in Vietnam, Korea und Japan) als Ritualkalender auch heute noch weit verbreitet. Es handelt sich um einen Lunisolarkalender mit einem Neunzehnjahrzyklus: 12 gemeine Mondjahre zu 354 / 355 Tagen werden mit 7 Schaltjahren zu 383 / 384 Tagen kombiniert. Die zwölf Mondmonate haben immer 30 d oder 29 d. Jeder der von 1 - 12 numerierten Mondmonate beginnt mit dem Tag nach Neumond, am 15. Tag ist Vollmond.
Immer dann, wenn Neujahr einen ganzen Monat zu früh gefallen wäre, oder wenn die Sonne zwischen zwei Neumonden nicht in ein neues Tierkreiszeichen tritt, wird ein 13. Schaltmonat eingefügt. Das geschieht alle zwei - drei Jahre. Der 13 Schaltmonat erhält keinen eigenen Namen, sondern den des Vormonats mit einem Zusatz (auf einen Juli würde z.B. ein „Schalt - Juli“ folgen. Die Schaltmonate wurden systematisch vorausberechnet.
Der chinesische Kalender kennt also 4 unterschiedliche Jahreslängen.
Das chinesische Mondjahr im Zeitraum 1996/97 ist folgendermaßen strukturiert:
· der 1. Monat beginnt am 19. Februar 1996, der Monat hat 29 d
· der 2. Monat beginnt am 19. März 1996, der Monat hat 30 d
· der 3. Monat beginnt am 18. April 1996, der Monat hat 29 d
· der 4. Monat beginnt am 17. Mai 1996, der Monat hat 30 d
· der 5. Monat beginnt am 16. Juni 1996, der Monat hat 30 d
· der 6. Monat beginnt am 16. Juli 1996, der Monat hat 29 d
· der 7. Monat beginnt am 14. August 1996, der Monat hat 30 d
· der 8. Monat beginnt am 13. September 1996, der Monat hat 29 d
· der 9. Monat beginnt am 12. Oktober 1996, der Monat hat 30 d
· der 10. Monat beginnt am 11. November 1996, der Monat hat 30 d
· der 11. Monat beginnt am 11. Dezember 1996, der Monat hat 29 d
· der 12. Monat beginnt am 9. Januar 1997, der Monat hat 29 d
Das Mondjahr 1996/97 hatte also 354 d, keinen Schaltmonat und endete am 6. Februar 1997.
Das Mondjahr 1998/99 beginnt am 28. Januar und hat einen Schaltmonat: dem 5. Monat folgt ein „5.Schaltmonat“ von 29 Tagen.
Heute werden die Wochentage numeriert, Namen haben sie nicht: Montag ist der 1. Tag, Dienstag der 2. Tag etc. Nur der Sonntag erhält das Zeichen „......“ = Sonne.
Der traditionelle chinesische Kalender kannte keine 7-Tage - Woche, aber einen 60- Tage - Zyklus, der wie die Wochen unabhängig von Monat und Jahr unantastbar abläuft. Jeder Tag im Zyklus hat eine doppelte Bezeichnung wie: der Baum mit der Maus, der Blitz mit dem Tiger, die Erde mit dem Drachen (vgl. Zemanek, S. 92, a.a.O.).
Das 60er - System nennt sich „gan - zhi“: es ist ein System der Himmelsstämme und der zwölf Erdzwerge; zwei Gruppen von Zeichen, aus denen zur Bezeichnung von Jahren, früher auch Monaten und Tagen 60 Zeichenpaare gebildet werden.
Der chinesische 12er - Zyklus soll nach der Astrologie von dem Jupiter herrühren, dessen Umlaufzeit 11,8 Jahre beträgt. Der 60er - Zyklus soll nach der chinesischen Astrologie von der doppelten Umlaufzeit des Saturn (ein Saturnjahr = 29,46 Erdjahre) abgeleitet worden sein.
Schon im alten China galt die Sechzig als die Zahl des "... Lebenszyklus, mit dem das Leben des einzelnen eigentlich aufhört" (Endres/Schimmel, S. 272, a.a.O.)
Jedes Jahr wird nach der chinesischen Astrologie durch ein bestimmtes Tier symbolisiert, durch Pferd, Ziege (nach einer anderen Tradition steht hier das Schaf) , Affe, Hahn, Hund, Schwein oder Wildschwein, Ratte (nach einer anderen Tradition steht hier die Maus), Büffel, Tiger, Hase (nach einer anderen Tradition steht hier die Katze), Drache und Schlange. Nach 12 Jahren wiederholen sich die Jahre in dieser Reihenfolge. 1980: ein Jahr des Affen; 1981: ein Jahr des Hahns; 1982: ein Jahr des Hunds; 1983: ein Jahr des Schweins; 1984 ein Jahr der Maus;..... 1993: wieder ein Jahr des Hahns; 1994: wieder ein Jahr des Hundes; 1995: ein Jahr des Schweins; 1996: ein Jahr der Ratte; 1997 beginnt ein Jahr des Büffels, 1998 ein Jahr des Tigers, 1999 ein Jahr des Hasen (der Katze), 2000 ein Jahr des Drachen, 2001 ein Jahr der Schlange, 2002 ein Jahr des Pferdes und 2003 ein Jahr der Ziege.
Über den 12er Zyklus hinausgehend gibt es in Ostasien bereits seit langem auch einen 60 Jahre umfassenden Hauptzyklus. Ein Zyklus von 60 Monaten (ohne die nicht gezählten Schaltmonate) ergibt 5 Jahre, 12 solcher Zyklen ergeben einen Hauptzyklus. In Japan werden dazu die 12 Tiere mit den Zahlen von 4 - 8 gekoppelt.
In China werden die Jahre mit den astrologischen Elementen (chin. „hsing“) gekoppelt. Traditionell gibt es 5 Elemente: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser.
Den 12 Tieren wird nun jeweils ein Element zugeordnet. Die 12 Jahre von 1992 - 2004 erhalten als Element das Wasser, 1996 begann also nach der chinesischen Astrologie ein Jahr der Wasser – Ratte, 2003 ist von daher ein Jahr der Wasser - Ziege.
Im Jahre 1932 begann das Jahr des Affen, ein Jahr Wasser - Affe,
im Jahr 1944 begann wieder ein Jahr des Affen, ein Jahr Holz - Affe,
im Jahr 1956 begann wieder ein Jahr des Affen, ein Jahr Feuer - Affe,
im Jahr 1968 begann wieder ein Jahr des Affen, ein Jahr Erd - Affe,
im Jahr 1980 begann wieder ein Jahr des Affen, ein Jahr Metall - Affe,
im Jahr 1992 begann wieder ein Jahr des Affen, ein Jahr Wasser - Affe,
im Jahr 2004 beginnt wieder ein Jahr des Affen, ein Jahr Holz - Affe.
Zwei Epochenzählungen waren in China in Gebrauch, mit dem Beginn im Jahre 2637 v. Chr. bzw. 2397 v. Chr. (d.h. 4 Hauptzyklen oder 240 Jahre später). Der gegenwärtige 60er - Zyklus begann im Jahre 1984, der davor 1924 etc. Der nächste 60 – Jahr - Zyklus beginnt im Jahre 2044. Der Zyklusbeginn wurde jeweils von großen Feierlichkeiten begleitet.
Im Jahre 1996 befanden wir uns von daher im 13. Jahr des 78. oder 74. Hauptzyklus des chinesischen Kalenders.
Die 28 Mondstationen (hsiu) bezeichnen die Sternbilder, durch die der Mond in seinen 28 Umlauftagen läuft. Jeder Station ist ein Tier zugeordnet, ähnlich den Zeichen des Tierkreises.
Seit 1912 ist zwar auch in China der Gregorianische Kalender offiziell eingeführt, aber als ritueller Festkalender spielt der Lunisolarkalender noch im Volksleben ein große Rolle.
Der Überlieferung nach wurde der chinesische Mondkalender im Jahre 604 n. Chr. offiziell in Japan übernommen. Seit dem 1. Januar 1873 wird in Japan gesetzlich der Gregorianische Kalender benutzt, wobei
der Mondkalender als Festkalender immer noch eine Rolle spielt.
Der letzte Monat des Jahres war einst und ist auch heute noch der „lukrative Monat“ für Geschäftsleute (vgl. Mao Dun, S. 109/110, a.a.O.), wegen der Einkäufe für das bevorstehende Neujahrsfest.
© Christian Meyer