Religiöse Geburtstagsfeste waren und sind weltweit verbreitet, so z.B. der zoroastrisch-parsische Geburtstag Zarathustras (nach den verschiedenen Benutzten Kalendern zu unterschiedlichen Zeitpunkten), die Geburtstage der alt-ägyptischen Götter Horus ((umgerechnet am 16. Juli 2020) und Isis (umgerechnet am 7/8. Oktober 2020), in der griechisch-römischen Antike das Fest der Geburt des Gottes Dionysos (umgerechnet am 6. Januar),
der Geburtstag des lamaistischen Heiligen Sakya Pandita in Tibet (umgerechnet am 7. Januar 2021), der taoistisch-chinesische Geburtstag des Lotus (umgerechnet am 14. Juli 2020), der taoistische Geburtstag des Drachenkönigs (umgerechnet am 6. Februar 2020), die buddhistisch & taoistischen Geburtstage Avalokiteshvaras und der „Göttin der Barmherzigkeit“ Guan yin (umgerechnet am 12. März 2020), Buddhas Geburtstag (regional unterschiedlich begangen), der Geburtstag der hinduistischen Göttin Lakshmi (umgerechnet am 9. März 2020), die Geburtstage der Gurus der Sikhs, oder der schiitischen Imams (nach den jeweiligen Kalendern).
Kulturhistorisch geht der moderne Brauch der Geburtstagsfeier auf die frühen Hochkulturen und ihre Kalender zurück, in denen Götter- oder Heiligengeburtstage gefeiert wurden.
Bei den antiken Römern dienten Geburtstagsfeiern auch zur Anrufung von familiären Schutzgeistern (den Laren z.B.), wurden also bereits partiell individualisiert. Geburtstagsgeschenke stellten dabei ein Opfer an die Schutzgeister dar. Bei den Römern waren Geburtstagfeiern weit verbreitet und beliebt.
Die frühen Christen feierten wahrscheinlich schon deshalb keine Geburtstage, sie sahen sie als heidnische Sitte an.
Mit der Verstaatlichung des Christentums spätestens änderte sich das, zuerst wurde der Geburtstag Jesu, später bald auch die der Heiligen, Märtyrer, der Kaiser und Herrscher gefeiert.
Bis ins 19. Jhdt. war das Feiern des eigenen Geburtstages nur sehr selten und in höheren sozialen Schichten gebräuchlich bzw. überhaupt bekannt. Als bedeutsamer wurde vielfach der Tauftag angesehen und überliefert.
Sehr verbreitet hauptsächlich unter Katholiken war der Brauch, seinen Namenstag, d.h. den Gedenktage des entsprechenden Heiligen zu feiern. Ein "Werner" würde z.B., wollte er seinen Namenstag begehen, am 19. April feiern, dem Tag des Werner von Oberwesel (der aber nie selig- oder heiliggesprochen wurde).
Zeugen Jehovas feiern Geburtstage nicht, gilt Ihnen als heidnische Tradition
In eher traditionellen islamischen Richtungen wird das Feiern von Geburtstagen als unislamisch, verbotener Brauch betrachtet, christlichen oder jüdischen Ursprungs. In der europäischen Diaspora hat es den Anschein, dass insbesondere bei Kindern das Feiern der Geburtstage zunimmt.
Eine Ausnahme bildet das Feiern des Geburtstags des Propheten Muhammad (Maulid an-Nabī), das in vielen islamisch geprägten Gesellschaften weit verbreitet ist: Die Geburtsgeschichte wird rezitiert oder erzählt, Essen wird verteilt und Kinder werden beschenkt.
Einigen Muslimen (z.B. vielen Wahabiten) gilt die Feier als unislamisch und daher verboten, denn der Prophet selber habe seinen Geburtstag nicht gefeiert habe. In anderen Strömungen des Islam wird diese Haltung nicht geteilt. So wird bei der Shia der Geburtstag der Tochter Mohammeds, Fatima bint Muhammad, als islamischer Muttertag zelebriert.
Der Geburtstag ist ein Fest, das heute in vielen Regionen der Welt gefeiert wird, nicht nur für und von Kindern.
Zurzeit leben auf der Erde ca. 7,1 Mrd. Menschen. Wenn man annähme, dass die Geburtenhäufigkeit auf alle 365 Tage des Jahres gleichmäßig verteilt wäre, hätten knapp 19,5 Mio. Menschen am gleichen Tag Geburtstag.
Tatsächlich aber wächst die Menschheit seit Jahren (gefährlich) an, im Jahre 2018 gab es ca. 350.700 Geburten pro Tag weltweit. In einer Sekunde kommen etwas mehr als vier Kinder zur Welt. In Deutschland erblicken jeden Tag durchschnittlich ca. 2000 Babys das Licht der Welt.
Der seltenste Geburtstag ist natürlich der 29. Februar, da er ja nur alle vier Jahre vorkommt, gefolgt von den Weihnachtstagen und dem 1. Januar. Auch werden – aus krankenhaustechnischen Gründen - Sonntagskinder immer seltener.
In den USA war der 16. September der häufigste Geburtstag unter US-Amerikanern, die zwischen 1973 und 1999 geboren wurden.
Für Deutschland lässt sich das nicht auf den Tag genau sagen. Lange war der September hierzulande der stärkste Geburtsmonat, wenn man sich auf die Geburten pro Tag bezieht. 2018 und 2019 hat sich hier allerdings der Juli an die Spitze geschoben, wie Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen. Auch nach den absoluten Zahlen kamen im Juli die meisten Kinder auf die Welt.
Für Deutschland lässt sich das nicht auf den Tag genau sagen. Lange war der September hierzulande der stärkste Geburtsmonat, wenn man sich auf die Geburten pro Tag bezieht. 2018 und 2019 hat sich hier allerdings der Juli an die Spitze geschoben, wie Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen. Auch nach den absoluten Zahlen kamen im Juli die meisten Kinder auf die Welt.
Das bedeutet im Umkehrschluss: Im späten Herbst und im Winter wird gekuschelt. Im Oktober und November sowie rund um Weihnachten, Silvester und im Januar werden die meisten Kinder gezeugt.
Für diese Geburtenverschiebungen werden allerlei Erklärungsmodelle angeboten, bleiben aber dennoch ein Rätsel.
In muslimisch dominierten Gesellschaften lassen sich Geburtshäufungen neun Monate nach dem Mondmonat der Hadj feststellen.
Ein Zusammenhang zwischen dem Mondzyklus und der Geburtenhäufigkeit lässt sich wissenschaftlich nicht bestätigen.
„Feliz Cumpleaños“ wünscht man in Spanien und Lateinamerika
Aus Mexiko stammt wohl der Brauch des geburtstäglichen Piñata-Schlagens. Piñata sind Figuren aus Pappmaché, die mit Süßigkeiten oder aber traditionell mit Obst gefüllt sind und so aufgehängt werden, dass ein Kind sie mit einem Stock erreichen kann. Den Kindern werden die Augen verbunden und sie schlagen abwechselnd auf die hängenden Piñata ein. Ziel des Spieles ist es, die Piñata so lange zu bearbeiten, bis die Süßigkeiten herausfallen. Auf Kindergeburtstagen sind Piñatas bunt und in verschiedensten Formen vertreten, auch Tiere und Comic-Helden werden verwendet.
„Zhu ni sheng ri kuai le“ wünscht man in China
Ein altes chinesisches Sprichwort kautet: “Wer viel Geld, aber keine Kinder hat ist nicht reich; wer viele Kinder und kein Geld hat, ist nicht arm.”
Z.T. werden in China zwei Geburtstage gefeiert, nach dem traditionellen Mondkalender und Nach dem Gregorianischen Kalender.
Auch in China gibt es traditionelle Geburtstagsgerichte. Zum Geburtstag von Senioren (ab 60) wird „Yi Mein“( 伊麵 ≙ „Langlebigkeitsnudeln“) gegessen, die langen Eier-Nudeln aus Weizenmehl sollen ein langes Leben symbolisieren. Ein typisches Geschenk ist der „Hong Bao“, der rote Umschlag mit Geld. Generell werden Geschenke in den Glücksfarben, Rot und Gold verpackt.
Männliche Kinder werden traditionell in Rot angezogen (das Symbol für Glück), und weibliche in Grün (das Symbol für Leben). Zu den chinesischen Bräuchen gehört es, dass die Eltern am ersten Geburtstag ihres Kindes verschiedene Gegenstände wie Münzen, Blumen oder Bücher aufstellen. Das Kleinkind darf sich davon etwas aussuchen. Die Auswahl wird von den Chinesen als zukunftsweisend gedeutet; die Wahl soll spätere Interessen des Kindes widerspiegeln. Entscheidet sich das Kind beispielsweise für die Münzen, wird es später eine gute Arbeit bekommen und keine finanzielle Not haben.
Allgemein scheinen Geburtstagsfeiern in China an Popularität zu gewinnen .
„Tillykke med fødselsdagen“ wünscht man in Dänemark
Zum Geburtstag wird das Haus mit einer Dannebrog geschmückt, denn der
(politisch unbelastete) Dannebrog gilt als ein Zeichen der Freude und wird so ganz selbstverständlich an Geburtstagen gehisst. Auch Dannebrog-Geschenkpapier oder Papierflägchen für den Geburtstagskuchen sind weit verbreitet. Hat ein Kind Geburtstag, werden nachts die Geschenke um sein Bett herum drapiert, so
dass es sich gleich morgens beim Aufwachen am Anblick seiner
Geschenke erfreuen kann. Typisch ist auch der Kagemand: Ein Kuchen in der unförmlichen Form eines
Jungen oder Mädchen. Jordbær Snører („Erdbeer-Schnüre“) als Haare und anderen Süßigkeiten (slik) verteilt über den restlichen Körper.
„Alles Gute zum
Geburtstag“
wünscht
man in Deutschland,
Österreich und der
deutschsprachigen Schweiz:
Auch hier gibt es in einigen Regionen noch allerlei Geburtstagsbräuche. z. B. das Rathaustreppe-Fegen. Blieb ein Mann bis zu seinem 30. Geburtstag ledig, muss er die Rathaus- oder Domtreppe fegen. Begleitet wird er von seinen Freunden, die die Treppe reichlich mit Kronkorken o.ä. vorbereiten, damit es genug zu tun gibt. Verbreitet ist dieser Brauch vor allem in Norddeutschland, gefegt wird beispielsweise die Domtreppe in Bremen oder die Rathaustreppe in Osnabrück. Analog dazu müssen unverheiratete Frauen an ihrem 30. Geburtstag entsprechend präparierte Klinken putzen.
In vielen Schulen - nicht nur in Deutschland - gibt es Arten von rituellen „Geburtstagsschlägen“, deren Herkunft nicht geklärt ist. Das Geburtstagskind erhält z.B. auf den Arm entsprechend dem Alter mehr oder wenige grobe Schläge. In einigen Fällen kam es sogar zu Verfahren wegen Körperverletzungen. Es könnte sein, dass v.a. die Kinder Schläge verteilen, deren Geburtstag nicht gefeiert wird.
© Christian Meyer