Abbn.: Vorderseite (oben) und Rückseite (unten) des Grabes von Eva Kallner auf dem ehem. Jüdischen Friedhof in der Neuen Bergstraße in Berlin-Spandau; in dem hebräischen Text wird u.a. die „kleine Zählung“ angesprochen.
In der letzten Zeile des Textes unten links steht auch die hebräische Zahl ו ע ר ת ≙ 676 (400+200+70+6; Abbn. aus: Beauftragte für Erinnerungskultur, a.a.O.).
Der Jüdische Kalender
Bei dem Jüdischen Kalender handelt es sich um einen Lunisolarkalender, d.h. um einen Mondkalender, der durch geeignete Schaltungen dem „Sonnenlauf“ angeglichen wird. Der Monat des jüdischen Kalenders ist - im Gegensatz zu dem Gregorianischen Monat - an den tatsächlichen Mondumlauf gebunden: der Neumond bestimmt dabei jeweils den Monatsanfang.
Der Monatsbeginn wurde lange Zeit durch Beobachtungen festgelegt. Am 30. Tag jedes Monats trat ein Kalenderrat zusammen, der glaubwürdige Zeugen zur Sichtbarkeit der „neuen“ Mondsichel am Vorabend anhörte. Der Tag nach der Erscheinung der Mondsichel wurde dann zum ersten Tag des neuen Monats deklariert. War der Neumond noch nicht zu sehen, wurde erst der Folgetag zum ersten Tag des nächsten Monats gemacht. Die Nachricht vom Monatsbeginn wurde dann durch Signalfeuer weitergegeben.
Ein jüdisches Gemeinjahr (s.u.) hat 12 Lunationen, also 50 Wochen, 4 Tage, 8 Stunden und 879 Chalakim, ein Schaltjahr (s.u.) hat 13 Lunationen, also 54 Wochen, 5 Tage, 21 Stunden und 595 Chalakim. 1 Teil (Chalakim) = 76 Augenblicke = 3,3333 Sekunden.
In der Thora bzw. dem Alten Testament gibt es mehrere Systeme von Monatsbezeichnungen (vgl. Koch, S. 343, a.a.O.):
In hellenistischer Zeit wurden auch die griechisch-makedonischen Monatsnamen benutzt, so in 2. Makk 10,30 oder 2. Makk 11, 18, allerdings meist bei Angaben über die Seleukiden und meist mit der Angabe auch des jüdischen Monatsnamens.
1908 wurde von R.A.S. Macalister im biblisch-antiken Gezer (ca. 50 km nordwestlich von Jerusalem, im heutigen Israel) ein kleines Kalksteinfragment (12cm x 8cm x 1,5cm) ausgegraben, der sog. Kalenderstein von Gezer. Er stammt aus der Zeit des Königs Salomo, ca. 950 v. Chr. Allerdings kann der exakte archäologische Kontext wegen der Ungenauigkeit der damaligen Grabungen nicht mehr rekonstruiert werden. Es handelt sich um eine Art siebenzeiligen landwirtschaftlichen Kalender, geschrieben in der frühesten bekannten (noch sehr groben) hebräischen Schrift. Z.T. wird die Schrift auch als frühes Phönizisch interpretiert. Auf 12 Monate/Jahreszeiten werden 8 saisonale landwirtschaftliche Arbeiten aufgeteilt, beginnend im Herbst. Der bruchstückhaft lesbare Text lautet:
Zwei Monate der Ernte,
zwei Monate der Aussaat,
zwei Monate der Spätsaat,
der Monat des Flachsziehens,
der Monat der Gerstenernte,
der Monat der Ernte und (ihres) Abschlusses,
zwei Monate der Weinlese (oder: des Rebenschneidens),
der Monat des Sommers.
Abi(hu) (wohl der Name des Schreibers).
(zit. n. Helmut Wilsdorf, Nachwort in Dobraczynski, S. 466, a.a.O. und https://de.wikipedia.org/wiki/Gezer-Kalender#Der_Text ).
Die Zeit der Ernte, der Einheimsung („asiph“) entspricht ca. dem September und Oktober, die Zeit der Saat („zera“) dem November und Dezember, die Spätsaat („lakisch“) dem Januar und Februar, das Flachshacken („asid pischta“) dem März, die Gerstenernte („kesir se'ora“) dem April, die übrige Ernte („kesirin kullam“) dem Mai, das Rebenkürzen („zamir“) dem Juni und Juli und schließlich die Fruchtlese („kajis“) dem August (vgl. de.wikipedia.org/wiki/Gezer-Kalender).
Die Bedeutung des Textes ist umstritten, es könnte sich auch um einen Teil eines damals beliebten Volksliedes handeln. Der Text führte dazu, dass in der Umgebung von
Gezer durch den Staat Israel der Flachsanbau eingeführt wurde. Heute wird der Kalenderstein von Gezer (vgl. Abb. unten) im Archäologischen Museum Istanbul
aufbewahrt.
Zwischen 722 v. Chr. (der Zerstörung des Nordreiches durch die Assyrer) und 600 v. Chr. erfolgte unter assyrischem und v.a. babylonischem Einfluss eine Kalenderreform (vgl. Koch, S. 236, a.a.O.), die babylonischen Monatsnamen wurden adaptiert (ð Babylonischer Kalender).
Zudem wurde in Judäa der babylonischen Jahresbeginn im Frühling übernommen (ohne allerdings einen diesbezüglichen Festtag vgl. Akitu), der babylonische Frühjahrsmonat Nisan wurde zum ersten Monat, der 1. Nisan, ein Neumondtag, zum Jahresbeginn.
Es gibt bis heute zwei Arten der Monatszählung, die des bürgerlichen Jahr und die des sakralen Jahres:
Die heutigen im Babylonischen Exil übernommenen jüdischen Monatsnamen lauten:
Monatsname |
Lage im Gregorianischen Kalender |
Anzahl der Tage |
Monat im sakralen Kalender |
Monat im bürgerlichen Kalender |
||
Nissan, Nisan |
März-April |
30 |
1 |
7 |
|
|
Ijjar, Iyyar |
April-Mai |
29 |
2 |
8 |
|
|
Siwan |
Mai-Juni |
30 |
3 |
9 |
|
|
Tammus, Tammuz, Tamus |
Juni-Juli |
29 |
4 |
10 |
|
|
Aw, Av |
Juli-August |
30 |
5 |
11 |
|
|
Elul |
August-September |
29 |
6 |
12 |
|
|
Tischri, Tisri, Tishri |
September-Oktober |
30 |
7 |
1 |
|
|
Marcheschwan, Marheswan, Heswan |
Oktober-November |
29, als Schalt- monat 30 |
8 |
2 |
|
|
Kislew |
November-Dezember |
29, als Schalt- monat 30 |
9 |
3 |
|
|
Tewet, Tevet, Teweth |
Dezember-Januar |
29 |
10 |
4 |
|
|
Schwat, Schewat, Sevat |
Januar-Februar |
30 |
11 |
5 |
|
|
Adar |
Februar-März |
29 |
12 |
6 |
|
|
Adar II |
Schaltmonat |
29 |
13 |
|
|
|
Bis heute findet sich die besondere Regelung, dass der Frühlingsmonat Nissan als der erste Monat gilt, Neujahr aber im 7. Monat Tischri gefeiert wird (vgl. De Vries, S. 319 f., a.a.O.). Der 1. Nissan galt als Neujahrstag der Könige, man zählte von diesem Tag an auch die Dauer der Regentschaft eines Königs.
Nach dem Talmud gibt es sogar vier Neujahrsfeste: Neben Rosch ha-Schana und dem 1. Nissan ist es das Neujahrsfest der Tiere (speziell der Kühe) einen Monat zuvor, am 1. Elul: An diesem Tag wurde wohl jeweils der Bestand der Herden aufgenommen. Hinzu kommt als viertes das Neujahrsfest der Bäume, Tu Bi’schwat (s.o.).
Tischri bzw. Tishri (hebr. תשרי) ist der 1. Monat nach dem bürgerlichen jüdischen Kalender und der 7. Monat nach dem sakralen Kalender.
Der Monat „Nisan“ wird in der Bibel mehrfach erwähnt, so im Buch Nehemia, wo es u. a. heißt: „Im Monat Nisan des zwanzigsten Jahres des Königs ...“ (Neh 2,1).
In der Erzählung von Esther heißt es u.a.: „Im ersten Monat, das ist der Monat Nisan, im zwölften Jahr des Königs ...“ (Esth 3, 7). Und zuvor bereits: „Es ward aber Esther genommen zum König Ahasveros ins königliche Haus im zehnten Monat, der da heißt Tebeth, im siebenten Jahr seines Königreichs ...“ (Esth 2,16).
Im Zusammenhang der Klagen über den „Götzendienst“ im Tempel erwähnt der Prophet Hesekiel den „Tamus“: „Und er führte mich hinein zum Tor an des Herrn Hause, das gegen Mitternacht steht; und siehe, daselbst saßen Weiber, die weinten über den Thamus“ (Hes 8,14), - sie weinten allerdings nicht über den Monat, sondern über den babylonischen Vegetationsgott Temmuz/Tammuz/Dumuzi (vgl. Akitu – Heilige Hochzeit und Kybele-Attis-Mysterien). Sein Abstieg in die Unterwelt und seine Rückkehr symbolisieren das Absterben und Wiederaufblühen in der Natur.
Meist wurden in der Bibel (der Thorah bzw. dem christlichen Alten Testament) die Monatsnamen – wohl wegen ihrer „heidnischen“ Konnotationen - vermieden und durch Ordnungszahlen 1 – 1 ersetzt (vgl. Koch, S. 343, a.a.O.).
Heute erfolgt bei Rosch ha-Schana auch der Wechsel in der jüdischen Jahreszählung. Dieser aber spielte in der biblischen Zeit noch keine Rolle, denn sie wurde erst im MA eingeführt. In der biblischen Zeit wurde nach den Königsjahren gezählt, nach der Thronbesteigung des jeweiligen Herrschers, wie auch heute noch in Japan oder Großbritannien. Beispiele für diese Jahreszählung finden sich einige in der Bibel (s.u.).
Jüdische Chronologen – u.a. der jüdische Philosoph Moses Maimonides im 12. Jhdt. - errechneten einen angeblichen Schöpfungsbeginn, also den Anbeginn der Welt: Am 1. Tischri, einem Sonntag, nach dem Gregorianischen Kalender im September/Oktober des Jahres 3761 v. Chr., abends um 11.00 Uhr, 11 min und 20 sec.
Mit diesem Jahr beginnt auch die jüdische Jahreszählung, die auch heute noch auf Grabsteinen, Urkunden, Zeremonialgeräten etc. verwendet wird. Auch auf israelischen Münzen werden (nur) die jüdischen Jahre als Prägedaten angeführt, wobei die hebräischen Buchstaben auch Ziffern repräsentieren (s.u.).
Zum Umrechnen einer Gregorianischen Jahreszahl in eine Jüdische muss nur die Zahl 3760 (wegen des nichtexistierenden Jahres 0) hinzugefügt werden: Zum Beispiel: 2017 + 3760 = 5777. Berücksichtigt werden muss jedoch, dass bei Daten nach Rosch ha-Schana dann bereits das jüdische Jahr 5778 begonnen hat.
Dem Gregorianischen Jahr 2017 entsprechen also die jüdischen Jahre 5777 und 5778.
Zuweilen werden jüdische Jahreszahlen aber nur dreistellig angegeben, das jüdische Jahrtausend wird als bekannt vorausgesetzt und weggelassen. Diese Schreibweise wird auch mit dem Zusatz „nach der kleinen Zählung“ (n. d. k. Z. - לפ"ק) kenntlich gemacht.
Ein Beispiel dafür ist der Grabstein für Eva Kallner (jüd. Name: Selka Chana), die als vierjähriges Kind starb, während ihr Vater, ein Spandauer Arzt „im Felde“ war, als Militärarzt: „Am Ausgang des Großen Schabbat des Jahres 676 kleiner Zählung“ hieß es in dem hebräischen Text auf dem Grabstein (vgl. Abbn. oben)
Das Jahr „676 kleiner Zählung“ ist also das Jahr 5676; subtrahiert man von 5676 die Zahl 3760 so erhält man als Todesjahr von Eva Kallner das Gregorianische Jahr 1916.
Der „Große Schabbat“ (Schabbat ha-Gadol - hebr. שַׁבַּת הַגָּדוֹל ) bezeichnet den letzten Schabbat vor dem Pessach-Fest, das Mädchen ist also am 12. Nisan 5676, d.h. 15. April 1916 verstorben sein.
Der jüdische Kalender kennt Schalttage und Schaltmonate, Gemeinjahre und Schaltjahre. In Gemeinen Jahren gibt es nur Schalttage, in Schaltjahren gibt es Schalttage und/oder Schaltmonate. Ein Gemeinjahr hat 12 Monate zu 29/30 Tagen, ein Schaltjahr hat 13 Monate zu 29/30 Tagen. Es gibt insgesamt 6 mögliche Jahreslängen.
Monatsname |
Anzahl der Tage |
|||||
im Gemeinjahr |
im Schaltjahr |
|||||
mangelhaftes |
reguläres |
überzähliges |
mangelhaftes |
reguläres |
überzähliges |
|
Tischri |
30 |
30 |
30 |
30 |
30 |
30 |
Cheschwan |
29 |
29 |
30 |
29 |
29 |
30 |
Kislew |
29 |
30 |
30 |
29 |
30 |
30 |
Tewet |
29 |
29 |
29 |
29 |
29 |
29 |
Schewat |
30 |
30 |
30 |
30 |
30 |
30 |
Adar Rishon/ Adar I |
29 |
29 |
29 |
30 |
30 |
30 |
Adar Sheni /Adar II |
0 |
0 |
0 |
29 |
29 |
29 |
Nisan |
30 |
30 |
30 |
30 |
30 |
30 |
Ijjar |
29 |
29 |
29 |
29 |
29 |
29 |
Siwan |
30 |
30 |
30 |
30 |
30 |
30 |
Tammus |
29 |
29 |
29 |
29 |
29 |
29 |
Aw |
30 |
30 |
30 |
30 |
30 |
30 |
Elul |
29 |
29 |
29 |
29 |
29 |
29 |
|
353 |
354 |
355 |
383 |
384 |
385 |
Das Jüdische Jahr besteht aus 12 Mondmonaten zu 29 Tagen („hohle“ Monate) oder 30 Tagen („volle“ Monate), wobei in einem 19jährigen Zyklus siebenmal ein 13. Schaltmonat (Adar II) als Ausgleich zum Sonnenjahr eingefügt wird. Die Einführung des 19jährigen (Metonschen) Zyklus (vgl. Altgriechischer Kalender) wird Hillel II. in der ersten Hälfte des 4. Jhdts. n. Chr. zugeschrieben. Als Schaltjahre sind das 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19. Jahr bestimmt
Jahr |
Art des Jahres |
1. |
Gemeinjahr mit 353, 354 oder 355 Tagen |
2. |
Gemeinjahr mit 353, 354 oder 355 Tagen |
3. |
Schaltjahr mit 383, 384 oder 385 Tagen |
4. |
Gemeinjahr mit 353, 354 oder 355 Tagen |
5. |
Gemeinjahr mit 353, 354 oder 355 Tagen |
6. |
Schaltjahr mit 383, 384 oder 385 Tagen |
7. |
Gemeinjahr mit 353, 354 oder 355 Tagen |
8. |
Schaltjahr mit 383, 384 oder 385 Tagen |
9. |
Gemeinjahr mit 353, 354 oder 355 Tagen |
10. |
Gemeinjahr mit 353, 354 oder 355 Tagen |
11. |
Schaltjahr mit 383, 384 oder 385 Tagen |
12. |
Gemeinjahr mit 353, 354 oder 355 Tagen |
13. |
Gemeinjahr mit 353, 354 oder 355 Tagen |
14. |
Schaltjahr mit 383, 384 oder 385 Tagen |
15. |
Gemeinjahr mit 353, 354 oder 355 Tagen |
16. |
Gemeinjahr mit 353, 354 oder 355 Tagen |
17. |
Schaltjahr mit 383, 384 oder 385 Tagen |
18. |
Gemeinjahr mit 353, 354 oder 355 Tagen |
19. |
Schaltjahr mit 383, 384 oder 385 Tagen |
Das jüdische Jahr 5777 ist ein mangelhaftes Gemeinjahr mit 12 Monaten und 353 Tagen; 5778 ein reguläres Gemeinjahr mit 12 Monaten und 354 Tagen.
Hebräische Buchstaben haben eine Doppelfunktion, als Buchstaben oder als Zahlen in einem dezimalen Additionssystem.
Die hebräischen Buchstaben und ihre Zahlenwerte
|
|||||||||||
Name |
|
Wert |
|
Name |
|
Wert |
|
Name |
|
Wert |
|
alef |
א |
1 |
a |
jod |
י |
10 |
j |
kof |
ק |
100 |
k |
bet (wet) |
ב בּ |
2 |
b (w) |
kaf |
כ כּ |
20 |
k |
resch |
ר |
200 |
r |
gimel |
ג |
3 |
g |
lamed |
ל |
30 |
l |
schin |
ש שׁ |
300 |
sch (ß) |
dalet |
ד |
4 |
d |
mem |
מ |
40 |
m |
taw |
ת |
400 |
t |
he |
ה |
5 |
h |
nun |
נ |
50 |
n |
|
|
|
|
waw |
ו |
6 |
w |
ßamech |
ס |
60 |
ß |
|
|
|
|
saijn |
ז |
7 |
s |
aijn |
ע |
70 |
a |
|
|
|
|
chet |
ח |
8 |
ch |
pe (fe) |
פ פּ |
80 |
p (f) |
|
|
|
|
tet |
ט |
9 |
t |
zadi |
צ |
90 |
z |
|
|
|
|
(vgl. www.alefbet.de/buch/modernhebr%C3%A4isch/hebr%C3%A4ische-alphabet-alefbet-ivrit)
Der höchste hebräische Zahlenbuchstabe hat einen Wert von 400 (ת). Für die Zahlen von 500 bis 900 wird in der Regel die 400 (taw) mit den entsprechenden Hunderter-Werten von 5 bis 9 kombiniert, zuerst die 400, dann links der fehlende Hunderter-Wert:
900 = 400 + 400 + 100 = ק‘‘ת ת
Durch die Aneinanderreihung mehrerer Buchstaben lässt sich jede Zahl abbilden. Eine Null aber gibt es nicht. Sollen die Zeichen als Zahlen, nicht als Worte, gelesen werden, werden sie etwas erhöht, über der Linie geschrieben oder am Ende wird vor dem letzten Buchstaben oben links ein kleiner Haken (Geresch -׳- bei einstelligen Zahlen oder Gerschajim –״- bei mehrstelligen Zahlen) gesetzt, damit man weiß, nun ist die Zahl zu Ende.
Die Zahlenschreibung erfolgt – wie die Wortschreibung – von rechts nach links, so dass der höchste Zahlenwert immer ganz rechts steht.
Selten aber werden zur Bildung von höheren Hunderterziffern auch die sogenannten Finalbuchstaben (nur am Wortende stehend) verwendet, so: ך (Kaf Sofit , final) = 500; ם (Mem Sofit, final) = 600; ן (Nun Sofit, final) = 700; ף (Pe Sofit, final)= 800; ץ (Zadi Sofit, final) = 900.
Zur Wiedergabe von Tausendern wird über die entsprechende Buchstabenziffer zwei Punkte gesetzt; wenn also ein hebräischer Zahlenbuchstabe zwei Punkte trägt, wird sein Wert mit 1000 multipliziert (vgl. Ifrah, S. 282, a.a.O.). Die Punkte über den Tausenderangaben werden aber auch zuweilen weggelassen, wenn ein Irrtum ausgeschlossen erscheint, wie bei den Prägedaten israelischer Münzen (s.u.).
Der Buchstabe „He“ (ה) wird oft nicht nur für den Wert 5 sondern auch für 5000 benutzt (vgl. Ifrah, S. 283, a.a.O.). Oft aber werden die Tausender auch weggelassen, z.B. bei einer Datumsangabe.
Beispiele:
ב׳ = 2
11 = י ˝ א
ז‘‘ ל ש ת = 400 + 300 + 30 + 7 = 737
תתח ˝ ג = 883
רמ״ו = 246
Das jüdische Jahr 5758 wird gebildet aus 5(000) + 400 + 300 + 50 + 8 : ח‘‘ נ שׂ ת ה.
Die Hebräischen Zahlen sind nur im religiösen Bereich wirklich von Bedeutung. Mit ihnen werden beispielsweise Kapitelangaben im Alten Testament gemacht, oder die Jahreszahlen in ihrer jüdischen Zählweise dargestellt.
Ansonsten werden im israelischen Alltagsleben fast ausschließlich die arabischen Zahlen benutzt.
Jeder Buchstabe und jedes Wort im hebräischen Alphabet (Alefbet ivri, אָלֶף־בֵּית עִבְרִי) hat so auch seinen eigenen Zahlenwert, nämlich die Summe der Zahlenwerte aller seiner Buchstaben.
So hat z.B. das Wort „Schalom“ ( מ ו ל שׁ) den Zahlenwert 376: שׁ = 300, ל = 30, ו = 6 und מ = 40;
300 + 30 + 6 + 40 = 376.
Die Endziffern 15 und 16 werden nie - auch in nichtreligiösem Kontext nicht - als יה und יו (für 10 + 5 und 10 + 6), sondern abweichend von der Regel als טו und טז für 9 + 6 und 9 +
7 wiedergegeben, um so Ähnlichkeiten mit dem Gottesnamen (יהוה, JHWH) zu vermeiden.
© Christian Meyer
Achtung: Die Roten hebräischen Zahlen sind nicht korrekt, sondern in der verkehrten Reihenfolge. Mir ist es bisher nicht gelungen, sie zu korrigieren. Kann mir jemand dabei helfen???
Der sog. Kalenderstein von Gezer (Abb. aus Werner Keller, a.a.O.)
Abb.: Israelische Halb-Schekel-Münze
Auf der obigen israelischen Halb-Schekel-Münze sind auf der rechten Seite die Bezeichnungen „Israel“ sowie in hebräischen
Buchstabenziffern das Prägejahr angegeben.
Das jüdische Jahr 5765 entspricht den Gregorianischen Jahren 2004/2005.