Der altrömische und Julianische Kalender

 

Die Kalenderreform, die Einführung des Julianischen Kalenders kann als eine der folgenreichsten Maßnahmen von Gaius Julius Caesar angesehen werden. In seiner Eigenschaft als „Pontifex maximus“ ( lat. „oberster  Brückenbauer“) oblag Caesar auch die Überwachung des Kalenderwesens. Caesar war damit Vorsteher des Kollegiums der Pontifices, der Priester des römischen Staatskults. Das Amt eines Pontifex maximus - die ererbten sakralen Funktionen der römischen Könige - war als Machtinstrument begehrt, von Augustus bis zu Gratian war das Amt mit dem Kaisertum verbunden. Vermutlich Leo I. (der Große, Pontifikat: 440 - 461) fügte seinen Titeln den eines Pontifex maximus hinzu. Die Päpste führen diesen „heidnischen“ Titel bis heute.

Vor der Kalenderreform Caesars praktizierte der altrömische Staat einen ziemlich ungenauen Mondkalender mit 10 Monaten, wobei das Jahr mit dem 1. März („Martius“) begann. Rein empirisch wurde er durch Einfügung von Schaltmonaten dem Sonnenjahr angepasst. Später erst wurden die regulären Monate „Januarius“ und „Februarius“ hinzugefügt.

Kalendarisch bedeutsam waren die Iden, die Monatsmitte im altrömischen Mondkalender, der Eintritt des Vollmondes (am 13. Tag, bzw. am 15. im März, Mai, Juli und Oktober). Berühmt sind die „Iden des März“ im Jahre 44 v. Chr., dem Tag der Ermordung Caesars.

 

Die Nonen waren der 9. Tag vor den Iden im Monat, d.h. die Nonen bezeichneten im altrömischen Mondkalender den Eintritt des ersten Mondviertels. Die Nonen fielen auf den 5. Tag des Monats, im März, Mai, Juli und Oktober auf den 7. Tag jedes Monats.

  

Zu Caesars Zeit war der altrömische Kalender derart ungenau, dass die Differenz zum Sonnenjahr ca. 2 Monate betrug. Zum Ausgleich der im Lauf der Jahre angewachsenen Abweichung von ca. 80 Tagen zwischen den Kalenderdaten und dem tatsächlichen jahreszeitlichen Sonnenstand wurde das sogenannte „verworrene Jahr“ (lat. annus confusionis) von 47 bis 45 v. Chr. ( 708 a. u. c.) eingefügt. Es umfasste zwei Zusatzmonate und insgesamt 455 Tage, d.h. 90 Zusatztage gegenüber dem 355-tägigen altrömischen Mondkalender.

  

Bei der Neuordnung stützte sich Caesar sehr wahrscheinlich auf die Kompetenz des griechischen Astronomen Sosigenes aus Alexandria. Cäsar nutzte das in Ägypten bereits praktizierte Einfügen eines Schalttages, der in jedem vierten Jahr dem Monat Februar – dem letzten altrömischen Monat - hinzugefügt wurde. In jedem dieser Jahre wurde dem 24. Februar („ante diem sextum kalendas martias“ sechster Tag vor den Kalenden, dem Monatsbeginn des März) ein zweiter 24. Februar („ante diem bis sextum kalendas martias zweiter sechster Tag vor den Kalenden des März) vorangestellt. .

Im Übergangsjahr 46 (v. Chr.) wurde die Differenz durch die Einfügung von zwei Sondermonaten beseitigt. Der ägyptische Sonnenkalender wurde übernommen, das ägyptische Sonnenjahr von 365 d jedoch durch die Einfügung eines Schalttages alle 4 Jahre (29. Februar) um einen viertel Tag verlängert. Das neue julianische Kalenderjahr hatte so eine durchschnittliche Länge von 365,25 Tagen. Das astronomische („tropische“) Jahr dauerte jedoch näherungsweise 365,24219 Tage, ein Fehler allerdings von immer noch 1 Tag in ca. 128 Jahren. Vom Jahr 45 v. Chr. (708 a. u. c.) an galt dann der Julianische Kalender.

 

Sueton beschreibt die Maßnahmen Caesars: Er „… verbesserte zuerst den Kalender, der schon lange durch Schuld der Priester, die willkürlich Schalttage einzulegen pflegten, so sehr in Unordnung geraten war, dass weder das Erntefest in den Sommer noch das Fest der Weinlese in den Herbst fiel. Das Jahr glich er dem Lauf der Sonne an, so dass es dreihundertfünfundsechzig Tage hatte, der Schaltmonat aber nicht mehr nötig war und nur ein Tag in jedem vierten Jahr eingeschoben werden musste. Damit aber die Zeitrechnung für die Zukunft vom neuen ersten Januar an stimmte, schaltete er zwischen November und Dezember des alten Jahres zwei Monate ein; und so hatte das Jahr, in welchem die Reform beschlossen wurde, einschließlich des Schaltmonats, der traditionsgemäß auf dieses Jahr gefallen war, fünfzehn Monate“ (Sueton, Kapitel Caesar, 40, 1-2, S. 50/51, a.a.O.). 

Das Julianische Jahr ist etwas zu lang, ein Fehler, den Papst Gregor XII. 1582 zu beseitigen trachtete.

 

Auch hinsichtlich der Jahreszählung gab es zuvor einigen Wirrwarr. Zum Beispiel führte Giorgio Vasari in seinen „Künstlerbiographien“ als Datum des Todes von Michelangelo Buonarotti an, er sei „ … am 17. Februar des Jahres 1563 um 23 Uhr nach florentinischer Zeitrechnung“ verschieden, nach „römischer“ 1564 (vgl. Vasari, S. 477, a.a.O.). Tatsächlich starb Michelangelo am am 18. November 1564 gegen 5 Uhr nachmittags.

Nach dem sog. Annunciationsstil fiel der Jahresbeginn - regional verschieden - zusammen mit dem Fest der Verkündigung Mariä am 25. März.

 

Im alten, vorpetrinischen Russland war die byzantinische Jahreszählung gültig; sie nahm die Erschaffung der Welt für das Jahr 5508 v. Chr. an, der Jahreswechsel erfolgte zuletzt am 1. September.

Durch einen Ukas Peters I. vom 15. Dezember 1699 wurde in Russland der Julianische Kalender (heute „alter Stil“, a.S.) eingeführt. Durch diese Kalenderumstellung folgte dem 31. Dezember 7208 (seit der byzantinischen Erschaffung der Welt) sogleich der 1. Januar 1700, der gleichzeitig zum Neujahrstag wurde.

Der Julianische Kalender (in Russland bis heute „alter Stil“, a.S. genannt) galt in Russland bis 1918, der neue Gregorianische Kalender wird als „neuer Stil“ (n.S.) bezeichnet.     

 

Der bis heute im Maghreb verbreitete Bauern-Kalender wie auch der Koptische und der Äthiopisch-Eriträische Kalender sind später Abkömmlinge des  Julianischen Kalenders.

 

© Christian Meyer