Der Name Mai
Der Mai ist der fünfte Monat des Gregorianischen Kalenders. Im Deutschen ist die Bezeichnung als „meio“ bereits im Althochdeutschen und als „meie, Meige“ auch im Mittelhochdeutschen nachgewiesen.
Aus der Zeit Karls des Großen ist die fränkische (althochdeutsche?) Bezeichnung „Winnemânôt“ (von ahd. „wunni“ ≙Wiese) überliefert (vgl. Schauffle, S. 110, a.a.O.).
Das Maien – Lied eines unbekannten mittelhochdeutschen Verfassers lautete:
„In liehter varwe stât der walt,
der vogele schal nu dœnet.
Diu wunne ist worden manicvalt.
Des meien tugent krœnet
senede leibe: wer wær alt,
dâ sich diu zît sô schœnet ?
Her Meie, iu ist der brîs gezalt:
der winter sî gehœnet“ (vgl. Otto Güntter, S. 18, a.a.O.).
(„senede“ = sehnsuchtsvoll; „brîs / prîs“ = Preis, Ruhm; „hœnen“ = schmähen, entehren)
Die deutsche Bezeichnung Mai ist ebenso wie die französische „mai“, die englische „May“, die italienische „maggio“, die türkische „mayıs“, oder (über mgr. Vermittlung) die russische „Ìàé“ dem Lateinischen „(mensis) Maius“ entlehnt. Die antiken Griechen verwendeten u.a. die Bezeichnung „o pemptoz mhn“ = der fünfte Monat. Im Neugriechischen heißt es auch „o mahz, o maioz“.
Die Herkunft des lateinischen Monatsnamens ist umstritten, u.U. von „Jupiter Maius“ oder aber von dem Gott Maius, der als Beschützer des Wachstums verehrt wurde. Maius ist die maskuline Form von „Maia“, die von den Römern als „große Göttin, Erde“, als eine Kultgenossin Vulkans und Mutter Merkurs angesehen wurde.
Im griechischen Mythos war „Maia“ eine komplexe Figur, ursprünglich wohl eine alte, vorgriechische Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin. Die Bezeichnung „Maia“ bedeutete im Griechischen „Mütterchen“, in Dialekten auch „Hebamme“ oder „Großmutter“. In den homerischen Hymnen war Maia eine schöne Nymphe, die am arkadischen Berg Kyllene in einer dunklen Höhle lebte. Dort empfing sie Zeus, entging der eifersüchtigen Wachsamkeit der Hera und gebar den Hermes. Wegen der Eifersucht Heras versetzte Zeus später die Maia mit ihren sechs Schwestern, den Töchtern des Atlas, als Gestirne, die Plejaden an den Himmel.
Nach einer böotischen Tradition verwandelte Zeus die Geschwister zuerst in Tauben (gr. „peleiades“), dann erst versetzte er sie an den Himmel, weil er sie vor dem Jäger Orion schützen wollte.
Katholische Christen sehen den lieblichen Monat Mai zuweilen als den „Marienmonat“ an, den Monat, in dem die Mutter Jesu mit Maiandachten, Wallfahrten etc. geehrt wird.
Viele deutsche Bauernregeln handeln vom Monat Mai:
„Mairegen bringt Segen,
da wächst jedes Kind,
da wachsen die Blätter,
die Blumen geschwind“.
„Schwärmt die Biene schon im Mai
gibt bestimmt es sehr viel Heu“.
„Trockener Mai – Wehgeschrei,
feuchter Mai bringt Glück herbei“
„Es sei kein Maiensonntag so keck,
dass er die Sonn’
den ganzen Tag versteckt.“
„Weht im Mai der Wind aus Süden,
ist uns Regen bald beschieden. “
„Mairegen auf die Saaten,
dann regnet es Dukaten“
„Im Maien zartes Gras
gibt Milch ohn’ Unterlass.“
„Ein kühler Mai wird hoch geacht’,
hat stets
ein fruchtbar’ Jahr gebracht.“
„Erst Mitte Mai
ist der Winter vorbei“
Das Maiglöckchen (Convallaria majalis L.) ist in Mitteleuropa eine charakteristische Blume des Monats Mai. Heimisch ist das Maiglöckchen sowohl in Europa als auch in Nordamerika.
Das Maiglöckchen gehört zur Familie der Liliengewächse, wächst aus einer Zwiebel und erreicht eine Höhe von bis zu 30 cm. Die Blätter sind lanzettförmig und umschließen den Blütenstängel, an dem die kugeligen wohlriechenden weißen Blüten hängen. Das Maiglöckchen blüht zwischen April und Juni, die Früchte bilden sich von Juli bis September. Durch unterirdische Ausläufer verbreiten sich die Pflanzen schnell. Das Maiglöckchen steht unter Naturschutz, aber vor allem Blüten, Samen und junge Blätter der Pflanze sind giftig,.
In verschiedenen „Kräuterbüchern“ wurde schon im 16. Jhdt. über die Wirkungen des Maiglöckchens als Heilpflanze berichtet. Der Pfarrer und Arzt Hieronymus Bock (1498 - 1554) empfahl „Meyenblumen" bei Schwindel, Fallsucht und Augenleiden. Der Arzt und Botaniker Tabernaemontanus (1522-1590) schrieb der Pflanze Heilkraft zu u.a. bei Ohnmacht, verlorener Sprache, Gicht, bei Entzündungen und Geschwüren. Heute wird Maiglöckchenkraut (getrockneten, während der Blütezeit gesammelten oberirdischen Pflanzenteilen) vor allem von Homöopathen bei Herzschwäche eingesetzt.
Das Maiglöckchen ist ein altes Glücks- und Liebessymbol, deshalb wurde es z. B. oft in Brautsträußen verwendet. In der „Blumensprache“ bedeuten Maiglöckchen "innige Liebe" (Grün der Blätter = Hoffnung, Weiß der Blüten = Reinheit). Wer am 1. Mai Maiglöckchen trägt, soll einer weit verbreiteten Überlieferung nach während des ganzen Jahres vom Glück begünstigt werden. Heute noch ist es in Frankreich Sitte, am „Jour de muguet“ („Maiglöckchentag", 1. Mai) überall Maiglöckchensträuße als Glücksbringer (porte-bonheur) zu verkaufen. In Schweden beispielsweise werden Maiglöckchen zum Binden von Maikränzen und zum Schmücken der Maistange benutzt.
Eine Legende besagt, dass das Maiglöckchen dort entstanden sei, wo Maria unter dem Kreuz von Golgatha ihre Tränen vergoss. Daher rühren die Namen „Frauen- oder Marientränen" für das Maiglöckchen, es gehört es zu den christlichen „Marienblumen": ein Symbol des Heils und der reinen Liebe.
Bochumer Wissenschaftler glauben nachgewiesen zu haben, dass Maiglöckchengeruch Spermien schneller zum Ei schwimmen lässt, inwieweit sich neue Möglichkeiten für eine künstliche Befruchtung oder auch zur Empfängnisverhütung auftun, ist umstritten.
August Heinrich Hoffmann von Fallerslebens (1798-1874) Lied „Maiglöckchen und die Blümelein" wurde von Felix Mendelssohn - Bartholdy (1809-1847) vertont (op. 63 no. 6).
Erich Kästner meinte, der Mai sei der Mozart unter den Monaten.
© Christian Meyer