Monatsbild Oktober aus dem Stundenbuch des Herzogs von Berry, gemalt von den Brüdern von Limburg, nach 1413, mitten im 100jährigen Krieg; heute im Musée Condé, Chantilly (Abb. aus Longnon, Bildtafel 10, a.a.O.).
Jean, Herzog von Berry (1340-1418) war ein Bruder von König Karl V., ein reicher Sammler und Mäzen.
Die Brüder von Limburg, Paul, Jean und Herman astammten wahrscheinlich aus Flandern und starben alle drei jung, vermutlich an der Folgen einer Epidemie. Paul von Limburg unternahm um 1412/13 eine Reise nach Italien, sicher nach Siena. Ein Einfluss von Giotto, insbesondere bei der Landschaftsgestaltung und der Perspektive ist bemerkbar.
In dem "Stundenbuch" finden sich u.a. besonders naturalistisch gemalte ganzseitige Monatsillustrationen. Man blickt von dem
linken Seine-Ufer auf Paris, auf dnn damaligen Louvre, das Königsschloß. Auf der rechten Seinesite sieht man Befestigungsanlagen und ein Ausfalltor. An der Seine sieht man Wäscherinnen und Boote,
die sich im Wasser spiegeln. Mna beachte auch die korrekt gezeichneten Schatten.
Im Vordergrund, wo heute das Quartier latin liegt, waren Felder, auf denen Bauern arbeiteten. Man sieht...
Es ist Oktober, der Aussaatmonat für z.B. Wintergetreide.
Der Monatsname Oktober
Der Name Oktober lässt sich vom lateinischen „octo“ für „acht“ ableiten, weil der Monat im altrömischen Kalender der achte Monat war.
Als unter Kaiser Domitian (81 – 96 n. Chr.) nach Kämpfen die beiden Provinzen Germania inferior und Germania superior eingerichtet worden waren, kam es zu „… völlig überzogenen Ehrungen für Domitian“ (vgl. Wolters, S. 67, a.a.O.). Nicht nur feierte er ca. 83 einen Triumph, wurde für 10 Amtsperioden zum Konsul designiert und erhielt den Siegerbeinamen „Germanicus“. Darüber hinaus beschloss der Senat „… den September in ‚Germanicus’ und den Oktober in ‚Domitianus’ umzubenennen, … Änderungen der Monatsnamen, die sich im Gegensatz zu dem auf Gaius Iulius Caesar zurückgehenden ‚Juli’ und dem auf den ersten Princeps zurückgehenden ‚August’ nicht bis in unsere Gegenwart erhalten haben“ (vgl. Wolters, S. 67, a.a.O.).
Im Mittelalter galt der Oktober als heiliger Monat, in dem man bevorzugt heiratete; auch Könige heiraten bis heute meistens im Oktober.
Der Oktober wurde früher auch Weinmonat („Wynmoneth“) oder „Gilbhart“ genannt, weil das Laub im Oktober zu gilben begann. Aus der Zeit Karls des Großen ist die fränkische (althochdeutsche?) Bezeichnung „Windumemânôt“ (von ahd. „wintemôd“, vom lat. „vindemiae“ ≙ Weinlese) überliefert (vgl. Schauffler, S. 110, a.a.O.).
Oft wird der Monat wegen des Beginns der Verfärbung der Laubblätter häufig als Goldener Oktober bezeichnet. In der Jägersprache wird der Oktober zuweilen Dachsmond genannt.
In Joachim von der Goltzens ( 1892-1972) Erzählung „Junge Freundschaft“ (erschienen 1948, a.a.O.) wies die weibliche Hauptfigur Edith darauf hin, dass sie einen Opal trage, da dieser denen Glück brächte, die in „seinem Monat“ geboren wurden: „Der Oktober ist`s, dem gehört der Opal zu, und in dem bin ich geboren“ fügte Edith hinzu (v. d. Goltz, 1951. S. 26, a.a.O.).
Das kürzeste Gregorianische Jahr (und der kürzeste Oktober) war 1582, als 10 Tage zwischen dem 4. und dem 15. Oktober bei der Einführung des Kalenders „ausgelassen“ wurden. Der Oktober 1582 hatte von daher nur 21 Tage.
Im Oktober beginnt auch am nördlichen Abendhimmel der Herbst. Nach Sonnenuntergang steht Pegasus, auch Herbstviereck genannt, hoch über dem östlichen Horizont. Es folgt das Sternbild Andromeda, mit dem von Berlin aus nur schwach sichtbaren Andromeda-Nebel, unserer Nachbar-Galaxis mit ca. einer Billion Sterne. Am südlichen Sternenhimmel ist das Sommerdreieck (mit Wega, Deneb und Atair) zu sehen.
Mitte Oktober erscheinen in Mitteleuropa die Plejaden erstmals am Nachthimmel wieder und gleichzeitig endete das landwirtschaftliche Jahr (vgl. Märtin 2004, S. 44, a.a.O.) – sie waren Kalendersterne, Vielleicht waren deshalb schon auf der ältesten Sternenkarte der Welt – der Himmelsscheibe von Nebra – die Plejaden dargestellt. Da sie ansonsten sternbildfrei ist, wird das einzige Sternbild der Himmelsscheibe, die Plejaden, die sich zwischen Sichel- und Vollmond befinden, umso stärker betont. Um den 9./10. März erschienen die Plejaden letztmalig am Abendhimmel, es begann die Zeit der Aussaat (interpretieren Archäoastronomen heute).
Generell entstammen die Monatsnamen meist dem jeweiligen landwirtschaftlichen Bereich, auch Tierzucht, Jagd und Witterung, beziehen sich auf Feste in dem jeweiligen Zeitraum oder entstammen Zahlworten einer Monatsnummerierung.
Der Oktober heißt in der ...
≙ „die Schäbe“ und bedeutete die Zeit, zu der Schäbe gewonnen werden, d.h. Flachs und Hanf
gehechelt/gebrochen wird und Schäbe entsteht, ein holzähnliches spanartiges Nebenprodukt.
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, mit der Bedeutung „Mitte des Jahres“, wohl übernommen von einem frühen iranisch-zoroastrischen Kalender |
In den meisten ostasiatischen Lunisolarkalendern (so dem Chinesischen, dem Tibetischen oder dem Mongolischen Kalender) tragen die Monate keine eigenen Namen, sondern werden nur nummeriert,
Nach dem altägyptischen Sonnenkalender fiel der Gregorianische Monat Oktober in die Jahreszeit „Achet“, die Überschwemmungszeit, und zwar in den ….
4. Monat : Athyr/Hathyr (ca. September / Oktober), historisch der höchste Wasserstand des Nils; der Name rührt her von Hathor, der Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit; im heutigen Koptischen Kalender heißt der Monat immer noch Hator, im heutigen äthiopischen Kalender Hidar.
5. Monat Choak/Cholak (ca. Oktober /November), Ende Oktober ca. Rückgang des Wassers, wenn die Sonne sich dem Sternbild der Waage näherte; der Name soll vom Fest der Zeugung des Gottes Horus herrühren. Im heutigen Koptischen Kalender heißt der Monat Kiahk, im Äthiopischen Kalender Tahsas.
Durch die Verschiebung des Jahresbeginns auf den Greg. 11. September repräsentieren die Monate nun den Greg. Zeitraum von November/Dezember.
Bei dem Jüdischen lunisolaren Kalender fällt der Gregorianische Monat Oktober in den …
7. Monat Tischri, Tisri, Tishri: Die Bezeichnung „Tischri“ stammt von dem akkadischen Wort tašrītu ‚Anfang' ab, was auf die ursprüngliche Funktion als erster Monat hinweist. |
September-Oktober |
30 Tage |
8. Monat Marcheschwan, Marheswan, Heswan: „Marcheschwan“ stammt vom akkadischen (W)araḫ samnu ab und bedeutet einfach „Achter Monat“, |
Oktober-November |
29, als Schaltmonat 30 Tage |
Im antiken attischen Mondkalender fiele der Gregorianische Monat Oktober in den …
3. Monat Boedromion (Βοηδρομιών, 30 Tage, im September–Oktober); der Name wird auf das am 7. Tag des Monats verrichtete Opferfest Boedromia zurückgeführt, ein Fest für Apollon Boedromios („boe“ = Schlachtruf; „der beim Schlachtruf zu Hilfe eilende“) …
und den 4. Monat Pyanopsion (Πυανοψιών, 30 Tage, im Oktober–November), nach dem Fest Pyanepsia am 7. des Monats zu Ehren des pythischen Apollon, zu dem Bohnen gekocht und gegessen wurden („πύανος“ ≙ Bohne, und „έψειν“ ≙ Kochen)
In dem hinduistischen Mondkalender fällt der Gregorianische Oktober in den 7. Monat Ashvin (ca. Sptember/Oktober) und den 8. Monat Kárttika, auch Kartik im ca. Oktober / November.
Der Name „Ashshin“ kommt von dem Sternbild Ôshshini (Widder), der Name „Kartik“ von dem Sternenhaufen Krittika („die sieben Jungfrauen“, ð Plejaden, die dort Anfang September wieder sichtbar werden.
Nach dem neuen Nanakshahi – Sonnenkalender der Sikhs liegt der gregorianische Oktober zur Hälfte in dem 7. Monats Asu und zum Teil in dem 8. Monat Katik.
In Südasien fällt das Ende der dreimonatigen Regenzeit, nach dem Gregorianischen Kalender in die Monaten Oktober / November.
Da im Jahre 1917 in Russland noch der Julianische Kalender („Alter Stil“) gültig war und dieser Tag noch in den julianischen Oktober fiel, blieb man bei der Benennung Oktoberrevolution, obwohl sie nach dem Gregorianischen Kalender am 7. November ablief.
Nach dem altrömischen und Julianischen Kalender fand jeweils zu den Iden des Oktober, am 15. Oktober, die Opferung des Oktoberpferdes (lat. „Equus october) statt.
Es handelte sich um ein rituelles Opfer für den römischen Kriegsgott Mars. Auf dem Marsfeld wurde an diesem Tag ein Wettrennen mit Zwiegespannen (Biga) durchgeführt. Diese Spiele zu Ehren des Mars fanden zweimal im Jahr statt, im Oktober und Anfang März.
Von dem siegreichen Wagengespann wurde das rechte Pferd (das Handpferd) dem Mars geopfert, vermutlich von einem Priester des Mars (lat. „flamen martialis“) rituell mit einem Speer getötet. Dieses Opfer wurde außerhalb des pomeriums, der rituellen Stadtgrenze, beim dem Marsaltar an der Via Appia vollzogen. Schweif und Kopf des Pferdes wurden abgeschnitten und der Kopf mit Broten umkränzt (vgl. Dumézil, a.a.O.).
Zwischen den Bewohnern der beiden ältesten römischen Stadtvierteln, Subura und Via Sacra, kam es zu einem heftigen Wettkampf um den umkränzten Pferdekopf, dem Heilkräfte zugeschrieben wurden: Gewannen die Suburanenses, nagelten sie die Trophäe an den Mamilischen Turm (unbekannte Lage) in der Subura, gewannen die Sacravienses nagelten sie den Kopf an die Mauer der Regia, des Königshauses am Forum Romanum [1] .
Dagegen wurde der noch blutende Schweif des Opferpferdes eilends zur Regia gebracht: dort tropfte das Blut in die Flammen des dortigen Opferherdes.
Es ist ungewiss, ob die Vestalinnen ( ð Vestalia) später die Asche des Altars zusammenfegten und für die Herstellung des suffimen – Räucherwerks für die Parilia verwendeten oder das Blut selbst von den Vestalinnen zu diesem Zweck gesammelt wurde (vgl. Scullard, S. 193/94, a.a.O.).
Da das Fest kurz nach Abschluss der Ernte gefeiert wurde, scheint es sich bei dem „Oktoberpferd“ um einen Erntedankritus gehandelt zu haben. Dem Mars wurde dafür gedankt, dass er die Ernte verschont und vor den Feinden beschützt hatte. Auch das Umkränzen des Pferdekopfes mit Broten spricht für den Erntedank.
Möglich ist jedoch auch, dass sich das Opfer auf die nächste, die kommende Ernte beziehen sollte, „ob frugum eventum“, d.h. zum Gedeihen der neuen Aussaat (vgl. „http://de.wikipedia.org/wiki/Oktoberpferd“).
„Der Nebel steigt, es fällt das Laub!
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
vergolden, ja vergolden !“.
Alte deutsche Bauernregeln heißen: „Oktoberhimmel voller Sterne, hat warme Öfen gerne“.
„Ist Oktober warm und fein,
kommt ein scharfer Winter hinterdrein;
ist er aber nass und kühl,
mild der Winter werden will“.
„Oktober im Anfang schön,
heißt am Ende im Regen stehn“.
„Bringt Oktober viel Frost und Wind,
so sind Januar und Februar lind“.
„Oktobergewitter sagen beständig,
der nächste Winter wird wetterwendig“.
„Oktober Nordlicht, glaube mir,
verkünden harten Winter dir“.
„Ist der Oktober scharf, kalt und klar,
erfrieren die Raupen fürs nächste Jahr“
„Im Oktober Sonnenschein,
schüttet Zucker in den Wein“
„Warmer Oktober bringt fürwahr,
uns sehr kalten Februar“.
„Oktober zieht sein buntes Band,
als Steckbrief übers ganze Land.“
„Wenn der Zugvogel im Oktober zeitig geht,
naher Winter vor der Türe steht.“
„Im Oktober Sturm und Wind,
frühen Winter uns ankünd’t.“
„Ist das Wetter im Oktober hell,
bringt es her den Winter schnell“.
„Wie der Oktober, so der März –
Das bewährt sich allerwärts“.
„Nichts kann mehr vor Raupen schützen
als Oktobereis in Pfützen“
„Gewitter im Oktober künden,
dass du wirst nassen Winter finden“.
„Wenn die Bienen zeitig verkitten,
kommt ein harter Winter geritten“.
„Späte Rosen im Garten
Lassen den Winter warten“.
„Fällt das Laub zeitig im Garten,
ist ein guter Herbst und Winter zu erwarten“.
„Wenn das Blatt am Aste bleibt,
ist der Winter noch recht weit“.
[1] Das „domus regia Numae“ (in der Regel einfach „regia“ genannt) lag unmittelbar gegenüber dem Vesta – Tempel (vgl. Vestalia) an der Sacra Via. In der regia wurden Jupiter und Mars (die Götter der beiden Stämme), Quirinius (der Gott des vereinigten Volkes der Quiriten) sowie der alte latinische Stammesgott Janus verehrt vgl. (Lange, Bd, I, S. 264, a.a.O.). „Den Namen regia aber führt diese Cultusstätte deshalb, weil den Cultus der dort verehrten Götter ursprünglich der rex als Paterfamilias und somit Oberpriester der Staatsfamilie zu versehen hatte; die Sage denkt sich denn auch aus diesem Grunde dieselbe als Wohnhaus des priesterlichen Numa“ (Lange, Bd, I, S. 264, a.a.O.).
© Christian Meyer
Die Personifikation des Monats Oktober im 6. Abschnitt des „Chronograph“ von 354 des spätantiken Kalligraphen Furius Dionysius Filocalus (Abb. aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Oktober)
Abb.: Detail vom Altar der Mars und Venus in Ostia Antica; 2. Jhdt.; Marmor-Relief. Amor und Biga – Oktober-Pferd, Tieropfer für den Mars; heute in Rom, Museo Nazionale Romano.
"Rosenkranzbild", Gemäde von Lukas Cranach d. Ä., heute im Kaiserdom zu Bamberg.
Die katholische Kirche feiert den Oktober auch als Rosenkranzmonat ( vgl. Rosenkranzfest, 7. Oktober).
Besonders die „Türkengefahr“ zu Beginn der Neuzeit förderte das gemeinsame Rosenkranz-Gebet. Bei Lepanto besiegte am 7. Oktober 1571, einem Sonntag, eine vereinigte Flotte Spaniens, Venedigs und des Kirchenstaats unter Don Juan d‘Austria die osmanische Flotte. Nach der katholischen Legende wurde der Sieg von Lepanto deshalb erreicht, „.... weil die Mitglieder der Rosenkranzbruderschaften von Kirche zu Kirche (zogen) und .... zum Himmel um Hilfe in der großen Gefahr ... „ flehten (vgl. Ott, Bd. II, S. 1761, a.a.O.).
Durch Papst Pius V. wurde dieser Tag zum Andenken an den Sieg zum Fest erklärt. Im Jahre 1716 wurde der Tag unter Papst Clemens XII. als Rosenkranzfest für die gesamte katholische Kirche eingeführt, weil die Rosenkranz-Gebete nach damaliger katholischer Auffassung soviel zu einem weiteren Sieg beitrugen: Denn im Jahre 1716 besiegte die kaiserliche Armee unter dem Prinzen Eugen bei Temesvar erneut die Osmanen, und auch dieser Sieg wurde auf die zahlreichen Rosenkranz-Gebete zurückgeführt.