Bei dem altpersischen Kalender handelte es sich um einen beweglichen Sonnenkalender (annus wagus), der vermutlich zu Beginn Achämeniden - Zeit (ca. 5. Jhdt. v. Chr.) von Ägypten übernahmen.
In der achämenidischen Zeit wurde ein 360–Tage–Jahr benutzt, das auf dem babylonischen Kalender beruhte. Zum Ausgleich wurde in bestimmten Abständen ein 13. Monat eingeschaltet. Bereits damals fiel der Kalenderbeginn wahrscheinlich mit der Frühlingstagundnachtgleiche im März zusammen.
Später hatte der altpersische Kalender 12 Monate zu je dreißig Tagen und fünf ergänzende Tage oder Epagomenae (Schalttage), also genau 365 Tage pro Jahr.
Jedoch wurde nicht - wie im julianischen Kalender - alle 4 Jahre ein weiterer Schalttag eingefügt. So war der alt - persische Kalender nach 4 Jahren einen Tag kürzer als der julianische Kalender. Deshalb entsprachen 1460 julianische Jahre 1461 alt-persischen. Der alt-persische Neujahrstag wanderte also durch alle Jahreszeiten.
Der zoroastrische Kalender (mit verschiedenen Varianten und Abweichungen) ist ein bis heute benutzter religiöser Ritualkalender.
Die Sitte, Tage und Monate nach Gottheiten zu benennen, geht vermutlich auf eine entsprechende ägyptische Tradition zurück. Sehr wahrscheinlich wurde dieses Brauch in der Regierungszeit von Artaxerxes II. (404 - 358 v. Chr.) eingeführt.
Während der Herrschaft des sassanidischen Herrschers Ardashir I. (226 - 241) erfolgte im Persien eine Kalenderreform: ein am ägyptischen Kalender orientierter Kalender mit 365 Tagen, 12 Monaten zu jeweils 30 Tagen und 5 Zusatztagen (Gatha oder Gah – Tage genannt, nach den Avesta – Hymnen des gleichen Namens. Die alten achämenidischen Monats- und Tagesbezeichnungen blieben erhalten, die Schaltungen jedoch abgeschafft. Der Beginn des Sakraljahres wurde vom 1. Tag des 1. Monats auf den 1. Tag des 9. Monats verlegt.
In der Folge der Kalenderreform kam es zu Widerständen und allerlei Konfusion. Viele zoroastrische Feste haben deshalb bis heute zwei Daten. Eine Reihe von zoroastrischen Riten werden auch in der Gegenwart noch an mehreren Tagen durchgeführt, um sicher zu sein, dass die als heilig angesehenen Tage nicht verpasst werden.
Die alt - persische Epochenzählung setzte jeweils mit dem Neujahrstag an, der der Thronbesteigung des jeweiligen Herrschers vorausging. So trat der letzte Sassaniden - Schah Jazdkart III. am 10 . Juni 633 die Herrschaft an, seine Epoche aber begann schon am 16. Juni 632. Mit diesem Datum ließ er auch seine ersten Münzen prägen.
Für die persischen und indischen Parsen, Anhänger des zoroastrischen Mazdaismus, blieb der 16. Juni 632 bis in die Gegenwart als der erste Tag ihrer Zeitrechnung verbindlich (vgl. Klíma, S. 202, a.a.O.). Parsi Neujahr: 18. August 2014
Bis heute, auch in der Islamischen Republik Iran („Dschumhuri-i Islami-i Irân“) wird in Persien neben dem rituell - islamischen Mondkalender („hedschri khameri“, von „khamer“ = Mond) auch der antike persische Sonnenkalender („hedschri schamsi“, von „schams“ = Sonne) verwendet, sogar mit den alten „heidnischen“ Monatsbezeichnungen.
Persische Monatsnamen (z.T. nach Gottheiten der jüngeren Form der zoroastrischen Religion benannt):
1.) Fravartin oder Farwardin ( = Ahnengeister, Schutzengel), 30 Tage
2.) Urtvahischt oder Ordibehescht ( = Beste Ordnung), 30 Tage
3.) Chordad oder Khordard ( = Gesundheit), 30 Tage
4.) Tir oder Tier ( = Siriusstern), 31 Tage
5.) Amurdad oder Mordad ( = Unsterblichkeit), 31 Tage
6.) Schahrevar oder Schahriwar ( = beste Regierung), 31 Tage
7.) Mihr oder Mehr (Gott der Verträge, Mithra), 30 Tage
8.) Aban (Gewässer = Anahita), 30 Tage
9.) Atur oder Asar ( = Feuer), 30 Tage
10.) Dai oder Dey ( = Schöpfer), 30 Tage
11.) Bahman ( = Gute Denkart), 30 Tage
12.) Spendarmat oder Esfand ( = Mutter Erde, Genius der Hingabe an die landwirtschaftliche Arbeit), 29 / 30 Tage (vgl. Klíma, S. 203, a.a.O.).
Nach dem 12. Monat Esfand werden die entsprechenden Schalttage zu echten Sonnenjahr eingefügt.
Hauptfeiertage: 6, gahanbars genannt
Nauroz. wurde als Neujahrsfest begangen
Mihrgan (oder Mehrgan), im Monat Mihr ; wird bis heute gefeiert, zum Missfallen der Mullahs allerdings.
Originell ist die heutige Jahreszählung („iranische Ära“), die auch bei den Sonnenjahren mit der Hedschra des Propheten von Mekka nach Medina im Jahre 622 einsetzt, jedoch nach Sonnenjahren zählt: So entsprach das Gregorianische Jahr 2000 (- 622) dem iranischen Jahr 1378/79, das Jahr 2001 entspricht dem Jahr 1379/80 der iranischen Ära. Auf heutigen iranischen Münzen werden immer beide Jahresangaben eingeprägt.
© Christian Meyer