Symbol des tibetischen Buddhismus; Das Rad der Lehre, flankiert von zwei Gazellen
Das Löwen-Kapitell der "Aschoka-Säüle ist erhalten geblieben und heute im Museum zu Sarnath ausgestellt. In dem Museum von Sarnath werden heute viele Fundstücke aus dem Zeitraum 3. Jhdt v. Chr. bis 12. Jhdt. n. Chr. aufbewahrt.
Chokor Düchen
Chokor Düchen (auch Tschökor Dütschen oder Chökhar Dächen), buddhistisch – lamaistischer Feiertag in Tibet, der Mongolei und Bhutan zur Erinnerung an Buddhas 1. Lehrpredigt in Sarnath., einem Ort bei ca. 20 km von Benares/Varanasi am Ganges entfernt.
Sarnath ist eine der vier der Überlieferung nach von Gautama Buddha selbst als Pilgerziel empfohlenen Orte:
Sarnath wird auch „Mrigadana“ ( ≙ Gazellenpark, von sankr. „mriga“ ≙ Gazelle) genannt oder „Isipatana“, der Ort der Heiligen Männer (isi ≙ auf Pali „heilige Männer, auf sankr. „rishi“). Dieser Name beruht auf einer alten buddhistischen Legende: Als Siddharta Gautama geboren wurde, erschienen vom Himmel herab Dewas und verkündeten die Geburt 500 Heiligen. Diese erhoben sich daraufhin wunderbarerweise in die Lüfte und verschwanden, ihre Reliquien fielen zu Boden.
Der Name Sarnath kommt von „Saranganath“ ≙ „Herr der Gazellen“ (auch ein Beiname Shiwas). Einer anderen buddhistischen Legende nach soll hier ein Bodhisattwa sich selbst als Gazelle einem König als Opfer angeboten haben, anstelle einer Hindin, die er zu töten plante. Der König war von dieser Bereitschaft so bewegt, dass er den Park als Sanktuarium der Gazellen anlegen ließ.
Das wichtigste Symbol des lamaistischen Buddhismus, das in der Regel achtspeichige Rad der Lehre und rechts und links je eine Gazelle erinnert an die erste Lehrpredigt (siehe Abb. oben; vgl. auch Esala Puja).
Sieben Wochen nach seiner Erleuchtung lehrte der historische Shakyamuni Buddha nicht. Schließlich, nach der Legende ermutigt von Indra und Brahma, hielt er in Sarnath im Gazellenhain (skrt. „Rishipatna“) vor seinen ersten 5 Jüngern seine erste Lehrpredigt von „vier edlen Wahrheiten“, die auch den Achtfachen Pfad zum Nirwana umfassen. Die erste Lehrrede erhielt den Namen Dhamma Cakkappavattana-Sutta
Das geschah der Überlieferung nach am Dharma-Tag, am Vollmond-Tag des 4. (nach anderer Zählung des 8.) hinduistischen Mondmonats Asalha/Asadha (Juni/Juli).
An diese erste Predigt Buddhas, mit der – nach buddhistischer Vorstellung „das Rad der Lehre in Bewegung“ (skrt. „Dharma–chakra“) gesetzt wurde, erinnert dieser Feiertag.
Im 3. Jhdt. v. Chr. ließ der bedeutende buddhistische Kaiser Aschoka (304 – 232 v. Chr.) in Sarnath angeblich genau an der Stelle der ersten Lehrpredigt den später erweiterten und umgebauten Dharmarajika Stupa (sankr. „Stupa der Herrschaft der Lehre“) [1] errichten, von der allerdings nur Ruinen erhalten sind. In den Überresten der Stupa sollen Reliquien des historischen Buddha enthalten sein.
Anläßlich eines Besuches in Sarnath ließ Aschoka eine ca. 20m hohe Säule, mit dem Vier-Löwen-Kapitell („Aschoka-Säule“, vgl. auch Abb. oben) errichten, das heute das Nationalemblem Indiens ist.
Von den erhalten gebliebenen Baudenkmälern ist der „Dharmekh Stupa“ („Sitz des Heiligen Buddha“, vgl. Abb. unten) mit ca. 40 m Höhe und 30 m im Durchmesser das bedeutendste. Als Kern enthält er noch einen kleineren Ziegelstupa aus der Zeit Aschokas. Er wurde im 3. Jhdt. v. Chr. erbaut und wird heute ständig von andächtigen buddhistischen Pilgern umrundet.
Auf dem Gelände in Sarnath wächst ein Bodhi-Baum, der ein Ableger des Sri Lankischen Ablegers des Originalbaumes (vgl. Undurop-Puja) sein soll, unter dem Siddharta Gautama die Erkeuchtung erfahren haben soll.
Nahebei befindet sich eine (neuzeitliche) Skulpturen-Gruppe, die den historischen Buddha mit den ersten 5 Jüngern bei der ersten Lehrpredigt darstellt (vgl. Abb. unten).
Bei einem Besuch in Sarnath im Jahre 640 berichtete der chinesisch – buddhistische Mönch Xuanzang von mehr als 1500 Mönchen und einem Stupa von ca. 91m Höhe.
Sarnath wurde seit dem 12. Jhdt. vielfach und mutwillig zerstört. Ausgrabungen begannen schon seit 1837 durch den britischen Ingenieur und Indologen Alexander Cunningham (1814-1893). Heute ist Sarnath nicht nur ein buddhistischer Pilgerort, sondern ein wichtiges Buddhistisches Zentrum mit Missionsgebäuden aus aller Welt.
Eine der am bedeutendsten angesehenen erhaltenen buddhistischen Reliquien ist die im Tempel "Sri Dalada Maligawa" (Zahntempel) in Kandy / Sri Lanka aufbewahrte und verehrte Zahnreliquie, die von Shakyamuni Buddha selbst stammen soll. Der 4 cm lange Zahn mit einem Durchmesser von ca. 1cm ist von mehreren Goldhüllen umgeben.
In dem Haar einer Prinzessin versteckt soll die Reliquie - der Überlieferung nach - im 4. Jhdt. n. Chr. aus Indien nach Sri Lanka gebracht worden sein. Durch alle Wechselfälle der srilankischen Geschichte wurde der Zahn meist in der jeweiligen Hauptstadt aufbewahrt. Die Portugiesen erbeuteten und zerstörten bei ihren Eroberungen auf Ceylon auch die buddhistische Zahnreliquie, nach srilankischer Darstellung aber nicht den echten Zahn.
Im 19. Jhdt. glaubten viele Singhalesen, daß derjenige, der die Zahnreliquie besitze, der rechtmäßige Herrscher von Ceylon sei: deshalb ließen auch die britischen Kolonialherren - zum Unwillen einiger christlicher Missionare - die Reliquie scharf bewachen, auf daß sei nicht gestohlen würde (vgl. Mills, S. 127, a.a.O.).
Der Tempel Sri Dalada Maligawa gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO, wurde aber dennoch 1998 im Rahmen des Bürgerkrieges von den tamilischen Aufständischen angegriffen und schwer beschädigt.
(veränderlich, am 4. Tag des 6. Mondmonats nach dem tibetischen Lunisolarkalender)
[1] Überreste eines weiteren Stupa gleichen Namens befinden sich bei Taxila im heutigen Pakistan.
© Christian Meyer
Dharmekh-Stupa in Sarnath (nach einer indischen Postkarte)
Sarnath: Skulpturengruppe: Buddhas erste Lehrpredigt; im Hintergrund der Bodhi-Baum (Abb. Postkarte aus Sarnath)