Abb.: "Kumari" - ein als lebendige Gottheit verehrtes nepalesisches Mädchen (Postkarte aus Nepal)

Beginn des fünf- bis zehntägigen hinduistischen Durga-Puja, Dashera (auch: Dasahara, Dusshera) oder Navaratri (= Fest der Neun Nächte der Durga), in Indien ein Feiertag.

 

Das Fest wird unter verschiedenen Namen und mit unterschiedlichen Bedeutungen in den verschiedenen Regionen, vor allem aber im Südosten Indiens gefeiert. Es erinnert einerseits an den Kampf zwischen Rama und dem Dämonenkönig Ravana, wie er im Epos „Ramayana“ (vgl. Valmiki, a.a.O.) dargestellt ist. Andererseits erinnert das Fest an die Göttin Durga [1] (oder Kali), die den Büffel - Dämon Mahisbasura und dessen Dämonen-Armee erschlug. Der 700 Verse umfassende  Sanskrit-Text „Durga Saptashati“ („700 Verse über Durga“, oder „Durgapath“) schildert diese blutige Schlacht. Im 3. Kapitel wird der Kampf Durgas – auf einem Löwen reitend – mit dem Dämonen-Kommandeur Chamar ( Wankelmut, Unbeständigkeit) – auf einem Elefanten reitend, geschildert. Im Kampf springt der Löwe auf den Rücken des Elefanten, Durga tötet den Dämon Chamar.

Der Text wird zu Navaratri in vielen Durga-Tempeln feierlich rezitiert.  

In einigen Regionen Indiens gilt das Fest allen Göttinnen. Verehrt werden neben  Durga auch Sarawati, Gauris und Ashtamatokas. 

 

In Nepal wird seit dem 16. Jhdt. bis in die Gegenwart eine besondere Form der Durga-Verehrung praktiziert. In komplizierten, auch astrologisch „fundierten“ Auswahlkriterien werden kleine Mädchen ausgewählt, die als Inkaranationen der Göttin, als Kumari (sanskr.  कुमारी, kumari „Mädchen“), gelten und in gesonderten Tempeln als lebende Gottheiten verehrt werden. Eine Kumari darf den als unrein betrachteten Boden nicht betreten, sie wird deshalb bei Feierlichkeiten in einer verrgoldeten Sänfte getragen. Kumaris unterliegen einem partiellen Redeverbot. Als Göttin wird sie zwar als allwissend betrachtet, wird aber unterrichtet. Der Unterricht ist allerdings schwierig, denn man darf einer Göttin nicht widersprechen. Auch der zurzeit maoistische MP Nepals lässt sich alljährlich von der Kumari in Kathmandu segnen.  

Mit der Menarche  verlieren die Kumari ihren göttlichen Status, neue werden ausgewählt.

Am 4. Juli 2018 wurde im ZDF-Auslandsjournal über die Kumari berichtet.

 

(veränderlich nach dem hinduistischen Lunisolarkalender, Monat Karttika, die ersten neun Tage der lichten Monatshälfte, "suklapaksha",  sp 1- 9 )

 

© Christian Meyer


[1] Durga (oder Durgo = altind. „die schwer Zugängliche“), eine aspekt- und inkarnationsreiche indische Göttin vom Typus Große Mutter. Einer ihrer Namen ist Châkti (skrt. „Macht, göttliche Energie“), wobei weibliche Energie gemeint ist. Zum Teil gilt sie als Gemahlin Shiwas. Bis heute wird sie v.a. in Bengalen, Assam und dem Dekkan von breiten Volksschichten verehrt. Ihr furchtbarer Aspekt erscheint als Kali (die Schwarze)

 

Abb.: „Durga im Kampf mit dem Dämonen Chamar“; Darstellung aus dem Durgapath; das Original befindet sich in der Kunstsammlung des Stadtpalastes in Jaipur/Rajastan