In der Ausstellung „Russische Impressionisten“ im Potsdamer Barberini-Museum im Herbst 2021 wurde u.a.das nebenstehende Bild von Wassili Dmitrijewitsch Polenow (1844-1927) „Ölbaum im Garten Gethsemane“. Polenow bereiste u.a. Palästina, wo 1882 dieses Bild entstand, das zum Bestand der Moskauer Tretjakow-Galerie gehört (Photo: Christian Meyer, Dezember 2021)
Christlicher Gründonnerstag; Feiertag u.a. in Dänemark und Spanien
Der Gründonnerstag ist nach christlicher Tradition der Tag des letzten Abendmahls, damit der Begründung der Eucharistie sowie dem Judas-Kuss und der Verhaftung Jesu [1] im Garten Gethsemane bei Jerusalem.
Bultmann allerdings hält die Nacht auf dem Ölberg für eine " ... ursprüngliche Einzelgeschichte ganz legendarischen Charakters" (zit. n. Augstein, S. 175, a.a.O.).
In dem altrussischen Hausbuch „Domostroi“ wird das äußerliche Benehmen beim Empfang der Sakramente klargestellt: „Halte dabei den Atem an und sperre nicht den Mund auf. Wem Gott die Gnade erweist, an den göttlichen Mysterien Christi teilhaben zu dürfen, der empfange vom Geistlichen das geweihte Brot mit dem Löffel in seinem Mund und schmatze nicht, sondern kreuze die Arme vor der Brust“ (Domostroi, S. 15, a.a.O.).
Auch durch das geforderte äußere Verhalten sollte die Hochachtung vor der Eucharistie verdeutlicht werden.
Die seit ca. 1200 im Deutschen belegte volkstümliche Bezeichnung "Gründonnerstag" ist ungeklärter Herkunft. Nach einer volksetymologischen Erklärung soll das Beiwort "Grün" auf die nun aufkeimende Erlösungshoffnung hinweisen. Eine weitere Ableitung bezieht sich auf das lat. "dies viridium", den "Tag der Grünen", d.h. der öffentlichen Büßer, die die Absolution und Wiederaufnahme in die Kirchengemeinschaft erhielten und so aus "toten Gliedern" der Kirche wieder zu lebenden, grünen Zweigen würden.
Eine andere Erklärung weist auf den weitverbreiteten Brauch hin, am Gründonnerstag etwas Grünes, insbesondere Grünkohl zu essen. Ein alter Volksglaube besagte nämlich, dass derjenige, der an diesem Tage eine Suppe aus neun grünen Kräutern äße, das ganze Jahr über gesund bliebe. Denn am Donnerstag vor Ostern sollen die jungen, zarten, grünen Frühlingstriebe der essbaren Wildpflanzen magische Kräfte besitzen.
Zu seiner Zeit wies Alexander von Humboldt die Preußische Gartenverwaltung an, Kerbel, Gratenkresse, Gundermann sowie Schafgarbe, Pimpinelle, Sauerampfer und Tripmadam [2] als Gründonnerstags-Gemüse an die Hofküche zu liefern.
Schließlich wurde auch ein etymologischer Zusammenhang mit dem Verb "greinen" = stöhnen, wehklagen angenommen: dann wäre der Gründonnerstag der Donnerstag des Wehklagens.
Eine alte deutsche Bauernregel lautet:
„Ist der Gründonnerstag weiß,
wird der Sommer sicher heiß“
© Christian Meyer
(variabel, nach der katholischen & protestantischen Osterberechnung, der Donnerstag vor Ostern)
[1] Der latinisierte Name Jesus
lautete im Hebräischen "Jehoschua" und bedeutete "Jahwe hilft".
[2] Tripmadam (bot. Sedum reflexum), auch Felsen-Fetthenne
oder Felsen-Mauerpfeffer genannt, gehört zur Gattung der Fetthennen (Sedum). Tripmadam eine bis zu 25 cm hohe Staude, deren junge Blätter essbar sind und leicht säuerlich
schmecken. Sie sind für Suppen und Salate geeignet.
Abb.: „Das letzte Abendmahl“, byzantinisches Fresko im Mittelschiff der dreischiffigen Kuppelkirche „Panagia-i-Kera“ (Herrin Gottesmutter, wörtlich: „Allheilige Herrin“) im Dorfe Kritsa im Osten Kretas, 14. Jhdt. Das Osterlamm ist in dieser Darstellung ein Fisch, die Abbildung des Judas Ischarioth ist beschädigt. (Griechische Postkarte)