Abb. Raffael: „Madonna mit dem Zeisig“, nach einem britischen Vorbesitzer auch „Madonna Solly“; um 1502, Öl auf Pappelholz.

Der Zeisig galt seit dem Mittelalter als ein Symbol der Marterwerkzeuge der Passion Christi, denn diese Vögel fressen auffällig häufig Dornen und Stacheln.

Nach einer anderen Legende soll der Zeisig seinen roten Fleck am Kopf erhalten haben, als er einen Dorn aus der Dornenkrone Christi auf Golgatha herausziehen wollte. In einer der „Christuslegenden“ von Selma Lagerlöf versuchte dies das Rotkehlchen (Lagerlöf (b), S. 187 ff., a.a.O.), nach weiteren Überlieferungen war es die Schwalbe.

Von daher ist es kein Zufall, dass Raffael das Jesus-Kind hier mit einem Zeisig darstellte. Interpretiert wird zudem, dass Maria in der Hl. Schrift von dem zukünftigen Opfertod Jesu liest (vgl. https://www.analisidellopera.it/madonna-solly-raffaello/).

 

Das Bild gehört heute zu der Sammlung der Berliner Gemäldegalerie. Die obige Abb. entstammt dem Werbeprospekt für die Ausstellung „Raffael in Berlin“, die vom Dezember 2019 bis zum April 2020 in der Gemäldegalerie gezeigt wurde. 

 

Christlicher Karfreitag (frz. "Vendredi saint", engl. "Good friday"; Feiertag u.a. in Dänemark, Deutschland, Finnland, Großbritannien, den Niederlanden, Portugal, Spanien und Schweden.

 

Der Trauer - und Erinnerungstag an die Kreuzigung Christi wird seit dem 2. Jhdt. begangen. Das Symbol des Kreuzes spielt sogar erst seit dem 3. Jhdt. im Gottesdienst und Alltag der Christenheit eine Rolle. Während für katholische Christen das Osterfest der höchste kirchliche Feiertag ist, gilt der Karfreitag bei den evangelischen Christen als höchster Feiertag.

Der Karfreitag, der biblische "Rüsttag" vor Pessach, ist der Überlieferung nach der Tag, an dem der Prozess, die Hinrichtung und Beerdigung Jesu in Jerusalem stattfanden. An diesem Tag "um die neunte Stunde" (Matth 27, 46), nach heutiger Stundenzählung nachmittags um drei Uhr, starb Jesus am Kreuz auf dem Kalvarienberg (Golgatha) bei Jerusalem.

Allerdings ist die Überlieferung in den Evangelien dabei nicht eindeutig, welcher Tag der Todestag Jesu gewesen ist. Alle vier Evangelien berichten, die Kreuzigung habe an einem Rüsttag [1] zu einem Sabbat stattgefunden: So berichtet Markus, dass Joseph von Arimathia „… am Abend, dieweil es der Rüsttag war, welcher ist der Vorsabbat“ (Mk, 15, 42), Pilatus um den Leichnam Jesu bat.

Nach Johannes war der Kreuzigungstag sowohl  „der Rüsttag auf Ostern“ (d.h. Pessach, Joh 19, 14) als auch der Rüsttag auf Sabbat (Joh 19, 31), der auf den 14 Nisan fällt.  

Matthäus, Markus und Lukas (die synoptischen Evangelien) sehen den Zeitpunkt des Letzten Abendmahl als das abendliche Sedermahl zu Beginn des Pessachfestes: „Und am ersten Tage der süßen Brote, da man das Osterlamm opferte…“ (Mk 14, 12) fragten die Jünger Jesus, wo er das Lamm essen wolle. Danach hätte also die Kreuzigung am Nachmittag des Hauptpessachtages stattgefunden, also an einem 15. Nisan.

Der Ablauf der Ereignisse ist - mit gewissen Abweichungen und Widersprüchen - in den Passionsgeschichten der vier Evangelien überliefert. Die älteste Passionsgeschichte ist die des Markusevangeliums [1a] (Mk 11 - 15), die deshalb von der textkritischen Bibelforschung als die einzige mögliche historische Quelle betrachtet wird. Allerdings sind in allen Passionsgeschichten die Beschreibung des Geschehens und die theologische Deutung sehr eng miteinander verwoben. Vor allem das Evangelium nach Matthäus verstärkt die theologischen Bezüge zum Alten Testament. Die vermutliche jüngste Passionsgeschichte ist die nach Johannes (Joh 18 - 19).

Nach astronomischen Berechnungen könnten es bei dem historischen Karfreitag um den 7. April (14. Nisan) des Jahres 30 oder den 3. April des Jahres 33 gehandelt haben. In diesen Jahren fielen der Sabbat und der erste Tag des Pessach - Festes zusammen.

Im Gedenken an den Tod Jesu findet an diesem Tag keine Eucharistiefeier statt, die einmal an das Abendmahl erinnert, zugleich aber auch Zeichen ist für die Auferstehung. Denn in diesem Sakrament ist - nach katholischer Auffassung - der auferstandene Christus real, persönlich  gegenwärtig.

Der Kreuzweg, der in allen katholischen Kirchen an vielen katholischen Wallfahrtsorten außerhalb der Kirchen eingerichtet ist und am Karfreitag abgeschritten wird,  hat folgende 14  Stationen:

1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt

2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter Maria

5. Station: Simon von Kyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen

9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt

11. Station: Jesus wird an das Kreuz genagelt

12. Station: Jesus stirbt am Kreuz

13. Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt

14. Station: Der Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt.

 

Die Treppe über die der gefangen genommene Jesus in den Palast des Pilatus gebracht wurde, soll durch die Hl. Helena (vgl. 18. August) nach Rom gebracht worden sein: als „Scala Santa“ ist sie heute in dem Gebäude gegenüber dem Palazzo del Laterano ein bedeutendes römisches Pilgerziel.

 

In der Kathedrale zu Sevilla wird ein Dorn der „Leidenskrone Christi“ in einem silbernen Gefäß aufbewahrt. Der Dorn gilt als wundertätig.

Im Johannes – Evangelium wird eine Episode der Passion Jesu berichtet: „Darnach, da Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, dass die Schrift erfüllet würde [2] , spricht er: Mich dürstet. Da stand ein Gefäß voll Essig [3]. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Isop und hielten es ihm dar zum Munde. Da nun Jesus den Essig genimmen hatte, sprach er: es ist vollbracht! Und neigte das Haupt und verschied“ (Johannes, 19, 27 – 30; ähnlich auch Mk 15, 36).

In dem Vatopedi – Kloster im Nordosten der „Mönchsrepublik“ Athos wird ein (angeblicher) Teil des Schilfrohrs verwahrt, an dem der essiggetränkte Schwamm befestigt gewesen sein soll, der dem gekreuzigten Jesus gereicht wurde (vgl. FAZ, 23. Oktober 2008, S. 3).

 

Im Mittelalter kam die Kirche vielfach dem Verlangen nach bildhafter Ausgestaltung gerade der Passion Jesu nach, auch im Rahmen gottesdienstlicher Riten.

Zum Beispiel wurde im Erfurter Dom am Karfreitag eine Hostie (i.e. der Leib Jesu) feierlich in einer Krypta bestattet, zu Ostern rituell erhoben, als Symbol der Auferstehung.

Eine weit verbreitete Ausgestaltung des Passionsgeschehens war das Heilige Grab, das vielleicht auf liturgische Neuerungen aus dem Augsburg des Hl. Ulrich stammt (ð 4. Juli, Tag des Hl. Ulrich).

 

Das älteste erhaltene Heilige Grab Deutschlands und nördlich der Alpen befindet sich im südlichen Seitenschiff der Stiftskirche St. Cyriacus zu Gernrode (im heutigen Sachsen – Anhalt, im Harzvorland). Es stammt aus dem späten 11. Jhdt. und war bereits für die rituelle Bestattung einer Nachbildung des Leichnams Jesu gebaut worden (vgl. Lemper, S. 6, a.a.O.).   

Seit dem 12. Jahrhundert führte man in der Stiftskirche das „Gernröder Osterspiel“ auf, das lange als verschollen galt. In einem Archiv in Berlin – Dahlem wurde das Osterspiel jedoch im Jahre 1972 wieder aufgefunden.

Seit 1989 wird das „Gernröder Osterspiel“ am Heiligen Grabe in Gernrode wieder aufgeführt.

Am Karfreitag wird jeweils eine Kerze – als Symbol für Jesus – zu Grabe getragen, im Heiligen Grab gelöscht und abgelegt. Zu Ostern wird die Kerze wieder aufgenommen und entzündet. Auch Spielszenen werden dabei aufgeführt, so die Frauen am Grab, die Begegnung von Jesus und Maria Magdalena oder der „Jüngerlauf“, wie Petrus und Johannes zum Grab eilen, um sich selbst ein Bild machen zu können.

In die heutige Gernröder Darstellung wurden liturgische Elemente aus Taizé aufgenommen.

Das Gernroder Heilige Grab ist allerdings zurzeit (2006) in einem derart schlechten Zustand ist, dass der Zugang zu ihm gesperrt werden musste und eine umfassende Restaurierung geplant ist.

 

Das berühmteste Heilige Grab in Deutschland ist in Görlitz erhalten geblieben.

Hauptbau des Hl. Grabes in Görlitz ist die Kapelle „Zum Heiligen Kreuz“, eine zweigeschossige spätgotische Doppelkapelle. Die „Adamskapelle“ befindet sich zu ebener Erde, die darüber liegende „Golgathakapelle“ ist durch eine Außentreppe erreichbar. Der Legende nach stand das Kreuz Jesu über Adams Grab, deshalb befindet sich die Golgathakapelle über der Adamskapelle.

An der Ostwand der Adamskapelle fällt ein künstlich geschaffener Mauerspalt auf, der bis hinauf in die Golgathakapelle reicht: der Spalt soll den Riss symbolisieren, der während des Sterbens Jesu den Tempel betraf: „Und siehe da, der Vorhang des Tempels zerriss“ (Matth 27, 51/52).

Die Ostseite der Golgathakapelle ist um eine Stufe erhöht, in der sich die „Pfostenlöcher“ für die drei Kreuze befinden. Das mittlere Pfostenloch erhielt die Inschrift des Pilatus, „INRI“ („Iesus Nazarenus Rex Iudeorum“ Jesus von Nazareth, König der Juden). Rechts neben dem mittleren Pfostenloch ist der Stein mit einer Rinne versehen, „… einer Piscina [4] für den beim Messopfer verbliebenen Wein in Andeutung an das zu seinem Erlösungswerk vergossene Blut Christi. Diese ‚Blutrinne’ steht mit dem Mauerspalt der Adamskapelle in Verbindung, um die Erlösungswirkung für das Seelenheil, das hier am Altar für die Verstorbenen erfleht wurde, gestalthaft zu machen“ (vgl. Lemper, S. 17/18, a.a.O.).

Der Altar der Golgathakapelle befindet sich in der Nordostecke der Kapelle. Ein Reliquiengrab in der Mensa (der Tischplatte des Altars) enthielt einst eine Reliquie vom Holz des Kreuzes Jesu ( ð  Fest der Kreuzerhöhung, 14. September).

Der Altar der Golgathakapelle wurde später als Würfeltisch der Kriegsknechte (miß)deutet. Anstelle der zerstörten Kreuzreliquie wurden 3 (angeblich) goldene Würfel in das Reliquiengrab eingelegt.

An der Südseite der Kreuzkapelle auf einer kleinen Anhöhe wurden drei Linden gepflanzt, die den Ort der Kreuzigung veranschaulichen sollen.

Nordwestlich der Kreuzkapelle liegt das „Salbhaus“ (erbaut ca. 1500) mit einer Sandstein – Pietà von Hans Olmützer. Die Entfernung zwischen Kreuzkapelle und dem Salbhaus entspricht ca. der Distanz von Kreuzigungsstelle und Salbstein in Jerusalem. Dort soll der vom Kreuz abgenommene Leichnam Jesu gesalbt worden sein, bevor er im Felsengrab bestattet wurde.  

Am Karfreitag wurde einst die Nachbildung des Leichnams Jesu [5] zum Salbhaus getragen und im Heiligen Grab rituell bestattet. 1525, im Rahmen der Reformation wurde auch dieser Ritus abgeschafft, verboten.

Dahinter liegt die Kopie des Jerusalemer Hl. Grabes [6] in seiner mittelalterlichen Gestalt. Auf der Kapelle erhebt sich ein orientalisierender Kuppelaufsatz, vor dem Eingang befinden sich drei Steinblöcke, gedeutet als Grabwächtersteine und Verschlussstein des Grabes.

Das Innere umfasst zwei kleine Räume. Der Vorraum enthält den Engelsstein (seit dem Barock ist er mit einer hölzernen Engelsstatue versehen).

Der Zugang zur eigentlichen Grabkammer ist sehr niedrig, gedacht war er für kniend Eintretende (vgl. Lemper, S. 22, a.a.O.). Früher war die Grabkammer völlig leer, seit 1916 befindet sich dort ein Steinsockel, der den Sarkophag Jesu andeuten soll.

Jenseits des eigentlichen Geländes findet man einen Bacheinschnitt, gedeutet als das Tal des Baches Kidron, ein dahinter nördlich ansteigendes Gelände wird als Ölberg, Ölberggarten Gethsemane, Jüngerwiese und Gebetsstätte Christi gedeutet.

Ein Kupferstich von 1719 stellt den Görlitzer Kreuzweg insgesamt dar, von der Peterskirche an der Neiße (gedeutet als Richthaus des Pilatus) zum Hl. Grab dar.

 

Hintergrund der Errichtung des Hl. Grabes zu Görlitz ist eine Episode der Stadtgeschichte. Georg Emmerich, Sohn des reichen Handels- und Ratsherren Urban Emmerich, soll 1464 zu Benigna, der Tochter des Görlitzer Handels- und Ratsherren Niklas Horschel, in Beziehungen getreten sein, die nach damaligen Ehrvorstellungen nur mit einer Eheschließung oder einer hohen Geldbuße geahndet werden konnten.

Um einem drohenden Gerichtsverfahren zu entgehen, unternahm Georg Emmerich 1465 ein Pilgerreise nach Jerusalem, wo er am 11. Juli 1465 zum Ritter des Heiligen Grabes geschlagen wurde. Mit der Wallfahrt und dem Ritterschlag war eine volle Absolution verbunden, die von keinem Gericht angefochten werden konnte.

Allerdings hatte der Familienzwist zwischen den Emmerich und den Horschel auch eine politische Dimension, denn die Horschels und die Emmerichs standen in unterschiedlichen Lagern der Görlitzer Stadtpolitik.

Die Familie Horschel stand auf der Seite des böhmischen Königs, damals Georgs Podiebrad (1420 – 1471, König seit 1458). Die böhmischen Städte, auch Görlitz, hatten dem König zwar den Treueid geschworen, jedoch hatte Papst Pius II. Piccolomini (Pont. 1458 – 1464) gegen Georg Podiebrad eine Bannbulle erlassen. Am 23. Dezember 1466 wurde der König wegen seiner utraquistischen Haltung [7] von Papst Paul II. (Pont. 1464 – 1471) mit dem Bann belegt. Damit waren alle Eide dem König gegenüber nichtig.

Der ungarische König Matthias Corvinus wurde der Vollstrecker des Kirchenbanns, die böhmische Religionsfreiheit sollte aufgehoben werden, u.a. auch der Laienkelch wieder abgeschafft werden. Nach blutigen Kämpfen wurde Matthias von den katholischen Ständen Böhmens zum König gewählt, aber die Truppen Georg Podiebrads wehrten sich erfolgreich, bis der König 1471 starb.

Während des Kriegs soll es innerhalb der Stadt Görlitz zu einer Verschwörung („Pulververschwörung“) gekommen sein: Anhänger des utraquistischen Königs (u.a. Niklas Horschel) sollten ein Stadttor mit Schießpulver sprengen, so dass Soldaten des königstreuen Landvogts in die Stadt eindringen und den Rat absetzen könnten.

Die (vielleicht auch nur erfundene) Verschwörung wurde verraten, die (angeblichen) Verschwörer gefangen genommen und vor Gericht gestellt. Der Prozess führte nach Folterungen zu entsprechenden Geständnissen, mehreren Todesurteilen und Stadtverweisungen. Niklas Horschel galt als belastet, „verstrickt“, durfte aber in der Stadt bleiben – politisch aber war er erledigt.

Der Görlitzer Rat sagte sich am 8. Juni 1467 offiziell von dem „hartnäckigen Ketzer“ Georg Podiebrad los und stellte sich auf die Seite des Papstes und des ungarischen Königs Matthias Corvinus.

Die Emmerichs standen – führend in Görlitz – auf der siegreichen päpstlichen Seite, sie triumphierten, Georg Emmerich wurde Bürgermeister und der reichste Görlitzer.

Der Bau der Kreuzkapelle und des Heiligen Grabes in Görlitz durch die Emmerichs kann von daher als „Triumph und Sühne zugleich“ angesehen werden (vgl. Lemper, S. 9, a.a.O.).

Die Bauarbeiten zogen sich von 1480 dreiundzwanzig Jahre hin, bis 1504. Zur Finanzierung wurden neben Geldern der Emmerichs auch Spenden und Ablässe verwendet.  

„Wenn auch 17 ähnliche spätmittelalterliche deutsche Nachbildungen des Grabes Christi nachgewiesen wurden, meist bürgerliche Stiftungen, findet sich keine, die mit derartiges Ausführlichkeit und kopistischer Genauigkeit die Kalvarienstätten mit Stadt und Landschaft zu einer solchen Erlebnis- und Bedeutungseinheit verschmolzen hat, wie dies in einzigartiger Weise in Görlitz geschehen ist“ (vgl. Lemper, S. 4, a.a.O.).

Auch nach 1525, jedes Jahr bis heute, auch in der Zeit der DDR, fand allerdings eine protestantische Karfreitagsprozession von der Görlitzer Peterskirche zum Heiligen Grab statt.   

 

Abb. einfügen: Heiliges Grab, auch im Dom zu Erfurt (auch Abb.)

 

Das Passionsgeschehen ist das vielleicht bedeutsamste Thema der gesamten christlich inspirierten Kunst, seien es in der bildenden Kunst und Malerei die vielfältigen Kreuzigungsdarstellungen (wie z.B. der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald im Musée Unterlinden in Colmar), seien es in der Musik z.B. die Matthäus- oder Johannes - Passion von Johann Sebastian Bach oder die "Sieben Wort Jesu am Kreuz" von Joseph Haydn.

 

Auch in der Literatur wurde das Karfreitagsgeschehen oft thematisiert. Auf Bernhard von Clairvaux (ca. 1090 - 1153) soll die Dichtung „Rhythmica Oratio Sancti Bernardi“ zurückgehen. Inzwischen wird der Text allerdings dem Brabanter Zisterzienser - Abt und Dichter Arnulf dem Löwen (ca. 1200 – 1250) zugeschrieben.

In dem Text wurden die sieben Gliedmaßen des sterbenden Jesus am Kreuz besungen.

Im Hochmittelalter  dürften diese mystisch – mit leidenden Passionshymnen  als Exerzitium den halben Karfreitag beansprucht haben.

 

Isaak Babel berichtete in seiner „Reiterarmee“ (a.a.O., 1926 erstmals veröffentlicht) von den Erzählungen wolhynischer Bäuerinnen über die Gutherzigkeit der Bienen: „Christus litt am Kreuz, um Christus flogen … die Mücken, um ihn zu quälen. Er sah sie mit seinen Augen und war betrübt darüber, aber die Mücken konnten seine Augen nicht sehen. Plötzlich kam eine Biene dahergeflogen und begann, um Christus zu kreisen. ‚Stich ihn!’ rief eine Mücke der Biene zu, ‚stich ihn, auf unsere Verantwortung!’ – ‚Ich kann nicht!’ sagte die Biene und breitete ihre Flügel über ihn. ‚Das kann ich nicht. Er ist ein Zimmermann’“ (Babel, S. 41, a.a.O.).

 

Vor allem im Barock haben Maler die Wunden des gekreuzigten Christus dramatisch nachempfunden, auch zeitgenössische Komponisten widmeten dem blutigen Karfreitagsgeschehen ihre Aufmerksamkeit. Die mystische Betrachtung und Verehrung der Füße, der Knie, der Hände, der Seite, der Brust, des Herzens und des Kopfes Jesu war besonders im Barock beliebt.

 

Zum Beispiel wurde auch Paul Gerhardts „O Haupt voll Blut und Wunden“ von dem siebenten und letzten Teil des mittelalterlichen Textes inspiriert:

„Salve, caput cruentatum, totum spiris coronatum, conquassatum, vulneratum, arundine verberatum, facie sputis illita“

(Zu deutsch: „Sei gegrüßt, du blutüberströmtes Haupt, ganz gekrönt mit Dornen, entstellt und voller Wunden, mit einem Stock geschlagen, das Gesicht besudelt und bespien“).

 

Johann Sebastian Bach verwendete den Choral in der Johannespassion und der Matthäuspassion, auch findet er sich bis heute im Evangelischen Gesangbuch (Nr. 85) und im katholischen Gesangbuch „Gotteslob“ (Nr. 179).

 

Der 1680 veröffentlichte Kantatenzyklus „Membra Jesu nostri patientis sanctissima“ (BuxWV 75) von Dietrich Buxtehude (1637 - 1707) geht ebenfalls auf den Text von Arnulf dem Löwen zurück. Er verwendete jeweils drei Strophen der „Rhythmica oratio“ verschränkt mit Bibelstellen aus dem Alten und Neuen Testament.

In den Kantaten verbinden sich mittelalterliche Mystik mit pietistischer Frömmigkeit, nahezu voyeuristischer Schmerz mit süßer Verzückung.

Die sieben Kantaten gelten vielfach als ein Höhepunkt der vorbachschen barocken musikalischen Passionsbetrachtung. 

 

In weltweit allen traditionell christlich geprägten Gebieten war und ist z. T. noch heute der Karfreitag mit verschiedenstem Brauchtum verbunden.

In Spanien beginnt die "Semana Santa", die Karwoche traditionell am Palmsonntag, die größten Prozessionen aber finden in den meisten Städten am Karfreitag statt. Weltberühmt ist die große Karfreitagsprozession im andalusischen Sevilla, eine Nachstellung des Kreuzwegs Jesu in Jerusalem. In Sevilla und anderen spanischen Städten werden alljährlich Zehntausende von Gläubigen und Touristen von den Karfreitagsprozessionen angezogen. Für Calanda und einige andere Städte Aragons ist das Karfreitagstrommeln charakteristisch. Man gedenkt so der Finsternis, die dem Tode Christi gefolgt sein soll.

Der Brauch des Karfreitagstrommelns soll auf ein legendäres Ereignis während der Reconquista zurückgehen. Am Karfreitag des Jahres 1127 soll ein maurischer Stoßtrupp überraschend versucht haben, die Festung von Calanda zurückzuerobern. Hirten in den Bergen der Umgebung beobachteten die herannahenden Reiter und warnten die Bewohner durch laute Trommelsignale. Die Bewohner besetzten die Festung, der Angriff war gescheitert.

Jedoch war das Ritual des Karfreitagstrommelns lange Zeit sehr umstritten. Insbesondere wurde er als unchristlich und zur Passionszeit im Widerspruch stehend angesehen, deshalb sogar 1590 vom Calatrava - Orden verboten. Erst nach dem "Beinwunder" (vgl. 29. März) wurde der Brauch wieder jedes Jahr durchgeführt.

In großen Prozessionen, die vom Karfreitag um 12 Uhr bis zum Karsamstag 14 Uhr dauern, ziehen mehr als tausend Trommler von der Pfarrkirche durch die Stadt zurück zur Kirche. Die Prozessionen werden von regionalen Bruder- und Schwesterschaften organisiert, z. B. von der Bruderschaft der Nazarener. Jährlich wird eine "reina de las fiestas", eine Königin des Festes gewählt, was als große Ehre gilt. Die männlichen und weiblichen Trommler tragen dazu eine violette Tunika und eine kapuzenartige Kopfbedeckung. Einige Bruderschaften tragen auch spitze, weiße Kapuzen, die nur Augenschlitze freilassen.

 Schon Mittwoch und Donnerstag ist in Calanda schulfrei, die Trommler probieren ihre Tunikas an und üben gemeinsam trommeln.

Am Karfreitag beginnt mittags der erste Teil der Prozession. Gegen 15 Uhr wird sie durch einen Ausrufer ("pregon") unterbrochen, der den Tod Christi verkündet - die Trommeln schweigen. Einem Klagelied folgt der zweite Teil der Trommlerprozession, der bis zum nächsten Tag um 14 Uhr dauert. In der Prozession werden auch Altarbilder, Heiligenfiguren, Kruzifixe und Kreuze mitgeführt. Einige Gruppen stellen auch Passionsszenen nach, z.B. die Szene mit dem römischen Soldaten Longinus.

Abends und nachts wird auf dem Marktplatz von Calanda und seiner Umgebung um die Wette getrommelt, z. T. bis zu einer Art von Trance.

Am Karsamstag wird während der nun ablaufenden Begräbnisprozession weiter getrommelt, mit verkleideten römischen Soldaten hinter dem Katafalk mit dem Leichnam Christi. Zum Abschluss dieser Prozession kommt es zu einem symbolischen Kampf: Longinus kämpft mit einem anderen römischen Soldaten und zwingt diesen, stellvertretend für alle Römer, dem Leichnam Christi seine Reverenz zu erweisen. 

Die Trommler trommeln zum Teil praktisch ohne Unterbrechung 36 Stunden lang, bis zur physischen und psychischen Erschöpfung, es kommt z.T. zu Muskelschwellungen und scherzhaften Zerrungen. Teilnehmende Trommler äußern, dass das Trommeln wie eine Art Droge sei. Um 14 Uhr am Karsamstag bricht das Trommeln abrupt ab.

Nahe bei der Pfarrkirche steht in Calanda ein Denkmal eines Karfreitagstrommlers. Luis Buñuel [8], der selbst aus Calanda stammte, nahm viele Male an dem Karfreitagstrommeln teil und beschrieb es auch in seiner Autobiographie "Mein letzter Seufzer". Zu Ostern 1980 nahm Buñuel selbst zum letzten Mal an dem Ritus teil, der immer mehr Zuschauer anzieht.

Die deutsche Bezeichnung Karfreitag, die schon im Mittelhochdeutschen  ("karfrîtac", noch häufiger "kartac") belegt ist wurde von  „kar“ = "Wehklage, Trauer" abgeleitet. Das gleichbedeutende althochdeutsche und gotische Bestimmungswort "kara" ist im Neuhochdeutschen untergegangen, im Englischen (care = Sorge, Kummer) erhalten geblieben. 

Man nennt den Karfreitag regional auch den "stillen Freitag". In einigen katholischen Regionen, insbesondere in der Alpenregion,  beginnt mit dem Karfreitag die „Karwochenstille“, die „glockenlose Zeit“. Carl Zuckmayer erwähnt in seiner 1945 publizierten Erzählung „Der Seelenbräu“ die dortige Karwochenstille, in der das Vesperläuten ausfiel: „Die Glocken waren bis Samstagnachmittag verstummt, man sagte den Kindern, sie seien nach Rom geflogen, und sie erinnerte sich, am Fenster stehend, wie sie früher oft hier gelauert hatte, Stirn und Nase an die Scheiben gedrückt, und in den Himmel gestarrt, ob sie vielleicht eine Glocke beim Heimflug zwischen den Wolken entdecken könne“ (Zuckmayer, S. 115/116, a.. a. O.). Und weiter: „Am Ostersamstag, zur Zeit der Vieruhrjause, läuteten die Glocken wieder. Es klang, als hätten sie einen neuen, frischen, gereinigten Ton“ (Zuckmayer, S. 130/131, a. a. O.).

 

Das umstrittene "Grabtuch Christi" wird im Dom zu Turin aufbewahrt. Im Jahre 1998 wurden ca. 3 Mio. Besucher im Minutentakt durch den Dom geschleust, um vor der Reliquie zu beten. Die Echtheit der Reliquie wird weithin angezweifelt, auch der Vatikan erkennt das Grabtuch nur als Ikone an.

Bis in die jüngere Vergangenheit wurde die Kreuzigung als Hinrichtungsart praktiziert. Photos der Royal Geographical Society in London belegen, dass z. B. in Burma noch um 1880 für bestimmte Delikte die Kreuzigung als Strafe praktiziert wurde (vgl. GEO, Nr. 4/1998, S. 67).

 

Der Überlieferung nach war Judas Ischariot (der Beiname ist wahrscheinlich eine hebräische Herkunftsbezeichnung, „der aus Kerioth“, einem Ort in Moab, im heutigen Jordanien, oder einem Ort bei Hebron, vgl. Koch, S. 231, a,a,O,) der Jünger Jesu, der verriet. In der Tradition der Christenheit galt Judas von daher als der „Erzverräter“. So überrascht es nicht, dass Dante in seiner „Divina Commedia“ Judas in die tiefste Hölle steckte, in die 4. Zone des 9. Kreises des Infernos: Dort, im Mittelpunkt der Erde, würde er in einem der Mäuler von Luzifer, zermalmt werden (vgl. Abb. unten).

Im Text Dantes führt Vergil dazu aus:

                               „Die Seele, die den meisten Grund zum Weinen,

                               Ist Judas oben!“ fuhr der Meister fort,

                               „Drin mit dem Kopf und zappelnd mit den Beinen“

                                                                              (Dante, Inferno XXXIV, 61-63, S. 152, a.a.O.).  

 

Als Judas sah, wie seine Handlung ausging, soll er sich aus Reue selbst erhängt haben, - und zwar an einem Judasbaum (vgl. Abb. unten). An welchem Tag das geschehen sein soll, nach der Kreuzigung, oder nach der Auferstehung, ist unklar.    

In Brasilien – dem nominell größten katholischen Land der Welt (mit ca. 140 Mio. Katholiken, um die 70% der Gesamtbevölkerung) existieren einige archaisch und fremd anmutende Osterbräuche, die vermutlich mit portugiesischen und spanischen Einwanderern nach Brasilien eingeführt wurden.

Am Karfreitag enden die Prozessionen in abgelegenen Dörfern Brasiliens heute noch oft mit der Verbrennung der hölzernen Prozessionskreuze – damit soll die Schuld von den Gläubigen genommen werden.

m Karsamstag, dem „Halleluja-Samstag“ gibt es zudembis heute in den ländlichen Regionen und den armen Favelas der Städte den Brauch des „malhar o Judas“, des  Judas-Dreschens, oder auch Judas-Aufhängens oder Verbrennens. Symbolisch wird dabei Judas Ischariot, der (angebliche) Verräter Jesu, als Sündenbock bestraft: Hergestellt wird – oft gemeinsam von Freunden, Nachbarns etc. – eine Judas-Figur aus Pappe, Holz, Stroh, Stoffresten o.ä., die dann in der Sonnabend-Nacht nach einer Art Prozession seiner rituellen Zerstörung zugeführt wird. In den letzten Jahren werden allerdings zunehmend auch unbeliebte Nachbarn oder Mitschüler, Fußball-Versager oder verhasste Politiker und Prominente zum Judas erklärt – der Verräter kann nun praktisch jeder sein. Der Name wird als Schild um den Hals der Figur gehängt. Oft sind dann bei der abschließenden Zerstörung der Figur viele Zuschauer und auch Presse zugegen (vgl. „Tagesspiegel“, 5. April 2015, S. 16).

Über die Herkunft des Brauchs gibt es verschiedene Auffassungen, vielleicht sind es Reste mittelalterlicher Judenverfolgungen, bei denen einst auch in Mitteleuropa Judas-Figuren verbrannt wurden , vielleicht aber auch Vertreibungen böser Geister zur Zeit der Aussaat oder eben ein Sündenbockritual.      

 

(Variabel, nach der katholischen & protestantischen Osterberechnung, der Freitag vor OsternKarfreitag orthodox wird im Jahre 2020  am 17. April gefeiert) )

 


[1] Der von Luther eingeführte Begriff „Rüsttag“ bezeichnet den Tag vor einem jüdischen Feiertag oder dem Sabbat. In letzterem Fall meint Rüsttag also den Freitag bis zum abendlichen Sabbatbeginn. 

[1a] Das Markusevangelium entstand frühestens ca. 70 n. Chr., das Evangelium nach Matthäus frühestens ca. 80 n. Chr., das nach Lukas ca. im Jahre 90. In dem Markusevangelium ist z.B. weder von der Bergpredigt oder überhaupt von der Feindesliebe die Rede. Die Evangelien nach Matthäus und Lukas basieren vermutlich beide auf einer gemeinsamen frühchristlichen Quelle, der sog. Logien- oder Spruchquelle. Diese ist zwar nicht erhalten geblieben, aus Textanalysen konnte jedoch auf sie zurückgeschlossen werden (vgl. Klaus Koch, S. 313, a.a.O.).  Der 1. Thessalonicherbrief wird vielfach als die älteste christliche Schrift überhaupt betrachtet.

[2] Im 69. Psalm heißt es: Und sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken in meinem großen Durst“ (Psalm 69, 22), 

[3] Vermutlich handelte es sich um mit Wasser verdünnten sauren Wein, ein damals volkstümliches Erfrischungsgetränk (vgl.Koch, S.135, a.a.O.). Um welche Pflanze es sich bei dem Isop handelte, ist unklar, u.U. Hyssopus officinalis oder Capparis spinosa (vgl. Kinzler, a.a.O.,  S. 246 f.).

[4] Unter „Piscina“ (lat. „Wasserbehälter“, eigentl. „Fischteich“) verstand man einen Taufbrunnen im altchristlichen Baptisterium und das Ausgussbecken in mittelalterlichen Kirchen für das zur liturgischen Waschung der Hände und Gefäße bei der Messe benutze Wasser. 

[5] Die Görlitzer Nachbildung des toten Jesus soll 1537 durch einen Blitzschlag zerstört worden sein (vgl. Lemper, S. 6, a.a.O.). Außerhalb der Osterzeit wurde die Nachbildung des Leichnams Jesu zuvor in der kleinen Sakristei der Admaskapelle des Heiligen Grabes.  

[6] Die Görlitzer Grabkapelle soll eine recht exakte, leicht verkleinerte Kopie der Jerusalemer Grabkapelle Jesu aus der Kreuzfahrerzeit sein, das Original in Jerusalem wurde 1555 durch einen Brand zerstört. Prof. Dr. Ernst – Heinz Lemper betonte, dass bei mittelalterlichen „Kopien“ es weniger auf eine Identität von Raumform, -größe und Detailgestalt ankam, sondern auf „.. die Gleichrangigkeit der Bedeutungsträger“ (Lemper, S. 18, a.a.O.).

[7] Die Utraquisten (vom lat. „sub utraque forma“ ( „unter beiderlei Gestalt“) waren eine gemäßigte Richtung der Hussiten ( ð Todestag von Jan Hus, 6. Juli), die u.a. forderten, den Gläubigen das Abendmahl in beiderlei Gestalt, Brot und Wein, zu spenden. Sie wurden deshalb auch „Calixtiner“ ( Kelchler) genannt.  

[8] Der spanische Filmregisseur und -produzent Luis Buñuel wurde am 22. 2. 1900 in Calanda / Aragon geboren, er starb am 29. 7. 1983 in Mexico. Sein Film "Un chien andalou" ("Ein andalusischer Hund" 1928) prägte den surrealistischen Filmstil und machte ihn weltberühmt. Seine wichtigsten späteren Filme waren u. a.: "Das goldene Zeitalter" 1930; "Die Vergessenen" 1950; "Viridiana" 1961; "Der Würgeengel" 1962; "Tagebuch einer Kammerzofe" 1963, "Die Milchstraße" 1969; "Belle de jour - Schöne des Tages" 1966; "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" 1972; "Das Gespenst der Freiheit" 1974;  "Dieses obskure Objekt der Begierde" 1978 .

 

© Christian Meyer

 

Abb.: Luzifer, der in seinen drei Mäulern die drei „Erzverräter“ zermalmt: Rechts und links Brutus und Cassius, die Mörder Cäsars („kopfabwärts baumelnd“, Inferno XXXIV, 64) und in der Mitte Judas Ischariot. Die drei Gesichter Luzifers gelten als ein negatives Abbild der göttlichen Dreieinigkeit (vgl. Dante, Anmerkungen von Peter Amelung, S. 505, a.a.O.). Auf der rechter Seite der Zeichnung sieht man Vergil und Dante weiter in Richtung Läuterungsberg wandern.

 

Detail einer Federzeichnung  von Sandro Botticelli (Abb. aus Dante, S. 144 a. a.a.O.).

Abb. oben: Judasbaum (bot. Cercis siliquastrum), ein 4-6 m hoher im Vorderen Orient und im Mittelmeergebiet verbreiteter Baum. Seine im April/Mai hell-violetten Schmetterlingsblüten haben die Besonderheit, dass sie ansatzlos direkt am mehrjährigen Holz und auch am Stamm austreten. In Mitteleuropa sind jüngere Judasbäume kälteempfindlich, ältere entwickeln eine schrmartige Krone. Auf dem Photo sieht man vor dem als wahre Bienenweide blühenden Baum, lilane und hellweiße Tulpen.

Der mediterranen Legende nach soll sich Judas Ischariot an einem solchen Baum selbst erhängt haben. Der Baum (bzw. die Blüten) seien hierauf vor Scham rot angelaufen. Die rundlichen Blätter, die sich erst während der Blüte bilden, seien als die Judas für seinen Verrat bezahlten 30 Silberlinge, das „Blutgeld“ (Matt 27, 6), anzusehen.