Abb. oben: Radha zu Füßen von Krishna (indische Buchmalerei, aus http://en.wikipedia.org/wiki/Radhastami)
Hinduistisches Radhastamie („Radha Ashtami“), Fest der Geburt von Radha, der ewigen Geliebten Krishnas, genau 15 Tage nach der Geburt Krishnas
Die Herkunft und Bedeutung des Namens Radha ist ungewiß, unter Umständen könnte der Name „die Erfreuende“ bedeuten.
Radha wurde in Barsana geboren, einem Vorort von Mathura [1] und gilt als die Tochter von Vrishabhanu und Kirti. Der Legende nach soll Radha, ein Kuhhirtenmädchen, am Ufer des Yamuna - Flusses Krishna zum ersten Mal begegnet sein. Krishna war zu dieser Zeit noch ein Jugendlicher, es entwickelt sich eine Liebesbeziehung zwischen beiden. Radha erlangte im Laufe der Geschichte göttlichen Status.
Radha und Krishna gelten als eines der klassischen Liebespaare des Hinduismus, sie spielen in der indischen Kunst bis heute eine bedeutende Rolle. Radha [2] war eine der schönen „Gopis“ (Kuhhirtinnen), die der Legende nach in der Region von Krishnas Kindheit lebten. Sie wird in den Puranas sowie auch im Epos Mahabharata erwähnt.
Die hinduistische Strömung „Gaudiya Vaishnavas“ sieht in Radha die Personifizierung der unbegrenzten Liebe Gottes. Das göttliche Liebesspiel zwischen Radha und Krishna ist für die Vaishnavas das wichtigste Thema überhaupt.
Radha gilt vielfach als die inkarnierte Göttin Lakshmi, die Vishnu, ihrem Ehemann [3], in jeder Inkarnation zur Seite steht.
Für streng Gläubige „erscheint“ Radha als ewige spirituelle Gefärtin Krishnas, sie wird nicht geboren und stirbt nicht. Viele Gläubige gehen davon aus, nur durch die Gnade Radhas das Wohlwollen Krishnas erlangen zu können. Radhas Liebe wird zwar symbolisch und mystisch gesehen, aber Radha ist zunächst eine – sogar eifersüchtige - Frau aus Fleisch und Blut (vgl. Jayadeva, Kommentar, S. 79, a.a.O.).
In den Purana – Erzählungen kommt Radha noch nicht vor.
Das bedeutende Werk der Sanskrit-Literatur, in dem Radha dagegen eine zentrale Rolle spielt, ist das indische Hohelied „Gitagovinda“ [4] des bengalischen (brahmanischen) Dichters Jayadeva (11./12. Jhdt., vgl. Kreyenborg, a.a.O.), des Hofdichters des bengalischen Königs Lakshmanasena [5] . Das Werk verbindet sowohl Lyrik und Drama, als auch Erotik und religiöse Mystik. In 12 Gesängen wird die Liebesbeziehung von Krishna und Radha thematisiert, als dritte Person tritt eine Vertraute Radhas auf. Im Mittelpunkt der Dichtung steht eine Entzweiung und spätere Wiedervereinigung der Liebenden.
Jayadevas „Gitagovinda“, das der Verehrung Krishnas gewidmet ist, hat bis heute in Bengalen großen Einfluss auf den Krishna-Kult. Auch Goethe schon soll das „Gitagovinda“ sehr geschätzt haben (vgl. Mylius, 1983, S. 193, a.a.O.). Rabindranath Tagore kannte seit seiner Kindheit das Gitagovinda auswendig, es gibt Musikcassetten, CDs etc. von der Dichtung.
Am Radhastami – Tag werden Radha- und Krishna – Bilder über und über mit Blumen geschmückt. Nur an diesem Tag kann der Gläubige die glückverheißenden Lotus – Füße der Radha erblicken, an allen sonstigen Tagen bleiben ihre Füße bedeckt.
Einzig am Radhastami – Tag ist es erlaubt, in dem als heilig geltenden Radha Kunda (Radhas Teich) zu baden. Deshalb warten viele Gläubige bis Mitternacht an dem Teich, um das nur an diesem Tage mögliche glückverheißende Bad zu nehmen.
Die Gläubigen fasten an diesem Tag bis zum Mittag und singen Lobhymben an das als göttlich angesehene Paar Radha und Krishna. Dann gibt es ein Festmahl, das in der Regel auch das berühmte köstlich gewürzte Rote - Pflaumen – Chutney enthält.
(veränderlich nach dem hinduistischen Lunisolarkalender, am 8. Tag des 4. Monats Bhadrapada / Bhadra – August / September, genau 15 Tage nach der Geburt Krishnas)
[1] In der Region um Mathura gibt es einige Tempel für „Krishna – Radha“, wo sie als eine Gottheit verehrt werden.
[3] In manchen Überlieferungen taucht auch ein Ehemann Radhas auf, mit dem Namen Ayana oder Anaya (vgl. Jayadeva, Kommentar, S. 86, a.a.O.).
[4] Der Sanskrit - Begriff "Gitagovinda" setzt sich zusammen aus den zwei Wörtern: „gita“ mit der Bedeutung ,,Lied, Gesang" und „govinda“ in der Verwendung als Beiname Krishnas. Berühmt ist die deutsche Übersetzung (und Nachdichtung) von Friedrich Rückert (1788 – 1866) „Gita Govinda, oder die Liebe des Krishna und der Radha“, erschienen 1837 in der „Zeitschrift der Deustchen Morgenländischen Gesellschaft“. Rückert kürzte allerdings insbesondere die erotischen Partien der Dichtung.