Abb. „Das Armenische Alphabet“, erstellt 1976, ausgestellt in Edschmiadsin
Gedenktag an die Hll. Sahak & Mesrop, die Erfinder des armenischen Alphabets und Übersetzer der „Heiligen Schrift“, der Bibel ins Armenische.
Jedes Jahr feiert die armenische Kirche „Targmantschak“, das Fest der als heilig angesehenen Übersetzer, des Mönchs Mesrop Maschtots, des Erfinders des armenischen Alphabets und Wegbereiters der Übersetzung der Bibel, des Katholikos Sahak (i.e. Isaak) des Parthers (auch: des Großen, ca. 357 - 438), sowie aller seiner Mitarbeiter. Diese Gedächtnisfeier ist ein deutliches Indiz dafür, für wie wichtig die Erfindung des eigenen Alphabets für die Entwicklung der armenischen Literatur und der Identität Armeniens [1] angesehen wird.
Der Hl. Mesrop (in älteren Quellen auch Maschtots genannt) wurde ca. 360 in der damaligen armenischen Provinz Taraun geboren, er starb am 7.2. 440. Er soll – vermutlich in Antiochia (dem heute türkischen Antakya) – eine hellenistische Ausbildung erhalten haben. 392/393 soll Mesrop - durch Handauflegung des Katholikos Sahak (d. Gr.) die Priesterweihe empfangen haben.
Als Priester und Missionar empfand Mesrop es bald als schmerzlich und hinderlich, dass die liturgischen Texte und vor allem die Bibel nicht in armenischer Sprache vorlagen. Deshalb begann er zusammen mit befreundeten Gelehrten und der Unterstützung durch den Katholikos und den armenischen Königs Vramšapuh (401-408/409) mit der Entwicklung eines eigenen, allerdings auf dem Griechischen beruhenden Alphabets Das neue – der Legende nach mit Gottes Hilfe geschaffene - armenische Alphabet hatte 36 Buchstaben und war der armenischen Lautbildung gut angepasst. Das armenische Alphabet wird »Aybuben« genannt, nach den beiden Anfangsbuchstaben. Die armenische Schrift blieb - bis auf die Hinzufügung von zwei Buchstaben im 12. Jhdt - bis heute unverändert [2].
Mit Hilfe der neuen Schrift wurden in der Folge von Mesrop und seinen Mitarbeitern die Bibel, wichtige liturgische und theologische Schriften ins Armenische übersetzt – das war der Beginn der eigenständigen armenischen Literatur.
Mesrop selbst soll das Neue Testament sowie das Buch der Sprüche übersetzt haben, vermutlich aber gehen auch einige Schriften, die unter dem Namen Gregors des Erleuchters ( „Illuminator“ ð 30. September) tradiert sind, in der Wirklichkeit auf ihn zurück.
Darüber hinaus soll Mesrop Schulen gegründet und das Mönchtum gefördert haben. Nach dem Tode Sahaks wurde Mesrop selbst zum Katholikos gewählt, ein Amt, das er bis zu seinem Tofe innehatte.
Oschakan, ein Dorf nordwestlich von Eriwan, gilt als letzte Ruhestätte von Mesrop Maschtots. Das Grab von Maschtots befindet sich im Zentrum des Dorfes in der Krypta einer Kirche, die im 5. Jh. errichtet und im 19. Jahrhundert wiederaufgebaut wurde. Auch der Grabstein stammt aus dem 19. Jhdt.
Gleich am Ortseingang von Oschakan erinnert ein Denkmal in der Form eines geöffneten Buches, worauf das armenische Alphabet abgebildet ist, an Mesrop. Das Denkmal wurde 1962 anlässlich seines 1600. Geburtstages errichtet. Zudem findet man beim Dorf Artashvan ein begehbares Ensemble mit 36 anderthalb Meter hohen steinern-verzierten Buchstaben-Skulpturen, geschaffen 2005 von dem armenischen Künstler J. Torosyan.
Das in Eriwan befindliche Zentralarchiv für alte armenische Handschriften „Mashtots Matenadaran-Institut“ (kurz: Matenadaran) ehrt seit 1962 mit seinem Namen den als heilig angesehenen Mesrop. Das 17.000 Handschriften beherbergende seit 1997 Weltdokumentenerbe der UNESCO wurde in einem imposanten Bauwerk eingerichtet, das zwischen 1945 und 1957 im einem neu-armenischen Stil gestaltet wurde..
(veränderlich. nach dem Gregorianischen Kalender immer am 2. Samstag im Oktober. Auch die katholische Kirche verehrt Mesrop als Heiligen und gedenkt seiner zusammen mit dem Hl. Sahak d. Gr. jeweils am 4. Donnerstag nach dem Fest der heiligsten Dreifaltigkeit)
© Christian Meyer
[1] Am Anfang des 5. Jhdts war die armenische Sprache („krapar“ von kerel, "schreiben") eine der wichtigen Sprachen des Nahen Ostens. Das Armenische ist eine (relativ) isolierte indoeuropäische Sprache, die einige Verwandtschaften mit den iranischen Sprachen, dem Griechischen, dem Lateinischen und den baltisch-slawischen Sprachen zeigt. Das Armenische kann allerdings nicht mit anderen indogermanischen Sprachen gemeinsam gruppiert werden.
[2] Die mit 38 Buchstaben große Anzahl von Buchstaben ermöglicht eine nicht nur sehr differenzierte Lautwiedergabe sondern sogar ein phonetisches Reproduzieren fremder Sprachen.
Abbn.: Vor dem Gebäude das Denkmal Mesrops: Er weist auf das Alphabet, vor ihm ein knieender Mensch, den er unterweist (Photos: Christian Meyer, Oktober 2006)