Werbepostkarte zur Einführung der Sommerzeit (Abb. aus http://www.welt.de/geschichte/article126298210/Sommerzeit-ist-ein-Produkt-des-Ersten-Weltkriegs.html)
Beginn bzw. Ende der Mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ)
Weder die Mitteleuropäische Zeit noch die Sommerzeit entsprechen der realen lokalen Sonnenzeit. In Berlin gehen die MEZ - Uhren gegenüber der realen Sonnenzeit um ca. 8 Minuten vor.
Am 1. April 1893 wurde per kaiserlichem Dekret im Reichsgesetzblatt die „Mitteleuropäische Zeit“ eingeführt, die tatsächliche Ortszeit des 15. Längengrades östlich von Greenwich, auf dem die Stadt Görlitz liegt.
Vor allem durch die damaligen neuen Technologien wie Eisenbahn und Telegraph war eine Vereinheitlichung zu Zeitzonen nötig geworden (vgl. „Tagesspiegel“, 25. September 1993).
Erstmals eingeführt wurde die Sommerzeit im 1. Weltkrieg, 1916 gleichzeitig in Deutschland und Österreich-Ungarn, aus Gründen der Energieersparnis.
Trotz intensiver Vorbereitung in den Medien (vgl. Abb. oben) kam es es bei der Einführung Ende April 1916 zu chaotischen Szenen, allerdings kam es auch zu einer bemerkenswerten Energieersparnis.
1940 folgten die Nationalsozialisten dem Beispiel von 1916.
Großbritannien und Irland folgten am 21. Mai 1916 dem deutschen Beispiel und führten eine sommerliche Zeitumstellung ein. Die damals gewählte Bezeichnung, "Daylight Saving Time", belegt bereits das Ziel der Maßnahme, nämlich das Tageslicht optimal zu nutzen
Im Jahre 1980 beschloss der Bundestag das Gesetz über die Zeitbestimmung (Zeitgesetz). Es löste das Gesetz von 1893 über die Einführung der MEZ ab. Sie ist (nach § 1) bestimmt durch die Greenwich-Mean-Time (GMT) bzw. die Universal-Time-Coordinated (UTC, Koordinierte Weltzeit [1]) plus eine Stunde. Durch § 3 wurde ergänzend die Mitteleuropäische Sommerzeit [2] (MESZ) eingeführt.
Anfangs, bis 1994 galt folgende Regelung: Die MESZ begann am letzten Sonntag im März um 02:00 Uhr MEZ, die Uhren wurden um eine Stunde von 2:00 auf 3:00 Uhr nachts vorgestellt. Die Sommerzeit endete bis 1994 am letzten Sonntag im September nachts, nun wurden die Uhren von 3:00 auf 2:00 Uhr zurückgestellt.
Am 13. September 1994 dann wurde das „Zeitgesetz“ durch eine Rechtsverordnung modifiziert, um die Tageshelligkeit noch besser auszunutzen und die
Sommerzeit an die Regelungen den benachbarten Staaten anzugleichen.
Die Mitteleuropäische Sommerzeit wurde deshalb ab 1995 auch in Deutschland verschoben: Die MESZ beginnt nun jeweils in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag (2 Uhr MEZ
= 3 Uhr MESZ) des letzten Wochenendes im März, wobei die Uhren eine Stunde vorgestellt wird. Die Sommerzeit endet jeweils in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag des
ersten Wochenendes im Oktober. Dabei wird die Uhr um eine Stunde zurückgestellt. Am 19. Januar 2001 harmoniseirte die Europäische Union (mit der EU-Richtlinie 2000/84/EG) die Sommerzeit nun gemeinschaftsweit und schrieb
sie unbefristet fest.
Die Akzeptanz der Sommerzeit in der deutschen Bevölkerung hat in den letzten Jahrzehnten abgenommen.
Die Sommerzeit sollte zu einer Energieersparnis führen, was jedoch nach Berechnungen des Bundesumweltamtes nicht gelungen ist. Die bei der Einührung der Sommerzeit erhoffte Energieersparnis ist nur minimal. Für die Stromersparnis des Jahres 2015 wurden nur Werte um die 0,21 Prozent errechnet („Das Parlament“, Nr. 18-19/2016, S. 7).
Die Umstellung von der „Normalzeit“ auf die Sommerzeit im Frühjaht scheint vielen Menschen mehr und länger andauernde Probleme zu bereiten, als vermutet. In einem Bericht des Bundetagsausschusses füt Bildung, Forschung und Technikfolgen (18/8000) heißt es: „Namentlich den sogenannten ‚späten Chronotypen’ – Personen, die von Natur aus morgens eher lange schlafen, dafür aber bis spät abends aktiv sind – scheint die Zeitumstellung im Frühjahr größere Anpassungsschwierigkeiten zu bereiten“ (zit. n. „Das Parlament“, Nr. 18-19/2016, S. 7). Auch nach vier Wochen ist der „Verlust“ einer Tagesstunde zuweilen nicht ausgeglichen worden. Dagegen macht die Zeitumstellung im Herbst nur selten Anpassungsschwierigkeiten.
In der Sowjetunion wurde bereits 1930 die Sommerzeit („Dekretzei“) eingeführt und erst 1991 abgeschafft.
Im Oktober 2011 unter Präsident Medwedjew führte die Russische Föderation eine „ewige Sommerzeit“ ein, die jedoch rasch umstritten und unbeliebt war. Vielfach wurde kritisiert, es wäre im Winter morgens zu lange dunkel. Zur Zeit der Wintersonnenwende geht bei der Sommerzeit die Sonne erst gegen 10.00 auf, und deutlich von 18.00 Uhr wieder unter. Es soll seit 2011 sogar zu einem Anstieg von Depressionen und Suiziden gekommen sein.
Auch Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin (*1952) meinte, er käme seither später „auf Touren“. Deshalb wurde im Juni 2014 die „ewige Sommerzeit“ nach knapp drei Jahren wieder abgeschafft und gesetzlich durch die ganzjährig gültige Normalzeit („Winterzeit“), ohne eine im Frühjahr beginnende Sommerzeit, ersetzt.
Gleichzeitig änderte die Duma die Zeitzonen: in der Föderation gibt es nun statt neun 12 Zeitzonen (vgl. Tagesspiegel“, 2. Juli 2014, S. 22).
Auf russischen Fernbahnhöfen gibt es immer zwei Uhren, eine mit der jeweiligen Regionalzeit und eine mit der Moskauer Zeit, nach der auch alle Fernüge getaktet sind.
Weltweit verzichtet die Mehrheit aller Staaten auf eine Sommerzeit („Das Parlament“, Nr. 18-19/2016, S. 7).
(veränderlich, nach dem Gregorianischen Kalender; die MESZ beginnt nun jeweils in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag des letzten Wochenendes im März. Die Sommerzeit endet jeweils in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag des letzten Wochenendes im Oktober; im Jahre 2013 hatten insgesamt 60 Staaten weltweit eine Sommerzeit eingeführt)
© Christian Meyer