2. August 2023: Tag der ökologischen Überschuldung, Erdüberlastungstag (Earth Overshoot day), Überschuldungstag,
errechnet jährlich weltweit vom „Global Footprint Network“ (GFN). Zudem werden auch jeweils Überschuldungstage für verschiedene Länder errechnet.
Der ökologische Fußabdruck (d.h. die Bodenfläche, die jeder einzelne Mensch zur Herstellung der von ihm konsumierten Produkte, zur Sicherung seines Lebensstils pro Jahr beansprucht) jedes Menschen in Deutschland ist durchschnittlich ca. zweieinhalb Mal größer, als es unsere Erde erlaubt – die Deutschen verbrauchen das ‚Kapital’ der Natur, zerstören die Lebensgrundlagen, übernutzen Luft, Boden und Wasser (vgl. „Unser Wald…“, S. 2, a.a.O.). Die Nachfrage des Menschen nach irdischen Ressourcen übersteigt gefährlich das in vielen Bereichen sinkende Angebot der Natur.
Dabei wird die Biokapazität der Erde ins Verhältnis gesetzt zu den „Fußabdruck der Menschheit“ und aufs Jahr hochgerechnet. Die Biokapazität einer Region wird definiert als die Gesamtheit der „bioproduktiven Flächen“ der Region, d.h. um die Grundfläche in Hektar, multipliziert mit einem Äquivalenzfaktor und einem Ertragsfaktor. Der Äquivalenzfaktor folgt aus der jeweilig produzierten nutzbarer Biomasse (oder anderer ökologischer Leistungen der Fläche) im Verhältnis zur Nutzung. Der Ertragsfaktor misst dasselbe im Verhältnis zum globalen Durchschnitt (z. B. Hektarertrag an Nahrungsmitteln).
Berücksichtigt wird dabei, dass dieselbe Fläche nicht zugleich zur Nutzholzproduktion und der Nahrungsmittelproduktion dienen kann. Jedoch erbringt eine Fläche noch andere wichtige ökologische Dienstleistungen (z. B. der Grundwasserneubildung oder als CO2-Senke).
Wir „verschulden“ uns dann, wenn mehr CO2 ausgestoßen wird, als die Speicher (Wälder, Meere etc.) absorbieren können, wenn wir mehr Bäume fällen als nachwachsen etc.
Die gesamte Menschheit bräuchte – nach Berechnungen des „Global Footprint Network“ [1] – im Jahre 2010 ca. 1,4 Erden, um unseren blauen Planeten nicht zu überlasten (vgl. „Unser Wald…“, S. 4, a.a.O.).
Seit den Jahre 1987 errechnen Wissenschaftler des Global Footprint Network alljährlich den „Tag der ökologischen Überschuldung“ („World overshoot [2] Day“), den Tag also, „… an dem … alles verbraucht (worden ist, C.M.), was eine sich selbst erhaltende Natur binnen zwölf Monaten liefern kann: Wasser, Brennmaterialien, Bauholz, Getreide, Fische oder Platz, um Müll zu entsorgen – auch den ‚Klimamüll’, der aus Schornsteinen und Auspuffen in die Atmosphäre geblasen wird“ (vgl. „Unser Wald…“, S. 4, a.a.O.).
Nach Rückrechnungen verschob sich seit 1961 der Tag von Anfang Dezember immer weiter nach vorne im Jahr.
Im Jahre
……1970 lag der „World Overshoot Day“ (nach Schätzungen) am 23. Dezember (vgl. Celnik/Valo, S. 6, a.a.O.)
…....1987 lag der „World Overshoot Day“ am 19. Dezember
….. 1995 lag der „World Overshoot Day“ am 21. November
…… 2006 lag der „World Overshoot Day“ am 9. Oktober
…… 2008 lag der „World Overshoot Day“ am 23. September
…… 2009 lag der „World Overshoot Day“ am 25. September
…… 2010 lag der „World Overshoot Day“ am 21. August
…… 2016 lag der „World Overshoot Day“ am 8. August
…… 2017 ………………………………… am 2. August
…….2018 ………………………………… am 29. Juli
........2019 ................................................am 29. Juli
…….2020 ………………………………… am 22. August (erstmals Verschiebung nach hinten, wegen Corona)
…….2021 ……………………………… am 29. Juli
…….2022 ………………………………. am 28. Juli
…….2023 ……………………………… am 2. August
Nur in den Jahren 2009 und 2020 rückte der Tag aufgrund der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise bzw. der Corona-Pandemie zurück auf den 25. September bzw. 22. August.
Von 2015 bis 2016 rückte der Stichtag um 5 Tage nach vorne, bei diesem Ressourcenverbrauch, gleichbleibendem Lebensstil würde die Menschheit ca. 1,6 Erden benüötigen. Vom 8. August 2016 an lebte – wie die „Le monde“ titelte – die Erde auf Kredit (vgl. Celnik/Valo, S. 6, a.a.O.).
Hochgerechnet, ohne Veränderungen im Lebensstil, würden im Jahr 2030 zwei Planeten nötig sein, die Menschheit verbrauchte in sechs Monaten die Ressourcen, den die Erde in 2 Jahren bereitstellen kann.
Der durchschnittliche ökologische Fußabdruck pro Person lag 2009 in den USA bei 9,4 ha, der durchschnittliche Flächenverbrauch eines Menschen weltweit lag bei 2.7 ha. Wenn alle Menschen auf der Erde so viele Ressourcen verbrauchten wie die US-Amerikaner, bräuchten wir jetzt schon 5 Planeten für die Versorgung der Menschheit!
Christoph Heinrich, der Geschäftsleiter Naturschutz des WWF Deutschland urteilte: „Klimawandel, Artensterben, Wassermangel sowie der Kollaps der Fischbestände sind klare Anzeichen dafür, dass der Planet unter der menschlichen Übernutzung leidet“.
Wenn alle Menschen soviele Ressourcen verbrauchten wie die Deutschen 2016 wäre dazu ca. 3,1 Erden nötig (vgl. Dehmer, S. 2, a.a.O.).
Das Global Footprint Network formulierte zum Ergebnis des Jahres 2020 in einer Pressemeldung: „In diesem Jahr bietet der Earth Overshoot Day eine noch nie dagewesene Gelegenheit, über die Zukunft nachzudenken, die wir schaffen wollen. Unsere Bemühungen mit COVID-19 haben gezeigt, dass es möglich ist, den Verbrauchstrend der ökologischen Ressourcen innerhalb kurzer Zeit zu verschieben. Aus dieser Gesundheitskrise und den Diskussionen um einen Wirtschaftsstimulus lernen wir auch neue Strategien für Ressourcensicherheit und menschlichen Wohlstand."
Der Erdüberschuldungstag liegt jetzt (2023) wieder später als im letzten Jahr; wir leben ab dem 2 August 2023 nur noch „auf Pump“. Die Menschheit verbraucht aktuell 1,7 mal so viel Ressourcen wie natürlich auf der Erde vorhanden sind.
Der Überschuldungstag für Deutschland wurde bereits am 5. Mai 2021 (2019 war es der 3. Mai)
erreicht. Die weltweiten Daten lagen zu diesem Zeitpunkt für 2021 noch nicht vor.
Der deutsche Erdüberlastungstag war bereits am 4. Mai 2023, der der USA sogar schon am 13. März 2023.
Christoph Bals, der Geschäftsführer von „Germanwatch“, führte dazu aus: „Wenn alle Menschen weltweit so wirtschaften und leben würden, wie wir in Deutschland, bräuchten wir drei Planeten“ (Bals zit. n. „Tagesspiegel“, 2 August 2023, S. 19).
Es gibt eine Fülle von Vorschlägen, wie der Erdüberlastungstag nach hinten zu verschieben wäre, so z.B. von dem GFN:
– Würde man den Anteil erneuerbarer Energien am Strommix von zurzeit 39 auf 75 % erhöhen, wäre der Stichtag für den Erdüberlastungstag 26 Tage später
– Gelänge es die Lebensmittelverschwendung von aktuell 1,3 Mrd. t zu halbieren, verschöbe sich der Termin um 13 Tage.
Rebecca Tauer von WWF-Deutschland fordert verbindliche Ziele beim Rohstoffkonsum: Maximal 7 Tonnen pro Kopf jährlich sollten es bis 2045 sein; zur Zeit sind es nach WWF 16 t (vgl. „Tagesspiegel“, 2 August 2023, S. 19)
(veränderlich nach dem Gregorianischen Kalender)
[1] Im Jahre 2003 wurde die Umweltorganisation „Global Footprint Network“ (GFN) gegründet, um dazu beizutragen, eine nachhaltige Welt zu begründen. Alle Menschen müssten in einer nachhaltigen Welt ein erfülltes Lebens führen können, in den ökologischen Grenzen, die die Erhaltung des Planeten Erde benötigt. Das Wissenschaftsgremium aus Oakland, Kalifornien errechnet jeweils den Menschheitsbedarf an Acker- und Weideland, an Wasser, Wäldern und Lebewesen sowie der Platzbedarf der Infrastruktur (den ökologischen Fußabdruck der Menschheit in dem entsprechenden Kalenderjahr). Dieser wird dann mit den weltweiten biologischen Kapazitäten (der „Biokapazität“, d.h der Fähigkeit der irdischen Ökosysteme, Ressourcen aufzubauen sowie Müll und Emissionen aufzunehmen) des ensprechenden Jahres verglichen. Durch verschiedene Aktivitäten des Menschen (Verstädterung, Waldzerstörung, Bodenversiegelung, Raubbau an den Fischbeständen, Energieverschwendung etc.) sinkt die (an sich bereits endliche) Biokapazität der Erde in allerlei Bereichen.
Das „Global Footprint Network“ (ein Partner der NEF, der „New Economics Foundation“) errechnete, dass die Menschheit 2008 ca. 40 % mehr Ressourcen verbrauchte, als die Erde in jenem Jahr produzieren konnte.
[2] „Overshoot“ bedeutet wörtlich „zu weit gehen“, „über ein Ziel hinausschießen“.