Doris, weiblicher Vorname
(italienische Formen: Doride, Dori, Dorris; schwedische Formen: Doriet, Dorrit; russische Form: Daria; englische Formen: Dorice, Dorit, Dory; irische Verkleinerungsform: Doreen; skandinavische und norddeutsche Kurzform: Ditte; eine männliche Nebenform ist gr./lat. „Dorian“ [1] (ital. „Doriana“) = zum Stamme der Dorier gehörig [2]).
Die genaue etymologische Herkunft des Namens erscheint ungeklärt, verschiedene Wurzeln werden in der Literatur angeführt.
Eine Wurzel könnte der altgriechische Stamm der Dorer (auch: Dorier) sein, die zwischen dem 12. und 10. Jhdt. v. Chr. – wahrscheinlich von den Illyrern verdrängt – ins heutige Griechenland einwanderten. Sie verdrängten die bereits ansässigen Ionier, Achäer etc. und besiedelten u.a. Teile Mittelgriechenlands, des Peloponnes (Lakonien und Sparta) sowie Kreta, Rhodos und die südwestliche Küste der heutigen Türkei.
Mit dieser Wurzel könnte „Doris“ „Frau vom Stamm der Dorer“ bedeuten, Doris wäre ein Herkunftsname [3] .
Die „Doris“ (gr. „Δωρίς“) war in der Antike auch der geographische Name für zumindest drei Örtlichkeiten. Zum einen bezeichnete „Doris“ eine kleine altgriechisch-antike Landschaft im heutigen Mittelgriechenland, nördlich von Delphi, am Oberlauf des Flusses Kephisos. Politisch war die Doris unbedeutend, gehörte allerdings schon früh zur delphischen Amphiktyonie [4] .
In der Mythologie gilt die Region Doris als die Heimat [5] des Stammes der Dorer. Der Sage nach sollen die Dorer unter der Führung der Herakliden, der Nachkommen des Herakles, auf den Peloponnes eingewandert sein. Viele angesehene dorische Familien führten ihren Stammbaum deshalb auf Herakles zurück.
Zum anderen wurde auch das kleine „Binnenmeer“, der Teil der Ägäis nördlich von Rhodos bis zur Insel Kos in der Antike die „Doris“ genannt, vermutlich wegen der dorischen Besiedlung dieser Inseln.
Schließlich wurde auch der (dorische) Städtebund Hexapolis um u.a. Rhodos und Knidos in Karien mit dem Namen Doris belegt.
Sollte der Vorname Doris von den Örtlichkeiten herrühren, wäre auch hier der Stamm der Dorer namensgebend.
Eine weitere mögliche Wurzel des Vornamens Doris findet man in der griechischen Mythologie. Doris war hier eine Meeresgöttin, eine Okeaniden, eine Tochter der Titanen Okeanos. Berühmt war sie für ihre prophetische Gabe. Sie war die Ehefrau des alten Meeresgottes Nereus. Dieser falt als der „Greis des Meeres“, er war gerecht, friedlich und weise. Doris und Nereus lebten in einer lichtdurchfluteten Grotte auf dem Grunde der Ägäis, halfen und schützen die Seefahrer und Fischer.
Doris und Nereus hatten 50 Töchter, die Nereiden, von denen eine wiederum den Namen Doris trug. Die Nereiden, Nymphen des Mittelmeeres, wurden als Personifizierungen der Wellen des Meeres angesehen.
Im 2. Buch der „Metamorphosen“ beschreibt Ovid ….
„Doris sowie ihre Töchter: man sieht sie schwimmen, die einen,
Andere sitzen auf Klippen, die Haare, die grünen, sich trocknend,
Andere reiten auf Fischen; sie haben nicht alle deasselbe
Antlitz, doch sind sie sich ähnlich; genau so passt es für Schwestern“
(Ovid, Metamorphosen, 2,11-14, S. 54, a.a.O.).
Einige der Nereiden waren mythologisch prominente Figuren, so z.B …
Die antiken Dichter benutzten häufig den Namen der Göttin Doris um allgemein das Meer anzusprechen. So z.B. Vergil in dem 10. Hirtengedicht (Eklogen), in dem er die sizilianische Süßwasserquelle der Nymphe Arethusa, ja eine Tochter der Göttin Doris, anspricht:
„Wenn du dahin gleitest über den Grund des Sizilischen Meeres,
soll auch die bittere Doris nicht Salz in dein Süßwasser mischen!“
(…..«Doris amara suam non intermisceat undam...», vgl. Vergil, S. 53, a.a.O.).
Hier steht „Doris“ allgemein im Sinne von Meer.
Schließlich wird „Doris“ aber auch als Kurzform der Namen Dorothea und Theodora betrachtet, Namen die beide soviel wie „Gottesgabe“ oder „Geschenk Gottes“ [8] (von gr. „theos“ = Gott“ und „doron" = Gabe, Geschenk) bedeuten. Dass beide Namen, Doris und Dorothea / Theodora den gleichen Ursprung haben, ist allerdings nicht belegt.
Weitere Bedeutungen von „Doris“
Der Name Doris bezeichnet außerdem …
Zur Geschichte des Namens Doris
Im römischen Reich war der Vorname Doris weit verbreitet, verschwand dann aber (als heidnischer Name?) vollständig. Dagegen blieben die Namen Theodora und Dorothea wegen der Kaiserin und der Hl. Dorothea auch im Mittelalter in Gebrauch.
Erst im 17. / 18. Jhdt. kam der Vorname Doris wieder auf, v.a. als aus der Schäferpoesie, der arkadischen Dichtung übernommene Kurzform von Dorothea / Theodora.
Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlebte der Vorname Doris von England aus eine echte Wiederbelebung und einen lang anhaltenden, auch internationalen Erfolg. Der Name wurde nun aber in der Regel als Kurzform von Dorothea betrachtet und auch benutzt.
Namenstage
Bekannte Namensträgerinnen:
Darüber hinaus ist….
Doris Peterson, Küchenhilfe der US-Zeichentrickserie „Die Simpsons“ …..
und…..
„Die Tödliche Doris“, eine Berliner Musik – Gruppe, die aber auch im Bereich des Films, der Photographie und Literatur aktiv war (1980–1987)
© Christian Meyer
[1] Berühmt wurde der Name v.a. durch den Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde (1854 – 1900), der 1890/91 veröffentlicht wurde. Es ist umstritten, ob Oscar Wilde den Namen für seinen Roman erfunden hat. Heute wird mit “Dorian - Gray - Syndrom” die neurotische Haltung von Personen bezeichnet, die nicht erwachsen werden wollen.
[2] Der Name „Dorian“ könnte auch von dem gälischen Namen “Doireann” = “stürmisches Wetter” abgeleitet sein.
[3] Der Name des Stammes der Dorer könnte allerdings hat eine etymologische Beziehung zum Wort gr. „δώρον“ - doron = Geschenk, Gabe haben.
[5] Im Altgriechischen gab es zwei Begriffe für „Heimat“. Zum einen den Begriff „πάτρίς“ von „Vater“ herrührend, zum anderen „μήτρόπολις“ – metropolis, von „μήτηρ“ = Mutter und „πόλις“ = Stadt, also wörtlich „Mutterstadt“ herrührend. Μήτρόπολις wurde im Sinne von „Heimat“ aber auch von Herkunftsstadt einer Kolonie, einer Tochter- oder Pflanzsstadt verwendet. Im Deutschen taucht das gr. – lat. Wort Metropolis erstmals im 16. Jhdt auf. Das eingedeutschte „Metropole“ bezeichnet seit dem 19. Jhdt. eine Groß- oder Weltstadt.
[6] Galatheas Geschichte wurde bereits in Ovids „Metamorphosen“ erzählt (13, 763 ff, S. 434 f, a.a.O.).