Marianne

 

Weiblicher Vorname französischen Ursprungs, ein Doppelname gebildet aus ðMaria und ðAnna (Namenstag: 26. Mai), wie umgekehrt auch Annemarie. Eine andere Herleitung meint, „Marianne“ rühre her vom Lateinischen „Marianaund wäre nur später vom französischen Marianne verstärkt worden.

Maria ist die lateinisch–griechische Form des aus dem Hebräischen übernommenen Namens „Miriam“ (auch: Mirjam), dessen Wortbedeutung unklar ist (u.U. vom hebr. „mirjam“ „widerspenstig“). Eine andere (umstrittene) Ableitung von Maria geht vom Lateinischen aus, mit der Bedeutung von „Stern des Meeres“.

Anna, eigentlich „Channâh“ heißt auf Hebräisch ursprünglich „Huld, Gnade“. Nach der christlichen (außerbiblischen) Überlieferung hieß die Mutter Marias, die Großmutter Jesu, Anna. Sie soll die Ehefrau des heiligen Joachims gewesen sein. Nach zwanzigjähriger Kinderlosigkeit gebar sie schließlich Maria.

Die Koppelungen beider Namen, Anna und Maria, wurden vermutlich auch durch die gemeinsame Verehrung beider zusammen mit dem Jesuskind - als Annaselbdritt – verstärkt. 

Der Name Marianne stammt nicht von dem antiken Namen Mariamne ab. Mariamme (die gräzisierte Fassung [1] des hebräischen Namen Miriam מִרְיָם) war ein häufiger Vorname in der Hasmonäer-Dynastie des Königs Herodes. Bei Flavius Josephus findet man die Schreibweise „Μαριάμη (Mariame) aber auch verändert zu dem häufiger verwendeten Mariamne. Die wichtigsten Namensträgerinnen waren:

 

Abb. Mariamne vor dem Richterstuhl des Herodes, (1887) von dem englischen romantischen Maler John William Waterhouse (1849–1917, Abb. aus http://www.johnwilliamwaterhouse.com/assets/images/ content/waterhouse/med/waterhouse11.jpg)

·                     Mariamne (I, * um 54, † 29 v. Chr.): Sie entstammte der Makkabäer-Dynastie, war die Enkelin des Makkabäer-Königs Hyrkanos II. Mariamne wurde die zweite Ehefrau des tyrannischen Herodes des Großen (62 – 4 v. Chr.), mit dem sie fünf Kinder hatte. Herodes ließ sie aus Eifersucht wegen angeblicher Untreue, vielleicht auch durch Verleumdungen seiner Schwester Salome, hinrichten. Flavius Josephus berichtete davon (Flavius Josephus, I 22, 1 ff., S. 95, a.a.O.). Die dramatischen Ereignisse führten zu vielen literarischen Bearbeitungen, so von Hans Sachs (1552), Calderon (1635), Tirso de Molina (1636), von Voltaire (1723) und Friedrich Rückert (1844). Am bekanntesten wurde das Drama „Herodes und Mariamne“ von Christian Friedrich Hebbel, 1844.

·         Mariamne (II, die dritte Ehefrau von Herodes; sie wurde 4 v. Chr. verstoßen)

·         Mariamne (III, eine Schwester von Herodias)

·         Mariamne (eine Tochter von Herodes Agrippa I)

·                     Nach den Apokryphen hatte der Apostel Philippus eine Schwester Mariamne, die von Jesus beauftragt worden sein soll, in Männerkleidern ihren Bruder bei dessen Missionsreisen nach Phrygien und Lydien, u.a. nach Hierapolis zu begleiten. Dabei wurden allerlei Wunder bewirkt. Philippus erlitt in Hierapolis den Märtyrertod. Mariamne starb friedlich in Lykaonien (der Umgebung des heutigen Konya); die orthodoxe Kirche feiert ihr Gedenken am 17. Februar.   

 

 

 

Erst seit dem 18. Jahrhundert kam der Name Marianne häufiger vor. Der Name wird heute nicht mehr als Doppelname empfunden.

In Deutschland (insbesondere in Norddeutschland) wurde Marianne gegen Mitte des 19. Jahrhundert populär. Vielleicht trug dazu eine Gastwirtschaft in dem heutigen Hamburger Bezirk Eimsbüttel bei. 

Das Lokal trug den Namen „Mariannenruh" und die schöne Tochter des Gastwirts Johanna Maria Carolina Ruaux (1802-1882), später verehelichte Schindler, bediente dort seit ihrem 17. Lebensjahr, führte das Restaurant seit ihrem 23. Lebensjahr. Dieses Lokal wurde durch die sprichwörtliche Schönheit der jungen Frau - „die schöne Marianne“ - weit über die Hamburger Grenzen bekannt und so beliebt, dass sie an Markttagen sogar Eintrittsgeld verlangen konnte. Denn v.a. junge Herren aller Stände wollten die attraktive Frau sehen. Viele machten ihr den Hof, so auch der junge Herzog Karl von Braunschweig.

Abb.: Das Portrait aus dem Jahre 1827 zeigt die „schöne Marianne“. (Abb: aus http://fhh1.hamburg.de/fhh/

behoerden/staatsarchiv/bestaende/galerie_05_1.htm)

 

Durch die Fernsehserien „Die schöne Marianne (1974) und „Das Hotel zur schönen Marianne“ (1978, mit Hannelore Elsner bzw. Nadja Tiller in der Titelrolle) wurde Maria Schindler-Ruaux deutschlandweit bekannt.

 

Am Eimsbütteler Marktplatz in der Nähe des wahrscheinlichen Standorts der „Mariannenruh" an der Fruchtallee wurde im Dezember 2002 ein Gedenkstein für die „schöne Marianne" mit folgender Inschrift aufgestellt:

„Sie bediente schon in jungen Jahren die Gäste in der väterlichen Wirtschaft Mariannenruh, die sie später übernahm. Das hier in der ehemaligen Emahusbleiche gelegene Lokal wurde wegen der Schönheit der Wirtin berühmt. Sie wurde weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt. Auch Heinrich Heine zählte zu ihren zahlreichen Bewunderern. Mariannenwirtschaft wurde in der Folgezeit ein Begriff für ein Lokal mit weiblicher Bedienung“.

 

 

Heinrich Heine schien allerdings ein eher zwiespältiges Verhältnis zu Maria Ruaux gehabt zu haben. In seinem 1834 veröffentlichten Novellenfragment „Memoiren des Herren von Schnabelewopski“ erwähnte er „Marianne“ nach Rathaus und Börse als dritte der zehn „Merkwürdigkeiten der Stadt" Hamburg: „Die schöne Marianne, ein außerordentlich schönes Frauenzimmer, woran der Zahn der Zeit schon seit zwanzig Jahren kaut – nebenbei gesagt, der ‚Zahn der Zeit‘ ist eine schlechte Metapher, denn sie ist so alt, daß sie gewiß keine Zähne mehr hat, nämlich die Zeit – die schöne Marianne hat vielmehr jetzt noch alle ihre Zähne und noch immer Haare darauf, nämlich auf den Zähnen“ (vgl. HeineAus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski“, in „Werke“, Bd. 4, S. 129, a.a.O.).

 

Abb. Mariannen-Gedenkstein in Eimsbüttel

 

Zwischen 1914 bis 1954 gehörte der Name Marianne ununterbrochen zu den 50 beliebtesten deutschen Vornamen.

 

In der Literatur und Kunst gibt es einige Mariannen, so:

  • In Shakespeares „Maß für Maß” (1604) ist Mariana eine Frauenfigur, die durch ihre Treue und Loyalität gekennzeichnet ist.
  • Der französische Schriftsteller Pierre Carlet de Marivaux (1688–1763) schrieb einen (damals) berühmten Roman „Marianne oder die Abenteuer der Comtesse von ***“.
  • Marianne Dashwood, eine Figur aus Jane Austens „Sinn und Sinnlichkeit"; im Film „Sense & Sensibility", 1995 wurde sie von Kate Winslet gespielt)
  • In der Erzählung „Barfüßele“ von Berthold Auerbach (a.a.O.) ist „die Schwarze Marann“ (i.e. Marianne) eine der Hauptfiguren und wichtige Bezugsperson der Titelfigur. 
  • "So long, Marianne" ist ein 1989 geschriebener Song des kanadischen Liedermachers Leonard Cohen (*1934)

 

 

 

Häufigkeitsstatistik des Namens Marianne 1890 – 1973  (www.beliebte-vornamen.de/18752-marianne.htm)

 

·                     Ralf Bendix [2] (*1924) schrieb 1956 einen Schlager über „Mary-Ann“ – es handelt sich dabei aller-dings um ein Schiff: „Sie hieß Mary-Ann 

„Mit 14 Jahren fing er als Schiffsjunge an,
er war der jüngste, aber er war schon ein Mann,
ein Mann wie ein Baum und stark wie ein Bär,
so fuhr er das erste Mal über das Meer.
Sie hieß Mary-Ann und war sein Schiff,
er hielt ihr die Treue, was keiner begriff,
es gab so viele Schiffe, so schön und groß,
die Mary-Ann aber ließ ihn nicht los ...“.

 

·                     Marianna ist eine Stadt und Bischofssitz im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.

 

·                     Die pazifische Inselgruppe der Marianen (mit dem Marianengraben)sind nach der spanischen Königin Maria Anna von Österreich (1634–1696) benannt, der Frau König Philipps IV.

 

·                     Die Kreuzberger Mariannenstraße wurde 1849 benannt nach Prinzessin Marianne von Preußen (eigentlich Marie Anne Amalie, geb. Prinzessin von Hessen-Homburg, 1785 – 1846, der Ehefrau von Prinz Wilhelm von Preußen, des jüngsten Sohnes von König Friedrich Wilhelm II.).

 

·                     „Marianne“ ist seit der Mitte des 19. Jhdts. die bekannteste symbolische Verkörperung der Republik Frankreich, der Freiheit und Vernunft, oft dargestellt mit der Jakobinermütze. Bis heute ziert die Marianne viele französische Briefmarken und Cent-Münzen.

Der Ursprung des Symbols „Marianne“ ist umstritten. Eine Wurzel soll auf Marie-Anne Reubell, die Ehefrau des Direktoriumsmitglieds Jean Reubell zurückzuführen sein. Sein Direktoriumskollege Paul Barras war auf der Suche nach einem weiblichen Namen für die Personifizierung der Republik. Als Barras 1797 Marie-Anne kennenlernte, soll er ihren Namen perfekt, kurz und einfach, passend zur Republik gefunden haben.

Eine andere Hypothese geht zurück in den Oktober 1792, auf die Phase der Gründung der 1. Republik. Damals schrieb der provenzalische Dichter Guillaume Lavabre in Puylaurens/Tarn das Revolutionslied „La Garisou de Marianno“, d.h. die Heilung, Genesung der Marianne, wobei Marianne Frankreich, die Republik symbolisierte. Wahrscheinlich aber war das Lied nur regional bekannt.

In jedem Fall war Marie–Anne, eine Frau des (einfachen) Volkes. Während der revolutionären Auseinandersetzungen im Juni 1848 soll eine Pariser Marianne die Kämpfenden angefeuert und die Verwundeten gepflegt haben. Sie wurde zur Bühnenfigur und bald zum Symbol der Republikaner.

„Marianne“ war während des 2. Kaiserreiches der Name einer illegalen revolutionären Geheimgesellschaft, die für die Wiedererrichtung der Republik kämpfte.

 

Die Büste der Marianne wird von Zeit zu Zeit wechselnd nach dem Vorbild prominenter Französinnen neu gefertigt und in den örtlichen Rathäusern ausgestellt: So 1968 die Schauspielerin Brigitte Bardot, 1978 die Sängerin Mireille Mathieu, 1985: die Schauspielerin Catherine Deneuve und 2012 die Schauspielerin Sophie Marceau. 

 

 

Abb.: Seit 1999 Logo der Französischen Republik; es darf  ausschließlich von Regierungsinstitutionen und Präfekturen verwendet werden.

 

 

 

Bei der jüngsten Vorstellung der französischen Mariannen-Briefmarke kam im Juni 2013 es zu einem Skandal, weil diese Marianne der ukrainischen Femen-Gründerin Irina Schewtschenko ähnelte und auch – wie der Designer der Briefmarke meinte – von ihr inspiriert wurde (Abb. auswww.tagesschau.de/ausland/marianne104.html).

 

 

Varianten des Namens Marianne sind:

 

·         Mariana (spanisch, tschechisch)

·           Marianna (polnisch)

·           Marijana (slowenisch)

·           Marion (französisch)

·           Marjana (westslawisch)

 

Im Chinesischen würde der Name Marianne wiedergegeben werden mit:

 

Achat

  schön/hübsch

ān Ruhe/Stille

 

Im Japanischen, in Katakana:

 

Im Koreanischen:

 

 

 

 

 

Bekannte Namensträgerinnen sind:

 

  • Marianna von Martines (1744-1812) war eine Schülerin von Joseph Haydn, Komponistin, Cembalistin und Sängerin
  • Marianne Hoppe, deutsche Schauspielerin und Ehefrau von Gustaf Gründgens (20. Jhdt.)
  • Marianne Schönauer, österreichische Schauspielerin (20. Jhdt.)
  • Marianne Koch (*1931), deutsche Ärztin und Filmschauspielerin („Für eine Handvoll Dollar“)
  • Marianne Sägebrecht (*1945), deutsche Schauspielerin und Kabarettistin
  • Marianne Faithfull (*1946, brit. Rock Sängerin), von den Rolling Stones entdeckt
  • Marianne Birthler (* 1948), deutsche Politikerin
  • Marianne Buggenhagen (* 1953), deutsche Behindertensportlerin
  • Marianne Rosenberg (*1955), deutsche Sängerin
  • Marion Gräfin Dönhoff (1909–2002), deutsche Publizistin
  • Marion Meyer (* 1954), deutsche Archäologin, Professorin in Wien
  • Marion Michael (1940–2007), deutsche Schauspielerin („Liane, das Mädchen aus dem Urwald“, 1956)
  • Marion Zimmer Bradley (1930–1999), US-amerikanische Schriftstellerin („Die Nebel von Avalon“)
  • Marjana Satrapi (*1969), iranisch-französische Comic-Zeichnerin, Kinderbuchillustratorin und Filmemacherin
  • Marijana Matthäus (* 1971), serbische Designerin und Ex-Ehefrau des deutschen Fußballers Lothar Matthäus
  • Marianna Salzmann (* 1985), deutsche Schriftstellerin
  • Marianne von Willemer, das Vorbild für Goethes „Suleika“ im „West-Östlichen Divan“.

Letztere ist kulturhistorisch vielleicht am interessantesten.

 

 

 

Abb.: Marianne von Willemer (Bild von Johann Jacob de Lose, 1809)

 

Der 1814/15 entstandene und im Herbst 1819 erstmals veröffentlichte „West-Östliche Divan“ geht zumindest teilweise auch auf die Begegnung des alternden Goethe mit der jungen, schönen und gebildeten Marianne von Willemer (1784–1860; sie war 35 Jahre jünger als Goethe) zurück. Goethe war mit dem Ehemann, dem Frankfurter Bankier und Kaufmann Johann Jakob von Willemer (1760–1838; er wurde 1816 geadelt) befreundet, dennoch entstand eine innige Beziehung Goethes zu Marianne, Goethe verliebte sich in sie.

Die beiden lernten sich am 4. August 1814 kennen, bei einem Besuch Goethes in seiner Heimatstadt; noch als unverheiratete 30jährige Marianne Jung. Sie lebte seit ca. 12 Jahren zusammen mit Willemer, ohne verheiratet zu sein. Ihre Hochzeit erfolgte dann – wie oft angegeben wurde – überstürzt, u.U. auf Anraten Goethes. Im Oktober 1814 bei dem nächsten Treffen mit Goethe war sie bereits Frau Geheimrat Willemer.

Marianne Willemer war aber nicht nur faktische Ansprechpartnerin vieler Gedichte des „Divans“, eine ganze Reihe von Gedichten stammen auch selbst von ihr, Goethe übernahm sie nur leicht verändert. Zu diesen Gedichten gehören auch die Suleika-Lieder, wohl die Herzstücke des „Divans“:

·                     „Was bedeutet die Bewegung ...“ (das Original von Marianne Willemer in Goethe, 1972, S. 339, a.a.O., Goethes leicht modifizierte Fassung S. 76, a.a.O.), und

·                     „Ach, um deine feuchten Schwingen ...“ (das Original von Marianne Willemer in Goethe, 1972, S. 340, a.a.O., und Goethes leicht modifizierte Fassung S. 78, a.a.O.).

Die wahre Urheberschaft der Gedichte wurde erst durch den Germanisten Herman Friedrich Grimm (1828–1901, den Sohn Wilhelm Grimms) posthum bekannt. Ihm hatte sich Marianne von Willemer kurz vor ihrem Tod anvertraut. Von daher war Marianne von Willemer nicht nur Muse des „Divans“, sondern auch Mit-Autorin. 

Weitere Treffen sind im Sommer 1815 überliefert, u.a. in der Frankfurter Gerber-mühle [3] , die Johann Jakob von Willemer gepachtet hatte.

 

Abb.: Blick von der Gerber-mühle nach Frankfurt am Main; Aquatinta von Rosina Städel (der Stieftochter und Freundin von Marianne von Willemer), mit einer Widmung von Goethe [4]; heute imGoethe Museum, Frankfurt (Abb. aus http://commons.wikimedia.org/wiki/ File:Frankfurt_ Gerberm%C3%BChle_1815.jpg)

 

Auch seinen 66. Geburtstag feierte Goethe am 28 August 1815 in der Gerbermühle.

Im Sommer 1815 erwarb Marianne von Willemer bei einem türkischen Kaufmann auf der Frankfurter Messe einen Phantasieorden, der an den osmanischen Halbmondorden erinnerte: Die Sonne war als sechszackiger Stern dargestellt und wurde teilweise von einer Mondsichel umfasst. Am 15. September schenkte sie Goethe den „Orden“, der sich im Goethe-Nationalmuseum in Weimar erhalten hat (vgl. Goethe, 1972, Anmerkungen, S. 551, a.a.O.). Im Zusammenhang mit diesem Ordensgeschenk entstand am 22. September 1814 das Gedicht: „Die Sonne kommt! ...“, das Goethe später in den „Divan“ aufnahm (vgl. Goethe, 1972, S. 64, a.a.O.). 

Zum letzten Mal sahen sich Marianne von Willemer und Goethe wohl am Heidelberger Schlossberg am 27. September 1815. Zwar sahen sie sich nie wieder, aber ihr Briefwechsel sollte bis zu Goethes Tod andauern.

Goethe verfasste das Gedicht „Gingo biloba“ (vgl. Goethe, 1972, S. 63, a.a.O.) bald darauf, datierte es aber, wie später festgestellt wurde, auf den 15. September zurück. Dann schickte er es, mit zwei Ginkgo-Blättern [5] verziert, an Marianne von Willemer. Die Originalschrift des Gedichts befindet sich heute im Goethe-Museum Düsseldorf. Später nahm Goethe das Gedicht auch in den „Divan“ auf.

 

 

(Abb. aus wikimedia.org/wikipedia/ com- mons/thumb/b/b6/Goethe_Ginkgo_Biloba.jpg/220pxGoethe_Ginkgo_Biloba.jpg.)

 

Rosa Luxemburg äußerte sich in einem Brief an ihre Freundin Mathilde Jacob vom 9. April 1915 – sie saß in der Barnimstraße nordöstlich des Alexander- platzes im Gefängnis - über die Liebschaften Goethes kritisch. Während ihr zu Frau von Stein nicht gerade Schmeichelhaftes einfällt, fand sie für Marianne von Willemer nur freundliche Worte: „Zur Frau von Stein übrigens ..., Gott straf mich, aber sie war eine Kuh. Sie hat sich nämlich, als Goethe ihr den Laufpaß gab, wie eine keifende Waschfrau benommen, und ich bleibe dabei, daß der Charakter einer Frau sich zeigt, nicht wo die Liebe beginnt, sondern wo sie endet. Von allen Dulcineen Goethes gefällt mir auch nur die feine, zurückhaltende Marianne v. Willemer, die ‚Suleika‘ des ‚Westöstlichen Divans‘“ (zit. n. Knobloch, S. 53/43, a.a.O.). 

 

© Christian Meyer

 

 


[1] Das hellenistische Griechisch (Koine, κοινή) waren zusammen mit dem Aramäischen die wichtigsten Sprachen am Hofe der Hasmonäer in Judäa, wo die Mariamnes lebten.

[2] Von dem Schlagersänger, Komponisten und Texter Ralf Bendix stammen auch die klassisch gewordenen Schlager: „Kriminal-Tango“ (1959), „Tschau tschau Bambina“ (1959) oder der„Baby-Sitter-Boogie“ (1961).

[3] Heute ist die umgebaute Gerbermühle ein Hotel und Restaurant, auf dem linken Mainufer im Stadtteil Oberrad, am Stadtrand zu Offenbach hin.

[4] Der Text lautet:

Also lustig sah es aus

Wo der Mayn vorüber floß

Als im schmucken Hayn v. Haus

Festlich Eilfer überfloß

Ferner Freunde ward gedacht:

Denn das heißt genießen

Wenn zu Fest- und Flusses Pracht

Tausend Quellen fließen.

Gemeint mit „Eilfer“ ist der Wein des Jahrgangs 1811, auch „Kometenwein“ genannt, da in dem Jahr auch der Komet Flaugergues 90 Tage lang mit bloßem Auge sichtbar war.

Im „West-östlichen Divan“, dem „Schenkenbuch“ gibt der Dichter dem Schenken den Rat: „Setze mir nicht, du Grobian, Mir den Krug so derb vor die Nase! Wer mir Wein bringt, sehe mich freundlich an; Sonst trübt sich der Eilfer im Glase“ (Goethe, 1972, S. 86, a.a.O.).

[5] Gingko-Bäume waren erst Mitte des 18. Jhdts. nach Europa eingeführt worden.