Maria:

 

Heute beliebter weiblicher Vorname, vermutlich hebräischer Herkunft.

Neben der Herleitung zu Miriam (umstritten, wahrscheinlich von ägyptisch mry, geliebt) ist auch die zum hebräischen Stamm מרא MRA, „mästen“ (vergleiche den Begriff מריא MRIA, „Mastvieh, -kälber“) denkbar. Maria würde demnach „die Wohlgenährte“ bedeuten.

Maria ist eine lateinisch–griechische Form des aus dem Hebräischen übernommenen Namens „Miriam“ (auch: Mirjam), dessen Wortbedeutung unklar ist.

 

Mirjam (hebr. מִרְיָם, Miriam) war zur Zeit Jesu ein häufiger weiblicher Vorname, im Neuen Testament (dem jüngeren Teil der Bibel, trk. „Incil“) werden 6 Namensträgerinnen erwähnt, deren bedeutendste Maria, die Mutter Jesu, und Maria Magdalena sind, eine wichtige frühe Anhängerin Jesu.  

 

Nach der traditionellen christlichen Lehre wurde Jesus als Sohn der jungfräulich gebliebenen Maria geboren. Eine Jungfrauengeburt, d.h. die Geburt eines Kindes ohne menschliche Zeugung, ohne menschlichen Vater, war in der Antike keine seltene Vorstellung.[1]

Allerdings war sie der jüdischen Bibel fremd. Bei Jesaja heißt es zwar in der Luther–Übersetzung: „Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie heißen Immanuel“ (Jes 7,14). Im hebräischen Original kann der Begriff „almah“ sowohl „junge Frau“ als auch „Jungfrau“[2]  bedeuten. Unter Umständen ist also nur von einer „jungen Frau“ die Rede (vgl. Koch, S. 269, a.a.O.).

 

Wer das Neue Testament liest, wird weder in den Geburtsgeschichten von Jesus Christus noch anderswo eine jungfräuliche Geburt ausdrücklich erwähnt finden. In der christlichen heiligen Schrift ist höchstens von einer jungfräulichen Empfängnis, sicher aber nicht von einer jungfräulichen Geburt die Rede.

Im Neuen Testament beziehen sich nur an zwei Stellen auf diesen Inhalt, Stellen zudem, die eher legendarischen Charakters sind, und nicht alter Tradition entstammen (vgl. Koch, S. 269, a.a.O.).

 

Bei Matthäus heißt es, dass Maria, ehe Joseph sie „heimholte“, „schwanger war von dem heiligen Geist“ (Mt 1,18). Es folgt allerdings in Mt 1, 22-23 ein direkter Bezug auf Jes 7, 14, - sehr wahrscheinlich wurde die Textstelle eingefügt, um Jesus als den alttestamentarisch angekündigten Messias erscheinen zu lassen.

Bei Lukas heißt es, dass Jesus für einen Sohn Josephs gehalten wurde (Luk 3, 23).

Dagegen bezeichnet der Evangelist Johannes Jesus ausdrücklich als „Jesum, Josephs Sohn von Nazareth“ (Joh 1, 45). – von einer Jungfrauengeburt ist keine Rede.

Der Apostel Paulus schließlich schreibt in seinem Brief an die Galater, dass Jesus „von einem Weibe“, also nicht von einer Jungfrau geboren wurde (Gal 4, 4).  

 

Maria, die Mutter Jesu, stammte vermutlich aus der Stadt Nazareth in Galiläa (im heutigen nördlichen Israel). Verheiratet war sie mit dem Zimmermann Joseph (auch Josef), der aus der Familie des Königs David abstammte.

 

Traditionell denkende (v.a. offizielle katholische und orthodoxe Theologen[3]) Christen lehren dogmatisch eine bleibende Jungfrauenschaft Marias, auch nach der Geburt Jesu. Maria habe mit Joseph eine „keusche“, eine „Josephsehe“ geführt.

In den Augen christlicher Traditionalisten sind die „Brüder Jesu“ (Mk 3, 31; Apg 1, 14) Vettern von Jesus oder Stiefsöhne Marias.

Der Koran anerkennt ausdrücklich die Jungfrauengeburt Jesu (3, 40 ff.), aber nicht die Gottesohnschaft Jesu.

 

Noch im Mittelalter kam der Vorname Maria aus ehrfürchtiger Scheu vor der „Gottesmutter“ nur relativ selten vor. Erst seit dem 15./16. Jhdt. wurde er weiter verbreitet (z.B. Maria von Burgund, oder König Maria I. von England, „Bloody Mary“, 1516 - 1558 ).

 

Vom 18. Jhdt an kam die Sitte auf, „Maria“ als zweiten Vornamen auch männlichen Kindern zu geben, um sie gewissermaßen unter den Schutz der Mutter Jesu zu stellen. Als 2. Vornamen erscheint der Name z.B. bei

  • dem deutschen Komponisten Carl Maria von Weber (18. /19. Jhdt.)
  • dem österreichischen Dichter Rainer Maria Rilke (19. / 20. Jhdt. )
  • dem französischen rechtsextremen Politiker Jean Marie Le Pen (20. - 21. Jhdt.)

 

Varianten des Namens:

 

Es gibt eine Unzahl von Varianten des Namens Maria so u.a. …

 

Maaike, Maaret, Maarit, Maika (russisch), Maike, Máire (irisch), Maja (als eine Koseform), Malia (hawaiianisch), Manja (russische Koseform), Manon, Mara (kroatisch, als Koseform), Maraki (griechisch), Maree (englisch), Marei (oberdeutsch), Mareike (friesische Koseform), Marie (französisch), Mariechen, Marieke (niederländisch), Mariele (schwäbisch), Mariella (italienische Koseform), Marieta (katalanisch), Marietta (italienische Koseform), Marija (südslawisch und russisch), Marijke, Marijken, Marika (ungarisch und griechisch), Marike, Marisol (Maria del Sol), Marita, Maritschka, Maritta, Marja (sorbisch und finnisch), Mary (englisch), Maryam (arabisch), Maryse, Marysia (polnisch), Mascha (russische Kurzform), Maureen (irisch), Meike (niederdeutsche Koseform), Meryem (türkisch), Mia, Mieke (niederländisch),  Miet (niederländisch), Mirja (finnisch), Mirjam (hebräisch), Mitzi (österreichische Koseform), Mrei (letzeburgisch), Myriam (französisch), Reia (letzeburgisch), Ria.

 

Mariam/Maryam/ trk Meryem

 

Weiblicher Vorname, Namensvariante von Maria,  im ganzen muslimischen Kulturkreis weit verbreitet.

 

Maria, die Mutter Jesu, spielt im Islam eine besondere Rolle. In der arabischen Form „Maryam" ist ihr Name der einzige Frauenname, der im Koran vorkommt. (Sonst werden Frauen immer nur erwähnt als „die Frau des ...”). Ihr Name wird 34 mal genannt (Jesus nur 25 mal). Eine ganze Sure (Nr. 19) trägt ihren Namen.

Auch auf andere Weise wird sie hervorgehoben. In einem Hadith nach Buchari heißt es: "Der Satan berührt jeden Nachkommen Adams an dem Tag, an dem er zur Welt kommt. Nur bei Maryam und ihrem Sohn Isa war es nicht so; der Satan berührte sie nicht."

 

Grundlage für das islamische Bild von Maria sind die z.T. recht knappen Erzählungen und Andeutungen im Koran (z.B. Sure 3,35-37.42-47; 4,156; 19,16-34; 21,91; 66,12; ), die ergänzt werden durch neutestamentliche Aussagen und außerbiblische frühchristliche (z.B. koptische) Geschichten, wie sie von Korankommentatoren aufgenommen wurden. (Hinweise auf solche Quellen sowie einzelne Zitate daraus finden sich in dem Buch "The Sources of Islam" von Rev. W. St Clair-Tisdall.) - So wird im Islam z.T. mehr (und anderes) über Maria ausgesagt, als wir aufgrund des Neuen Testaments erfahren.

 
Der Vater Marias trägt nach dem Koran den Namen Imran (der dem Namen Amram in 2. Mose 6,20 entspricht). Die Frau Imrans - manche islamische Lehrer geben ihren Namen aufgrund altkirchlicher Traditionen als Hanna (Anna) an - war kinderlos und schon alt, als sie beobachtete, wie ein Vogel sein Junges fütterte. In ihr erwachte ein sehnlicher Wunsch nach einem Kind, und sie bat Gott, ihr einen Knaben zu schenken; dabei versprach sie, dieses Kind dem Dienst Gottes zu weihen. Als sie im Gegensatz zu ihrer Erwartung eine Tochter zur Welt brachte, gab sie ihr den Namen Maria und vertraute sie dem Schutz Gottes an (Sure 3,35+36).

 
Auch für den Islam ist das Wichtigste im Leben Marias, dass sie durch ein göttliches Wunder schwanger wurde und Jesus zur Welt brachte. Die Ankündigung der Geburt Jesu und die Geburt selber werden geschildert in Sure 3,45-49 19,16-35 und 66,12. Während Sure 3,47 mehr das Allmachtswort Gottes betont (“Wenn Er eine Sache beschlossen hat, sagt Er zu ihr nur: Sei!, und sie ist.”), erzählt Sure 66,12 davon, dass Gott von seinem Geist in Maria hinein blies. 

Es fällt auf, dass Koranausleger in diesem Zusammenhang immer wieder sehr deutlich betonen, die Tatsache der Jungfrauengeburt bedeute weder, dass Maria etwas anderes sei als eine menschliche Person, noch dass ihr Sohn Gott selber als Vater habe. Dass Maria ohne Zutun eines Mannes, nur aufgrund göttlichen Handelns, ein Kind empfing, ist ein Zeichen der Allmacht Gottes.

"Hier zeigt sich nochmals ... die Schwierigkeit der Auseinandersetzung mit dem Islam. Beide, NT und Koran lehren die Jungfrauengeburt. Der Inhalt der Erzählung im Koran stimmt in großen Zügen mit dem des NT überein. Und doch verbirgt sich hinter dieser Gemeinsamkeit ein Unterschied, der einen tiefen Riss zwischen der Verkündigung beider Heiliger Schriften sichtbar macht... Die Jungfrauengeburt ist im Koran nicht Hinweis auf die Inkarnation als Offenbarung der rettenden Liebe Gottes in Christus (Joh 3,16)." (Johan Bouman, Christen und Moslems, S. 76)

 

© Christian Meyer

[1] So soll - nach Plutarch- Alexander der Große durch einen Blitzstrahl gezeugt worden sein, den seine Mutter in der Hochzeitsnacht „empfing“. Vergil besang in seiner 4. Ekloge die Geburt eines von einer Jungfrau geborenen Knaben, der der Welt den Frieden bringen solle. 

[2] Schon in der griechischen Übersetzung wurde jedoch der Begriff „parthenos“ = Jungfrau benutzt. 

[3] Die evangelische Kirche anerkennt die jungfräuliche Geburt Jesu, aber nicht die bleibende Jungfrauenschaft Marias. Origines lehrte schon um 200 die Jungfräulichkeit Marias vor , in und nach der Geburt Jesu.  Im Jahre 1987 wurde Uta Ranke – Heinemann von der katholischen Kirche die Lehrerlaubnis entzogen, weil sie die Jungfrauengeburt Jesu für eine Unmöglichkeit hielt.