Mithras opfert den Stier; antikes Altarbild aus Mithräum I in Nida (heute im Archäologischen Museum Frankfurt am Main; Photo Karoline Schulz, November 2016)
Der seltene männliche Name „Renatus“ bedeutet im Lateinischen „der Wiedergeborene“; die weibliche Form „Renata“ bedeutet also „die Wiedergeborene“, wobei die symbolische Wiedergeburt durch die Taufe gemeint war.
Der m. E. älteste schriftliche Beleg für « Renatus » ist vorchristlich, er entstammt dem Mithraskult. Nach der „taurobolischen Taufe“, bei der man einen Stier opferte, wurde der Initiand feierlich zum „renatus in aeternum“, zum Wiedergeborenen in Ewigkeit erklärt (vgl. « Corpus Inscriptionum Latinarum » (CIL , Bd. VI, S. 510 bis 512).
Legendär hingegen ist der katholische Heilige Saint René von Angers, wobei René nur die französisierte Fassung des Namens Renatus ist. Er ist einer der Patrone der Stadt Angers, sein Gedenktag ist der 12. November. Saint René gilt als Patron der Holzschuhmacher.
Nach der variantenreichen Legende wurde in der Mitte des 5. Jhdts. ein Säugling, Kind vornehmer Eltern, zur Taufe zum Baptisterium von Angers gebracht. Zu dieser Zeit war für Ungetaufte verboten, eine Kirche zu betreten (vgl. Goetz, a.a.O.). In der Kirche feierte gerade der Bischof von Angers, der Hl. Maurilius, die Messe. Als die Messe schließlich zu Ende war und der Bischof zur Taufe schreiten wollte, war das Kind tot. Entsetzt von der Vorstellung, dass das Kind durch ihn der ewigen Verdammnis anheim fallen sollte, betete der Bischof zu Gott und wunderbarerweise Wurde das Kind zum Leben wiedererweckt. Daher erhielt es von dem Bischof den Namen Renatus, « re-né » ≙ wiedergeboren. René wurde der Legende nach Eremit und stellte in der Waldeseinsamkeit Holzschuhe her. Dann wurde er Priester und nach der Tode Maurilius‘ dessen Nachfolger als Bischof.
Der Diakon Archanald und der Bischof Raino von Angers erfanden diese Legende und auch die Figur des René um das Jahr 905 auf, wobei er behauptete, sein Buch „Vita Maurilii“ wäre von dem Dichter und Hagiographen Venantius Fortunatus, Bischof von Poitiers (um 540 - ca. 610) geschrieben und von dem Geschichtsschreiber und Hagiographen Bischof Gregor von Tours (539 - 594) korrigiert worden. Die Vorspiegelung eines höheren Alters erhöhte das Ansehen des Buches. Die Täuschung durch Archanald wurde erst im Jahre 1649 aufgedeckt
Dennoch wurde der legendäre Heilige hochverehrt und der Name René bis heute populär.
Männliche Namensvarianten:
· Renatus, recht selten
· französisch, René, auch im Deutschen verbreitet
· italienisch, Renato
Bekannte Namensträger
· René Carol (eigentlich: Gerhard Tschirschnitz; 1920–1978), deutscher Schlagersänger („Rote Rosen,
rote Lippen, roter Wein“)
· René Giessen (* 1944), deutscher Komponist und Dirigent
· René Girard (1923–2015), französischer Kulturanthropologe und Philosoph („Der Sündenbock“)
· René Goscinny (1926–1977), Comicautor, Erfinder von „Asterix“
· René Kollo (* 1937), deutscher Tenor, Opern- und Schlagersänger („Hello, Mary Lou“)
· René Magritte (1898–1967), belgischer Maler des Surrealismus (« Ceci n’est pas une pipe. »)
· René Fülöp Miller (1891–1963), Pseudonym für Philipp Müller, österreichisch-US-amerikanischer
Kulturhistoriker. „Das Happy End, das allein der seelischen Hygiene Amerikas zu entsprechen scheint,
ist somit bis heute sakrosankt, es dient in Demut der amerikanischen Religion des Optimismus und
wirkt mit an dem erhabenen Werk der allgemeinen Massenbeglückung.“
· René Noblins (ursprünglich: Salomon; 1914 - 1996), Geschäftsmann und Antifaschist, Vater von
Sylvie, Françoise („Fan Fan“) und Laurence Noblins.
© Christian Meyer
Abb.: Hl. Renatus, Saint René von Angers— Detail eines Fensters mit Glasmalereien aus dem 15. Jhdt. auf der Südseite im Chor der gotischen Kathedrale Saint-Corentin in Quimper/Bretagne.
Der legendäre Hl. Renatus(René) von Angers: Bleiglasfenster (Detail) aus dem 16. Jhdt. in der katholischen Kirche Notre-Dame-de-Pitié in Puteaux/westlich von Paris
Abb.: « Portrait du roi René » von Nicolas Froment
(1435-1486),
Detail des Matheron-Diptychon (zusammen mit Renés zweiter Frau, Jeanne von Laval), entstanden 1474/75, heute in Paris, im Musée du Louvre.