Sergius, Serge, Sergej
Die heutige Vornamen Sergius, Serge, Sergej etc. rühren ursprünglich her von dem altrömischen Familiennamen [1] Sergius und bedeutete „aus dem Geschlecht der Sergier stammend“. Die Sergier (Srgii oder gens Sergia)
waren ein patrizisches Geschlecht, welches in der frühen Republik seine Blütezeit hatte.
Die Bedeutung und Herkunft des Namens sind ungesichert, vielleicht ist „Sergius“ unbekannten etruskischen Ursprungs, vielleicht aus Alba Longa. Vermutet wurde, der Name könnte von „servus“ ≙ „Diener; Sklave” bzw. „sergente“ (altitalienisch) ≙ „Gerichtsdiener” herrühren.
Für das hohe Alter und das Prestige der Sergier spricht, dass Vergil ihnen in seiner „Änaeis“ über ihren sagenhaften Stammvater Sergestus, einem Freund des Aenaeas, eine trojanische Abstammung zuordnet. Bei Schiffswettspielen habe der „… Held Sergestos, der Ahnherr des Sergiergeschlechtes, … über den großen ‚Kentauren‘“ (Vergil, V, 121, S. 243, a.a.O.) kommandiert.
Nach den Sergiern war eine altrömische Olivenart, die „Sergia“ bzw. „Sergiana“, benannt.
Varianten des männlichen Vornamens „Sergius“ sind …
· Serge, v.a. in Frankreich und Belgien weit verbreitet
· Sérgio in Portugal und Braslien
· Sergi oder Sergio in Katalonien
· Sergiu in Rumänien und Moldau
· Sergio in Italien, Spanien,auf Malta, den Philippien, in Lateinamerika und auf Esperanto
Die weibliche Version Sergine ist recht selten.
Bekannte Namensträger:
· Lucius Sergius Catilina (* ca. 108 v. Chr.; † 62 v. Chr.); römischer Politiker, Kandidat für das Konsulat 64 und 63 v. Chr., er war der Anführer der Catilinarischen Verschwörung. Lucius Sergius Catilina entstammte dem patrizischen Geschlecht der Sergier.
· Sergius Bhira (auch: Bahīrā, „der Hochgeschätzte“, auch Bouhayra), ein christlicher Mönch im syrischen Bosra, der der Legende nach dem Propheten Muhammad sein Prophetentum voraussagte
· Sergius, frühchristlicher Märtyrer († ~303), vgl. Hl. Bakchos und Sergios
· Name von 4 Päpsten (im 7./8., 9. 10. und 11. Jhdt. )
· Sergej von Radonesch (~1319–1392), populärer russischer Heiliger; in den 1980er Jahren war Сергей nachAleksandr der häufigste männliche Vorname in Russland. .
· Sergius I. (1867–1944), russischer Patriarch
· Sergius Golowin (1930–2006), Schweizer Publizist und Schriftsteller
· Großfürst Sergej Alexandrowitsch (1857–1905), ein Sohn von Zar Alexander II
· Serge Dassault (*1925), frnzösischer Unternehmer und konservativer Politiker
· Serge Diaghilew (1872–1929), Russian art critic, patron, ballet impresario and founder of the Ballets Russes
· Sergej Sergejewitsch Prokowjef (1891–1953), russischer Komponist, Pianist und Dirigent
· Sergej Wassiljewitsch Rachmaninow (1873 – 1943), russischer Komponist, Pianist und Dirigent
· Sergej Mironowitsch Kirow (1886 – 1934), sowjetischer Politiker
· Sergej Michailowitsch Eisenstein (1898 - 1948), sowjetischer Filmregisseur
· Sergej Pawlowitsch Koroljow (1907 - 1966) , sowjetischer Raketeningenieur
· Serge Gainsbourg (1928–1991), französischer Sänger, Komponist, Schauspieler („Je t'aime...moi non plus“,1969, zusammen mit Jane Birkin)
· Serge Klarsfeld (*1935), französischer Historiker, Rechtsanwalt und politischer Aktivist
· Serge Sargsian (*1954), armenischer Politiker, 3. Staatspräsident seit 2008
· Serge Halimi (*1955), französischer Journalist und Publizist, seit 1992 bei der Le Monde diplomatique
© Christian Meyer
[1] Die Namen antiker römischer Bürger bestanden in der Regel aus drei Teilen: dem „praenomen“ (dem Vornamen), dem „nomen gentile“ (dem Gentilnamen) und dem „cognomen“ (dem Beinamen; „bekannter Name“ [1]), der größere Eindeutigkeit bei der Identifizierung bewirken sollte. Abgeleitet wurden sie zuweilen von Spottnamen (z. B. Cicero, abgeleitet von „cicer“ „Kichererbse“ oder Crassus von „crassus“ „fett“).
Die „typische“ Namensform war dann von etwa 200 v. Chr ca. 300 Jahre lang die der „tria nomina“ („drei Namen“), zum Beispiel: Marcus (praenomen) Tullius (nomen gentile) Cicero (cognomen).
Von „cognomen“ abgeleitet wurden der italienische Begriff „cognome“ bzw. im Katalanischen „cognom“ ≙ „Familienname“.