Werner von Oberwesel
Werner von Oberwesel
Ruine der Werner-Kapelle in Bacharch (Abb aus Henze, S. 49, a.a.O.)
Ruine der Werner-Kapelle in Bacharch (Abb aus Henze, S. 49, a.a.O.)

In der Werner - Kapelle zu Bacharach wurde einst die Leiche Werners aufbewahrt und verehrt. Im Dreißig- jährigen Krieg wurde die Reliquie von spanischen Söldnern entführt, wohin, ist unbekannt.

Werner von Oberwesel
Werner von Oberwesel

Gemälde, Werner darstellend, ehemals am Hochaltar der Kapelle in Oberwesel; die Kapelle dient heute als Gebetsraum des Krankenhauses.

Zum Namen Werner

 

Werner (auch: Wernher) ist ein zweiteiliger männlicher deutscher Vorname und auch Familienname [1] .

 

Der erste Teil des Namens, „Wern“,  ist von seiner Herkunft umstritten. Möglich wäre seine Herkunft vom ahd. „waron“ „bewahren, Acht geben“ oder vom ebenfalls ahd. „waron“ „sich vorsehen, hüten, warnen“. Eine weitere Hypothese leitet die erste Namenssilbe von dem westgermanischen Stamm der Warnen ab. Die „Varini“ wurden u.a.in Tacitus „Germania“ (Abs. 40) erwähnt und hatten zu seiner Zeit in heutigen Holstein und Mecklenburg ihre Wohnsitze. Später verließen die meisten Warnen dieses Gebiet und verschmolzen mit den späteren Thüringern. Die zurück gebliebenen Warnen könnten für einige Toponyme (wie Warnow oder Waren) verantwortlich sein. Der zweite Teil des Namens, „(h)er“, rührt vom ahd. „heri“ „Menge, Heerschar“ her. 

 

Insgesamt könnte der Name Werner also so viel heißen wie „Heer der Warnen“, oder „abwehrendes Heer“.

 

Verbreitung der Namens  

 

Schon im Mittelalter war der Name „Werner“ (oder Wernher“) weitverbreitet, v.a. im süddeutschen, österreichischen und schweizerischen Raum. Es gab eine ganze Fülle von Adligen namens Werner (vgl. Weitershaus, S. 319, a.a.O.), so u.a. ein einflussreiches schwäbisch-hessisches Adelsgeschlecht namens Werner in der Salierzeit: einige von ihnen hatten sogar das ehrenvolle Amt des Reichsbannerträgers, so z.B.  Werner I. von Winterthur (~1000–1040), Graf von Winterthur, Gaugraf in Hessen und Reichsbannerträger, oder Werner von Habsburg (* 975/980 - 1028), Bischof von Straßburg. Er starb als Leiter einer Gesandtschaft Heinrichs II in Konstantinopel.

Aus dem schwäbischen Adelsgeschlecht derer von Steußlingen wurde ein Werner († 1078; genannt auch Wernher, Wezelin, Wezelo, Werinher, Wessilo, Wezel)  Erzbischof von Magdeburg, später ein zweiter Werner († 1151) Bischof von Münster. Durch die Verehrung des „Heiligen“ Werner von Oberwesel (s.u.) wurde der Name im hohen Mittelalter im Rheinland volkstümlich und häufig

Da im 19. Jhdt. einige literarische Gestalten den Namen „Werner“ trugen, so…

·         Werner Stauffacher in  Schillers „Wilhelm Tell“ (1804)

·          Werner von Kiburg in Ludwig Uhlands Trauerspiel „Ernst, Herzog von Schwaben“ (1817), oder

·          Werner Kirchhofer in  Victor von Scheffels Werk „Der Trompeter von Säckingen“ (1853)  

wurde dieser Vorname oft vergeben.

Im 20. Jhdt. war Werner von 1910 – 1930 beliebt und häufig vergeben, und dann wieder von dem Ende der Vierziger bis in die fünfziger Jahre: In dieser Zeit gehörte Werner zu den zehn meistvergebenen männlichen Vornamen des jeweiligen Jahrgangs. Seit den Sechzigern sank seine Verbreitung und seit den siebziger Jahren wurden kaum noch Jungen Werner genannt.  

 

Namenstage

 

4. Juni: Tag des Sel. Werner von Ellerbach

 

Werner von Ellerbach († 1126 in Wiblingen) wird auch Werner von Wiblingen genannt. Er war Benediktiner im Kloster St. Blasien im Schwarzwald. 1093 wurde er von Abt Otto von St. Blasien als Vorsteher einer Gruppe von Benediktinern nach Wiblingen bei Ulm entsandt, um dort eine Filiation zu leiten. 1099 wurde das neue Benediktinerkloster Wiblingen geweiht und Werner zum ersten Abt berufen. Über sein dortiges Wirken wurde nur berichtet, dass er sehr mildtätig war und sich für die Krankenpflege einsetzte.  Werner starb vermutlich am 4. Juni 1126 und wurde in der ältesten Abteikirche von Wiblingen vor dem Kreuzaltar beigesetzt. 1782 wurden seine Gebeine „erhoben“ und in einem Vierungspfeiler der barocken Kirche eingemauert und eine Gedenktafel angebracht. Das Kloster Wiblingen wurde Anfang des 19. Jhdts während der Säkularisierung aufgehoben.

Werner von Ellerbach wurde selig gesprochen und gilt als Patron der Kranken. Sein Gedenktag ist der 4. Juni. Bis ins 17. Jhdt. wurden jährlich an diesem Tag gesegnete Brote, die „Wernerbrote“, in der Kirche verteilt.

 

1. Oktober: Tag des Hl. Werner von Wilten

 

Werner war Prämonstratenser-Abt im Kloster Wilten  (heute ein Stadtteil von Innsbruck). Im ersten Heiligen Jahr 1300 pilgerte er nach Rom und verstarb nach einem - der Überlieferung nach - karitativ-frommen Leben am 1. Oktober 1332.

 

19. April: Tag des „Hl.“ Werner von Oberwesel

 

Werner von Oberwesel (1271 – 1287) war ein armer, junger Tagelöhner aus Womrath im Hunsrück, dessen rätselhafter Tod seinem jüdischen Arbeitgeber und „den“ Juden angelastet wurde. Wegen beabsichtigter Hostienfrevel und dunkler Rituale hätten ihn Juden ermordet. Seine Leiche wurde am Gründonnerstag 1287 bei am Rheinufer bei Bacharach aufgefunden. Die Beschuldigungen führten zu blutigen Pogromen am gesamten Mittelrhein. Die regionalen Fürsten hofften auf Wallfahrtseinnahmen und förderten die Verehrung des „guten Werner“ und setzten sich für eine Kanonisierung ein. Legenden um angebliche Wunder an dem Grabe des „Märtyrers“ kamen in Umlauf, ab 1298 wurde in  Oberwesel am Rhein eine noch heute existierende Werner-Kapelle errichtet.

1429 schließlich soll Werner kanonisiert worden sein. Er galt als Patron der Winzer wund wurde mit den Attributen Winzermesser und Schaufel abgebildet. Die Abb. unten befindet sich heute im Jüdischen Museum Berlin. Erst 1963, nach dem 2. Vaticanum, wurde der Werner-Gedenktag aus dem offiziellen Heiligenkalender gestrichen. Die Volksverehrung Werners aber soll dennoch bis heute weitergehen.

 

 
 

 

 

Der Baubeginn der Werner-Kapelle in Bacharach erfolgte 1293, das wahre Schmuckstück einer zierlichen Gotik wurde aber nie vollendet und als Ruine erhalten. Bemerkenswert ist v.a. das reichverzierte Fenstermaßwerk (vgl. Henze, S. 50, a.a.O.).

 

 

 

Die (ehem.) Werner-Kapelle in Oberwesel wurde an der Stelle errichtet, an der Werner angeblich von Juden zu Tode gemartert wurde. Die Kapelle liegt direkt an der Stadtmauer und wurde im 17. Jhdt. barock umgebaut. Ein Relief im Chor der Kapelle stellte den Tod Werners dar. Bis 2008 war sie dem Werner geweiht, seither trägt sie den Namen Mutter-Rosa-Kapelle. Heute erinnert in der Kapelle nichts mehr an Werner.

 

Eine weitere Werner-Kapelle wurde in Womrath im Hunsrück 1910 errichtet. Dort gab es noch im 20. Jhdt. am 19. April Werner-Prozessionen. 

 

 

Heinrich Heine (1797 – 1856; er ließ sich 1825 beim Studium in Göttingen protestantisch taufen) verarbeitete die rheinische Werner-Legende und die jüdische Leidenswelt in seiner fragmentarischen 1840 veröffentlichten Erzählung „Der Rabbi von Bacharach.

 

 

 

 

 

Andere Personen, deren Tod durch angeblichen Ritualmord im Mittelalter Judenverfolgungen auslösten, wie William von Norwich (1132 – 1144), Simon von Trient (1472 – 1475) und Anderl von Rinn (+ 1462).

 

Varianten des Namens Werner

 

altgermanisch: Warinhari

deutsch: Werner, Wernher (mit den Abarten Wetzel und Wessel

latinisiert: Warnerius, Guarnerus, Guarnerius (seit dem 9. Jhdt. in Italien belegt)

niederländisch: Werner

friesisch: Warner

niederdeutsch: Warn

englisch: Warren [2]

skandinavisch, tschechisch: Verner, Werner

französisch: Garnier, Vernier, Grenier (Garnier schon in mittelalterlicher Ritterromanen belegt)

italienisch: Guarniero, Guarnieri (mit der Kurzform Neri)

finnisch: Verneri

 

Bekannte Namensträger

 

Wernher von Braun: Raketenkonstrukteur und Weltraumpionier (1912 – 1977)

Werner von Siemens; Elektrotechniker und Firmengründer (1816 – 1892)

Werner Herzog (*1942), Film- und Opernregisseur (u.a. „Aguirre oder der Zorn Gottes“ 1972) 

Werner Bergengruen, deutscher Schriftsteller, „Der Großtyrann und das Gericht“ (1892 – 1964)

Werner Best: deutscher Jurist, NSDAP-Mitglied, SS- Offizier und zwielichtiger Gesandter in Dänemark (1903 – 1989)

Werner Düttmann: deutscher Architekt und Stadtplaner, u.a. die Akademie der Künste, den Mehringplatz oder das NKZ, alle in Berlin (1921 – 1983)

Werner Egk: deutscher Komponist, machte Karriere in der NS-Zeit; Opern: „Die Zaubergeige“, „Der Revisor“ (1901 – 1983)

Werner Otto Forßmann: dtscher Mediziner, Erfinder des Herzkatheters; Nobelpreisträger 1956 (1904 – 1979)

Werner Faymann: SPÖ-Politiker, österr. Bundeskanzler seit 2008 (* 1960)

Werner Krauss: deutscher antisemitischer Schauspieler am Deutschen Theater Berlin und am Burgtheater Wien;, u.a. in den Filmen „Das Kabinett des Dr. Caligari“, „Jud Süß“,  (1884 – 1959)

·      Werner Landgraf: deutscher Astrophysiker; Entdecker einiger Kleinplaneten; einer wurde 1987 nach ihm „Landgraf“ benannt (*1959)

Werner Peters: deutscher Schauspieler, u.a. in „Der Untertan“, „Der kleine Muck“, „Ernst Thälmann, Sohn seiner Klasse“, „Das Mädchen Rosemarie“, „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“, „Hafenpolizei“; (1918 – 1971)

Werner von Fritsch: deutscher General,  Oberbefehlshaber des Heeres; aufgrund einer Intrige 1938 abgelöst;  (1880 – 1939, gefallen in Praga bei Warschau)

Werner Freiherr von Rheinbaben: deutscher Politiker (DVP) und Diplomat u.a. beim Völkerbund in Genf (1878 - 1975) 

·         Werner von Trapp (1915 – 1979): Mitglied der singenden „Trapp – Familie“; die Geschichte der Familie wurde 1956 verfilmt mit Ruth Leuwerik.  

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Werner (Guarnieri) von Urslingen: v.a. in Italien tätiger schwäbischer Condottiere im 14. Jhdt. Er vermietete sich und seine Söldner an die jeweils Meistbietenden. Er kämpfte u.a. für Venedig, für die Visconti in Mailand, für den Kirchenstaat, für Neapel gegen Ungarn und für Ungarn gegen Neapel. Im Jahre 1350 soll er einen monatlichen Sold von 1000 Gulden vom Papst  erhalten haben, den höchsten jemals an einen Condottiere gezahlten Sold. Er starb 1353 zurückgekehrt im Bett. Er soll einen Brustpanzer mit der Inschrift „Feind Gottes, des Mitleids und des Erbarmens“ getragen haben.

Verner Panton: dänischer Designer, u.a. Möbel, freischwingende, hinterbeinlose Stühle  (1926 - 1998)

 

Namensträger von Warren:

 

Warren G. Harding: Republikaner,  29. US-Präsident (1921 – 23) 

Warren Beatty: US-amerikanischer Schauspieler, Regisseur  und Produzent (*1937, „Bonny and Clyde“, „Shampoo“)

Warren E. Burger: Richter am US-Amerikanischen Höchsten Gerichtshof (1907 – 1995)

Warren Christopher(1925 – 2011): Jurist, Diplomat und Politiker; von 1993 – 97 unter Bill Clinton U.S. – Außenminister

 

 

 
 

  

 

Sonstiges

 Das Werner-Syndrom benannt nach dem deutschen Mediziner Otto Werner (1879–1936). Es handelt sich um eine  wahrscheinlich genetisch bedingte seltene Erkrankung, bei der der Alterungsprozess bereits mit ca. 30 Jahren massiv einsetzt, Die Erkrankten werden selten älter als 50.

 

 

 
 

 

 © Christian Meyer


[1] In ganz Deutschland gab es 2008 ca. 41 000 Telefonbucheinträge zum Nachnamen Werner, d.h.   ca. 109 000 Personen trugen diesen Nachnamen, davon ca. 3500  in Berlin.

[2] Dem Namen „Warren“ wird auch eine normannische Herkunft zugesprochen, u.U. von dem Ort „La Varenne“ in der Normandie (vermutlich von „garenne“ her, das Wildgehege). 

Werner Fabricius
Werner Fabricius

Werner Fabricius: (1633- 1679) deutscher Komponist und Organist, erster Musikdirektor der Stadt Leipzig

Werner Heisenberg
Werner Heisenberg
Heisenberg-Briefmarke
Heisenberg-Briefmarke

Werner Karl Heisenberg: (1901 – 1976), Physiker, Nobelpreisträger

Werner von Haeften
Werner von Haeften
Gedenkstein für die Attentäter vom 20. JUli 1944
Gedenkstein für die Attentäter vom 20. JUli 1944

Werner von Haeften: deutscher Offizier und Widerstandskämpfer; Adjutant und Begleiter Stauffenbergs zur ostpreußischen "Wolfsschanze" (1908 - 21. Juli 1944)

Stern am Potsdamer Platz
Stern am Potsdamer Platz

Rainer Werner Fassbinder: deutscher Regisseur, Schauspieler, Dramaturg; u.a. „Welt am Draht“, „Angst essen Seele auf“, „Effie Briest“, „Berlin Alexanderplatz“;  (1945 – 1982); die obige Abb. zeigt den Stern am "Boulevard der Stars" am Potsdamer Platz in Berlin.

Werner - Comicfigur
Werner - Comicfigur

"Werner“ ist eine Comic-Figur von Rötger Werner Feldmann („Brösel“): seit 1981 erschienen mehr als 12 Comic-Bände in verschiedenen Verlagen und fünf Verfilmungen. Die Comics spielen in der Region Angeln, die Geschichten handeln von allerlei Konflikten, mit Unmengen „Bölkstoff“ (Bier) und vielerlei Fäkalsprache.